Detoxen im Januarloch

Seit es die Schlacken nicht mehr gibt, wirken die Saftkuren gegen allerlei Gift. Foto: iStock

Pünktlich zur Januarflaute reden alle wieder von Gift. Die Feiertage haben wir uns gegönnt, weil man sich ja sonst nichts gönnt, was zwar nicht stimmt, aber gut tönt. Und jetzt hängen wir alle im Januarloch und traditionellerweise muss das mit irgendetwas Sinnvollem gefüllt werden. Beziehungsweise etwas Gutem. Das man seinem Körper tut. Zum Beispiel Detox.

Die Mutigsten lassen das Smartphone weg

Früher redeten alle von Schlacken, mittlerweile hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass es keine Schlacken gibt. Aber Gifte gibt es und das nicht zu knapp, als da wären: Genussgifte, Umweltgifte, Elektrosmog und die mentale Umweltverschmutzung genannt Social Media. Das neureligiöse Sühneritual heisst deshalb Detox. Lifestyle-Redaktorinnen adressieren mutig ihre Problemzonen, testen die besten Methoden, um diese zu vernichten, wägen Programme gegeneinander ab: Auf den Kunden zugeschnittene Saftkuren, die Hollywood-Methode mit dem verdächtigen Namen Mastercleans, die viel Zitronensaft und Cayennepfeffer beinhaltet, wahlweise geht auch ein kombinierter Ernährungsberater plus Personal Trainer. Dann gibt es den ganzen Digital Detox mit den Erfahrungsberichten darüber, wie befreiend es ist, mal einen Tag oder zwei ohne Facebook und Twitter und für die ganz Mutigen auch ohne Smartphone auszukommen.

Der Kick

So neidisch ich jeweils werde, wenn mir andere von den Vorzügen ihrer Fastenkuren berichten: Wie sich eine neue Sensibilität entwickelt, man Gerüche und Farben deutlicher wahrnimmt, wie ein bestimmtes Glühen das Gesicht erhellt und zu stiller Zufriedenheit führt, das beste Natural High! – ich halte trotzdem nicht viel davon.

Denn die alljährliche Detox-Manie hat bei den meisten höchstens symbolischen Wert, solange sich Bemühungen um gesundes Essen, Fitness und Verzicht auf Genussmittel nur auf ein paar Wochen im Jahr beschränken. Dann kann man diesen Effort gleich durchs Januarloch spülen. Das ist etwa so, wie wenn man jeweils im März Frühjahrsputz machen würde – und dann das ganze Jahr aufs Putzen verzichtet. Und ausserdem habe ich meinem Körper im Laufe meines Lebens so viel Gift zugeführt, dass nach einer richtigen Entgiftung nicht mehr viel von mir übrig bleiben würde.
Wie halten Sie es mit dem Detoxen?

Lesen Sie dazu auch das Interview mit der Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach «Detox bringt nichts».

18 Kommentare zu «Detoxen im Januarloch»

  • Ina sagt:

    Danke! Ich freue mich über alle, die nicht entgiften im Januar. Wie Sie schon sagen: Ein Monat reicht nicht aus, den Konsum jeglichen Sche**** von elf Monaten zu begleichen… Masss halten ist sinnvoller und man hat den Glow die ganze Zeit über 🙂

  • Max Herre sagt:

    Wenn detox bedeutet 1 Monat lang sich zwinge was grüsiges einzunehmen und danach Durchfall zu haben lebe ich lieber ungesund.

  • CoffeeToffee sagt:

    Ich kann mich Ihnen, Frau Binswanger, nur anschliessen. Ich gehöre weiss Gott nicht zu den Abstinenzlern aber esse auch nicht total daneben und fühle auch nicht den Stress, im Januar plötzlich ein Kehrtwende herbeizuführen.
    Eine Freundin hat mir die Ohren vollgejammert wie streng die Alkoholabstinenz sein. Auf meine Frage, warum sie es denn mache, wusste sie nicht viel zu sagen. Liest auf jeden Fall viele Modemagazine…

    • Mona sagt:

      Sie meinten wohl „Frauenmagazine“? Die sind ja besonders dämlich um nicht zu sagen, geradezu verdummend.

  • Nicodemia sagt:

    Detoxen ? Ein Aberglaube, auf dem Mist der Lifestylejunkies gewachsen.

    • doris sagt:

      Genau! Für Leute mit zuviel Zeit, da kommt mir die Teenagerzeit in den Sinn, als man auch unbedingt zu einer speziellen Peergroup gehören wollte, um mitreden zu können und um sich von der eigenen Wichtigkeit zu überzeugen. Eine eigentliche Hysterie. Lifestyler nehmen sich selber viel zu wichtig. Einfach auf ausgewogene und gesunde Ernährung achten, keine Fertigprodukte essen, da braucht es im nachhinein kein Detox.

  • Olivier Chatelain sagt:

    Wäre es giftig, hätte es die FDA nicht zugelassen.

  • Widerspenstige sagt:

    Eine ausgewogene Saftkur im Frühling hat was Erfrischendes an sich, jedoch nur jeden zweiten Tag. Oder eine Entschlackungskur mit der berühmten Kohlsuppe als Basis gepaart mit täglichem Essplan gemäss Ernährungswissenschaftlern eine Woche lang dh keine Kohlehydrate, kein Salz/Zucker (Gewürze/Kräuter ja klar), keine Fette/Öle. Aber ca. 2 Liter Flüssigkeit (Suppe inbegriffen) über den Tag verteilt. Bei mir wirkt dies erstaunlich gut und konnte ohne grosse Hungergefühle meiner Arbeit nachgehen.

    Aber bitte nicht im Januar! Dann tue ich mir etwas Gutes und esse Feines, sehe mir anregende Filme an, höre noch mehr stimmige Musik und schalte einen Gang runter. Wenn es draussen stürmt und schneit …

    • Carolina sagt:

      Warum nicht im Januar? Ich faste seit vielen Jahren eine Woche lang im Januar – nach den Weihnachtsfeiertagen ist für mich genau der richtige Zeitpunkt. Und zwar nicht, weil ich irgendwelche obskuren Schlacken und Gifte loswerden will, sondern mal per ‚Zufall‘ herausgefunden habe, dass es mir wirklich gut tut. Eine Woche mal nichts essen, nur trinken, nach mir schauen, erzeugt eine wohltuende ‚Leere‘ und erstaunlicherweise eine grosse Energie in mir. Danach geniesse ich das Essen wieder, etwas, was vor allem in den Feiertagen bei uns untergeht.
      Aber nein, Ideologie steckt keine dahinter und mir ist es auch völlig wurscht, ob andere das machen oder nicht.

  • Michael sagt:

    Detox ist doch alter Wein in neuen Schläuchen. Schon seit es die Brigitte gibt, gab es diese Ratschläge, im Januar mal mit allem etwas kürzer zu treten. Ging dann meist nahtlos in die vorsommerliche Bikini Diät über usw.
    Nur weil man für althergebrachtes einen neuen Begriff erfunden hat, wird es nicht besser, schlechter oder anders. Man kann damit nur besser am Stammtisch oder bei der Kosmetik angeben.

  • julia müller sagt:

    Theoretisch müssten alle, die sich Detox-Kuren nicht leisten können, längst vergiftet = nicht mehr lebensfähig sein. Ist das so?, gibt’s dazu Studien?
    Meines Wissens kann der menschliche Körper – vor allem über Leber und Niere – fast alles ausscheiden, was unnütz oder schädlich ist. Tatsache ist aber natürlich, dass Daueressen nicht gesund ist, zu salzig und zu süss essen auch nicht, zuu fett auch nicht, nur Fertiggerichte essen auch nicht. Heisst also: oft selber kochen, abwechslungsreich kochen, mit frischen und „gewachsenen“ Lebensmitteln (Kartoffeln wachsen, Teigwaren nicht) kochen … und oft Wasser trinken statt gesüssten und alkoholischen Getränken. Müsste doch funktionieren.

  • Claude Fontana sagt:

    Pff detox? wofür? gesund ernähren und gut ist.

  • Roland K. moser sagt:

    Früher gab es Entschlackungstee. Der hat geholfen.
    Heute darf er nicht mehr verkauft werden, bzw. es braucht ein Nümmerli vom BAG und das ist sauteuer. Das Geld würden dann die Cüpli-Sozis bekommen, was ja auch klar ist.

  • Laura Fehlmann sagt:

    Ich mag keine Kuren, esse meistens gesund und treibe Sport. Da ich nur selten übertreibe sehe ich nicht ein, warum man ausgerechnet im Januar auf ein Glas Wein oder ein feines Essen verzichten soll.

  • Richi Schweizer sagt:

    Meine Frau und ich detoxen mehrmals wöchentlich mit einem Wodka-Shot. Hat sich bewährt. Weder sie noch ich sind jemals an einer Vergiftung gestorben.

  • Olivia Brunner sagt:

    Ist ja so toll wenn man als Ultra-Hippster den letzten Gag von den Mainstream-Hippstern verurteilt. Fasten, Detox oder wie man es auch nennt, ist etwas Gutes. Für sich selbst und die Umwelt. Jeder Tag ohne Fett, Zucker, Alkohol, Konservierungsmittel und anderen E-Stoffen ist gesund und der Körper dankt es einem. Hält man es einen Monat durch – umso besser. Einfach machen und nicht darüber quatschen und sich auch nicht dreinreden lassen.

  • Mona sagt:

    11 Monate allen möglichen Schrott in sich hineinstopfen, als ob’s kein morgen gäbe, was ein nicht zu geringer Teil unserer „zivilisierten“ Zeitgenossen zu tun pflegen und dann EINEN Monat lang sogenannt fasten bzw. entgiften, um hinterher dann wieder umso ungebremster weiterzu(fr)essen. Wie bescheuert ist das denn?

  • Sany sagt:

    Also ich entgifte sogar regelmäßig. Ich lege großen Wert auf gesunde Ernährung und entgifte zusätzlich regelmäßig mit Spirulina. Diese Alge hat die Eigenschaft, dass sie Toxine an sich bindet, die man dann einfach ausscheidet. Ist auch sehr gut hier beschrieben: https://www.vitaminexpress.org/spirulina/. Also ich persönlich halte da sehr viel von. 😉

    Sany

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