Heute vor fünfunddreissig Jahren ist der Blueser Chlöisu Friedli unter den Zug gegangen.
Vergessen hat man ihn zum Glück bis heute nicht. Es ist seinen Freunden und dem Verlag Fata Morgana zu verdanken, die seine Lieder und geschriebenen Geschichten letztlich veröffentlicht haben, nicht lang, nachdem er gegangen ist. Auch die Platte Wohäre Geisch?, eine Sammlung berndeutscher Blues und verruchter Jazzereien nach altem Stil. Er war ein Blueser und kein Chansonier, ein rechter Zwölftakt-Motor am verstimmten Honky-Tonk-Klavier. Er hat gesungen und gespielt, wie es aus ihm herauskam und aus einem herauskommt, dem das Leben gäbig Blau beigemischt hat. Er ist aus dem Gäbelbachtal gekommen, hat vom Tscharnergut gesungen, von der kalten Kirche, von Jimmy Yancey und der Waldau, vom Aussteigen.
Der Blues ist Dur und Moll oder weder noch. Im selben Stück schmunzeln wir und müssen merken, dass der Witzereisser ein trauriger und enttäuschter ist.
«Aus het e Guh: ds Chaub schmöckt nach Hormon, ds Rind nach Ragout – u d Mönsche stinke!»
Heute vor fünfunddreissig Jahren ist er unter den Zug gegangen.
Wohäre bisch äch gange, Chlöisu?