Was Eltern peinlich ist

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«Hast du den Schlüssel? Bist du warm angezogen? …»: So wollten wir doch nie sein. (iStock)

Wir sind zu den Eltern geworden, vor denen wir unsere Freunde früher immer gewarnt haben.

Dass Teenies ihre Eltern peinlich finden, weiss jeder. Mindestens aus einem Grund: Man war selbst mal Teenie. Oft sogar aus zwei: Man ist auch noch Mama oder Papa.

Was aber gern untergeht und was unsere Kids nicht wissen: Wir finden uns oft auch selbst peinlich.

Darum hier mal eine kleine Liste für Eltern, um sich wiederzuerkennen. Wenn Sie sich nicht angesprochen fühlen und Ihnen nie Peinliches passiert, möchte ich Ihnen hier von Herzen gratulieren. Sie sind perfekt. (Wenn Ihnen das mal langweilig werden sollte, probieren Sie ruhig mal ungehemmt was aus der Liste aus. Frischt den Alltag ungemein auf.)

1. Hygieneartikel und Unterhosen: In der Hitze des Gefechts kann schon mal das eine oder andere sichtbar liegen bleiben, was höchstens in einem Singlehaushalt länger als ein paar Sekunden Freigang haben sollte. Interessanterweise werden solche Dinge absolut verlässlich von den Kindern entdeckt. Erwähnen sie es, ist es peinlich. Erwähnen sie es nicht und man entschuldigt sich für das Versäumnis, sagen sie: «Mhm. Scho guet.» Fühlt sich irgendwie auch nicht besser an.

2. Ausraster, kindisches Verhalten, Kleingeistigkeit: Gepriesen, wem es nie passiert. Aber so richtig beschämend wird es erst, wenn einem die Teenie-Tochter vor ihrer Freundin sagt: «Nicht so schlimm, Mama. Weisst du, ich war früher auch mal so.»

3. Fotos nicht gelöscht: Es reizt. So ein iPhone. Man kann damit auch glatte, doofe oder sonst wie nicht hundertprozentig politisch korrekte Fotos machen. Darf man auch. Aber man sollte nach dem Back-up auf dem Computer schauen, dass sie nicht versehentlich in der Diaschau landen, welche die Kinder so gern mit ihren Freunden gucken, wenn sie denen zeigen wollen, wie süss sie als Baby waren.

4. Der Äh- und Repeat-Knopf hängt fest: Wenn man es gehasst hat, dass die Grossmutter ständig alles durcheinandergebracht hat und die Mutter auch, und man jetzt selbst ständig sagt: «Äh, Dings, du solltest noch den Dings zurückrufen, er hat gesagt er sei bis am, äh, also bis circa Dingsda zu Hause.» Verschlimmert sich linear mit dem Grad der Genervtheit im Blick der Kinder. Letzteres gilt auch für ewige Wiederholungen wie «Hast du dein Handy dabei, den Schlüssel, bist du warm angezogen?», bei denen man selbst ausserkörperliche Erfahrungen macht und sich kopfschüttelnd dabei zusieht, wie man das geworden ist, was man nie sein wollte. Yep. Wir sind zu den Eltern geworden, vor denen wir unsere Freunde früher immer gewarnt haben.

5. Unpassende Kleidung: Wenn man dem Sohn beharrlich einen langen Vortrag hält über den Handygebrauch im Allgemeinen, Vor- und Nachteile, Zeiteinteilung und doofe Chats, während er die Türe schon in der Hand hat, um sie einem dann vor der Nase zu schliessen, ist das noch nicht peinlich. Nur öde für alle Beteiligten. Wenn man jedoch danach im Badezimmerspiegel sieht, dass man immer noch die Mütze mit den Schafohren trägt, schon.

6. Inkonsequenz: Wenn man trotz Antirauchvorträgen zu Hause plötzlich an einer Party wieder mal Lust hat auf eine Zigarette und danach mit Kaugummi und Seife hantiert, damit man nicht erwischt wird von den Kindern.

7. Beschwipstheit: Wenn man vom Ausgang heimkommt und nur noch fast nüchtern ist und die Kids noch nicht im Bett sind wie abgemacht.

8. Intimes jeglicher Art: Wenn es an der Schlafzimmertüre rüttelt und ruft: «He?!? Warum habt ihr abgeschlossen? — Ha! Ich weiss genau, was ihr da macht!»

9. Unaufmerksamkeit: Wenn die Kids sagen: «Das habe ich dir doch gerade letzthin erzählt, weisst du es schon nicht mehr?» Und man mit einem gezwungenen Lächeln antwortet: «Moll, klar, eh. Sicher erinnere ich mich.» Blackout.

10. Wenn man mit dem Sohn auf dem Sofa liegt und über das Leben redet und er einem plötzlich verstohlen an das Dreifachkinn tippt, welches das Kissen im Nacken vorne aufwirft. (Echt, das Kissen ist schuld, ich schwörs.)

11. Humorlosigkeit: Wenn man es nicht schafft, über all diese Dinge auch mal zu lachen.

 

Und Sie? Und was gehört auf Ihre Liste?

Ich wünsche Ihnen einen heiteren, gelassenen Tag!

28 Kommentare zu «Was Eltern peinlich ist»

  • Michael sagt:

    Komische Liste – was soll davon peinlich sein ?!? Man ist wie man ist und das Kinder die Eltern doof und peinlich finden, das wissen wir aus ureigenster Erfahrung doch selber ! Da kann man nichts gegen machen – also benehme und kleide ich mich wie ich es für richtig halte.

  • Chräbbi sagt:

    Frau Fischer… ich mag Sie 🙂

  • Katharina sagt:

    Zu 11 (also das Killer Argument für die, die es nicht so peinlich lustig finden): Dazu gibt es eine App: InstaGlatt.

  • Martin Kallmann sagt:

    Herrlich. Genüsslich geschmunzelt – und ich bin nicht mal Vater. Aber schon das Vorstellen macht Freude!

  • dres sagt:

    Das ist ein bisschen eine lahme Kommentiererei. Könnte nicht jemand endlich eine prägnante Genderkomponente einbringen? Mir fällt grad nichts ein. Gut, so pauschal kann man natürlich sagen, dass obgenannte Situationen höchstens Frauen passieren, die wegen der Doppelbelastung mit Haushalt/Erwerbsarbeit nicht so ganz bei der Sache sind. Yes.
    *duckundweg*

    • 13 sagt:

      Aber dres,
      das war ja jetzt wieder extrem männerfeindlich. Schliesslich setzen sich Männer auch im Beruf und zu Hause ein und tragen die Doppelbelastung. Nur bemerkt das niemand, weil die vereinten Feministinnen dieser Welt immer nur von der Diskriminierung der Frau schreiben und dabei die Männer unterdrücken.

  • Philipp Rittermann sagt:

    zur info. furzen und rülpsen (am esstisch) sind auch in unserer kultur nicht unanständig. das muss raus, sonst beginnts zu eitern.

  • 13 sagt:

    Ich finde ja den Moment am peinlichsten, wenn man feststellt, dass die Kinder klüger geworden sind, als man selbst. Mein letzter Ähmm-Moment war beim Einparken…mit meiner 7jährigen…
    „Mami, Du kannst so nicht stehen bleiben!“
    „Natürlich kann ich, ich weiss, wie man einparkt!“
    „Aber Du stehst allen im Weg!“
    „Tue ich nicht. Habe ich einen Führerschein oder Du?“
    „Na, wenn Du meinst!“
    Wir steigen aus und stellen fest, dass das Auto unverständlicherweise noch halb auf die Strasse ragt.

    • Philipp Rittermann sagt:

      aber das ist doch nicht peinlich. im gegenteil. es ist eine chance, wenn die sprösslinge besser sind – nicht? und bezüglich mies parkieren sind sie ja nicht alleine auf weiter flur. tipp – fahren sie einen grossen und ps-starken suv – dann können sie sämtliche hindernisse wie z.b. bordsteine locker nehmen. äh ja. 🙂 im übrigen weiss man, dass sich viele frauen mit einparken schwer tun.

      • 13 sagt:

        @ Herr Rittermann
        Eigentlich habe ich die Einparkprobleme erst seit mir mein Mann so einen Familienvan aufgezwungen hat und meine Argumente, dass man mit etwas schieben auch in unseren alten drei Kindersitze reinbringt und wir eh immer wenig Gepäck haben, schlicht ignorierte. Ich habe schon angekündigt, dass ich dringend einen Kleinwagen als Zweitwagen brauche und dann einfach ein Kind nach vorne nehme. Er verdreht bisher nur die Augen, aber ich kenne das schon. Noch zwei Kratzer und er lenkt ein 😉

    • mia sagt:

      @13:Was hat das denn mit Klugheit zu tun?

      • 13 sagt:

        Das war vielleicht ein falsches Wort. Was ich eigentlich sagen wollte: Meine Tochter ist oftmals eine kleine Besserwisserin, ich stelle aber in letzter Zeit immer wieder fest, dass sie immer öfters recht hat. Kratzt einbisschen an Mamis Ego 😉

      • Brunhild Steiner sagt:

        @13

        trösten Sie sich mit „das hat sie eben von mir! Diese umwerfende Ein- und Weitsicht!“, dann kratzt es ein klein bisschen weniger… 😉

  • Reincarnation of XY sagt:

    Peinlich, wer ein Doppelleben führen muss.
    Denn diese Liste kann man nur so verstehen.

    Wir müssen lernen, voll und ganz hinter unserem eigenen Lebensstil zu stehen und das in der Erziehung weiterzugeben.

    Was bitte vermitteln wir für Werte, wenn wir diese nur „glaubwürdig“ weitergeben können, wenn wir Dinge verheimlichen?

    • Franz Vontobel sagt:

      Wow, XY, keinerlei Geheimnisse, nie etwas Falsches tun, immer zu absolut Allem stehen können…

      Sie scheinen perfekt zu sein! Ich gratuliere!

      • Reincarnation of XY sagt:

        wieso ich tue auch falsches – aber das muss ich nicht verheimlichen
        ich finde wie andere auch, die wenigsten Punkte dieser Liste peinlich
        ich muss meinen Kindern z.B. weder verheimlichen dass ich rauche, oder etwas angeschwipst bin.
        Aber in einem haben sie recht, ich tue eigentlich nie etwas, das vollkommen gegen meine Werte/Prinzipien geht, etwas das für mich nicht vertretbar wäre.
        Dass mal ein paar Socken rumliegen, ist für mich oder meine Kinder nicht weiter schlimm. Nobodys perfekt. Es geht eben nicht um Perfektion. Sondern um das unsinnige vorheucheln solcher. Das halte ich für dumm.

  • Marc Altdorfer sagt:

    hmmm… ich kann nur weniges davon bestätigen. ich bin wohl nahezu perfekt. 😉 ha ha ha….

  • dres sagt:

    Ui, ist mir eigentlich schon alles passiert. Doof ist nur, dass ich nichts davon peinlich fand…

  • Hervé sagt:

    Was sind denn das für Blagen, die an der Schlafzimmertür rütteln? Da fehlt es offensichtlich an einigem…

  • Martin sagt:

    Das sind doch keine Punkte wofuer man sich schaemen muesste.

    Peinlich wird es, wenn man sich nicht im Griff hat und vor den Kindern streitet oder besaeuft. Situationen ueber die man auch im Nachhinein nicht lachen kann, das ist peinlich.

  • Sibelius sagt:

    hübscher (freudscher?) tippfehler bei punkt 5 😉

  • Susi sagt:

    Ich finde die aufgelisteten Dinge nicht peinlich (ausser Punkt 2. und ev. 3., die sollte man jedoch eigentlich unter Kontrolle haben).
    Peinlich würde es aber ev., wenn meine Tochter mal im Mamablog mitliest. Dann muss ich aufpassen. 🙂

  • Hans Hintermeier sagt:

    Wie man schleichend zu solchen Eltern mutiert, wird auch auf lustige Art im Film „Wir sind die Millers“ dargestellt.

  • Muttis Liebling sagt:

    Mal eine 11- Punkte- Liste. Wie originell. Was wäre der MB ohne nummerierte Listen und das sprachliche Wildern im Kids- Denglischen.

    Minderwertigkeitskomplex – Du bist erkannt.

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