Ist Pornografie schädlich?

Eine Frage der Perspektive: Die Wirkung von Pornographie wird von Wissenschaft und Medizin sehr unterschiedlich eingeschätzt. (Bild: Raisa Durandi)
Liebe Frau Burri
Gibt es Studien, wie gross der Anteil an Männern ist, die im Internet Pornografie konsumieren? Hat es negative Folgen für junge Menschen? Beeinflusst es unsere Sexualität?
Der Anteil an Männern, die Pornografie konsumieren, variiert erheblich in Abhängigkeit der Altersgruppe und nach Region und Land. Laut einer in den USA durchgeführten Umfrage geben 63 Prozent der unter 30-Jährigen an, mehrmals pro Woche Pornografie zu konsumieren, im Vergleich zu 25 Prozent der 50 bis 68-Jährigen. In der Schweiz geben rund 50 Prozent der Männer und 7 Prozent der Frauen an, regelmässig Pornos zu konsumieren. Das Durchschnittsalter eines Kindes beim ersten Kontakt mit pornografischem Material ist 11.
Was die Folgen von Pornokonsum angeht, so zeigen sich die wissenschaftlichen Studienergebnisse sehr inkonsistent. Immer wieder wird der Zusammenhang zwischen Porno und einer Reihe von Variablen untersucht wie der sexuellen Funktion, der sexuellen Risikobereitschaft, der Beziehungsqualität, häuslicher Gewalt oder Sexualdelikten. Gemäss dieser Untersuchung kann der Konsum von Pornografie zu erhöhtem Risikoverhalten wie ungeschütztem Sex führen. Regelmässige Pornokonsumenten zeigen zudem eine erhöhte Aggressionsbereitschaft. Andere Forschungsergebnisse wiederum indizieren, dass Pornokonsum zu einer Reduktion der Sexualdelikte führt, da es gewissermassen als Ventil für den unter Umständen erhöhten Sexualdrang fungiert.
Ähnlichkeit zur Drogen- oder Spielsucht
Was die sexuelle Funktion angeht, so sprechen die wissenschaftlichen Befunde immer stärker für einen Zusammenhang zwischen Porno und der Häufung von sexueller Unlust, Impotenz und vorzeitigem Samenerguss. Dabei kann der Pornokonsum zu einer sexuellen Desensibilisierung führen, sodass ein höherer Grad von Stimulation nötig wird, um das gleiche Level der Erregung zu erreichen. Neuropsychologisch gesehen, aktiviert dabei der Pornokonsum unser dopaminerges Belohnungssystem ähnlich wie bei der Drogen- oder Spielsucht. Man will immer mehr und extremeres Material.
Viele meiner Kollegen erwähnen die starke Diskrepanz zwischen klinischer Realität und den wissenschaftlichen Befunden und heben die schädlichen Folgen des Pornokonsums hervor. Ich stimme dem bedingt zu: Meist kriegen wir im Praxisalltag nämlich die extremen Fälle zu sehen, bei denen der Konsum überhandgenommen hat. Da besteht sehr wohl die Gefahr, dass gesunde junge Männer unempfänglicher für erotische Reize werden. Die Männer suchen sich gezielt das aus, was ihren Vorlieben entspricht, engen so die Fülle an potenziellen Stimuli ein und kreieren dabei ein utopisches Realitätsbild dessen, wie die Partnerin auszusehen und der Sexualakt abzulaufen hat. Zudem führt der passive Akt des Konsums zu einer Abnahme der aktiven Fantasietätigkeit. In solchen Fällen ist es wichtig, sexuelle Fantasien sich wieder entwickeln zu lassen, indem man Schritt für Schritt eine Entwöhnung herbeiführt. Ansonsten spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, der Fantasie ab und an mit ein wenig Bildmaterial auf die Sprünge zu helfen – aber auch hier gilt: alles in Massen und vor allem nicht zu früh in der sexuellen Entwicklung.
119 Kommentare zu «Ist Pornografie schädlich?»
Was heisst nicht zu früh in der sexuellen Entwicklung? Mein Pornokonsum hat erst mit der Freundin und jetzigen Frau nachgelassen. Und als Nerd der ersten nicht die Aufmerksamkeit der Frauen erhielt und auch kein allzu grosses Interesse an Frauen hatte, war ich ein Spätzünder. Hätte ich da etwa als Teenager zu Prostituierten gehen müssen für die sexuelle Entwicklung? (Einmal abgesehen von der Geldfrage)
Dazu Erkenntnisse aus Sicht der bekannten Autorin (‚Der Wille zur Lust. Pornographie und das moderne Subjekt‘) und Philosophin Svenja Fasspöhler, welche hier schon einmal zum Thema zitiert wurde (war es damals Michèle Binswanger?):
‚..Inszenieren wir uns im Bett nicht immer? Jaques Lacan hat mal davon gesprochen, dass unsere geschlechtlichen Positionen während des Sex geradezu „komödienhaft“ seien. Wir leben im Bett Fantasien aus, und diese sind, ob es uns gefällt oder nicht, zum Teil durchaus pornografisch. Schlimm wäre es allerdings, wenn uns die Fantasie abhanden käme und wir den Porno bräuchten, um überhaupt Sex zu haben…‘
http://www.textem.de/1431.0.html
Ja, ich hab‘ mich auch gefragt, ob das Licht anlassen beim Sex bereits Pornographie ist.
Was für ein peinlicher Beitrag.
Hätte auch im katholischen Kirchenblatt erscheinen können.
Porno schauen erhöht den IQ.
Weshalb hätten Männer sonst im Schnitt einen höheren IQ als Frauen?
wie sang doch „the boss“ – „porn in the usa…i want…pooorn in the uuusssaaa!“
Hhhhhhhhhhhhh::::::))))))genau……born and porn–who gives a flying shit::::)))))
Ja, ist schädlich. Es schädigt das Rückenmark
dafür stärkt es den kreislauf und die unterarmmuskulatur.
Unterarmmuskulatur? Armer Arnie – jetzt ist er aufgeflogen……
Bei diesen Studien wird leider wie üblich massiv Schindluder mit der Vermischung von Korrelation und Kausalität betrieben.
z.B. Es sollte nicht erstaunen wenn Männer mit einem sehr hohen Testosteronspiegel mehr Sexdrive haben und auch mehr Pornos konsumieren.
Auch ist bekannt, dass Testosteron aggressionsfördernd ist.
Daraus ergibt sich auch, dass Ponokonsumenten etwas häufiger aggressiv sind. Schuld ist aber nicht der Porno – sondern das Testosteron!
Das wuerde die verbissenen sportler/innen erklaeren. Auf das wort schuld nur, wuerde ich verzichten da hormone so das natuerlichste ueberhaupt sind….
ja frau feldmaus. wo waren sie denn – sind sie abgetaucht??!!
Ich altere in stille rittermaendle::::)))))
Pornografie ist ein Scheinbegriff aus dem extrem prüden europäischen 19. Jahrhundert. In Wirklichkeit sind damit sexuelle Darstellungen gemeint, die in vielen Kulturen (Griechenland, Rom, Indien, China, Japan, Südostasien…) existierten und existieren. Ich besitze einige chinesische Darstellungen dieser Art und betrachte („konsumiere“) sie gerne.
Grüsel!
Das Exponat auf dem Bildschirm stellt halt keine Ansprüche und zickt nicht herum.
Der Mann sollte sich aber entscheiden, für Realität (Partnerin) oder Illusion (Pornografie) und nicht beides miteinander Verknüpfen wollen.
Es waere ja auch kein legaler porno mehr wenn DAS EXPONAT auf irgendeine art und weise ihre persoenlichen gefuehle echt zeigen wuerde…und so bockt der mann froehlich weiter rum, sei es zwischen der wanderung im berner oberland mit seiner partnerin oder mit dem neusten streifen von: heisse sekretaerinnen im hinterzimmer von der credit suisse…
was heisst schon illusion.
wenn ich cloney anschauen gehe im kino, habe ich doch auch kein problem mit realität und fiktion.
also immer schön locker bleiben.
Der Clooney im Kino erzählt eine Geschichte. Die Pornodarstellerin ist eine Wichsvorlage. Das ist schon nicht ganz das Gleiche. Ausser, Sie wollen den Clooney ficken. Womit die Fiktion dann zur Ficktion wird.
🙂 grosses kino felix, hut ab!!::))))
oje.
Weniger ist mehr und zwar in allem. Porno ist grundsätzlich eine Vorstellung und hat wenig mit der eigenen persönlichen Sexualität zu tun. Traurig finde ich nur das viele nicht die Möglichkeit wahrnehmen ihre Sexualität mit einem realen Partner auszuleben statt dessen in die Scheinwelt (aller Möglichkeiten) flüchten und so sich nie wirklich selber spüren, und zwar vor allem mental!!!!!
Das stimmt. Dann lesen sie Romane, schauen fern, usw. Dabei wäre doch das wahre Leben viel prickelnder…
SP: Nicht total falsch, aber im Zusammenhang eine unzulässige Übertreibung. Neuer Versuch, bitte.
Versuchen Sie es doch mal mit Argumentieren. Im zweiten Anlauf klappts bestimmt!
Da stand dieser satz: mehr als alles achte auf deine gedanken den sie bestimmen dein leben!!! Treffender, genauer kann man es eigendlich nicht beschreiben und dies gilt grundsaetzlich in jedem gebiet.
Wenn wir schon bei Zitaten sind, mein liebstes ist „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten“.
Ich kann denken was ich will und das darf mir niemand nehmen. Mit meinem Gesagten und mit meinen Taten interagiere ich mit der Gesellschaft, da muss ich achten was ich mache.
„Achte auf deine Gedanken, denn sie bestimmen dein Leben“ ist die neureligiöse Variante von „Gott weiss alles“. Damit werde ich nur eingedost.
Nein hr. Mueller den herrgott sehe ich wirklich nicht in verbindung mit dem groesstmoeglichsten bewusstsein um den inpakt von selbstbeeinflussung. Alles was wir erleben formt uns doch, was wir waehlen schlussendlich ist was wir brauchen. Soweit…..und den rest ueberlasse ich euch allen:)
Exakt, Frau Feldmann. Dass die Gedanken das Leben bestimmen, ist lediglich eine Variante von „wo du hinschaust kommst du hin“. Das Zitat steht zwar in der Bibel (in den Sprüchen), aber das wär dann auch schon alles.
Also wenn man auf den Gehsteig spaziert, und da fällt einem eine gebundene Ausgabe des Decamarone von Boccaccio aus dem 10ten Stockwerk geworfen auf den Kopf, ist Pornographie tödlich.
Ja. Aber das ist nicht der „bestimmungsgemässe Gebrauch“, sondern Restrisiko und ist daher ausserhalb der Betrachtung.
Ah ja, Freitags Sex.
Was für ein Geschwurbel. Wenn es einen Preis gäbe für das Unkenntlich machen eines Textes mit möglichst vielen Fremdwörtern – Frau Burri wäre eine Kandidatin.
Dabei ist alles ganz simpel: Das, womit wir uns füllen, bestimmt uns. Habe ich nach dem Pornokonsum noch Platz im Kopf für meine real existierende Partnerin? Die halt nich so aussieht wie die frisch geölten Silikontussis?
Daher: Mehr als alles achte auf deine Gedanken, denn sie bestimmen dein Leben.
Pornokonsum ist eine Illusion, wie Cybersex auch. Illusion ist eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit (Wikipedia).
Meine Partnerin dagegen ist real. Zum Anfassen.
Felix
Mal angenommen, Sie hätten keine Partnerin, oder die liesse sich (zur Zeit) nicht anfassen?
Um die sexuelle Attraktivität meiner Partnerin nicht übermässiger Konkurrenz aus zu setzen, sehe ich zur Zeit nur MILF Pornos. In Zukunft werde ich dann Pornos mit Titeln wie „Je oller, je doller“ ansehen.
Eine Gummipuppe ist auch real, zum Anfassen, keine Illusion.
>>Mal angenommen, Sie hätten keine Partnerin
Siehe oben bei ML.
>> Eine Gummipuppe ist auch real, zum Anfassen,
Und sie redet nicht dauernd, obwohl sie den ganzen Tag das Maul offen hat, nicht wahr 😉
Die Gummipuppe ist genauso Illusion, die Prostituierte ist auch eine Illusion, ich bezahle sie dafür, mir schöne Lügen zu erzählen. Sie ist meine Kirche, sie heilt meine Wunden, betäubt zumindest meine Schmerzen. Ganz real und wirklich.
Vor allem den Zeugungsschmerz, gälled Sie.
Schliesse mich den Vorrednern teilweise an und bringe ein zusätzliches Gleis ins Spiel, Pornographie steht nicht für sich alleine, sie hat eine Herkunft welche je nach Machart kriminell ist.
Pornokonsum kann mit in Anspruchnahme von „Sexdienstleistungen“ einhergehen.
Prostitution ist auch in CH zu oft mit Menschenhandel verbunden.
„Hurenleben“, Herder Verlag oder „Die gestohlene Sonne. Als Seelsorgerin im Gespräch mit Prostituierten“, Premiere Verlag.
„Menschenhandel. Die Rückkehr der Sklaverei“, Hänssler Verlag
„Patricia Green, ein Engel im Rotlichtviertel“, Brunnen Verlag
„Deutschland Verbrecherland? Mein Einsatz gegen organisierte Kriminalität“, Econ Verlag
gemeinsam-gegen-menschenhandel.de
Wie ML schriebt, glaube ich eher, dass Pornographie Prostitution und Fremdgehen allgemein zumindest teilweise ersetzt.
Und Prostitution praktisch mit Verbrechen gleichzusetzen führt in eine Sackgasse. Es sollte nicht Prostitution bekämpft werden, sondern Menschenhandel. Und dafür wäre eine weitergehende Liberalisierung, Anerkennung sicher der bessere Weg als ein umfassendes Verbot (mit entsprechender Verlagerung in den Untergrund).
@ SP
„Wie ML schriebt, glaube ich eher, dass Pornographie Prostitution und Fremdgehen allgemein zumindest teilweise ersetzt.“
Spielt das eine Rolle? Die Herkunft der Pornografie kann genauso auf Freiwilligkeit wie auf Zwang oder zumindest Ausnutzen einer Notlage geschehen, wie dies bei der Prostitution der Fall ist. Ein Kontrolle wäre wünschenswert, ist jedoch oftmals schwierig.
Eine Liberalisierung haben wir bereits. Die Gesetzeslage wäre durchaus zum Schutz der Sexworker, bei der Umsetzung hapert es.
Auszug aus pro Juventute:
„Es gibt auch arbeitsrechtliche Bestimmungen und Ausbeutung ist untersagt – und trotzdem ist in der Prostitution Menschen- und Frauenhandel eher die Regel als die Ausnahme. “
Was schlagen Sie also vor?
@13: Aufhören damit, Prostitution und Pornographe in den Untergrund zu drängen. Nach dem Motto: Es ist zwar legal, aber natürlich unerwünscht. Wie viele Regelungen und vor allem Hindernisse werden nach wie vor aufgebaut, die verhindern, dass eine Prostituierte ihre Tätigkeit ausführen kann wie einen anderen Job? Es brauchte ja bis 2013, bis eine Prostituierte überhaupt ihren Lohn einklagen konnte, da die Tätigkeit zwar reglementiert und zugelassen war, aber als sittenwidrig (!) galt.
@Sportpapi
„Wie ML schriebt, glaube ich eher, dass Pornographie Prostitution und Fremdgehen allgemein zumindest teilweise ersetzt.“
Konsumenten von Sexdienstleistungen haben in der Regel mit Pornokonsum begonnen, was nicht bedeutet alle Pornokonsumenten greifen irgendwann auch mal zum bezahlten Dienst.
Ich habe Ihnen dazu keinen link, aber bisher noch von keinem Freier gelesen (ua siehe Buchliste), oder von Menschen welche mit dem Milieu zu tun haben gehört, welcher „pornofrei“ zum regelmässigen Sexdienstleistungskonsumenten geworden ist.
Hier noch ein guter Link, der meiner Haltung entspricht und Probleme benennt: http://www.fiz-info.ch/de/Themen/Sexarbeit
@BS: Die meisten Freier waren auch mal in einer Schule. Einen Zusammenhang gibt es trotzdem nicht. Viele Jugendlichen konsumieren mehr oder weniger häufig Pornos, die, welche sich stark für das Thema interessieren, vermutlich häufiger. Dennoch führt Pornokonsum keineswegs direkt oder indirekt, zwangsläufig zu Prostitution. Und die Prostitution gibt es auch nicht erst, seit Pornos so verbreitet sind…
@BS „Ich habe …bisher noch von keinem Freier gelesen (ua siehe Buchliste), welcher „pornofrei“ zum regelmässigen Sexdienstleistungskonsumenten geworden ist.
Ich habe noch von keinem Erwachsenen gehört, der „pornofrei“ erwachsen wurde.
@BS: Arztromane sind (altmodische) Pornos für Frauen.
Meinen ersten selber gemachten Orgasmus hatte ich mit Johannes Mario Simmel, aber der Konsalik war noch besser.
Arztromane sind nicht altmodisch, sondern sie bedienen eher die „Schalter und Mechanismen“ der Frauen. Wogegen die Hochglanzmagazine mit den Farbföteli die „Schalter und Mechanismen“ der Männer bedienen.
Mir ist aufgefallen, dass in Romanen imme rein paar Sexszenen vorkommen. Ist der Romanautor ein Mann, sind die Szenen relativ deutlich-explizit beschrieben. Ist es hingegen eine Autorin, sind die Szenen eher gefühlsorientiert und eher nur angedeutet; den Rest können sich die Lesenden denken. Und ist es ein Roman aus der „christlichen“ Ecke, fehlt die Sexszene. Was der Liebesgeschichte und der Spannung überhaupt keinen Abbruch tut.
@ SP
Es hat vielleicht etwas mit Sex selber zu tun, dass es nicht vor Augen aller passiert. Das gehört dazu.
Von einem Verdrängen in den Untergrund sehe ich nichts. Mein täglicher Arbeitsweg führt mich an zwei Etablissements vorbei, die öffentlich an der Strasse stehen und entsprechende Dienstleistungen anbieten. Ich könnte ihnen problemlos 5 weitere in der Umgebung angeben, wie auch offen bekannt ist, wo die Leistungen auf der Strasse bezogen werden können. Von Bestellungen aus dem Netz ganz zu schweigen. Pornografie wird offen im TV (vorbehaltlich Jugendschutz) beworben, es gibt Sexheftli an jedem Kiosk. Die Google-Suche gibt wohl Millionen Ergebnisse. Wie kommen Sie auf Untergrund? Nur weil es (vermutlich) kein Portfolio bei der Berufsberatung gibt?
@13: Haben Sie meinen Link gelesen? Zum Thema Sittenwidrigkeit? (offenbar immer noch so!) Zum Thema Arbeitsbewilligung/Aufenthaltsstatus und die Folgen davon? Zum Thema Stigmatisierung? Was lesen Sie, wenn das Thema in der Zeitung kommt: Verdrängung, Strichplan, neue Auflagen, Widerstand gegen Bordelle (wegen Lärm…), usw.
Ausserdem habe ich noch nie Werbung für Pornographie am Fernsehen gesehen, und auch keine Pornographie am Kiosk. Die (Jugendschutz-)Auflagen bezüglich dem, was an sexuellen Handungen (oder Nacktheit) am Fernsehen gezeigt werden darf, sind in keinem Verhältnis zu dem, was an Verstörendem im Bereich Gewalt und Action läuft.
@Alpöhi: Ich glaube nicht, dass das Geschlecht des Autors hier eine Rolle spielt. Das entspricht jedenfalls nicht meiner Erfahrung. Vermutlich nicht einmal mehr das Geschlecht der Zielgruppe.
@Sportpapi
danke für den link, ich kann diese Haltung nachvollziehen, heisse sie aber nicht gut.
Sexarbeit ist nicht wegen den gefährlichen Bedingungen kritisch, sondern grundsätzlich sehr zu hinterfragen.
Den eigenen Körper in dieser Direktheit/Ausgeliefertheit zu verkaufen hat keine positiven Auswirkungen.
Auch Frauen welche selbstständig im „Luxusbereich“, also ohne Zuhälter und unmittelbare Gefahrenzonen, arbeiten, sind suchtmittelanfällig da diese Arbeit psychisch/seelisch belastet.
Von daher bin ich mit Amnesty und deren Ansicht auch überhaupt nicht einverstanden und empfehle sie nicht mehr als zu bespendende Organisation.
„Den eigenen Körper in dieser Direktheit/Ausgeliefertheit zu verkaufen hat keine positiven Auswirkungen.“ Ausser dass man sich damit sein Leben verdient, wie jeder Bauarbeiter, Erntehelfer, Hilfsarbeiter usw.
Und dass Amnesty, im Gegensatz zu anderen Organisationen, sich mit der Realität, und nicht nur Wünschträumen beschäftigen, und pragmatisch vorgehen, rechne ich ihnen hoch an. In den allgemeinen Tenor (in etwa: aus den Augen, aus dem Sinn) einzustimmen hätte sicher sehr viel weniger Ärger ausgelöst.
Ausserdem: Wenn jede/r, dem irgendeine Massnahme aus dem weit gefächerten Engagement von Amnesty nicht gefällt, umgehend zum Spendenboykott aufrufen würde, hätten die wohl gar kein Geld mehr. Und viel Wertvolles würde wegfallen. Da wundere ich mich schon über solche Aussagen!
@ SP
Sie haben noch nie nachts TV geschaut und dann kam in den Werbeunterbrechungen so ein „Ruf mich an“-Spot? Sie haben noch nie Sexheftli oder auch DVDs am Kiosk gesehen? U.a. auch solche, die Inserate für Prostitution beinhalten? Ist das Ihr Ernst oder kapiere ich den Witz irgendwie nicht?
(Ich habe einige Jahre am Bahnhof im Verkauf gearbeitet und das hiess bei uns NZZ mit Beilage. Sprich eine NZZ, ein Blick und ein pornografisches Heft, gerne alles in die NZZ verpackt, damit man beim Zugfahren gebildet wirkt. Ich habe mich immer gefragt, ob die NZZ auch gelesen wurde oder wirklich nur der Tarnung dient und welchen Marktanteil wohl diese Prestige-Käufer ausmachen 😉 )
Zum Link muss ich sagen, dass ich ihn teilweise nachvollziehen kann. Jedoch sind die meisten angesprochenen Probleme nicht irgendwie auf Sexarbeiter konzentriert, sondern bestehen auch sonst. Ausländerpolitik in der Schweiz ist ein Problem, das nicht nur sie betrifft. Das Problem des Strichplans sehe ich nicht ganz. Ich darf auch kein Schreibtisch in der Bahnhofstrasse aufstellen und Rechtsdienstleistungen anbieten. Natürlich braucht es Bewilligungen und entsprechende Zonen. Das gilt für alle. Scheinehen, inkl. Verdacht auf Scheinehe, sind eine Folge der Ausländerpolitik, auch das hat wenig mit Sexarbeit zu tun. Das Problem ist nicht die Arbeit, sondern dass es bei dieser Arbeit viele gibt, die schwarz oder ohne Bewilligung arbeiten und sich so die Problematik konzentriert.
@13: Ich mache einen Unterschied zwischen Erotik und Porno. Und ich glaube, der Gesetzgeber auch. Das was ich unter Porno verstehe habe ich bisher weder im Fernsehen gesehen, noch im Kiosk. Dafür gibt es Spezialläden.
Zum anderen: Sie finden ernsthaft, man gehe mit der Prostitution als Gewerbe in der Schweiz um wie mit jedem anderen Bereich? Warum glauben Sie, arbeiten so viele schwarz? Weil sie jederzeit ohne Probleme eine Bewilligung erhalten würden? Und was ist mit der Sittlichkeit, die offenbar gesetzlich immer noch umstritten ist, so dass nicht einmal der Lohn eingeklagt werden kann?
@Sportpapi
„Ausser dass man sich damit sein Leben verdient, wie jeder Bauarbeiter, Erntehelfer, Hilfsarbeiter usw.“
Nein, zwischen diesen Berufen/Jobs und dem der Prostitution bestehen grosse Unterschiede-
aber es ist angenehmer wenn man(n) dies auf derselben Ebene abhandeln kann.
Zu Amnesty, keine Sorge, es gibt ausreichend andere Organisationen welche sich um ähnliche Bereiche kümmern, zumal ich mit meinem Unverständnis überhaupt nicht alleine dastehe, im Gegenteil, Betroffene aus dem Milieu selber unterstützen das ebenfalls nicht unisono, und mit Betroffenen meine ich nicht eine fiz, sondern Menschen die den Ausstieg geschafft haben.
@BS: Betroffene sind also nur „Leute, die den Ausstieg geschafft haben.“ Und die sind alle dafür, dass man die Prostitution verbietet? Obwohl die meisten von ihnen dann vermutlich heute nicht in der Schweiz leben würden, sondern in Armut in ihren Herkunftsländern?
Warum beschreiben Sie die grossen Unterschiede zu schlecht bezahlten Jobs, die vielfach Lebensgefahr und die Gefahr früher Individualität mit sich bringen, nicht etwas genauer? Oder was meinen Sie, wie viele Hilfsarbeiter auf dem Bau arbeiten bis zur Pensionierung?
@13: Ich habe beim Link auch noch das Dokument „Migrantinnen in der Sexarbeit“ geöffnet. Hier werden meine Ausführungen bestätigt: „Andere Rechtsgebiete wiederum dienen als Instrumente, um Sexarbeit zu bekämpfen. Mit Bau-, Umwelt- und Nachbarrecht wird beispielsweise von Anwohnern gerichtlich die Schliessung eines Sexsalons wegen übermässig störender Immissionen erzwungen. Nicht nur messbarer Lärm gilt als lästige Begleiterscheinung, sondern häufig werden auch so genannte ideelle Immissionen ins Feld geführt.“
Und zur Arbeitsbewilligung: „Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa müssen einen qualifizierten Beruf ausüben und auf
dem inländischen Markt konkurrenzlos sein, damit sie eine zivilstandsunabhängige Aufenthaltsbewilligung erhalten. Die Schweiz aber wertet Sexarbeit nicht als qualifizierte Tätigkeit und gibt deshalb keine eigenständige Aufenthaltsbewilligung für diese Arbeit.“
Sprich: Man drängt die Frauen in die Illegalität und liefert sie so einem kriminellen Umfeld aus.
@13: Noch ein Wort zu den Scheinehen: „Paula stellte als Ehefrau eines Schweizers und nach
jahrelangem Aufenthalt in der Schweiz ein Gesuch um erleichterte Einbürgerung. Das Bundesamt für Ausländerfragen beantwortete ihr Gesuch folgendermassen: «Die Gesuchstellerin geht offenbar der Prostitution nach. Nach unserer konstanten Praxis verneinen wir jeweils immer dann eine tatsächliche, stabile eheliche
Gemeinschaft, wenn einer der Ehepartner der Prostitution nachgeht.» Und so lehnten sie das Gesuch ab.“ Also wer sich prostituiert, kann gar nicht in stabiler Partnerschaft leben. Finden die Behörden, ohne jegliche Überprüfung.
@BS: Man muss weniger gegen Prostitution machen, aber man muss noch viel mehr für Prosituierte machen, erscheint mir der richtige Anlass.
@sportpapi: Betreffend „Unsittlichkeit“ und damit fehlender Einklagbarkeit des Entgeltes für Sexdienstleistungen: Ich würde viel bedenklicher finden, wenn die Sexdienstleistung oder (Teil-?) Rückzahlung des Entgeltes vom Freier durchgesetzt werden könnte. Ich bin mir nicht sicher, ob die Prostituierten nicht eher geschützt werden damit: Haben sie keine zu schwache Position, sagen sie einfach, erst Kohle, vorher gibt’s nicht, wird der Freier dann unanständig, gibt’s halt nix mehr. Wenn Mann Sex will, hat Frau eine starke Verhandlungsposition.
@Sportpapi
nein, Betroffene sind alle, aber Aussteigerinnen diejenigen welche noch am ehestens Klartext reden.
Die noch-drin-Arbeitenden, auch das wiederum von den Ausgestiegenen bestätigt, hüten sich irgendwelche Kratzer am Bild erscheinen zu lassen.
Und was wirklich helfen würde?
Entwicklungszusammenarbeit welche den Namen verdient, damit weder hier NOCH DORT Prostitution überhaupt nötig ist.
@BS: Würden Sie wohl die Ausgetretenen aus Ihrer Kirche erklären lassen, wie die Kirche aussieht und wie sie sich zu entwickeln haben? Würden Sie sich von ihnen vertreten fühlen?
Und bezüglich Entwicklungszusammenarbeit: Bleiben wir doch realistisch. 1.) können wir auch damit nicht die Armut auf der ganzen Welt bekämpfen und 2) gäbe es trotzdem noch Menschen, die in der Prostitution arbeiten wollten.
Mir würde es reichen, die Frauen könnten freiwillig, selbstbestimmt und vor allem zu einem angemessenen Lohn arbeiten. Und sie könnten diesen Lohn dann auch behalten. Grundlage dafür ist aber, dass wir die Prostitution als wirtschaftliche Tätigkeit anerkennen (nicht nur beim Steuern einziehen).
@ Sp
Ja, das Gesetz macht sogar mehrere Abstufungen. In erster Linie bei Jugendschutz und der gilt auch beim Kauf der genannten Heftchen am Kiosk. Gemäss Gesetz ist das Pornografie.
Zum anderen: Warum so viele schwarz arbeiten? Das ist ziemlich leicht zu beantworten. Weil der Grossteil aller Frauen, die über einen legalen Aufenthaltsstatus verfügen oder andere Perspektiven haben (auch das Anrecht auf Sozialhilfe) nicht die Prostitution wählen. Diejenigen, die es tun, haben diese Möglichkeiten auf einen legalen Job nicht. Also auch nicht auf einen legalen Status in der Prostitution.
„Mit Bau-, Umwelt- und Nachbarrecht wird beispielsweise von Anwohnern gerichtlich die Schliessung eines Sexsalons wegen übermässig störender Immissionen erzwungen. “
Richtig. Aber auch hier ist das kein spezifisches Problem des Sexgewerbes. Versuchen Sie mal in der Wohnzone eine Kita zu eröffnen oder einen Nachtclub oder, Gott bewahre, ein Flüchtlingsheim. Glauben Sie, da gäbe es keine Einsprachen oder Auflagen der Gemeinde wegen allfälliger Immissionen.?
Und zur Scheinehe: Auch das ist richtig. Das Bundesgericht geht stets davon aus, dass zu einer „richtigen“ Beziehung Monogamie gehört und wo diese nicht besteht, ist das immer etwas „verdächtig“. Ein Mann, der wusste, dass seine Frau mit anderen Männern verkehrt oder auch schon nur wissen konnte, aber keinen Vaterschaftstest verlangt, kann sich später nicht darauf stützen, dass er ihr vertraut hätte, als sie meinte, sie hätte verhütet oder hätte zum Zeugniszeitpunkt keinen ausserehelichen Verkehr. Sagen Sie mal im Rahmen eines Einbürgerungsverfahrens, Sie führen eine offene Beziehung. Da können Sie die Einbürgerung auch vergessen. Auch hier: ich halte es nicht für richtig, aber es ist kein spezifisches Problem des Sexgewerbes.
Zuletzt zur „qualifizierten Arbeit“ für Drittstaaten: Es gibt spätestens seit den Bilateralen grundsätzlich nur zwei Personengruppen, die eine solche Bewilligung erhalten können: 1. Künstler und 2. Hochspezialisierte Wissenschaftler, CEOs . Es gibt bereits Probleme bei Übersetzern, die man nicht findet, aber nicht in Drittstaaten suchen kann. Oder im Rahmen der Gastronomie, wenn man eine spezielle Küche anbieten will, aber keinen Koch findet. Wie stellen Sie sich das beim Sexgewerbe vor? Wie soll nachgewiesen werden, dass man weder in der Schweiz noch in der EU eine andere Frau findet, die für diese Stelle qualifiziert ist? Und das wäre ja die Voraussetzung.
@Sportpapi
„Würden Sie wohl die Ausgetretenen aus Ihrer Kirche erklären lassen, wie die Kirche aussieht und wie sie sich zu entwickeln haben? Würden Sie sich von ihnen vertreten fühlen?“
Damit führen Sie glasklar vor dass Sie offenbar nicht viel Bezug haben.
Ausgetretene aus einer Kirche verlassen diese aufgrund Uneinigkeiten, Streit etc und meistens möchten sie danach auch nicht mehr mit den Noch-Mitgliedern zusammen sein.
Ausgestiegenen aus dem Milieugewerbe geht es gegenteilig, sie leiden mit den noch-Arbeitenden mit und wenn Kräfte vorhanden sind setzen sie diese für ihre Mitschwestern ein- fühlen sich solidarisch und verbunden mit ihnen.
@13: Sie stellen vermutlich zu recht fest, dass das alles nicht spezifische Probleme des Sexgewerbes sind. In der Summe ist das Gewerbe damit allerdings belastet wie kein anderes. Und ganz offensichtlich ist niemand gewillt, daran etwas zu ändern, auch wenn das tatsächlich heisst, dass man die Frauen im Gewerbe im Stich lässt. Denn irgendwie möchte man sich dann doch nicht wirklich mit der Realität befassen. Lieber davon reden, mit einem Verbot der Prostitution wären alle Probleme gelöst, würden die Frauen ein glückliches Leben führen (obwohl man jeweils davor noch erklärt hat, sie hätten aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative zur Prostitution…) und die Männer brav bei ihren Frauen bleiben.
@BS: Wer aus Kirchen oder Sekten ausgetreten ist, äussert sich häufig sehr negativ.
Und die Aussteigerinnen, die zynischerweise erst Hilfe erhalten, wenn sie mal eingestiegen sind, aber nicht wenn sie in ihrem Land in Not leben, diese Aussteigerinnen verdienen sich teilweise ihr Leben mit ihrer neuen Rolle, mit ihrem Engagement gegen die Prostitution.
@Sportpapi
„diese Aussteigerinnen verdienen sich teilweise ihr Leben mit ihrer neuen Rolle, mit ihrem Engagement gegen die Prostitution.“
woher haben Sie denn das?
Ein weiteres mal bleibt uns wohl nichts anderes übrig als uns darüber einig zu sein, dass wir uns sehr uneinig sind.
@BS: Zumindest leben diese Aussteigerinnen heute in der Schweiz (oder Deutschland) und haben einen Job. Beides hätten sie vermutlich ohne den Umweg über die Prostitution nicht erhalten, zynischweise.
Meine Frage wäre aber: Glauben Sie denn, wenn die Prostitution auf der ganzen Welt verboten wäre, dass es keine Prostituierten mehr geben würde? Und ginge es diesen Frauen dann besser? Und: was würden all die Frauen tun, von denen man heute behauptet, dass sie grundsätzlich Zwangsprostituierte seien, da sie aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative hätten.
Ich befürchte einfach, dass man die Prostituierten aus weltanschaulichen Gründen in die Illegalität drängt, dann zufrieden wieder ins schöne Leben zurückkehrt und die armen Frauen weiterhin ihrem Schicksal überlässt.
Sportpapi:
„Zumindest leben diese Aussteigerinnen heute in der Schweiz (oder Deutschland) und haben einen Job. Beides hätten sie vermutlich ohne den Umweg über die Prostitution nicht erhalten, zynischweise.“
Richtig, allerdings gibt es die Jobs auch, teilweise mit Ausbildungsangebote in den Herkunftsländern, jedenfalls weiss ich von welchen im südamerikanischen, afrikanischen, asiatischen und osteuropäischen Raum.
Weil es Menschen gibt die sich dafür einsetzen, sich mit dem Ist-Zustand nicht zufriedengegeben haben, und schon gar nicht mit der Lösung „regeln wir das am Besten arbeitsrechtlich, dann brauchen wir uns nicht mehr so zu kümmern, das löst dann alle Probleme mehrheitlich zu unsrer Zufriedenheit“.
2/„ Meine Frage wäre aber: Glauben Sie denn, wenn die Prostitution auf der ganzen Welt verboten wäre, dass es keine Prostituierten mehr geben würde? Und ginge es diesen Frauen dann besser? Und: was würden all die Frauen tun, von denen man heute behauptet, dass sie grundsätzlich Zwangsprostituierte seien, da sie aus wirtschaftlichen Gründen keine Alternative hätten.“
Hier wird es sehr komplex, die wirtschaftliche Notlage hat nicht nur, aber auch, mit unserem West-Wohlstand zu tun, welcher sich uns nicht kostenwahr präsentiert, sondern auch aufgrund zu tiefer Löhne in den Produkteherkunftsländern. Es gibt kleine Betriebe welche kostenwahr produzieren (mit Aussteigerinnen), diese Produkte sind dementsprechend teurer und der Markt dafür noch klein.
3/3/ Ein Verbot ist nicht leicht umzusetzen (dass Freier gebüsst werden finde ich nicht die schlechteste Idee), aber Bewusstseinswandel. Wenn sich Freier, welche auch Väter, Brüder, Onkel, Cousins sind, sich vermehrt mit den Hintergründen auseinandersetzen welche die Frauen, welche ebenfalls eines Mannes Tochter, Schwester, Nichte, Cousine sind, zu diesem „Job“ geführt hat- ua ist die Missbrauchsquote in der Kindheit/Jugend einiges höher als in der Durchschnittsbevölkerung als nur ein Detail des langen Weges dahin; dann würde man(n) es vielleicht 2mal überlegen. Der Markt besteht aufgrund der Nachfrage.
4/ Daher wehre ich mich auch entschieden diesen Beruf mit anderen körperbetonten, anstrengenden Berufen- Sie haben Bauarbeiter uä ins Feld geführt, gleichzusetzen.
Die Auswirkungen auf die eigene Körperwahrnehmung, das Wohlbefinden sind mit jenen Berufsrisiken nicht zu vergleichen.
Ihre Befürchtungen verstehe ich durchaus, ich teile sie sogar, resp sehe die Schwierigkeiten. Aber ich finde es den falschen Weg das Ganze auf eine „legal noch bessere Ebene“ zu hieven, es hilft eher uns, uns nicht mehr wirklich vertieft damit auseinandersetzen zu müssen.
„Aber ich finde es den falschen Weg das Ganze auf eine „legal noch bessere Ebene“ zu hieven, es hilft eher uns, uns nicht mehr wirklich vertieft damit auseinandersetzen zu müssen.“
Sehen Sie, das sehe ich genau anders herum. Ich glaube, dass viele in der Schweiz ein Verbot befürworten, die dann nicht mehr genauer hinschauen. Hauptsache, es ist weg bzw. aus den Augen. Die Prostitution wird aber, möglicherweise in reduziertem Umfang, aber unter für die Frauen viel schlechteren Bedingungen weiterlaufen.
Ich glaube auch nicht, dass die Schweiz sich plötzlich für diese Menschen engagieren wird, die in ihren Ländern keine Existenz finden. Über Wirtschaftsflüchtlinge wird gehöhnt, die Entwicklungshilfe gekürzt. Insofern bleibt es eine Tatsache, dass es noch lange Menschen geben wird, die mittels Prostitution ihrer Armut entfliehen möchten. Und meiner Meinung nach wäre es an uns, dass sie dies wenigstens unter anständigen Bedinungen tun könnten, hier in der Schweiz. Also mit einem gewissen Schutz, selbstständig, zu anständigen Preisen.
Zum Vergleich mit den Bauarbeitern stehe ich. Es gibt schlicht Jobs, die sind lebensgefährlich bzw. zerschleissen, auf allen Ebenen. Und es ist offensichtlich nicht so, dass man auf diese Jobs verzichten kann. Dann geht es darum, die Probleme/Gefahren wenigstens so gut wie möglich abzufangen. Bei der Prostitution geht es neben vielem anderen auch um das angesprochene Stigma, um die soziale Ausgrenzung, um das Doppelleben, das viele führen müsen (was verständlicherweise mit ein Grund ist, dass wenige Schweizerinnen im Gewerbe sind).
Zuletzt: Die Freierbestrafung halte ich für nicht zielführend und höchst unfair. Nicht nur, weil man hier meiner Meinung nach den Dealer zum Opfer macht und von Bestrafung ausnimmt. Wenn schon, dann müssten beide „Vertragspartner“ bestraft werden. Sondern auch, weil ich mir kaum vorstellen kann, wie das läuft. Da ist also die Prostituierte, die unbehelligt vor den Aufgen der Polizei ihre Dienste anbietet? Meint sie es ernst, muss sie es im Untergrund tun… Zudem entsteht natürlich ein grosses Erpressungspotential.
Am Rande: Wenn man beliebige Personen zu sexuellen Themen befragt, erfährt man irgend etwas. Das kann frei erfunden, gewünscht oder verklemmt sein, eines ist es definitiv nicht: Wissenschaft.
Empirische Sozialforschung ist Vorfeld von Wissenschaft, generiert im besten Fall Hypothesen, welche man DANACH wissenschaftlich prüfen kann. Allerdings nicht durch erneute Befragung, dann erfährt man nämlich wieder nichts Neues. Alles was da oben als Wissenschaft bezeichnet wurde, ist keine!
Typisch am Blog oben ist, dass der Begriff ‚Pornografie‘ ohne Definition einfach in den Raum gestellt wird. So darf jeder seine Vorurteile ab dem ersten Satz dem Gesagten unterlagern. Mit Wissenschaft hat auch das nichts zu tun.
Die Grenze zwischen künstlerischer Darstellung von Sexualität und Pornografie dürfte je nach Kultur stark variieren. In puritanisch geprägten Staaten wie den USA, oder der Schweiz, herrscht ein eher verklemmter Zugang zum Thema. Es dürfte kaum eine Übereinstimmung in der Frage ‚Was ist Pornografie?‘ mit einem durchschnittlichen Osteuropäer geben.
Dadurch wird das Thema etwas müssig.
Einen Aspekt muss man aber erwähnen. Die gewerbliche Pornografie dient in den entwickelten Industrieländern der Billigsubstitution von Prostitution.
Bis in die Neuzeit war Prostitution für alle Bevölkerungsteile erschwinglich und diente sozialen Aufgaben, eben der sexuellen Befriedigung und der damit verbundenen Aggressionshemmung der Männergruppen, welche mit Heiratsverbot belegt waren.
Hier und heute hat Prostitution nur noch kommerzielle, keine sozialen Grundlagen und ist für die einkommensschwachen Herren nicht mehr ausreichend zahlbar. Diese Lücke nun schliesst gewerbliche Pornografie.
@Muttis Liebling
und weil das so toll sozial war starteten im Jahr 1885 William und Bramwell Booth eine Kampagne, um das Mindestalter von Prostituierten in GB von 13 auf 18 Jahre heraufzusetzen.
wieder einmal ein schönes Beispiel von sinnlosem Gelehrtengeschwafel mit dem obligaten „früher war alles besser, moralisch reiner und sozialer“
Geben Sie sich etwas mehr Mühe ML – strengen Sie ihren Geist etwas mehr an. Langweilen Sie ihre eigenen Plattitüden nicht?
und da sie so wissenschaftlich sind: können sie ihre platten Behauptungen denn ihrerseits wissenschaftlich untermauern?
Gab es denn früher unter jungen Männern weniger Aggression, gab es denn früher weniger Vergewaltigungen?
Soziale Notwendigkeit bedeutet nicht Moralität oder Freisein von Kriminalität. Ihrer Literaturliste füge ich:
W.Sorge: Geschichte der Prostitution, Dogma, 2012
an.
Das erste Lehrbuch der Sozialen Hygiene erschien 1848 in Deutschland. Der Autor hiess amüsanter Weise Karl Marx, war aber nicht der aus Trier. Bereits im 2. Kapitel thematisiert er die herausragende Rolle der Bordelle für die öffentliche und soziale Hygiene der Zeit. Neben der genannten Aggressionsregulierung wird die dadurch mögliche amtsärztliche Kontrolle auf Geschlechtskrankheiten, damals meist tödlich verlaufend, erwähnt.
Das Bordell war bis vor kurzem eher eine Einrichtung vom Typ Spital als vom Typ Spielkasino.
Ich finde den Aspekt von ML, wonach Pornografie die Billigausgabe von Prostitution sei und somit als Ventil für unverheiratete Männer benötigt werde, bemerkenswert. Und finde: Das hat etwas.
Krank wird es dann, wenn Mann vor lauter Pornografie beziehungsunfähig wird. Denn dann perpetuiert sich die Krücke zum Dauerzustand.
RoXY, Sie mich nicht verstanden haben? Nichts war früher besser, es hat nur alles historisch nachvollziehbare Gründe.
OK ML – dann hab ich sie nicht verstanden.
Im Allgemeinen beziehen sie sich immer abwertend auf die heutige Zeit.
Das Frühere scheint bei ihnen stets besser, bewährter als das heutige.
@Alpöhi „Arztromane sind nicht altmodisch, sondern sie ..“
Gibt es noch Arztromane? Vielleicht sind das heute Internetstartup-Romane?
„Krank wird es dann, wenn Mann vor lauter Pornografie beziehungsunfähig wird. “
Also zu viel Pornographie kann beziehungsunfähig machen? Zu viel Jassen kann auch Beziehungsunfähig machen, es gibt bestimmt viele Jass Könige, welche keine Beziehung haben.
Es lebe die Keuschheit! Gebet ist das Einzige, was frei macht. Wer täglich eine halbe Stunde tief ins Gebet geht und sich ganz in dieses hineingibt, wird nicht mehr gequält von Begierten sowie Gelüsten und kann sein Dasein ohne Gewissensbisse viel mehr geniessen und in freier Weise eigenen Interessen nachgehen.
Und weshalb soll ich wegen Gelüsten Gewissensbisse haben? Ich kann mein Dasein mit Gelüsten wunderbar geniessen!
Was für ein Scheiss. Paulus dagegen sagt: Wir sollen poppen (natürlich nur in der Ehe), weil wir es ja doch nicht lassen können.
Ja, Alpöhi, nur schaffen es nicht alle in der Ehe, auch in der Ehe zu bleiben und sich auch innerhalb der Ehe zu zügeln – Vergewaltigung und häusliche Gewalt zeugen davon. Und da wären wir wiederum beim Gebet, das hilft, sich selber wieder ins Lot zu bekommen.
Alpöhi – Paulus würde ich jetzt nicht unbedingt als Experte für Sexualität nehmen.
Kluger Kopf, der auch viel Gutes sagte. Aber Punkto Sex ist er nicht halb so positiv, wie Sie das wohl gerne sehen würden.
Er duldete es als notwendiges Übel, wenn wir es nicht lassen können. Er selbst konnte es lassen und ihm wäre es am liebsten gewesen, es wären alle so wie er.
Jedenfalls hat Paulus nicht das gesagt, was die Klosterschwester da oben sagt. Und Paulus hat noch ein paar andere interessante Dinge zur ehelichen Sexualität gesagt, die auch nie zitiert werden, weil zu wenig spektakulär und kontrovers. Bei Paulus schiesst man sich lieber auf die angebliche Homophobie und Frauenfeindlichkeit ein. Das bringt höhere Quoten, und für den Gesamtkontext interssiert sich ja eh niemand, weil selber denken könnte ja Kopfweh geben
Ach Alpöhi das habe ich doch gar nicht gesagt.
ich habe nur gesagt, was ich gesagt habe
und die Klosterschwester ist nun wirklich nicht so weit von Paulus weg. Paulus hielt das Zöllibat für den besseren Weg und seinen keuschen Mitbrüdern schlug er bestimmt das gleiche vor wie Klosterfrau.
Nein RoXY, Paulus hat das Gegenteil von dem gesagt, was die Klosterschwester gesagt hat. Es stimmt zwar, dass Paulus die Ehelosigkeit als den „Königsweg“ sah, Aber nicht weil er etwas gegen die Fleischeslust hatte, sondern weil: Wer verheiratet ist, kreist in seinen Gedanken um den Ehepartner, die Ehepartnerin. Wer unverheiratet ist, hat diese Ressourcen frei um sie für das Reich Gottes einzusetzen. Klar, dass das für Pauls mehr wert war.
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Die Klosterfrau hier meint: „Wer täglich eine halbe Stunde tief ins Gebet geht und sich ganz in dieses hineingibt, wird nicht mehr gequält von Begierten sowie Gelüsten“. Also wer viel betet, hat keine Lust mehr (oder so).
Paulus schreibt es genau umgekehrt: Wir sollen die Lust nicht ausklammern, im Gegenteil, der Rückzug ins Gebet soll die Ausnahme sein:
„Entzieht euch einander nicht, außer im gegenseitigen Einverständnis und nur eine Zeit lang, um für das Gebet frei zu sein. Dann kommt wieder zusammen, damit euch der Satan nicht in Versuchung führt, wenn ihr euch nicht enthalten könnt.“
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Überhaupt, das ganze Kapitel 1. Kor.7 wäre mal wieder interessant zu lesen, auch für die Klosterschwester:
http://www.die-bibel.de/online-bibeln/einheitsuebersetzung/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/56/70005/70005/ch/b862bc7da67eba327e88485202dc3b8d/
In der Tat, in den Reihen des katholischen Priestertums hat sich das Gebet als Prävention gegen den systematischen se.xuellen Missbrauch von Kindern bestens bewährt.
Alpöhi, es geht nicht in erster Linie um die Verheirateten. Bei Verheirateten ist klar, dass der Mann seine Frau hat und umgekehrt. Aber Menschen, die noch nicht verheiratet sind, geschieden sind, aber auch Verheiratete, die Seitensprünge begehen könnten, weil sie die Augen nicht zurückhalten können, diese sind alle auf Gebet angewiesen, um nicht in Versuchung zu kommen. Dass es jemand rein in die Ehe schafft, ist heutzutage nicht mehr garantiert. So plädiere ich für alle für mehr Gebet. Gebet schützt, Gebet heiligt. Und übrigens, lieber Alpöhi, Frucht des Heiligen Geistes ist die Keuschheit. In der Ehe ist sie eine andere als für jemanden, der ohne Ehe lebt. In der Ehe bedeutet es, sich auch einmal zügeln zu können, zum Beispiel, wenn der Partner aus gesundheitlichen Gründen nicht kann.
Die Frucht des Heiligen Geistes ist Selbstbeherrschung und weitere Dinge. Das tut dem Folgenden keinen Abbruch:
Ein gesunder junger Mann hat mit ungefähr 20 Jahren die grösste Spermienproduktion seines Lebens, anschliessend nimmt sie stetig ab. Dieses Sperma muss irgendwo hin. Gebet löst den Druck nicht. Wenn die Blase voll ist, gehen wir ja auch nicht ins Gebet, sondern urinieren.
Darum plädiere ich für „Handwerk“ als Lösung für Unverheiratete.
Die Bibel sagt zu Selbstbefriedigung übrigens nichts. Höchstens das: „Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen.“ Die Tat des Onan (Coitus Interruptus) ist etwas ganz anderes und hatte den Zweck, Onans soziale Verpflichtungen (Kinder aus Schwagerehe) zu umgehen.
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Wir Menschen sind vom ersten Atemzug an sexuelle Wesen, nicht erst wenn wir verheiratet sind.
Damit meine ich nun nicht, wir sollen darauf los schruppen was das Zeug hält. Sondern: Es ist ein Unterschied, ob jemand vor einer Wichsvorlage wichst und sich mit Bildern füllt, die er später u.U. kaum mehr los wird, oder ob jemand seinen Körper lustvoll „erforscht“ mit dem Ziel der Druckentlastung.
Und Paaren, die grad unpässlich sind, traue ich zu, dass sie für sich einen Weg finden, ihre Körperlichkeit auch anders als durch vollzogenen Koitus auszudrücken.
Fazit: Im heutigen Blog geht es um Pornografie. Aber die Sexualität (auch die der allein Stehenden) kann eigentlich gut ohne Pornografie auskommen.
@Alpöhi. ich habe vor 2 Tagen geschrieben, dass Pornografie ein Geschäftszweig, also primär ökonomisch motiviertes Handeln, ist, welcher Sexualität instrumentalisiert. So wie schweizerische Spitäler seit dem KVG keine Gesundheitseinrichtungen mehr sind, sondern Industriebetriebe sind, welche med. Leistungen nach ökonomischen Kriterien verkaufen.
Pornografie hat zu Sexualität den gleichen Bezug wie die Krankenbewirtschaftung zu Medizin. Beide pervertieren das Objekt, auf welches sie scheinbar beziehen, indem sie es ökonomisieren.
Ich kritisierte vor 2 Tagen den Blog, weil es unterlassen wurde, Pornografie zu definieren. Das habe ich nun nachgeholt: Pornografie ist der gewerbliche Umgang mit Sexualität.
ML: Ja, das scheint mir gut auf den Punkt gebracht.
Abnahme der Fantasie? Oder doch der Fantasie auf die Sprünge helfen? Wie auch immer – für Erwachsene, einigermassen erfahrene, selbstbewusste Menschen können Pornos vielleicht tatsächlich auch neue Ideen vermitteln.
hat sie doch gerade gesagt SP und sehr gut erläutert
ein und dieselbe Sache kann eben sowohl nützlich wie auch schädlich sein
je nach Gebrauch,
und/oder je nach dem der es gebraucht
ist jetzt das wirklich so schwer zu verstehen?
Was, RoXY, bringt mir die Ehre dieses Kommentars? Der bringt der Diskussion nun auch nicht mehr, oder? Sollen wir die Diskussion heute lassen, weil alles schon gesagt ist?
ich denke Frau Burri hat wirklich bereits alles schon gesagt – gut, ausgewogen, verständlich dargelegt
deshalb fand ich er Unverständnis unverständlich
(deshalb mein Kommentar, zu ihrem Kommentar)
wünsche Ihnen einen angenehmen und nützlichen Gebrauch