Wieso Lehrer so wichtig sind

Gute Lehrer inspirieren: Szene aus «Der Club der toten Dichter». Foto: Touchstone Pictures

Bald ist ein Schuljahr vergangen, seit wir von Deutschland in die Schweiz gezogen sind. Unsere Kinder haben nicht nur einen Klassenwechsel, sondern auch einen Schul- und Systemwechsel hinter sich. In Frankfurt erfolgt der Übertritt in die weiterführende Schule bereits nach der vierten Klasse, dementsprechend dicht war das Programm in den ersten Schuljahren. Wir blicken zurück auf drei Klassen, vier Lehrpersonen und unterschiedliche Erfahrungen:

Streng und engagiert

Unsere Söhne, Zwillinge, besuchten in ihrer öffentlichen Grundschule in Frankfurt getrennte Klassen. Sohn A war bei einer Lehrerin etwas älteren Semesters, die als besonders streng und gleichzeitig als sehr engagiert galt. Beides bewahrheitete sich zu 100%. Obwohl ich mit ihrer strengen Art zu unterrichten und den vielen Hausaufgaben nicht immer einverstanden war und mir gewünscht hätte, die Kinder könnten länger nur Kind sein, beobachtete ich mit Bewunderung, wie sie es schaffte, zu jedem einzelnen Kind in ihrer Klasse eine nahe und von gegenseitigem Wohlwollen geprägte Beziehung aufzubauen. Für «ihre» Kinder hätte sie ihr letztes Hemd gegeben, und als wir ihr den bevorstehenden Umzug ankündigten, brach sie in Tränen aus. Unser Sohn empfand seine Lehrerin ebenfalls als sehr streng, hatte sie gleichzeitig aber auch unheimlich gern – und dass er bei ihr sehr viel gelernt hat, steht ausser Frage.

Locker, aber distanziert

Der Lehrer von Sohn B war nett und von der Art her etwas lockerer, doch es gelang ihm nur vereinzelt, die Kinder und deren Vertrauen für sich zu gewinnen. So auch bei unserem Sohn: Nie hätte dieser in Erwägung gezogen, mit einem Problem oder Anliegen auf seinen Lehrer zuzugehen. Bis zum Schluss fielen ihm Gespräche mit seinem Lehrer tendenziell schwer. Auch unter diesen Voraussetzungen hat unser Sohn seine ersten drei Schuljahre «erfolgreich» überstanden, doch die Freude, mit der er sich in den sogenannten Vorschulgruppen des Kindergartens auf Chemieexperimente, Zahlenrätsel oder Forschungsaufgaben gestürzt hatte, war innert Monatsfrist verschwunden.

Neues, entspanntes Lernumfeld

In Bern besuchen unsere Buben zusammen eine Klasse. Eine Klasse, die sie von Anfang an mit offenen Armen überaus herzlich aufgenommen hat. Schulisch wird auch hier einiges verlangt, doch im Vergleich zu den ersten drei Schuljahren war das vierte Wellness. Und das im positivsten Sinn des Wortes. Ermöglicht hat diese Entwicklung ganz entscheidend die gute Schüler-Lehrer-Beziehung. Innert kurzer Zeit hatte sich diese so weit gefestigt, dass sich beide Kinder in einem für sie sehr angenehmen Lernumfeld bewegten. Auffällig ist diese Veränderung insbesondere bei Sohn B, der auf einmal sichtlich lieber in die Schule geht und anders als früher auch oft vom Unterricht und seinen beiden Lehrpersonen berichtet, die er sehr gerne mag.

Inzwischen bin ich der Meinung, dass eine persönliche Bindung und gute Beziehung zu den Lehrpersonen wichtiger ist als die Schulform an sich. Denn ob freies oder angeleitetes Lernen, benotete, nicht benotete oder überhaupt keine Tests, Hausaufgaben, keine Hausaufgaben, frontal oder spielerischer Unterricht – viel relevanter ist, wie ich zur Person stehe, die mich in diesem Prozess begleitet. Denke ich an meine eigene Schulzeit zurück, bestätigt sich diese Annahme: Frei, interessiert und gern habe ich dort gelernt, wo mir die Lehrerin oder der Lehrer auch persönlich nahestand.

Weitere interessante Postings: 

77 Kommentare zu «Wieso Lehrer so wichtig sind»

  • Heinz Aguirremontalba sagt:

    Lehrer sind wichtig. Leider verdienen sie trotzdem zu wenig. Habe 45 Jahre lang unterrichtet. Bin seit 4 Jahren pensioniert und fühle mich immer noch ausgebeutet.

    • tina sagt:

      der schweizer durchschnitts-anfangslohn für gymilehrer liegt schon über 100’000. ein kindergarten lehrer kann sich auf 10’000/mt steigern. so grottenschlecht scheint mir das nicht.
      ich finde auch dass lehrer attraktive arbeitsbedingungen haben sollen.

  • Gabi Jenni sagt:

    Auf den Punkt gebracht

  • Jessas Neiau sagt:

    Lehrer sind so wichtig, weil es in jedermanns Bekanntenkreis so viele gibt und jeder gerne Lohn bezieht und also unsere Steuerlast hochhält. Was aber ein „guter Lehrer“ oder ein „guter Schüler“ oder „gute Noten“ sein sollen, das bleibt weiterhin im Dunkeln. Ach klar – gute Noten sind doch die hohen, und solche kriegt der „gute Schüler“ vom „guten Lehrer“. Dann fragt sich nur, warum sich soviele Leute mit (einst) guten Noten im späteren Leben derart anstellen und sich gar als Versager entpuppen. Könnte ja sein, dass es im Leben trotzde der jährlich vielen vielen für „Bildung“ ausgegebenen Millionen Schweizer Franken doch noch auf ein paar andere Sachen ankommt, von welchen die Schule und ihre Lehrer keinerlei Ahnung haben.

  • Urs Keller sagt:

    Ich bin seit 40 Jahren Sekundarlehrer und freue mich, dass Frau Portillo das „Geheimnis“ der Schule erkannt hat.

    Ein Beispiel: da ist Jonas, dem die intellektuelle Schule schwerfällt, insbesondere das Französisch. Er ist überzeugt, dass er das eh nie brauchen wird, und macht entsprechend möglichst wenig bis keine Hausaufgaben.

    An einen Vormittag haben wir in der Lektion vor der Pause Musik. Als alle Schüler draussen sind, fragt er mich, ob er noch etwas Schlagzeug spielen dürfe. Klar, und ich zeige ihm noch einen neuen Groove, und dann „jammen“ wir zwei noch etwas zusammen.
    Am Nachmittag hat Jonas frei. Um 17 h schreibt er mir ein SMS: „Etz han i fasch drü Stund lang Franz güebt. Etz chan i‘s im Fall!“

    • T. Suter sagt:

      an Regula Portillo und Urs Keller:
      Danke für diese Einblicke, welche meiner Meinung nach sehr gut zeigen, worauf es wirklich ankommt in der Schule, aber auch im späteren Leben.
      Mein Vater war auch Sekundarlehrer und ich bekomme heute noch Rückmeldungen von ehemaligen Schülern und auch Eltern, dass er ein strenger, aber gerechter Lehrer war, auf den man zählen konnte.

  • Regula Portillo sagt:

    @Farrosch Kober: Die Aussage bezüglich Sprachplanung und Regierung stammt nicht von mir… sondern von «Frank».

  • Roland Benz sagt:

    Was das optimale Lernumfeld sein soll, hängt wohl eher vom jeweiligen Bübchen und Mädchen ab. Es soll auch solche geben, die gar nicht zur Schule gehen, um sich auf YouTube und anderen Portalen auf den sicheren Nobelpreis vorzubereiten. Das schlimmste System, das kein Lehrer mehr retten kann, ist sowieso jenes, welches sich an den mittelmässigen Schülern orientiert. Das eine Viertel döst vor sich hin, weil es denkt, das sei eine Schule für Genies und ein weiteres viertel döst vor sich hin, weil es denkt, das sei eine Schule für geistig Behinderte. Und nach 9 Jahren Englischunterricht sagen sie etwas in der Art: Trömp häs sötsch ä confortäibel härcöt.

    • nico cazzetig sagt:

      äh ja genau aber ansonsten alles OK? bei allem kommt es auf die leit-person an, wie er die materie rüberbringt und ob er im stande ist das volk zu animieren. daher denke ich dass Ihre beschränkte weise dass es an den bübchen und mädchen liegt ziemlich daneben ist, gäll! ich gehe daher davon aus dass Sie dem club der eins eins sind.

  • Roxy sagt:

    So ist es. Es fällt uns schwer von Personen zu lernen, zu denen wir kein Vertrauen haben. Das System und die Fähigkeit zu lehren sind natürlich auch entscheidend. Und zu welchem Menschentyp wir vertrauen aufbauen, hat natürlich auch mit unserem soziokulturellen Hintergrund zu tun, weshalb das in anderen Kulturen/Zeiten ganz andere Typen sein können.

    PS die sprachliche Verwirrung im heutigen Text zeigt: es ist Unsinn die Sprache geschlechtsneutral machen zu wollen. Der Esel ist männlich, die Giraffe weiblich, wie Mond und Sonne. Niemand verstand das je biologisch oder diskriminierend. Also hören wir doch auf mit diesen Verrenkungen.

    • Regula Portillo sagt:

      @Roxy: Welche ’sprachlichen Verwirrungen‘ meinen Sie denn? Falls damit der Begriff ‚Lehrperson‘ gemeint sein sollte, widerspreche ich;)… Ich bin ganz bei Ihnen, Esel, männlich, Giraffe weiblich, etc. Aber bei einigen Begriffen (und dazu zähle ich ‚Lehrer‘), macht es einen Unterschied, ob ich vom Lehrer oder der Lehrerin erzähle. Die Begriffe rufen unterschiedliche Bilder hervor. Um diese Bilder, die hinter der männlichen oder weiblichen Form stecken, zu umgehen, ist mir der Begriff Lehrperson (oder meinetwegen Lehrkraft) lieber.

      • Muttis Liebling sagt:

        Das mit den hervorgerufenen Bildern ist ausgedacht. Jeder hat im Deutschunterricht, so er welchen hatte, gelernt, welches die Bedeutung des generischen Maskulinums ist. Es bezeichnet eine Kategorie. Wer bei dem Begriff ‚Lehrer‘ angeblich einen Mann vor dem geistigen Auge sieht, hat in der Schule geschlafen.

        1789 hat Kant die ‚Kritik der reinen Vernunft‘ veröffentlicht und darin den Rolle der Kategorie als Mittler zwischen Verstand und Vernunft herausgearbeitet. Die Kategorie ist eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Denkwerkzeug.

        Dafür hat die Dudenredaktion 20 Jahre später gegen den Einspruch der Gebrüder Grimm das generische Maskulinum für Kategorienbezeichner verbindlich gemacht. Dahinter zurück zu gehen ist die Kapitulation der Vernunft vor der Strassensprache.

      • Frank sagt:

        @Regula Portillo, aber aus „der Lehrer“ und „die Lehrerin“ wird in der Mehrzahl „die Lehrer“, d.h. weiblicher Artikel, männlicher Substantiv plural. Das ist doch schön geschlechterparitätisch ausgewogen.

      • Sportpapi sagt:

        „Wer bei dem Begriff ‚Lehrer‘ angeblich einen Mann vor dem geistigen Auge sieht, hat in der Schule geschlafen.“
        Das ist tatsächlich so. die Chance, dass da tatsächlich ein Mann vor ihm steht, ist ja zumindest an der Volksschule gering…

      • Regula Portillo sagt:

        @Muttis Liebling: Sprache ist aber nicht nur Theorie. Sprache hat tatsächlich viel mit „ausgedachten“ Bildern zu tun. Sonst könnte die Literatur ja gerade einpacken.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Regula Portillo

        Sprachliche Bilder erzeugt man über Metapher und ähnliche semantische Konstruktion. Einfache Worte für Abstrakta wie ‚Lehrer‘ oder ‚Schüler‘, kann man nicht als Bild lesen. Der Interpretationsfehler ist, die Worte zu vermenschlichen und da das seit Beginn der Sprache niemals gemacht wurde, muss das aktuelle Sprachverständnis falsch sein.

        Es ist falsch anerzogen worden, hervorgerufen wahrscheinlich durch die zunehmende Bebilderung von Informationen. Aber da muss man das Fehlverständnis beseitigen und nicht eine 3000 Jahre gewachsene und nie missverstandene Sprachkultur ad hoc umkrempeln.

        Es ist Aufgabe der Schule, Sprach- und Lesekompetenz fördern, statt Sprache zu missbrauchen und den Missbrauch gar zu lehren.

  • Anh Toàn sagt:

    „…und als wir ihr den bevorstehenden Umzug ankündigten, brach sie in Tränen aus.“

    Ich nehme jetzt mal an, das ist künstlerische Freiheit, Übertreibung, ansonsten würde ich dies für schwer bedenklich, weil unprofessionell, halten. Ich halte es für schwer bedenklich, weil man nun mal nicht alle Kinder gleich lieb haben kann als Lehrer: Wird die Beziehung persönlich, gibt es logischerweise Präferenzen und Antipathien, kurz Willkür.

    • Fritz Grunder sagt:

      Typisch schweizerisch. immer nur das Negative an einer Sache gehen. Und sowieso: die Teutonen haben eh keine Gefühle. ganzheitlichkeit gibt’s bei denen aus Prinzip nicht, wegen ZackZack. Und wenn dann mal jemand weint, ist das vielleicht sowieso nur emotionaler Missbrauch. Armselig, so eine Grundeinstellung, denn: wir reden von der Grundschule, von sechs- bis zehnjährigen Kindern.

      • Anh Toan sagt:

        Die Lehrer Schüler Beziehung sollte auf der Funktion, und nicht der Person, basieren. Aber so ist es keine persönliche Beziehung.

      • Muttis Liebling sagt:

        ‚Die Lehrer Schüler Beziehung sollte auf der Funktion, und nicht der Person, basieren.‘

        Eben deshalb sind die konkrete Lehrerin und der konkrete Lehrer kategorial geschlechtslose Lehrer, aber keine (Lehr-) Person.

        @Fritz Grunder, nicht nur Teutonen sollten im öffentlichen Raum keine Gefühle haben, sondern alle. Gefühle sind dem privaten Leben vorbehalten. In Bildungseinrichtungen oder am Arbeitsplatz haben die nichts verloren. Auch das Lehrer- Schüler- Verhältnis muss apersonal sein.

    • Fritz Grunder sagt:

      Wenn Lehrpersonen apersonal sein sollen, ersetzen wir sie doch am besten durch KI. So ein Roboter, der immer wieder fragt, wieviel 4*5 sind, ohne irgendwann frustriert zu sein, das wär’s doch. Fangen wir am besten in der Kita damit an, wohin manche ihre Kinder ja schon ab 6 Lebensmonaten verbringen. Hauptsache jegliche Menschlichkeit wird amputiert. Sowas brauchen wir ja schliesslich nicht. – Hässliche Welt, das.

      • nico cazzetig sagt:

        tja toan, es giebt sie wirklich : lehrer welche sich an gewissen klassen resp schülern über die jahre hinweg emotional binden. aber eben für eine matschbirne ist dies unprofessionel. falls Sie nicht geweint haben bei der hinscheidung Ihrer nahestenhenden sollten Sie sich vielleicht mal fragen ob alles mit Ihen iO ist, gell?

      • Anh Toàn sagt:

        @nico cazettig: Ich verbitte mir, dass die Lehrer meiner Kinder diese als ihre Liebsten betrachten.

        Ich will auch keine emotionale Bindung zwischen meinen Kinder und ihren Lehrern. Ich will Lehrer die lehren und nicht Lehrer die meine Kinder emotional an sich binden.

      • Anh Toàn sagt:

        Mein Kind emotional binden lass ich die Nachbarin, die vergeblich auf Urgrosskinder wartet, als Beispiel, über Lehrer die mein Kind emotional binden würde ich mich beschweren, und wenn es nicht hilft, mein Kind aus dieser Schule nehmen.

      • Anh Toàn sagt:

        Der Lehrer ist letztlich Richter, er beurteilt die Schüler mit Noten. Lehrer sollten, wie die Justitia, blind sein. Niemand wird bevorzugt oder benachteiligt. Emotionale Bindung bevorzugt manche Schüler gegenüber anderen. Man kann seine Emotionen nicht zwingen, alle Kinder gleich zu lieben, aber versuchen, sich als Lehrer soweit wie möglich, von solchen Emotionen fern zu halten. Emotionen sind unprofessionell.

  • 11 sagt:

    Der Titel „Weshalb Lehrer so wichtig sind” ist in seiner Aussage für mich unverständlich aufgrund gesetzlich vorgeschriebener Schulpflicht.
    Der Vergleich basierend auf Lehrpersonen unterschiedlicher Länder steht für mich ebenfalls auf schwachen Füssen, da die beschriebenen Typen in beiden Ländern zu finden sind.

    • Regula Portillo sagt:

      @11: Ihre Aussagen sind korrekt. Zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass Titel und Lead jeweils von der Redaktion gesetzt werden.

      • nico cazzetig sagt:

        denke ja es ist wichtig WIE ein lehrer seinen beruf ausübt. leider sind heutzutage einige typen zugegen welche lieber einen anderen beruf ausüben sollten. dass heutzutage querbeet nur wegen des lieben geldes berufe ausgeübt werden sollte allgemein bekannt sein, jedoch sollten solche typen einen grossen umweg um die schule machen da es hier um die verantwortung geht junge leute zu schulen und sie für die materie zu begeistern.

  • Anh Toàn sagt:

    „Inzwischen bin ich der Meinung, dass eine persönliche Bindung und gute Beziehung zu den Lehrpersonen wichtiger ist als die Schulform an sich.“

    Sie können dieser Meinung sein, ich frage mich, wie damit zusammengeht, dass die höchsten IQ, die besten Bildungsergebnisse in asiatischen Schulen erzielt werden.

    Wie kommen Sie zur Aussage, dass Kinder besser lernen mit einer guten Beziehung zum Lehrer? Erfahrung? Ja hatten Sie auch schon schlechte Beziehungen zu Schülern?

    • Regula Portillo sagt:

      @Anh Toán: Wahrscheinlich haben wir ein unterschiedliches Verständnis davon, was Schule leisten soll. Schule ist meines Erachtens nicht nur dazu da, höchste Bildungsergebnisse zu erzielen.
      Meine Aussage, dass Kinder besser (und mit mehr Freude) lernen mit einer guten Beziehung zum Lehrer, habe ich im Blog mit einem Erfahrungsbericht darzustellen versucht.

      • Anh Toàn sagt:

        Meines Erachtens ist Schule einzig dazu nützlich, zu lernen, mit bescheuerten Lehrern (später: Vorgesetzten, Mächtigeren) und Systemen umzugehen.

        Ich bin bestimmt kein Freund des asiatischen Schuldrills, aber ich sehe ein, dass die Vermittlung von Wissen verdammt gut funktioniert damit. Persönlich halte ich Können für viel wichtiger als Wissen, da ist das asiatische Schulsystem vielleicht noch schlechter als unseres, aber hier beziehe ich mich auf Ihre Aussage zur Vermittlung von Wissen.

        Aber ich kritisiere hier, dass die Vermittlung von Wissen von persönlicher (guter) Beziehung abhänge.

      • Anh Toàn sagt:

        Konsequenterweise, ginge es um die persönliche Beziehung zum Kind, wären meistens die Eltern, sofern gebildet, die besten Lehrer.

      • tststs sagt:

        Selbstverständlich wir auch in Asien eine Beziehung aufgebaut, halt keine kollegiale, sondern eine professionell-hierarchisch-verlässliche (so wie die Lehrerin von Sohn A). Und es scheint so – ich bin überzeugt davon – dass dies ein ideales (weil Wohlgefühl) Lernumfeld ergibt.

    • Fritz Grunder sagt:

      Sie können dieser Meinung sein, ich frage mich, wie damit zusammengeht, dass die abgeschrottetsten Systeme wie die korrupte KPCh und die grössten Massen an ausgemusterten Tagelöhnern im asiatischen Raum zu finden sind. Und so weit kann es mit dem IQ nicht sein, sonst hätten die Japaner*innen mehr als 1 Woche Urlaub im Jahr und es gäbe nicht dieses unsägliche Social Scoring System wie in China …

      • Anh Toàn sagt:

        Nun, die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache.

        Fast jede Statistik zeigt zuoberst, mit höchstem IQ, asiatische Staaten.

        Sie, Herr Grunder, finden die Asiaten dennoch ziemlich doof, „so weit kann es mit dem IQ nicht sein“: Sie erkennen Ihre Überlegenheit an japanischen Ferienansprüchen und am chinesischen Sozialpunkteprogramm. Aus zwei Punkten, die Ihnen nicht gefallen, schliessen Sie, dass die internationalen Statistiken zum IQ falsch sein müssen.

        Da sage ich: „So weit kann es mit Ihrem IQ nicht sein!“.

      • Regula Portillo sagt:

        @Anh Toàn: Die Vermittlung von Wissen hängt nicht einzig von der guten Beziehung zur Lehrperson ab, da gebe ich Ihnen Recht. Gleichwohl wage ich zu behaupten, dass es sie begünstigt.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Anh Toàn

        IQ- Tests werden immer so normiert, dass der Mittelwert = 100 ist. Deshalb kann man verschiedene Regionen, verschiedene Zeiten nicht direkt vergleichen.

        Man kann nur vergleichen, wie viele in einer Stichprobe sich im Bereich 85 – 115 befinden, die sind per definitionem normal intelligent. 115 ist nicht besser als 85, der Unterschied wird als zufällig betrachtet. Dann wieviel > 115 sind, usw..

      • Anh Toàn sagt:

        @ML: verstehe ich mathematisch nicht:

        Wenn der Test so normiert ist, dass der Mittelwert 100 ist, wie können dann Test für einzelne Länder (insbesondere Singapore, Hongkong, Taiwan und Südkorea) Werte von knapp 110 ausweisen und für, um das extremste Beispiel zu nennen, für Äquatorialguinea solche von nicht mal 60%?

      • Fritz Grunder sagt:

        Natürlich sind IQ-Tests dümmliches Scoring. Es gab und gibt viele Studien, die nachweisen, dass man schon Menschen verschiedener Länder überhaupt nicht vergleichen kann anhand vereinheitlichter IQ-Tests. In D dauert z.B. das Gymnasium 9 Jahre. Hier wird viel verlangt und gesiebt. Man lernt z.B. drei Sprachen. Das wird beim schnellen Rechnen natürlich nicht abgefragt. – Das sollten Sie eigentlich wissen: immerhin legt Ihr Name einen interkulturellen Background nahe. Und das ist noch abstruser: einen aus der Kalahari mit einem Finnen zu vergleichen. Die Finnen sind nicht schlauer. Sondern der IQ-Test aus Finnland lässt den Afrikaner systematisch dumm dastehen, egal, was er sonst noch weiss. Dafür haben z.B. Japaner ein hohes Mass korporativer Identität, auch eine Form der Intelligenz.

      • Anh Toàn sagt:

        Fritz Grunder Einen „interkultureller background“ habe ich tatsächlich: Mein Vater stammt aus einer katholischen Kleinbauernfamilie, meine Mutter aus einer protestantischen Arbeiterfamilie. Als die heirateten, fanden es deren Familien viel zu interkulturell: Die Eltern meines Vaters kamen nicht zur Hochzeit.

        In meiner vietnamesischen Frau finde ich die kleinbäuerliche Herkunft meines Vaters (Halt Reis statt Mais) genauso wie die protestantische Arbeits- und Sparsamkeitsethik meiner Mutter.

    • Frauke Stokke sagt:

      Wie kommen Sie darauf, dass in asiatischen Schulen keine Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Lernenden bestehen? Leistungsorientierung und Beziehung schliessen sich überhaupt nicht aus.
      Abgesehen davon ist Asien ein ziemlich grosser Kontinent mit ganz vielen verschiedenen Schul- und Bildungsformen.

      • Anh Toàn sagt:

        „Wie kommen Sie darauf, dass in asiatischen Schulen keine Beziehungen zwischen Lehrpersonen und Lernenden bestehen?“

        Es bestehen keine persönlichen, sondern funktionale Beziehung: Ganz generell beruhen in Asien Beziehungen (ausser den engsten allenfalls) viel mehr auf der Funktion als auf der Person: Als Personalpronomen werden „Funktionen“ verwendet, der Lehrer wird als Lehrer angesprochen, nicht als Person mit Namen. Und der Schüler ist der Schüler, namenlos, unpersönlich.

        „Wappen“ ist der ältere Bruder, der den „gang nam Style“ drauf hat, er redet mit jüngeren Brüdern oder Schwestern. Würde er mit dem Lehrer reden, wäre er nicht „Wappen“.

    • Urs Wyder sagt:

      Dass die Persönlichkeit des Lehrers eine der wichtigsten Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen ist bestätigen auch zahlreiche Studien.

    • andere Tina sagt:

      @Anh: „Die Vermittlung von Wissen funktioniert sehr gut damit“. Möglich. Und damit hat es sich auch schon. Ich weiss nun nicht, ob Sie z. B. jemals mit Chinesen, die direkt aus China kommen, zusammengearbeitet haben. Ich habe das mehrere Jahre gemacht und konnte am Anfang kaum fassen, wie unselbständig und unflexibel viele von ihnen waren. Sogar noch nach einem Jahr waren sie darauf angewiesen, auch für kleine Arbeitsschritte Anweisungen zu bekommen. Dabei handelte es sich um Studienabgänger, zum Teil mit mehrjähriger Berufserfahrung. Was mir aber am meisten zu denken gab, war die Angst, die sie zweifellos vor Vorgesetzten hatten. Es gibt vielleicht Berufe, in denen diese Art von Gehorsam wünschenswert ist, aber in den meisten würde man im Westen etwas mehr Eigeninitiative erwarten.

  • Stefan W. sagt:

    Volle Zustimmung. In meiner ersten Gymi-Zeit war ich in Mathe ein totaler Versager. Der Lehrer prophezeite mir schon beim Zurückgeben der ersten Prüfung vor versammelter Klasse, dass ich es im Leben wohl nie zu etwas bringen werde. Dann kam es wie es musste, ich flog und musste die Klasse wiederholen. Und damit kam ich zu einem Mathe-Lehrer, der weniger perfekt, weniger voreingenommen und gar nicht bösartig war, und hatte am Ende eine 6 im Maturzeugnis. Gern hätte ich dann später nach Abschluss meines Studiums nochmal mit dem ersten Lehrer gesprochen, doch er war zu diesem Zeitpunkt schon verstorben. Worüber ich nicht einmal sehr traurig war.
    Fazit: Perfekte formale Wissensvermittlung reicht nicht. Man lernt nur, wenn man sich dabei halbwegs wohl und akzeptiert fühlt.

    • 13 sagt:

      Schön geschrieben und v.a. interessant finde ich es in Fächern wie der Mathematik, die eigentlich exakt sind und nicht z. Bsp. die Fragestellung und Benotung so sehr von der Lehrperson abhängt wie bei einem Aufsatz.
      Bei mir war es übrigens gerade umgekehrt: Ich war immer eine der Besten in Mathematik, so auch anfangs Gymnasium. Dann kam es für die letzten 2 Jahre zum Lehrerwechsel und der neue Lehrer war für mich (und auch alle anderen Kindern mit Migrationshintergrund) eine Katastrophe, da seine ohnehin sehr spezielle Art durch dauernde, rassistische Äusserungen ergänzt wurde. Plötzlich hatte ich eine knappe 4. Als ich dann an der Maturprüfung doch wieder eine Topnote hatte, diese nahm nicht er ab, war er sehr überrascht, dass ich es kann.

      • Urs M. sagt:

        @13, wenn man Ihre implizite These weiterdenkt (Schlechte Leistung wegen Diskriminierung durch Lehrer etc), kommt man schnell zum dem Punkt, wo man sich fragt, weshalb Knaben heute in der Schule systematisch und erheblich schlechter abschneiden als Mädchen, und beispielsweise markant weniger Knaben als Mädchen die Matura schaffen.

      • Martin Frey sagt:

        @13
        Leider gibt es das, meine Frau kann davon auch ein Liedlein singen. Mir ist völlig unverständlich, wie das teils nach wie vor ein Thema sein kann, und man derart unprofessionell in seinem Beruf agiert. Fakt ist aber gerade bei Heranwachsenden sicher, dass die Persönlichkeit, das Engagement, die Fähigkeit, auf Schüler individuell einzugehen, wohl nach wie vor matchentscheidend sind, inwiefern Schüler ihr Potential abrufen können.
        Zum Thema von @Urs M. muss ich aber auch erwähnen, dass es offenbar Primarlehrerinnen gibt, die auf vergleichbar unerträgliche Art Mädchen bevorzugen. Und zwar ziemlich offen. Ich hätte das vorher kaum für möglich gehalten.
        Inwiefern dass ein verbreitetes Phänomen ist, vermag ich nicht zu sagen. Aber vllt. können die MB-Pädagogen sich dazu äussern?

  • Sportpapi sagt:

    Die Kernaussage ist ja längst bekannt und bestens belegt. Nur ist dann die Frage, was denn eigentlich diesen guten Lehrer ausmacht, und was die gute Beziehung. Und wie so oft nutzen dann alle (schul-)politischen Seiten die Erkenntnis, um damit ihre Sichtweisen zu begründen.
    Die einen, um beispielsweise Noten zu bekämpfen, die doch nur das Vertrauen zwischen Lehrer und Schüler torpedieren. Die anderen, um die Rückkehr zu früheren Schulmodellen zu propagieren.

  • Carolina sagt:

    Ich verstehe Ihre Herleitung, bin mir aber nicht sicher, ob es nicht noch andere Konstellationen gibt. Ich selber denke heute, dass ich bei den Lehrern am meisten gelernt habe bzw mich auch persönlich entwickelt habe, die mich am meisten herausgefordert haben: das waren nicht immer die ‘Nettesten’ und von Nähe konnte keine Rede sein. Bei meinen Kindern sehe ich ähnliches: gefordert zu sein, Respekt zu haben hat ihnen in der Nachschau einen grösseren Lerneffekt beschieden als nachsichtige und immer nette Lehrer. Es ist wohl auch eine individuelle Sache, aber für mich ist das Entscheidende das Engagement eines Lehrers für seine Kinder, sein Interesse an ihnen – und das haben Sie mit der älteren Lehrerin gut beschrieben.

    • Regula Portillo sagt:

      @Carolina: Ja, Sie haben natürlich Recht, dass es noch (viele) andere Konstellationen gibt. Die drei im Blog beschriebenen sind einfach die, die wir bei unseren Kindern miterlebt haben. Dass ’nachsichtig‘ und ’nett‘ nicht unbedingt weiterhilft, entspricht meinem zweiten Beispiel. Da bin ich ganz bei Ihnen.

  • Giovanni sagt:

    „Inzwischen bin ich der Meinung, dass eine persönliche Bindung und gute Beziehung zu den Lehrpersonen wichtiger ist als die Schulform an sich.“

    Glückwunsch, Sie haben erfasst, was so ziemlich jede Studie seit langem bestätigt. Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist DAS zentrale Element. Alles andere kann helfen, muss aber nicht.

    • Muttis Liebling sagt:

      ‚Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist DAS zentrale Element.‘

      Wofür? Für das Erlernen der Mathematik, für korrekten Umgang mit der deutschen Sprache? Das bezweifele ich. Formal richtiges Wissen kann man auch ohne personalen Kontakt zu einem Lehrer erwerben. Sie meinen wohl eher etwas wie Erziehen.

      Fakt ist, die Mathematik- und die Deutsch- Kenntnisse in der Schweiz und in Deutschland sind stark rückläufig. Matura- Prüfungen müssen wiederholt werden, weil angeblich zu schwer – was sich bei Anschauung der Aufgaben nicht bestätigt -, Polizeischüler können sich deutsch nicht ausdrücken und deshalb nicht Polizist werden. Das Deutsch der Politiker und Journalisten, egal in welchem der Staaten, ist grenzwertig.

      • Regula Portillo sagt:

        @Muttis Liebling: Nein, nicht erziehen. Lernen. ‚Formal richtiges Wissen erwerben‘ ist für ein Kind leichter, wenn es eine gute Beziehung zum Lehrer oder zur Lehrerin (sehen Sie, ich bemühe mich!) hat.

      • Muttis Liebling sagt:

        Das kann ich mir in vielen Fällen vorstellen, aber nicht in Fächern wie Mathematik.

        Die Rollen- Auflistung ‚Lehrerin oder Lehrer‘ ist auch grenzwertiges Deutsch. Im öffentlichen Raum gibt es nur die abstrakte Rolle Lehrer. Der Mensch, sein Geschlecht oder Gender, hinter der Rolle sollte transparent bleiben. Wenn Sie allerdings ein Schüler- Lehrer- Verhältnis konstruieren, welches auch Menschlichkeit beruht, wird das zugegeben schwierig.

        Im analogen Arzt- Patient- Verhältnis bringen wir den Medizinstudenten bei, mit Patienten keine menschliche Beziehung aufzubauen. Der Arzt muss für den Patient immer abstrakt bleiben. Eine Figur, eine Rolle, aber kein Mensch. Wie auch der Patient kein Mensch, sondern eine Rolle ist.

      • Anh Toàn sagt:

        “ ‚Formal richtiges Wissen erwerben‘ ist für ein Kind leichter, wenn es eine gute Beziehung zum Lehrer oder zur Lehrerin (sehen Sie, ich bemühe mich!) hat.“

        Ich hielt meinen besten (Gymi-)Lehrer für das grösste A… aller Lehrer. Ähnlich ging es mir mit Professoren an der Uni, und den ersten Chefs.

      • Giovanni sagt:

        @Muttis Liebling: Man kann noch vieles ohne personalen Kontakt erwerben. Aber einfacher fällt es MIT persönlichem Kontakt. Und je mehr ich den Lehrer (oder den Vorgesetzten, den Sportlervorbild etc.) mag, desto einfacher fällt es mir.

        Im Übrigen musste in der CH noch nie eine Maturaprüfung wiederholt werden, weil die Prüflinge überfordert waren. Sie meinen wohl das deutsche Abitur.

      • Muttis Liebling sagt:

        @Giovanni

        Die Wiederholung oder Anfechtung der schriftlichen Mathematik- Prüfung meine ich auch für Zürich schon mal gelesen zu haben, nicht nur gerade in Hamburg. Allerdings nicht in diesem Jahr.

        Ich bin mehr ein Freund des apersonalen, abstrakten Lernen. Meine Tochter war anfangs sehr auf eine Lehrerin fixiert und liess die Flügel hängen, als die eine andere Klasse übernahm. Das Mädchen vor allem für die Lehrerin und nicht für sich lernen, soll ja nicht selten sein.

      • Fritz Grunder sagt:

        Nö, so einfach ist das nicht. Es wurden in genau diesem Jahr einige Mathe-Abi-Prüfungen besser gewertet, weil die Fragestellungen schlecht waren. Das haben Gerichte mit unabhängigen Sachverständigen festgestellt. Wo ist das Problem? Wer sagt denn, dass die Schüler*innen schlechter sind, nur weil drei, vier Lehrer*innen in dem betreffenden Bundesland Mist gebaut haben? Der Exportweltmeister D hat exzellende Gymnasien, von der 5.-13. Klasse. Ich hatte in der Zeit Latein, von der 7.-13. Franz, von der 9.-13. Englisch, dazu Mathe, Physik, Chemie, letzteres u.a. im 5-Std.-Leistungskurs. Deutsche Abiturprüfungen sind schon sehr anspruchsvoll. Das brauchen Sie nicht schlecht zu reden. – Das Medien stänkern, liegt freilich im Geschäftsmodell, siehe Spiegel …

      • tststs sagt:

        1. Selbstverständlich braucht es „personalen Kontakt“ (schöne haben Sie das aber kreiert); sogar Selbststudium muss man zuerst von jemandem lernen!
        2. Das hat mit Fakten gar nichts zu tun! Der Wissensrückgang ist ein gefühlter. Noch nie wussten Lernende (ja, LerneNDe) so viel wie heutzutage!
        Und btw, wenn Sie heute schon die Sprachpolizei spielen, bitte benutzen Sie bitte das deutsche Wort „Tatsachen“.

      • Hal O‘Than sagt:

        In meinem Medizinstudium wurde mir beigebracht, dass Patienten in erster Linie Menschen sind.
        Aber whs liegen zwischen Ihrem und meinem Studium ein paar Jahrzehnte und eine unterschiedliche Gesellschaftsordnung.

        „ …… bringen wir den Medizinstudenten bei ….“? Sie sind tatsächlich in der Ausbildung von Studenten tätig? An der Uni oder in einem Lehrkrankenhaus?Ach, kommen Sie…..

  • Muttis Liebling sagt:

    Wer selber Probleme mit der deutschen Sprache hat und Fehlwörter wie ‚Lehrperson‘ oder ‚Lehrende‘ kreiert, kann kaum Kinder unterrichten. Ein Lehrer, aber nicht nur der, welcher die deutsche Sprache beherrscht und schätzt, verwehrt sich gegen politisch angeordnete semantische oder grammatikalische Fehler.

    Es wäre vielleicht besser, wenn die Schweizer sich eine eigene Sprache zulegen, statt eine ihnen fremd bleibende Hochsprache zu massakrieren. Aber wenn man Deutsch und nicht ein künstliches Schweizpolitikdeutsch lehrt, muss es Duden- konform sein.

    • Regula Portillo sagt:

      @Muttis Liebling: Sie können beruhigt sein: Ich bin weder Lehrerin noch Lehrperson. Unabhängig davon: Sprache verändert sich. Der Begriff Lehrperson ist durchaus Duden-konform und wird in Deutschland genauso verwendet wie in der Schweiz.

      • Sil sagt:

        @Muttis Liebling….zum Glück müssen sich ja nur die Schweizer eine eigene Sprache zulegen…wir Schweizerinnen dürfen weiterhin unsere Muttersprache bzw. Hochsprache (Schweizer Hochdeutsch ist übrigens auch Duden- konform!) sprechen!
        Von wegen korrekt!!!

      • Muttis Liebling sagt:

        ‚Lehrperson‘ hat keinen Wort- Eintrag im Duden, wird nur sekundär in Erläuterungen benutzt. Die Wortbildung widerspricht den Regeln der Bildung von Doppelwörtern, wie in Band 9 Duden ‚Richtiges und gutes Deutsch‘ beschrieben. ‚Lehrkraft‘ wäre semantisch zulässig, ist aber auch hässliches Deutsch.

        Ansonsten empfehle ich für die immer gleichen Diskussion, an der auch der TA mit Max Ebel teilnimmt (in gleichen Deutsch- Verständnis als meines) die Bücher:

        ‚Erwachsenensprache: Über ihr Verschwinden aus Politik und Kultur‘ des österreichischen Kulturphilosophen Rober Pfaller und

        ‚Verbrannte Wörter: Wo wir noch reden wie die Nazis ? und wo nicht‘ (Lehrende ist so ein Wort) von Matthias Heine und natürlich Duden Band 9.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Ich mag mich erinnern, dass der Duden von Ihnen bei anderer Gelegenheit als „schlecht geführt“ und „nicht-aktuell“ bezeichnet wurde.

        Und jetzt wieder ist er Ihre absolute Referenz? Je nach Bedarf?

      • Muttis Liebling sagt:

        Es gibt keine absolute Referenz. Der Duden eignet sich nach Selbstaussage nicht als Bedeutungswörterbuch. Der Duden regelt die Orthografie, Grammatik, Semantik und Aussprache der Deutschen Sprache und wir lernen:

        1. ‚Lehrperson‘ ist semantisch falsch.
        2. ‚Lehrende‘ ist semantisch und grammatikalisch falsch.

        Man kan beim Duden im Zweifelsfall anfragen und erhält die genannten Antworten.

      • Aquila Chrysaetos sagt:

        Da bin ich nicht einverstanden. Der Duden ist auch ein Bedeutungswörterbuch. Geben Sie mal im online-Duden z.B. das Wort „unterrichten“ ein. Dort wird noch vor der Grammatik die Bedeutung geklärt (unter Verwendung des Wortes Lehrperson übrigens).
        Zudem beschäftigt sich der Duden in den Bücherreihen „Universalwörterbuch“ und „Bedeutungswörterbuch“ ausführlich mit den Bedeutung von Wörter – wie aber auch (etwas weniger ausführlich) im „normalen“ Duden.

        Das scheint mir jetzt – verzeihen Sie bitte – ein leicht neurotisches Scheingefecht zu sein. Man kann nicht eine Sprache „rein“ halten. Das versuchte vor 85 Jahren schon mal jemand in Ihrer Heimat. Hat zum Glück von uns allen nicht geklappt.

        P.S. Und bitte argumentieren Sie jetzt nicht, der Online-Duden sei nicht zulässig.

    • Peter Fäh sagt:

      Wieviel Arroganz in einem Text stehen, verblüfft mich immer wieder. Wir haben eine eigene gesprochene Sprache, wunderschön und geschrieben werden kann sie auch, ohne jegliche Grammatik ;-). „Hoch“deutsch ist unsere erste Fremdsprache, Französisch unsere zweite dann sprechen viele noch Englisch und ein paar wenige weitere. Kommen sie also bitte von ihrem hohen Ross runter.

    • minna sagt:

      Was soll an „Lehrperson“ falsch sein? In Deutschland gibt’s statt dessen den Begriff „Lehrkraft“. Ist das besser, schlechter, gleich gut? Der „Duden“ wiederum kennt die „Lehrperson“ längst. So definiert er den „Schülerbogen“ etwa als „Bogen, auf dem die Lehrperson ihre Beobachtungen über die schulische Entwicklung eines Schülers, einer Schülerin einträgt“. Ebenso findet sich unter „petzen“: „besonders einer Lehrperson, den Eltern o. Ä. mitteilen, dass ein anderer etwas Unerlaubtes, Unrechtmäßiges tut“. Und auch „Lehrende“ kennt der „Duden“ längst: Leh­ren­de -substantiviertes Adjektiv.Die einzige Person, die sich nicht an die Forderung hält, dass das verwendete Deutsch Duden-konform zu sein habe, sind Sie selbst.

      • Frank sagt:

        @minna, der nächste Schritt nach „Lehrpersonen“ und „Lehrkräften“ steht bereits an. Politisch korrekt soll in Deutschland zukünftig nicht mehr von Vater und Mutter gesprochen werden, sondern von Elternteil 1 und Elternteil 2.

        https://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/ministerium-will-mutter-und-vater-durch-elternteil-1-und-2-ersetzen

        @Regula Portillo, ja, Sprache verändert sich über lange Zeit. Ob sie sich aber auch verändert, wenn Änderungen von Regierungen vorgeschrieben werden, darf getrost bezweifelt werden.

      • Farrosch Kober sagt:

        @R.Portillo:«Ob sie[Sprache] sich aber auch verändert, wenn Änderungen von Regierungen vorgeschrieben werden, darf getrost bezweifelt werden.» Entschuldigen Sie, aber eine derartige Aussage zeugt von einer gewissen Geschichts- und Realitätsferne. Ich möchte in diesem Zusammenhang auf den Begriff Sprachplanung hinweisen. Sprachplanung ist die bewusste, absichtsvolle und systematische Beeinflussung von Funktion, Struktur oder Aneignung von Sprachen oder Sprachvarietäten innerhalb einer Sprachgemeinschaft, meist als Bestandteil der Sprachpolitik einer Regierung oder politischen Gruppierung.

      • Frank sagt:

        @Farrosch, im Film „1984“ wird ein schönes Beispiel von politischer Sprachplanung visualisiert. Ich glaube aber kaum, dass Sie das als positives Beispiel darstellen wollen.

    • Fritz Grunder sagt:

      Die deutsche Hochsprache besteht, rein sprachwissenschaftlich, auch zum Teil aus Schweizerdeutsch. Es ist arrogant und dumm anzunehmen, deutsche Hochsprache würde nur in Hannover und auf Bühnen gesprochen. Helvetismen gehören ebenso dazu österreichische Wörter und Grammatik.

    • tststs sagt:

      Nur so zur Info, was ML wieder mal als sakrosankt hinstellt, wird durchaus kritisch diskutiert…

      • Farrosch Kober sagt:

        @Frank: [..] als positives Beispiel darstellen wollen» Ganz im Gegenteil. Es geht mir lediglich darum , dass es ein fataler Irrtum ist zu glauben, den Einfluss von Vorgaben politischer Strömungen auf die Sprache zu bezweifeln . Und das ein Interesse besteht sie zu beeinflussen, zeigt u.a das umstrittene Framing Manual der ARD recht deutlich.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.