Hoffentlich auf bald, liebe Omas und Opas

Homeoffice mit Baby: Der Lockdown stellt das Leben aller Eltern auf den Kopf. Illustration: Benjamin Hermann
Mittwoch, 1. April
Seit in der Schweiz wegen des Ausbruchs des Coronavirus der Lockdown gilt, ist das Leben für viele Menschen komplizierter geworden, vor allem aber für junge, berufstätige Eltern. Das mussten meine Frau und ich in den vergangenen Wochen schmerzlich feststellen – dabei hatten wir doch die aus unserer Sicht perfekte Lösung gefunden, dachten wir.
Wir arbeiten beide in einem 80-Prozent-Pensum und haben zusätzlich zum Wochenende jeweils einen ganzen Tag Zeit für die Kinderbetreuung. Einen Tag geht unser acht Monate alter Sohn in die Kita und die zwei übrigen verbringt er bei der Schwiegermutter, die ihren Hütedienst schon vor der Geburt anbot und uns heute regelmässig entlastet. Wenn sie mal ausfällt oder in den Ferien ist, helfen auch meine Eltern noch so gern aus. Ein Telefonanruf reicht (danke dafür!).
Wir wollen den Grosseltern unseren Sohn nicht vorenthalten, den sie unbedingt regelmässig sehen wollen.
Doch jetzt ist es vorbei mit der scheinbar mühelosen Aufteilung. Die Grosseltern, alle schon 65 Jahre alt oder kurz davor, fallen in die Corona-Risikogruppe und sollten ihre sozialen Kontakte momentan auf ein Minimum beschränken. Als wir ihnen das klar machten, wollten sie es zuerst nicht wahrhaben. Sie seien doch noch jung, sagten sie. Sie fühlten sich jünger als ihr Alter, hiess es. Doch schon bald änderten sie ihre Meinung. Mit jeder neuen Meldung zum Virus verstärkte sich auch bei ihnen der Eindruck, dass es wohl besser wäre, zumindest für ein paar Wochen auf den Besuch des Enkelkindes zu verzichten.
Vor drei Wochen haben wir den Hütedienst deshalb vorerst ausgesetzt. Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aus verschiedenen Gründen. Zum einen wollen wir den Grosseltern unseren Sohn nicht vorenthalten, den sie unbedingt regelmässig sehen wollen. Zum anderen haben wir uns mittlerweile auch an die Hilfe und Entlastung gewöhnt. Gleichzeitig müssen wir sie schützen. Denn obwohl sie grundsätzlich gesund sind, kann das Virus in ihrem Alter gefährlich werden.
Inzwischen arbeiten meine Frau und ich beide im Homeoffice. Zusätzlich müssen wir uns abwechselnd um unser Kind kümmern. Das ist ziemlich anstrengend, aber natürlich auch schön, da wir uns jetzt 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche sehen. Trotzdem freuen wir uns auf den Moment, an dem wieder der Alltag einkehrt. Die Grosseltern auch.
Corona-TagebuchDurch Homeschooling und Homeoffice sind sich Eltern und Kinder zurzeit so nahe wie nie. Im Mamablog berichten wir von Montag bis Freitag um 17 Uhr vom ganz normalen Wahnsinn aus dem Lockdown: von Kindern, Schule, Arbeit, Patchwork, Beziehungen, Social Distancing und kleinen Errungenschaften im neuen Alltag. Wie es in Yannick Wigets vier Wänden weitergeht, erfahren Sie am 8. April. Bleiben Sie wohlauf!
11 Kommentare zu «Hoffentlich auf bald, liebe Omas und Opas»
@Anh Toàn…
Ihre Argumentation folgt einer abstrusen Logik.
Selbstverständlich ist der Kontakt zu erwachsenen Kindern WENIGER riskant.
Ich nehme an, sie kommen bei tieferem Nachdenken selbst auf den Grund, weshalb dies so ist.
Kleiner Typ:
Es hat etwas mit der Fähigkeit zu tun, Abstand zu halten.
Stellt mein Bruder meinen Eltern (85+) die Einkäufe vor die Tür, ist so viel Distanz, dass kein Kontakt ist.
Wäre unserem Kleinkind der Besuch bei den Grosseltern (und umgekehrt) wichtig, liesse ich ihn nicht mit den Nachbarskindern spielen. Da er keine alten Leute sieht, ich bin der älteste den er regelmässig sieht, zähle mich als 58 jähriger Raucher zur Risikogruppe, wenn auch nicht ganz stark gefährdet, lass‘ ich ihn. Und auch ich besuche meine Eltern nicht. Ich bin ziemlich überzeugt, sobald man sich länger mit einem Infizierten in einem Raum so gross wie ein Wohnzimmer aufhält, eine Ansteckung ziemlich wahrscheinlich ist, egal in welche Richtung man niest oder hustet.
P.s: Meine Eltern gingen dafür gemeinsam einkaufen: Mein Bruder kaufe halt doch nicht das Richtige….Meine Mutter meint auch noch immer, meine Schwägerin (Krankenpflege) hätte Angst um sich, weil sie Distanz hält.
Ich habe kein Bedürfnis, jetzt von jedem einzelnen Vater und von jeder einzelnen Mutter im Umfeld von Tamedia wortreich zu erfahren, wie schwierig es gerade ist. Ich kann es mir vorstellen, es ist für alle ähnlich und das reicht dann irgendwann auch – investiert eure journalistische Arbeit lieber mal in Wirtschaft und Politik statt in eure Befindlichkeiten – zur Notrechtsregierung habe ich im Bund z. B. noch auffällig wenig gelesen, und das ist dann doch letztlich relevanter aks due x-te Geschichte über nicht mehr verfügbare Grosseltern.
Jaja, reden Sie es sich ruhig schön. Sie HABEN das Bedürfnis, sonst hätten Sie weder den Blog angeklickt noch gar einen Kommentar verfasst.
Jetzt muss das Bewusstsein sich dies nur auch noch eingestehen 😉
nein. habe ich nicht. es gibt aber auf tamedia nicht mehr viel anderes zu lesen, und würde ich meine kritik in einem andeen artikel anbringen, würfe man mir zu recht vor, an falscher stelle zu kritisieren.
Das sich über 65 Jährige schützen ist wohl richtig, habe etwas gelesen, fand die Quelle vertrauenswürdig und Sinn macht es auch, also vielleicht stimmt es ja: Ja älter wir werden, umso steifer werden wir, körperlich, geistig und das gilt halt auch für unser Immunsystem. Mit einem unbekannten Virus wird ein älteres Immunsystem genauso wenig fertig, wie ein älterer Verteidiger mit den neusten Tricks einen jungen Stürmers. Bei den bekannten Tricks ist er schon vorher da, aber bei den neuen zu langsam. Aber schade finde ich, wenn Grosseltern ihre Enkel als besondere Gefahr sehen, seit die nicht mehr in die Schule, Kindergärten, Kitas, auf Spielplätze etc. gehen, haben die kaum mehr Kontakte als Andere: Die sind nur gleich gefährlich wie jeder andere Kontakt.
„Die sind nun gleich gefährlich wie jeder andere Kontakt“
Putzen Sie die Nasen von Ihren „anderen Kontakten“?
Klettern die Ihnen auf den Schoss und in Ihr Bett?
Husten die Ihnen liebevoll ins Ohr?
Kleinkinder können das Virus verbreiten und tun das auch.
Und um Kleinkinder geht es im Beitrag.
Ein Baby wie hier, kann das Virus eigentlich nur von den Eltern bekommen: Der Kontakt zu den Eltern ist genauso gefährlich, wie der zu dem Baby: Dieses Virus ist so gefährlich nicht primär, weil es viele sehr krank macht und tötet, sondern weil es sich sehr einfach schnell verbreitet: Es braucht keinen engen Kontakt.
Woher soll ein Baby / Kleinkind den Virus haben? Von Mutter
oder Vater die arbeiten (müssen): Dann sollten ältere aber auch den Kontakt zu ihren Kinder abbrechen, nicht nur zu den Enkeln.
Gleich nach Schliessung der Schulen etc. die Kinder zu den Grosseltern, wäre sehr gefährlich gewesen, da man bis zu 10 Tage nicht wissen kann, ob die das Virus tragen: Das wäre so gefährlich gewesen, wie wenn eine Tochter nach Ferien in Verbier oder Ischgl ihre Eltern besucht hätte: Nur sagt niemand, ältere sollen keinen Kontakt zu ihren Kindern haben, dabei sind die, je nach Leben/Arbeit die grössere Gefahr als die Enkel.
@Ahn Ton: “ Nur sagt niemand, ältere sollen keinen Kontakt zu ihren Kindern haben, …“ doch, doch – die Empfehlung des BAG lautet:
“ Vermeiden Sie direkte Kontakte mit Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben.“