Darum haben meine Kinder keinen Götti

Einen Götti brauche heute niemand mehr, sagt unser Papablogger. Seine Ablehnung gegenüber dem Brauch hat allerdings ganz persönliche Gründe.

Ein Ausflug mit dem Götti? Viel zu wenig progressiv! Foto: Unsplash

Meine Französischlehrerin in der Sek hat mich nur einmal gelobt. In der Landschulwoche in der Achten, als ich auf ihr Vierjähriges aufpasste: «Du kannst wirklich gut mit Kindern.» Psst, kleines Geheimnis: Ich mag Kinder auch viel lieber als das Passé simple.

Kinder mögen und gut mit ihnen umgehen können – das hilft, wenn man sich später welche zulegen möchte. Allenfalls auch schon vorher, wie in der Bibel steht: «Wer gut mit Kindern sei, werfe den ersten Schein – jeweils zu Geburtstagen und Weihnachten.»

Was ich sagen will: Ich war gutes Götti-Material. Und so erhoffte ich mir damals als Jugendlicher, vielleicht schon in wenigen Jahren die Patenschaft eines frisch geschlüpften Rollschinklis übernehmen zu können. Als Einstieg in die Welt der Verantwortung. Bevor ich dereinst die geistige Reife entwickelt haben würde, um eigene Kinder grosszuziehen. Solche, die man selber baden muss, nachdem sie im Streichelzoo mit Glacéresten im Gesicht vom Geissbock in den Sandkasten gefallen sind.

Kriegt denn niemand Kinder?

Doch ich sollte feststellen, dass «gut mit Kindern können» nicht reicht, um Götti zu werden. Es fehlte eine wichtige Voraussetzung: «gut mit Erwachsenen können». So eine Patenschaft kauft man ja nicht anonym für drei Bitcoins im Darknet.

Erst vermehrte sich in meinem Umfeld niemand. Ich hatte mich nämlich nicht um die bemüht, die sich in der entsprechenden Lebensphase befanden. Um meine älteren Cousinen und Cousins. Nachdem ich in der Spätpubertät immer öfter die Familienfeiern schwänzte, kamen ihre Kinderlein und als ich wieder auf den Feiern auftauchte, hatten die schon einen bis fünf Göttis.

Dann schossen sie aus den Kreisssälen

Irgendwann ploppten auch in meinem Freundeskreis immer mehr Babys auf. Allerdings ohne dass ich ihnen das Weihwasser von der Stirn tupfen durfte, denn ich ward weiterhin kein Götti. Regelmässig Kontakte pflegen – da bin schwach. So habe ich zwar Freunde, bin aber niemandes BFF. In den niederen Freundschaftsrängen unter dem Best Friend Forever wird es jedoch schwierig: Schliesslich reissen sich auch die Geschwister beider Eltern um den Göttititel, und bei durchschnittlich 1,5 Kindern ist der Konkurrenzkampf hart.

Niemand will für sein Kind einen Götti in der Midlifecrisis, dessen Porsche kein Isofix hat.

Es war sicher auch Pech dabei, nie zur richtigen Zeit (Niederkunft) am richtigen Ort (Lebensmittelpunkt der Neueltern) zu stehen. Schmerzlich kommt hinzu, dass ich auch kein Onkel bin. Nicht einmal nach grosszügigen Definitionen. Kein über drei Ecken angeheirateter Stief-Schwipp-Schwonkel. Nichts.

Götti? Der Brauch kann weg

Die Hoffnung ist längst tot. Inzwischen bin ich zu alt, um zum Götti berufen zu werden. Da hilft nicht einmal meine D-Prominenz als Papablogger. Niemand will für sein Kind einen Götti in der Midlifecrisis, dessen Porsche kein Isofix hat. (Klarstellung: Ich besitze keinen Porsche, kaufte mir aber kürzlich eine Kettensäge. Nur schreit das auch nicht gerade: «Hier, halte mit der anderen Hand mein Neugeborenes!»)

Zum Glück habe ich mir längst eigenen Nachwuchs gebastelt. Und trotzdem betrübt mich manchmal die fehlende Abwechslung. Selbst der Leopard im Berner Tierpark leckt sich nicht mehr mit der Zunge über den Mund, weil ich immer die gleichen zwei Kinder an ihm vorbeischiebe.

Ich tue, als wäre ich progressiv, wenn ich sage: «Götti, das braucht es heute nicht mehr.» Dabei ist es nichts anderes als eine verbitterte Abrechnung mit der Gesellschaft, dass meine Kinder keinen Götti haben.

77 Kommentare zu «Darum haben meine Kinder keinen Götti»

  • L.T. sagt:

    Meine Kinder haben Gotti/Götti – es sind Personen die uns sehr nahestehen. Und für die Kinder sind es nicht « bloss » Onkel, Tanten und Freunde der Eltern. Der Gedanke, dass sich im Falle eines Falles jemand aus unserem engsten Kreis für unsere Kinder verantwortlich fühlt (z.B. neben der KESB) finde ich irgendwie herzerwärmend – auch in der heutigen Zeit. Das haben uns die Gottis/Göttis versprochen und ist ja die Idee davon.

    Selber bin ich auch mehrfach Götti und versuche diese Rolle entsprechend auszufüllen. Eine Ehre ist es irgendwie schon.

    Dass man die Göttirolle kleinredet, wenn einem das entgeht kann ich verstehen, ist aber etwas kleingeistig.

  • Sibel Hulusi sagt:

    Ich hau mich weg mit all diesen Kommentaren und Kommentarkonversationen. So lustig! Können wir ein Buch daraus machen?

  • Anja sagt:

    Wir haben bei unseren zwei Kindern bewusst eine Zeit gewartet und geschaut zu wem sie eine Beziehung aufbauen oder wer sich aus dem Bekanntenkreis als Gotti/Götti eignet. Der Sohn hat mit ca 2 Jahren einen Götti erhalten und die Tochter dann mit ca. drei Jahren eine Gotte. Bis jetzt sind wir alle zufrieden mit diesem Vorgehen.
    Aus der Familie wollten wir bewusst niemanden nehmen.

  • Gabi sagt:

    Habe gerade heute meinen 96jährigen Götti besucht. Er wohnt am andern Ende der Schweiz. Wir sind mittlerweile seit 64 in Kontakt. Nicht ein Geburtstag, nicht eine Weihnacht hat er vergessen. Die Geschenke als Kind waren nicht das wichtigste. Aber der regelmässige Briefkontakt berührt mich bis heute. Auch habe ich 3 Gottekinder. Mit einem verbringe und geniesse ich noch heute ab und zu ein paar Stunden. Ich möchte weder meinen Götti noch meine Gottekinder missen.

  • Sämi sagt:

    Ich bin Götti einer wunderbaren, konsumaversen und sehr sozialen 16-Jährigen, die erstaunlicherweise immer noch gerne Sachen mit mir unternimmt. Meinen alten Porsche findet sie übrigens cool.

  • London Gotti sagt:

    Ich bin Gotti einer 5jährigen und Tante eines 4wochen altem Baby. Ich lebe eigentlich in London und bin nur wegen corona dieses Jahr laenger hier und das passt super, weil ich so den ersten kindsgitag nicht verpasst habe. Als London based Gotti bin ich irgendwie cool, aber ich komme regelmaessig 4-8x im jahr in die schweiz um mein gottemeitschi zu besuchen und zeit mit ihr zu verbringen. Wir malen und kneten viel oder backen gemeinsam und machen ausfluege. Meine hoechste pflicht als gotti: „mischt mache“ beibringen zum leidwesen meiner schwester.

  • Ken sagt:

    Ich habe als Götti jeden Monate einen halben Tag mit meinem Göttikind verbracht. Erst „nur“ wägelen, dann spazieren, velöle, spielen, Zoo, später Märchen, Kino, Musical usw. Ich möchte keinen einzigen dieser unzähligen Termine missen. Die haben mein Leben so bereichert!

  • Christina sagt:

    Ich habe 4 heute längst erwachsene Patenkinder, ein Mädchen und 3 Buben. Ich habe alle zur Taufe getragen, obwohl keine der Familien besonders kirchlich war. Unauslöschlich die Taufe des Mädchens in einer Dorfkirche, als der Pfarrer feierlich deklamierte: „Ihr Taufpaten aber seid berufen zur Zucht und Vermahnung zum Herrn.“ Was um Gottes Willen sollte das heissen, ich konnte mir knapp einen Lachanfall verkneifen. Mit 3 der 4, längst verheirateten und z.T. mit eigenen Kindern, pflege ich unterschiedliche Kontakte. In jungen Jahren hätte ich gerne intensivere gehabt, doch mein Mann wollte nicht mitmachen. Heute sind Generationen übergreifende Kontakte selten geworden, ein Verlust an Lebenserfahrung und sozialem Kapital besonder aber für die Jungen.

    • Alexa sagt:

      Ich bin konfessionslos und doch zweifaches Gotti. Einmal mit Taufe, einmal ohne… Hab mich anfangs auch gefragt ob sich das beisst. Aber ich finds schön Zeit mit den Kindern (und den Eltern) zu verbringen. Und ich bin schon chli fürs Seichmache und Sportliches zuständig. Das gefällt mir. Aber ich bin ganz beim Autor, man muss sich irgendwo auch mit den Erwachsenen verstehen, das machts einfacher..

      • reguell sagt:

        Auch konfessionslos hier- 1x katholisch getaufter und 1x reformiert getaufter Göttibub… Und ja, die Beziehung zu den Eltern ist (zumindest am Anfang) wichtiger als zum Baby. Jetzt kommt langsam die spannende Beziehungszeit, wo die Jungs (8+3) älter werden.

  • Miriam Widmer sagt:

    Lieber Markus Tschannen
    So ein Jammer, dass Sie es nicht zum Götti gebracht haben! Ich selber bin glückliche Grossmutter von zwei Berner „Gielen“; der zweite ist bald vier Wochen alt. Eigentlich wollten die Eltern damit das Thema eigene Kinder abschliessen. Aber wer weiss? Darf ich gegebenenfalls meinem Sohn sagen, dass es da in seiner näheren Umgebung einen coolen Papa gibt, der gerne Götti geworden wäre und seinem Göttikind nicht nur zu Weihnachten und zum Geburtstag ein Päckli schicken, sondern mit ihm und seinen eigenen Kindern auch mal etwas cooles unternehmen will? Solche Göttis sind nämlich rar. Ich selber hatte einen solchen.
    Mit erwartungsvollen Grüssen
    M.W.
    PS Als ehemalige Französischlehrerin gehe ich mit Ihnen einig: Kinder sind viel spannender als das passé simple!

    • Haha, danke für das Angebot. Auch wenn ich eine letzte Chance aufs Göttiamt nicht von vornherein ablehnen möchte, ist die Blindvermittlung etwas riskant. Am Ende müssen halt doch die Vorstellungen von Eltern und Göttis gut übereinstimmen, damit das Göttiverhältnis ein Erfolg wird. Aber selbstverständlich freue ich mich über unverbindliche Empfehlungen.

  • Sonnenschein sagt:

    Tschannen, es gibt auch Atheistengöttis! Unsere gottfreie Brut hat auch Göttis und Gotten, welche ohne den ganzen Glaubenskram die Funktion eines Götti (erwachsener Ansprechspartner ausserhalb der Kernfamilie) erfüllen.

  • Marc sagt:

    Mir hat mein Götti in einer alles entscheidenden Phase meines Lebens (als ich 16 war) das Leben gerettet. Deshalb habe ich sehr Respekt vor dieser „Funktion“

  • Ma sagt:

    Wir haben drei Kinder.Jedes Kind hat ein Gotti/Götti aus der Familie und eins aus dem Freundeskreis.Wir sind sehr happy.Ich finde es liegt auch an den Eltern wie der Kontakt ist.Einladungen der Gotten/Göttis zum Abendessen machen den Kindern und den Eltern Spass.Zudem wünschen sich unsere Kinder jeweils einen Ausflug zum Geburtstag. Zeit ist wirklich das schönste Geschenk!
    Als Eltern muss man den Kindern auch lernen,dass ein Geschenk nicht mehr als 50.-(in unsrem Fall) kosten darf oder sonst von zwei Personen gewünscht werden muss.
    Unsere Kinder sind nicht getauft,mit Religion hat Gotti und Götti für mich nichts zu tun.

  • Claudia sagt:

    Als Deutsche hatte ich zwar einen „Götti“ allerdings war das mein Onkel – 10h Autofahrt weg. Ich hoffte auf coole Göttis bei meinen Kindern. Allerdings haben wir auch nur Familienmitglieder genommen und die sind auch nur Gschenkli-Göttis. Zu spät habe ich realisiert, dass ich eher der introvertierte Typ und so leider weniger an dauerndem Austausch interessiert bin. Den Göttis gehts ziemlich ähnlich… Aber die Kids freuen sich an Weihnachten und Geburtstag die Göttis zu sehen und so sind wir alle ganz happy so.

  • Daniel Hasler sagt:

    Saggstarker Beitrag.
    Bei mir war es etwas anderes; Gotti/Götti = Taufe=Kirche. Und da ich mich offen gegen diese überholte Institution bekenne, kam es für uns nie in Frage. Klar, ein Gschänggli/Pulver Götti wäre auch ohne den Herrgott möglich, aber das ist uns zuwider. Zumal ich mich selber als Götti stets genötigt fühlte und zum 16. Geburtstag UND Konfirmation der grosse Reibach erwartet wurde. Es gibt bestimmt viele Patenschaften die sehr gut funktionieren, aber ich glaube es gibt noch mehr die nur Probleme verursachen.
    Jeder der unseren Kindern nahe steht, darf mit ihnen etwas unternehmen. Dafür braucht es keinen Titel und fixe Verpflichtungen. Aber das darf jeder selber für sich (und seine Familie) entscheiden.

  • Caritas_mit_mir sagt:

    Es gibt ein wunderbares Projekt von der Caritas „mit mir“. Macht euch schlau

  • tststs sagt:

    Lieber Herr Tschanen, also bevor es im Trauma endet, dürfen Sie gerne meinem Kreis von Gotti-Kindern beitreten.

    Sie haben sogar die Auswahl bei den Aufnahmeritualen:
    a) Klassiker: so mit geweihtem Wasser und so
    b) Inoffiziell: so mit Bier kippen und so (also nicht über den Täufling)
    c) Brechts Version: so mit Bier kippen und so (also Kinder übergiessen den Täufling)

    Aber Achtung, hier wird Selbstgebasteltes nicht befürchtet, sondern verlangt!

  • Traubenzucker sagt:

    Hallo, bin sechs faches gotti (alles kinder meiner schwestern). Erst war ich nur 5 mal gotti, aber dass es für alle gleich ist kam die älteste auch dazu. Ab und zu sagen sogar die nachbarskinder auch gotti, weil ich irgendwie das gotti von allen bin. Ich finde das schön, da bin ich ein bisschen stolz. von mir gibt es keine zu grossen geschenke (ich finde halt lego selber cool, da kann ich mich nicht so gut zurückhalten, ist halt wie bei schuhen…). Aber ich bin immer mit dabei bei geburtstags, oster- und weihnachtsvorbereitungen/partys und wir sehen uns sowieso jede woche. Der artikel macht mir gleich wieder bewusst, was für ein geschenk das auch an mich ist!!!

  • Kottelat Jean-Jacques sagt:

    Eigentlich sollten im christlichen Europa (umso mehr in der Schweiz mit ihrem Kreuz in der Landesfahne) die Vornamen der Kinder nach einem Heiligen genannt werden, und die Kinder getauft werden.
    Und bei den Tieren gibt man auch keinen Kinder Vornamen.
    Viele Mütter wussten das nicht.

  • Sara sagt:

    Das ist einer der bestgeschriebensten Mamablogbeiträge überhaupt. Herr Tschannen, bitte schreiben sie hier (oder sonstwo) mehr.

  • Sandra Hasler sagt:

    Ich hatte zwar auch „nur“ Gschänkli“-Götti und -Gotte. Aber ich nahm an, dass unser Sohn Freude haben würde über erwachsene Bezugsperson ausserhalb Eltern und Grosseltern, die immer mal wieder mit ihm alleine was unternehmen würden. Das ist nun tatsächlich so. Jedoch nur bei einem Gotti. Da wir nicht wussten , wie es kommen wird, hatten wir mit je zwei Gotten und Göttis eine bessere Wahrscheinlichkeit dass zumindest jemand mit ihm mal ins Kindertheater oder so geht. An den Gschänkli freut er sich viel weniger als an der exklusiven gemeinsamen Zeit. Hinterher würden wir vor der definitiven Wahl vorher die Vorstellungen besprechen.

  • Lina Peeterbach sagt:

    Unsere Kinder haben unkompliziert-unreligiöse Göttis und Gotten bekommen, bewusst nicht aus dem Familien-, sondern aus dem Freundeskreis. Der Gedanke dabei war, ihnen potenzielle zusätzliche Bezugspersonen anzubieten. Falls sich daraus eine anhaltende Beziehung entwickelt: schön. Falls nicht: auch nicht schlimm. Wann weiss ja im Rollschinkli-Alter auch noch überhaupt nicht, ob man sich später mal sympathisch sein wird. Also alles nach dem Motto „alles kann, nichts muss“. Gilt auch für Geschenke, Anwesenheit an Schulaufführungen etc.
    Schöner Nebeneffekt ist dabei vielleicht auch noch, dass es eine Freundschaft zwischen Erwachsenen etwas vertiefen oder durch Durststrecken hindurchtragen kann. Uns geht es bislang gut damit, völlig zwanglos.

  • René Wenger sagt:

    Als Agnostiker wurde meine Tochter nicht getauft. Damit stellte sich das Göttiproblem nicht.

  • Independent sagt:

    Ich bin Götti – genauer gesagt ein „Gschänggli-Götti“. Es passt 1 – 2 x im Jahr das vorbeizubringen was genau vorher von den Eltern ausgewählt wurde – und das wars. Ich bemühe mich schon länger nicht mehr – mehr wird auch nicht verlangt von den Eltern: so ist allen geholfen.

  • Jan sagt:

    Voll erwischt, gratuliere. Habe den ganzen Artikel lang gedacht „der lässt einfach nur seinen Frust raus“ … und dann der letzte Satz. Ich habe zwei mittlerweile Erwachsene Göttikinder. Eine neulich an mich gerichtete Anfrage lehnte ich dankend ab, ich kann einfach nicht noch mehr Sonntagsschulweihnachten, Schulaufführungen etc ertragen.

    • tststs sagt:

      Wieso? Es gibt keine bessere Ausrede, als sich vor dem xsten Weihnachtsessen zu drücken als: Sorry, muess as dBlockflöteconcerto vo mim Gottibueb 😉

  • Lena sagt:

    Spricht mir aus der Seele. Ich habe kürzlich beim Nähen eines Babygeschenks (ja, ich hatte zumindest ein bisschen versucht, das Schicksal zu beeinflussen…) realisiert, dass ich wohl nie Gotti werde. Worauf ich dann tatsächlich das Internet nach Suche-Gotti-Inseraten und entsprechenden Plattformen durchforstete. Bisher erfolglos. Auch hatte ich mir überlegt, in der Migros einen Zettel aufzuhängen: „Liebenswert-gehässige Mittdreissigerin mit brotloser Berufswahl bietet sich für religionsfreie Gottidienste an.“
    Hat jemand damit Erfahrungen oder könnte mir seine entsprechende Bookmarkssammlung zur Verfügung stellen?
    😉

    • Nicole sagt:

      Nein leider nicht, aber ihr Plan bzw. der Inserate Text gefällt mir so gut, dass ich immerhin mit festem Daumendrücken unterstützen möchte!!

    • Elisabeth Schmid sagt:

      Vielleicht wäre das Patenschaftsprojekt „mit mir“ etwas für Sie? 🙂

      https://www.caritas.ch/de/was-wir-tun/engagement-schweiz/armutsbekaempfung/patenschaftsprojekt-mit-mir.html

      • Lena sagt:

        Danke, auch auf dieses Projekt bin ich schon gestossen. Auch hier finde ich die zwei Tage pro Monat etwas viel, aber ziehe es eher in Betracht, als das proinfirmis-Projekt.
        Ich glaube, ich wäre mehr der am-Feierabend-babysittende-ein-Mal-im-Monat-in-den-Zoo-Gottityp. 😉

    • Martha Wright sagt:

      Sie würden sicher ein liebevolles Gotti werden. Schade, dass sich noch keine Gelegenheit ergeben hat. Beim Lesen Ihres Kommentars kam mir ein anderer Gedanke. In Heimen und WG’s, wo erwachsene Menschen mit Beeinträchtigungen leben, gibt es immer wieder solche, die keine Angehörigen mehr haben und deshalb sehr einsam sind. Eine Freundschaft/ Bezugsperson von ausserhalb wäre für solche Personen ein Glück Es ist natürlich ein ganz anderes Feld – aber vielleicht doch ein Gedanke wert.

    • tststs sagt:

      Also, falls Sie sowas dann doch ernsthaft in Betracht ziehen, hier wäre was 😉

      https://www.proinfirmis.ch/angebot/zuerich/aktuelles/projekt-ponto.html

      • Lena sagt:

        Danke, darauf bin ich bei meiner ausgiebigen Recherche auch gestossen. Aber einen fixen halben Tag pro Woche lässt sich nicht mit meinem Berufsleben verbinden, hatte es mir gut überlegt.

    • Louise sagt:

      Liebe Lena
      Es gibt ein tolles Caritas-Projekt „mit mir“. Da bringen sie benachteiligte Kinder aus belastenden Familiensituationen zusammen mit freiwilligen Gottis/Göttis.
      Meine Schwester macht das seit einiger Zeit. Mega cool!

    • Janet B. sagt:

      Googeln Sie mal das Patenschaftsprojekt „mit mir“ von Caritas. Eine wunderbare Sache, wie ich finde.

    • Carolina sagt:

      Ihr ‚liebenswert-gehässig‘ spricht mich so was von an……;-))

    • Gregorius sagt:

      Puh, ein bisschen viel heile Welt in diesen Kommentaren – wo derart viel Licht zu sein scheint, muss auch Schatten sein. Mein Götti hat jeweils zu Weihnachten ein Nötli rüberwachsen lassen und weder ihm noch mir war es je ein Anliegen, mit einem familienfremden Unverwandten Zeit zu verbringen und das war für alle gut so. Später hab ich mich zweimal zum Götti überreden lassen und, was soll ich sagen, es war genau so. Das Göttikind hat meist Besseres zu tun, als am Sonntagnachmittag mit einem Erwachsenen ein Spassprogramm zu absolvieren – verständlich! Und als Götti und selber Papa eines ungetauften Teenagers fand ich es immer latent gekünstelt, den leiblichen Eltern ihr Kind zu entreissen, um damit ein paar Stunden herumzustreifen.
      Jedem ist sein Peer am nächsten und so darf es auch sein.

  • Klärl Benz sagt:

    Da ich damals keinen geeigneten Götti zur Stelle hatte, bekam meine Tochter weder noch. Und ich bin heute froh drum, denn die, dich als Gotte genommen hätte, ist heute nicht mehr in meinem engsten Freundeskreis.

  • Gudrun Aebi sagt:

    Na, wenn man keine Beziehungen hat, die einen als Götti auswählen würden, dann ist auch die Auswahl an möglichen Göttis für den eigenen Nachwuchs extrem beschränkt… da ist es doch einfacher, das Ganze einfach sein zu lassen.

    • Nicht unbedingt. Erstens sind Freundschaften nicht immer perfekt symmetrisch, zweitens kann man enge Freundschaften und enge Verwandtschaftsverhältnisse mit kinderlosen Menschen haben, die einen nicht zum Götti machen aber man sie. Ausserdem stünde es mir ja frei, einen Götti auszuwählen, der mir nicht ganz so nahe steht. Ich kann den Göttititel auch im Mamablog verlosen oder an den Meistbietenden verkaufen.

  • Christian Studer sagt:

    Muss dieser Blog eigentlich alles zum Problem machen? Entspannt euch mal und geniesst eure Kinder…

  • Momof4 sagt:

    Götti ist sowas von überbewertet. Wir haben für unsere Kinder zwar Göttis, einen haben wir aber schon seines Amtes enthoben und die anderen sieht man 1 mal im Jahr zur Geschenkübergabe. Nur 1 Götti sehen wir regelmässig und das ist meine Schwester. Also gräme dich nicht, ich würds nicht mehr so machen wie wirs gemacht haben. Wenn überhaupt noch, dann nur meine Schwester für alle unsere Kinder.

    • tststs sagt:

      Oje… wie würde der Geist bei Indiana Jones sagen: „Seine Wahl war schlecht“.

      Ich habe mittlerweile auch schon das eine oder andere „Stief“gottikind (aka ich bin eigentlich das Gotti des Geschwisters, aber weil sein/ihr Gotti/Götti eben auch so ein 1-mal-pro-Jahr-Geschenke-Bringer ist, habe ich auch für sie die Rolle des Gottis übernommen.)

  • Karl-Heinz sagt:

    Ich war auch nie Götti, wegen meiner konfessionslosen Stellung war die Chance auch eher gering. Und ein Weihnachten, Ostern- oder Geburtstagsgötti, wollte ich schon gar nicht sein.

  • Esther sagt:

    Lieber Markus. Das verstehe ich. Auch ich bin nicht Gotte obwohl ich 4 super Neffe habe. Meine 2 Schwestern – und dies obwohl ich Kinder sehr gerne habe und sie mich auch – bevorzugten Leute mit Geld…… viel Geld. Ja, da konnte ich nicht konkurrenzieren.Aber ist tut mir schon leid und weil ich da schreibe kommen die Tränen rauf den ich liebe meine Neffen. 3 davon sind nun leider als erwachsene ins Ausland gegangen und machen dort karriere. Glücklicherweise gibt es Facebook.
    Ich selbst hatte einen lieben Götti, der liebste Mensch der Welt, und meine Gotte war seine Frau. Aber die waren nicht reich und hatten schon einen Sohn.
    Bei uns hies es „schau, was mir mein Götti oder meine Gotte zu Weihnachten geschenkt hat.

  • Anh Toàn sagt:

    Mag sein, dass der Brauch weg kann, sicher hat er nicht mehr die Bedeutung von früher (allenfalls für das Kind sorgen wenn dessen Eltern sterben), aber solange es den Brauch gibt, habe ich mir gesagt, sollen auch meine Kinder einen Götti und eine Gotte haben, was immer das auch ist. Als alter Vater kamen weder meine Freunde noch Geschwister in Frage, aber meine Nichten und Neffen. Ich konnte auch gut mit Kindern, sogar Teenagern und die waren hocherfreut über die Anfrage. Es ist schön, mit Patenschaften die Familie locker (!) aneinanderzubinden: Mache ich nun ein Familienfest, treffen sich die Paten, also die Cousins und Cousinen, einer ging leer aus: Hoffentlich wird er sich für seine Kinder die Paten nicht sparen.

  • Peter Steibmann sagt:

    Nicht lustig

  • Synn sagt:

    Super geschrieben! Mir geht’s ganz ähnlich, bin leider auch nie in die Kränze gekommen als Gotte, aber immerhin angeheiratete Tante

  • Maria sagt:

    Zeugt von sehr viel Reife diese Argumentation.

  • lia sagt:

    oh mann, du wärst der allerbeste götti den ich mir vorstellen kann!

  • Rolf Rothacher sagt:

    „Selbstmitleid und Egoismus.“
    So kann man den Artikel mit drei Worten zusammenfassen.
    Oder auch mit einem:
    „Jammerlappen.“

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