Die schönsten Stilblüten junger Dichter

Foto: Lars Plougmann (Flickr)

Wenn Kinder schreiben, staunen Erwachsene. Foto: Lars Plougmann (Flickr)

Beschreiben Kinder ihre Welt, kommt oft Lustiges zustande. Sie verwechseln und erfinden Wörter oder stolpern über sprachliche Feinheiten, sodass andere Bedeutungen entstehen. Mit solchen Wörtern, Sätzen und Kritzelbotschaften meines Sohnes habe ich die vergangenen Jahre ein ganzes Notizbuch gefüllt; es gehört mit den Fotos zu den wertvollsten Dingen, die ich besitze.

Im Netz sammelt die bekannte Site «Kindermund» entsprechende Trouvaillen, und auch ein kürzlich erschienenes Buch von Arno Renggli befasst sich damit. Es heisst «Der Hund starb – was er nicht überlebte» und beinhaltet eine wunderbare Auswahl an Stilblüten. Sie entstammen einem Schreibwettbewerb für Schüler vom 5. bis 9. Schuljahr, den die «Neue Luzerner Zeitung» und ihre Regionalausgaben seit über 20 Jahren ausschreiben.

Über 100’000 Texte sind dabei entstanden, etwa 1000 von ihnen wurden in der Zeitung publiziert. Nebst den guten Texten erfreute sich die Jury aber auch an den vielen unfreiwilligen Highlights. Jetzt erschienen sie in Buchform – und sie sind wirklich wunderbar. Hier eine kleine Auswahl dieser Blüten mit Stil:

Über die Familie:

  • Er erzählte seinen Eltern von dem Dinosaurier. Aber wie Eltern nun mal so sind, sie glaubten ihm kein Wort.
  • Herr Miller hatte eine Hausfrau, die gleichzeitig auch seine Frau war.
  • Ich wünsche mir schon lange einen Bruder oder so was Ähnliches.
  • Sie dachte immer, dass sie nicht von ihrer Mutter stammen könne, denn diese ist blond und blauäugig, sie aber nicht, doch dann dachte sie, dass sie ja vom Vater stammen könnte, weil diesen hatte sie ja noch nie gesehen.
  • Ich öffnete beide Truhen. In der ersten war das Hochzeitskleid meiner Mutter, in der zweiten das meines Vaters.

Die Schule:

  • Der Lehrer begrüsste uns, nachdem er das Zimmer eingetreten hatte.
  • Ihm blieb die Spucke im Hals stecken.
  • Unsere Lehrerin war uralt, aber noch unerfahren.
  • Frau Braunleder kann ja nicht die Mörderin sein, weil sie Lehrerin ist.

Die Liebe:

  • Sie hat blaue Augen und ein schönes Haar.
  • Da dachte Nina nach, ob sie biosexuell ist.
  • Dann machten sie Schlechtverkehr.
  • Er war schön. So schön wie die Faust aufs Auge.
  • Meine Raupen im Bauch verpuppten sich, und als ich ihn sah, gab es Schmetterlinge.
  • Und wenn sie nicht geschieden wurden, dann lieben sie sich heute noch.

Und nun zu Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser: Welches sind Ihre liebsten Stilblüten? Schreiben Sie sie in die Kommentarspalte, wir freuen uns, wenn Sie sie mit uns teilen.

Machen Sie zudem mit bei der Verlosung von fünf Buchexemplaren. Wer daran teilnehmen möchte, soll sich bitte mit einem Mail bei der Blogredaktion melden: blogs@tages-anzeiger.ch. Wir benachrichtigen die glücklichen Gewinner persönlich.

24 Kommentare zu «Die schönsten Stilblüten junger Dichter»

  • bouquet sagt:

    Wir sind im Zoo und beobachten die Papageien mit unserer 5-Jähringe:
    „… und wo sind jetzt die Mamageien?“

    Im Garten erkläre ich die Blumenwiese, nachdem wir die Butterblume betrachtet hatten:
    „… Wie sieht eine Wurstblume aus?“

  • regi sagt:

    Mein Sohn (damals ca. 4 Jahre), gleich nach dem Erwachen: „Heute ist der Tag, an dem ich gestern kein Dessert bekommen hab!“

  • trina sagt:

    den folgenden dialog muss ich auf berndeutsch wiedergeben
    mein sohn (damals ca. 5): mit was flüge eigentlich flugzüg – o mit bänzin?
    ich: nei, die flüge mit kerosin.
    sohn: mit was de?
    ich: äbe, – mit kerosin.
    sohn: ja aber mit WAS de, we sie mit ke ROSIN flüge?? (mit keinem Rosin)

  • Mehr von solchen Sprüchen wie diesem hier

    Rachel (4): „Mama, ich komme heute Nacht zu euch ins Schlafzimmer, meine Stofftiere müssen ja auch mal lernen alleine zu schlafen.“

    unter http://www.kinderspruch.com

  • Mehr von solchen Sprüchen wie diesem hier

    Rachel (4): „Mama, ich komme heute Nacht zu euch ins Schlafzimmer, meine Stofftiere müssen ja auch mal lernen alleine zu schlafen.“

    unter http://www.kinderspruch.vom

  • brigitte b. sagt:

    die gangster sind aus dem gefägnis ausgekrochen … (gemeint war ausgebrochen). von unserem damals 5jährigen sohn

  • Anne sagt:

    Meine Tochter sieht einen Neanderthaler-Schädel am Fernsehen. „Mama, die hatten die Nase ja nach innen gerichtet!“

    „Unsere Katze hat Taschenlampen-Augen – sie leuchten im Dunkeln.“

    Ich frage meine Tochter nach dem Klassenlager, ob sie nie Heimweh hatte. „Heimweh? Nein, nie. Im Gegenteil, jetzt habe ich Lagerweh!“

    Mein Sohn überlegte: „ist Honig weltberühmt?“

    „Die Schule ist wie ein Einzelkind: es zieht alle Aufmerksamkeit auf sich!“

  • Bosshard sagt:

    Ich muss den Stock giessen. Der hat pflotschtrocken.
    Tochter, damals ca. 7 jährig

  • Xanthoria sagt:

    In der S-Bahn: Sohn: Mami, wo ist denn das Essen? Ich:??? Sohn: Das hier ist doch die Essbahn, oder?

    • Arno Renggli sagt:

      Ich freue mich natürlich, dass unser Buch so gut ankommt. Und auch bei den Beispielen, welche die Blogleserinnen und -leser hier geliefert haben, sind unglaublich witzige darunter. Vielen Dank!

  • Urs Gautschi sagt:

    Ich will zum Franzos Leber (Spielwarengeschäft)…

  • Meine Tochter, 9-jährig: „Jesus wurde mit ungefähr 33 Jahren gekreuzt“

  • Bettina Baumann sagt:

    Für Restaurant: Esstaurant
    Für Staubsauger: Staubsauber

  • Renata Rothenbühler sagt:

    Hier paar Sätze von meiner Tochter Marilena. So wie von Ihr geschrieben wiederegegeben.

    — Heute ist mein Pechtag. Das erste mal hat mich eine Qualle gestochen. Das sah etwas so aus (Skizze mit Bein und Quallen Streifen)
    — Gerade Nachher ist noch ein Unglük Passiert. Nämlich ein Mugestich und ein Wespenstich. Das sah so aus (Skizze mit Fuss und ein Punkt als Mückenstich)
    — PS. Ich schreibe mit Schwarz weil ich ein Unglückstag habe.

  • 13 sagt:

    „Mir ist jetzt klar, woher die Babys kommen, aber woher kommen eigentlich die alten Leute?“ (7j)

    (gemeint war eigentlich, wie der erste Mensch entstanden ist, die Formulierung fand ich aber sehr einfallsreich)

  • Matthi sagt:

    Wie ein roter Faden zieht sich die Periode Maria Theresias durch die Geschichte Österreichs.

  • Walter Boshalter sagt:

    „Ich bin venös…“ kurz vor dem Schultheater-Auftritt

  • Stranger sagt:

    Müsterli bring ich hier nicht, aber an diesem Wettbewerb („Club der jungen Dichter“ heisst er) habe ich vor einem Jahr in der Vorauswahl-Jury mitgemacht. Da waren sowohl mediokre als auch brillante, und zuweilen lustige Texte dabei, wirklich sehr sehr beeindruckend, was die Kinder so bringen. Und wenn mich ein Text zu Tränen rührt, hat er schon gewonnen. Mehrere haben das.

  • Alpöhi sagt:

    Was soll ich dir schreiben?
    Ein langes Gedicht?
    Ich liebe dich.
    Mehr weiss ich nicht.

    (von der 11-jährigen an Mama)

  • Pedro sagt:

    Bruno schrieb: „wir spazierten beim Spital vorbei, und aus dem Fenster winkte uns die Gebärmutter zu“.

  • Erino Dapozzo sagt:

    Das Jungfrauloch findet man auf etwa 3400 Meter.

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