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Liste aktualisiert Die eindrücklichsten Newcomer im Unesco-Welterbe

Neu auf der Liste des Unesco-Welterbes: Die Grablandschaft «Okjeon Tumuli» in Südkorea.

Zwei Wochen lang hat das Unesco-Welterbe-Komitee in Saudiarabiens Hauptstadt Riad getagt. Das ist länger als sonst. Und das hat seinen Grund: Pandemie und tiefgreifende weltpolitische Ereignisse haben das jährlich anberaumte Meeting überlagert.

Seit der letzten ordentlichen Session von 2019 musste improvisiert werden. Und für 2022 war die Session im russischen Kazan vorgesehen. Wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine (und notabene deren Welterbestätten) wurde die Zusammenkunft als für nicht durchführbar befunden.

Im Eilverfahren – und zum Protest des verschmähten Gastgebers – wurden stattdessen im Januar dieses Jahres an einer ausserordentlichen Session am Pariser Unesco-Hauptsitz drei besonders vulnerable Orte auf die Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt, wodurch diese Zugang zu internationaler Unterstützung erhielten; das historische Zentrum der ukrainischen Stadt Odessa, die archäologischen Stätten des Alten Königreichs von Saba um Marib (Jemen) sowie das architektonisch bedeutsame Gebäudeensemble Rachid Karami International Fair in Tripoli (Libanon).

Nun wurden im Rahmen des Meetings in Riad 42 weitere Orte zu Stätten und Landschaften «von aussergewöhnlichem universellem Wert» gekürt. Hier eine kleine Auswahl:

Gaya Tumuli – aussergewöhnliche Grabstätten

Auf den ersten Blick wirkt diese Landschaft im Süden der koreanischen Halbinsel wie von einem anderen Planeten. Oder aus einem Videospiel. In Tat und Wahrheit handelt es sich bei den Gaya Tumuli um Ansammlungen von Grabhügeln der Gaya-Stammeskonföderation.

Die Grabhügel stammen aus dem 1. bis 6. Jahrhundert und sind ein Relikt der Gaya-Konföderation.

Zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert wurden darin Herrscher und Untertanen bestattet, wobei Angehörigen der oberen Klassen Platz in den oberen Bereichen der Hügel eingeräumt wurde. Die Friedhöfe, so die Unesco, seien Zeugnis für das ausgeprägte politische System der Gaya-Konföderation und deren strukturelle Veränderungen im Laufe der Zeit. 

Persische Karawansereien – Pit-Stops der Antike

Sie fungierten als Herbergen am Strassenrand und waren so etwas wie Motels der Antike: Persische Karawansereien boten – der Name verräts – Karawanen, Pilgern und anderen Reisenden auf dem Gebiet des heutigen Iran Kost und Logis. Angesiedelt waren sie dort, wo es Wasser gab – und wo geografische sowie politische Bedingungen eine Durchreise erlaubten.

Die Robat-e-Sharaf-Karawanserei fungierte wie andere ihrer Art als Gaststätte und Herberge für Reisende.

54 von ihnen zählen nun gemeinsam zum Weltkulturerbe. Sie veranschaulichen die grosse Bandbreite an Baustilen, in denen die Herbergen an den alten Reisewegen des Iran über Jahrhunderte hinweg erstellt wurden.  

Tr’ondëk-Klondike – Goldrausch trifft auf First Nations

Nachdem am Klondike zum Ende des 19. Jahrhunderts Gold gefunden wurde, veränderte sich der Lebensraum der Tr’ondëk Hwëch’in First Nation im Nordwesten Kanadas massiv. Mit dem Goldrausch kamen auch die Kolonialisten in die subarktische Region, und die indigenen Ureinwohner mussten sich den neuen Gegebenheiten anpassen.

Das neu als Weltkulturerbe designierte Gebiet Tr’ondëk-Klondike am Yukon River umfasst acht Parzellen Land rund um die Kleinstadt Dawson City. Der Ort gilt als Paradebeispiel für die Auswirkungen, die der Kolonialismus auf die indigene Bevölkerung hatte – und wie sich diese adaptierte.

Das nun als Weltkulturerbe designierte Gebiet um die Kleinstadt Dawson City, einst nur übers Wasser oder mit dem Hundeschlitten erreichbar, veranschaulicht verschiedene Aspekte der Kolonialisierung dieses Gebiets und beleuchtet damit die Auswirkungen des «Klondike Gold Rush» auf die Tr’ondëk Hwëch’in.

Ha Long Bay – Lebensraum für Tigergecko und Kleinkrallenotter  

Die Landschaft der nordvietnamesischen Ha-Long-Bucht mit ihren hoch aus dem Meer aufragenden Kalksteinsäulen, durchsetzt von Bögen, Höhlen und Einkerbungen, ist per se beeindruckend.

Nicht nur Blickfang, sondern auch Heimat bedrohter Tierarten: Das Cat-Ba-Archipel in der Ha Long Bay, hier im Bild das «Fighting Cocks Islet».

Die rund 1600 Inseln und Inselchen des Cat-Ba-Archipels bergen zudem diverse bedrohte, endemische Tierarten. So zum Beispiel den hellköpfigen Schwarzlangur, den Cat-Ba-Tigergecko oder den asiatischen Kleinkrallenotter. 

Eisinga Planetarium – antik und erstaunlich akkurat 

Das älteste funktionstüchtige Planetarium der Welt füllt die gesamte Wohnzimmerdecke eines Grachtenhauses in Franeker im niederländischen Friesland aus. Erschaffen wurde es zwischen 1774 und 1781 von dem Wollfabrikanten (und Hobbyastronomen) Eise Eisinga.

Das Planetarium von Eisa Eisinga besticht trotz seines hohen Alters mit Exaktheit. Zu finden ist es in einem Grachtenhaus.

Nicht nur das Alter, auch die Genauigkeit der Anlage ist beeindruckend: Die Positionen von Sonne, Mond, Erde und Planeten sind richtig dargestellt, die Abstände massstabsgetreu, und die Planeten drehen sich in Echtzeit um die Sonne. 

ESMA – Museum und Gedächtnisstätte

Unter dem neuen Weltkulturerbe finden sich auch drei sogenannte Erinnerungsstätten. Eine davon ist das heute zu einem Museum umfunktionierte (Folter-)Gefängnis der argentinischen Marine in Buenos Aires. Ursprünglich eine Ausbildungseinrichtung, wurden hier während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 entführte Oppositionelle gefangen gehalten, verhört, gefoltert und getötet. 

Gegen das Vergessen: Das ESMA (Escuela de Mecánica de la Armada), Museum und Andachtsstätte in Buenos Aires.

Nördlicher Apennin – Karst und Höhlen mit Tiefgang

Mit 59 Einträgen ist Italien das auf der Welterbeliste am häufigsten vertretene Land. Jüngst hinzugekommen ist nun das als ausserordentlich gut erhalten geltende Gipskarstgebiet im nördlichen Apennin.

Das Gipskarstgebiet im nördlichen Apennin (Italien) ist ein Eldorado für Höhlen-Fans. Hier im Bild: die Tanaccia-Höhle.

Auf kleinem Raum sammeln sich über 900 Höhlen, darunter auch manche der tiefsten bekannten Gipshöhlen der Welt; sie reichen bis zu 265 Meter ins Erdinnere. 

Nyungwe-Nationalpark – vogelreicher Regenwald

Von den rund 1200 Einträgen der Welterbeliste befinden sich 565 in Europa und Nordamerika – also fast die Hälfte. Der ganze afrikanische Kontinent ist nach aktuellem Stand mit gerade mal 100 Orten vertreten. Repräsentanz, Zugang und Nachhaltigkeit wurden vom Welterbe-Komitee denn auch als grösste Herausforderungen identifiziert.

Donnernde Wasserfälle, viel Flora und Fauna: Der Nyungwe-Nationalpark in Ruanda.

Zu den fünf in diesem Jahr zum Weltnatur- oder Weltkulturerbe erklärten afrikanischen Orten zählt der Nyungwe-Nationalpark in Ruanda, ein für den Schutz des Regenwalds in Zentralafrika wichtiges Gebiet.

Mit über 300 erfassten Arten gilt der Nyungwe-Nationalpark auch als wichtiger Lebensraum für Vögel. So etwa für den putzigen Jacksons Bergastrild.

Der rund 1000 km² grosse Park beherbergt intakte Wälder und (Torf-)Moore, Dickichte und Grasland und bietet damit Lebensraum für eine vielfältige Flora und Fauna. Dazu zählt auch eine Reihe von Arten, die nur hier zu finden sind – wie etwa der Ostafrikanische Schimpanse oder die Hill-Hufeisennase, eine seltene Fledermausart. Mit 317 erfassten Vogelarten gilt der Nyungwe-Nationalpark als wichtiges Vogelschutzgebiet.