«Überrascht, wie marginal der Effekt von Hitlers Wahlauftritten war»

Digital analysiert: Hitler bei einer Rede im May 1928. Foto: Gamma-Keystone/Getty Images

Joseph Goebbels war überzeugt, dass die NSDAP «in erster Linie durch ihre Redner zum Siege geführt worden ist». Damit meinte der Propagandachef nach der Machtübernahme 1933 nicht zuletzt sich selbst, aber in erster Linie den Parteivorsitzenden und «Führer» Adolf Hitler. Dieser hatte ja einst als Bierkellerredner begonnen und schon 1924 in seinem Buch «Mein Kampf» von der «Zauberkraft des gesprochenen Wortes» fabuliert. Hitler und seine Kampfgenossen hatten es dann auch geschafft, die NSDAP innerhalb von neun Jahren von einer kleinen Splitterpartei zur grössten Parlamentsfraktion im Reichstag werden zu lassen.

Doch wie war ihm das gelungen? Die Antwort auf diese Frage füllt ganze Bibliotheken, Aufmerksamkeit erfährt in dieser Sache nur noch, wer mit spektakulären Thesen aufwartet. Diese Woche war es mal wieder so weit: «Hitlers Wahlkampfauftritte hatten nur geringen Einfluss auf die Wahlerfolge der Nazis.» Peter Selb, Professor für Umfrageforschung an der Uni Konstanz, und Simon Munzert, Spezialist für öffentliche Meinung an der Hertie School of Governance in Berlin, haben eine ungewöhnlich umfangreiche Datenanalyse vorgenommen und kamen zu diesem auf den ersten Blick erstaunlichen Ergebnis. Ihr Aufsatz erscheint in Kürze in der Zeitschrift American Political Science Review.

Datenalyse ohne Einordnung in die Weimarer Zeit

Nach dem gescheiterten Putsch in München 1923 und seinem Gefängnisaufenthalt hatte Hitler ja seine Taktik geändert. Sein Ziel war nun: die Parlamente von innen heraus zu zerstören. Dazu musste man aber erst mal in die Parlamente hinein. Das war am Anfang schwierig, denn Hitler war bis mindestens Ende 1927 von einem fast reichsweit geltenden Redeverbot belegt, und seine Partei war schwach, zerstritten und von Finanzsorgen gebeutelt. Bei der Reichstagswahl 1928 gab es magere 2,6 Prozent und zwölf Mandate, im November 1932 satte 33,1 Prozent und die grösste Reichstagsfraktion mit 196 Abgeordneten. Zwei Monate später war Hitler Reichskanzler.

Die Gründe für den Erfolg der NSDAP sind vielfältig: die Verbitterung über die Niederlage im Weltkrieg, die starke Ablehnung demokratischer Prinzipien in breiten Bevölkerungsschichten, der scharfe, oft blutige Kampf zwischen Linken und Rechten, später die Massenarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit vieler Deutscher – und die rhetorischen Verführungskünste des «Führers», der einfache Lösungen für komplexe Probleme bot.

Munzert und Selb haben sich nun Hitlers 455 öffentliche Reichstagswahlkampfauftritte näher angesehen und die Wahlstatistiken in 1000 Landkreisen und 3864 Kommunen des Deutschen Reichs verglichen. Geschätzt hatte er bei diesen Auftritten etwa 4,5 Millionen Zuhörer. Verglichen wurden nun die Entwicklungen der Wahlergebnisse für die Regionen, in denen Hitler auftrat, mit statistisch möglichst ähnlichen Regionen, in denen er vor der nächsten Wahl nicht auftrat. Zu den offiziellen Statistiken haben die Forscher noch zahllose weitere Daten herangezogen: Orte, Zeitpunkte, Besucherzahlen, NSDAP-Mitgliedsstatistiken auf Landkreisebene und zum Beispiel auch Goebbels-Reden. Gearbeitet wurde mit Geodaten und Google-Maps.

Keine Schlüsse über Effektivität von Nazipropaganda

«Wenn Hitler also ein effektiver Redner gewesen wäre, würde man relativ grössere Stimmenzuwächse (oder geringere Verluste) der NSDAP in Kreisen in der Nähe eines Auftritts erwarten als anderswo», erklärt Munzert. Solche Erkenntnisse haben die Forscher aber nicht gefunden. «Wir sind überrascht, wie marginal der Effekt von Hitlers Wahlauftritten war», sagen die beiden Forscher. Dabei ist ihnen wichtig zu betonen, dass sie keinerlei Schlüsse über die generelle Effektivität der Nazipropaganda ziehen wollen. Denn die gab es ohne Zweifel, zumal Hitlers Auftritte ja nicht nur die Massen bewegen, sondern auch die Parteigenossen belohnen und disziplinieren sollten.

Dass Hitler als Redner in der Weimarer Zeit nicht zu vergleichen ist mit den grossen Verführungserfolgen des Diktators nach 1933 und der PR-Maschine des NS-Staates, wird ebenfalls betont. Dass hier nur mit Zahlen und Daten gearbeitet wird und jegliche Einordnung in die Weimarer Zeit fehlt, macht die Einschätzung jedoch nicht einfacher. Und ob der Aufsatz als «schlechte Nachricht für populistische Maulhelden von heute» gelten muss, wie es bei der Hertie School hiess, darf bezweifelt werden. Hitler hat jedenfalls oft genug «die Brandfackel des unter die Masse geschleuderten Wortes» entfacht.

45 Kommentare zu ««Überrascht, wie marginal der Effekt von Hitlers Wahlauftritten war»»

  • gabi sagt:

    Grundlegendes Missverständnis wohlmeinender Demokraten:

    Ein Hitler musste keiner 50%-Mehrheit nahe kommen, um seine Visionen umzusetzen.

    Das ist eine geradezu infantile Vorstellung von Demokratieseligen, welche die Gefahr, dass dieser, unser heutiger, Rechtsstaat von Polterern überrannt werden kann, nur noch erhöht.

    Eben: Ein Drittel der Stimmen hat ja bereits gereicht. Wahrscheinlich hätte er es sogar mit Weniger hin gekriegt. Sie müssen es mit dieser Minderheit bloss in die Schaltstellen schaffen und – viel wichtiger als alles Andere! – Sie müssen einen gewissen Anteil völlig skrupelloser haben, die keinerlei Gewissensbisse haben, Gewalt einzusetzen und hemmungslos offen und blutig gegen alles vorzugehen, was sich ihnen in den Weg stellt.

    • gabi sagt:

      Verbreiten Sie nur genug Schrecken, so lässt sie die gewaltige Mehrheit gewähren.

      Sie müssen der Mehrheit bloss einreden können, dass sich das natürlich nicht gegen sie, sondern bloss gegen diese oder jene wenden würde.

      Die Einen werden es wirklich glauben. Die Anderen werden sich hüten, das Offensichtliche auszusprechen und damit ebenfalls zur Zielscheibe dieser Gewalt zu werden.

      Welche Ideologie dafür vorgeschoben wird, ist egal: Ob Faschismus, Kommunismus oder gottgefällige Bigotterie à la lsIam… Alles geht. Bloss die Einschüchterung, die muss klappen.

      Dafür genügte Hitler eine Mordsbande vom Schlage der SA und Spiessgesellen von Format eines Röhm… Von dem Hitler nur zu genau wusste, wieso er ihn anschliessend beiseite zu räumen hatte.

  • Claude Fontana sagt:

    Die Amis waren weshalb im Pazifik? weil sie WUSSTEN auf welcher seite die Japaner standen.

  • Claude Fontana sagt:

    Die deutschen hatten keine Arbeitslager? Und das „Manhattan Projekt“, war auch nur das, ein Arbeitslager für 150 000 Leute. Die arbeiteten aber am wirklich heissen zeugs. Die Sovjets dachten, man könne den Krieg mit Panzern gewinnen, also produzierten sie schwindelerregende stückzahlen, Die deutschen setzten auf Präzision und Qualität, Die Amis auf Bomberflotten ,Flugzeugträger und flächenbombardements, Die Briten auf Ihre Seemacht,(da war Japan mit ihren Kreuzern und Schlachtschiffen ebenbürtig). Niemand hatte überall die Oberhand. Und in Stalingrad verloren die leute wegen dem Wetter und dem Hunger, genauso wie wegen den Gegner.
    Im Krieg werden alle beteiligten zu Schweinen. egal wer der „Gute“ ist.

    • Daniel Meier sagt:

      Natürlich hatten sie diese auch, besonders brutale sogar. Und zahlreiche dieser komplexen Rüstungsgüter mussten ja auch von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und KZ-Sklaven hergestellt werden (Dora-Mittelbau, U-Bootbunker und -Herstellung, Atlantikwall usw.). Das „Manhatten-Projekt“ kann man damit mE nicht vergleichen, denn die Geheimhaltungsstufe war ja zwar ebenfalls maximal hoch, aber die US-Streitkräfte hatten genügend Möglichkeiten, auf zivile Angestellte zurückzugreifen. Dazu kommt noch der Abstand von den eigentlichen Kriegsgebieten und die Grösse des Landes hinzu.
      Eben ja, Krieg macht jeweils alle Seiten zu Verlierern wenn es um ethische Grundsätze, Moral und ähnliches geht. Die Einen manchmal halt noch mehr als die Anderen, das ist am Schluss der einzige Unterschied.

  • Daniel Meier sagt:

    Zweiter Teil, Atombombe: Ein heisses Eisen… Allerdings muss man bei all dem fürchterlichen Schrecken, den sie darstellt dagegenhalten, dass sie schlussendlich wohl Opfer erspart hat, indem Japan danach wirklich kapitulierte, was es sonst nicht getan hätte. Auf den von ihnen gehaltenen Inseln haben sie sich nie ergeben, sind lieber gestorben. Die ganze Kamikaze-Geschichte spricht hierfür Bände. Und einen Aufstand der Zivilbevölkerung kann man vergessen, hierzu wäre es nie gekommen. Es gab dem Tenno auch den Ausweg für seine Schallplatten-Aufzeichnung , wo er die Waffe auch ausdrücklich erwähnte, das Wort Kapitulation aber tunlichst vermied. In diesem ganzen Krieg hatte sich auf beiden Seiten zudem soviel Hass angestaut, dass ein Einsatz dieser Waffen absehbar war, als man sie hatte.

  • Claude Fontana sagt:

    Sie Wissen wie der Masterplan der NATO 1952 lautete? „behaltet die Amis drin, die Russen draussen, und die Deutschen unten.“
    Oder im original:“Keep the Americans in, the Russians out,and the Germans down“.

  • M. Seiler sagt:

    Soso, da hat also eine Privatuni in Berlin – gegründet mit Geldern einer Hertie-Stiftung, die wiederum alimentiert wurde durch arisierten Besitz der Familie Tietze – herausgefunden, dass ja alles ganz anders und der Gönner der deutschen Banken und Pflegekind der deutschen Industrie gar nicht so viel bewirkt hat durch seine Reden. Da frage ich mich doch schon, bevor ich zu lesen beginne: cui bono ?
    Anstatt die Reinwascherei verschiedener auch heute noch die Politik beeinflussender Familienclans anzuschauen, – inklusive Stiftungen in der Schweiz – wird gerne ein bischen gegen die bösen Amis gedreckelt.

  • Claude Fontana sagt:

    Die machten den Soldaten zur Ware.

  • Dominique Kim sagt:

    Ich denke so wie ein Flugzeug wg. Verkettung von Ereignissen abstürzt, basiert Erfolg auf mehreren Faktoren. Im Artikel ist dies bestätigt: „Die Gründe für den Erfolg der NSDAP sind vielfältig“. Deutschland (oder wie es auch immer hiess im 19. und 20.) ist eine verhinderte politische Weltmacht, wollten immer, konnten/erreichten es nie. Wir werden deshalb bald böse Sachen sehen. Erst kürzlich wurde ja über die „EU/Ds Unabhängigkeit von den USA“, „D. als europ. Leader einer Armee“ und sogar „D. sollte Nuklearwaffen haben“ referiert. Der Deutsche Bürger ist einfach der politischen Obrigkeit ausgeliefert und dies bringt Frust, denn vieles wurde in der Vergangenheit nie gelöst, das Volk übergangen, dies rächt sich nun.
    NB: Bildunterschrift „…im May 1928.“, wir werden verenglischt.

  • Humanist sagt:

    Zitat: „… Hitlers 455 öffentliche Reichstagswahlkampfauftritte …“.
    Der Mann hat ordentlich geackert. Wem ist irgendwo auf der Welt ein Politiker bekannt, welcher ohne/mit Mandat gleich viele Auftritte hingelegt hat? Zu der Zeit damals? (Falls die Zahl stimmt, und Pinkelpausen und Gespräche mit Hotelportiers nicht als Auftritte mitgezählt wurden).
    Hitler soll (als Einziger?) mit dem Flugzeug von Anlass zu Anlass gereist sein.
    Das Geld soll von Grossindustriellen gekommen sein, welche ihn als nützlichen Idioten kauften, wie auch über den Verkauf des anscheinend extra als Wahlkampfpamphlet verfassten Primitivergusses „Mein Kampf“, wobei wohl lokale Sponsoren eine Wagenladung kauften und an die Plebs abgaben.
    Womit Hitler evt. der Einzige mit dieser flächigen Präsenz war.

    • Claude Fontana sagt:

      Zählt man Twitter als Auftritt, macht Trump das in 3 monaten.
      Wichtig ist zu erwähnen, dass die Wirtschaft das Ruder in der Hand hatte, damals. Und Hitler ihnen Arbeit bescherte. viel.

  • Pedro Riengger sagt:

    Es lag also wohl einfach daran, dass die Leute die Nase voll hatten von der herrschenden Politik und den herrschenden Politikern. Sie wollten einfach eine Alternative … Wie lange dauert es noch, bis die etablierten Politiker und Parteien begreifen, zu welchen Änderungen sie sich vielleicht einmal durchringen sollten, wenn sie diese sich einmal mehr wiederholende Entwicklung stoppen wollen? An den «charismatischen» Rednern der AfD kann dieser ebenfalls nicht liegen …

  • Jessas Neiau sagt:

    Nun erfahre ich also zum x-ten Mal, aus welchen Gründen Hitler NICHT an die Macht gekommen ist. Auch an seinen Reden lag es also nicht, das wird mit wunderschönen Zahlen aus dem Elfenbeinturm erhärtet – auch wenn dort nur die grosse Zahl gilt und nicht der Einzelne, der womöglich in ganz ganz seltenen Fällen eben doch ein ganz wenig mehr Gewicht hat als ein anderer, auch wenn der Zeitgeist das verneint. – Und im selben Atemzug wird dann schwachsinnig von „grossen Verführungserfolgen des Diktators nach 1933“ gefaselt. Wo bitte ist denn die Statistik dazu? Muss man dafür wirklich Statistiker sein? Dazu reicht doch auch ein Theologe, Astrologe, welcher göttliches, dämonisches, magisches Wirken als Erklärung gelten lässt.

    • Thomas Hanhart sagt:

      Gemeint sind wohl die grossen Parteitage in Nürnberg, die Riefenstahl-Filme und die vollkomen auf die Nazis ausgerichteten Kino-Wochenschauen (TV gabs ja noch nicht).
      Meine Mutter musste als Schulkind auch einmal mit dem Fähnli an die Strasse stehen, weil irgends so ein Popanze kam.
      Zwischen Weimar und Drittem Reich gibt es sehr wohl Unterschiede, was den Nazis an medialer Einflussnahme möglich war.

    • Claude Fontana sagt:

      Wenn er im Schlafzimmer auch so geredet hat, kann ich mir seine „Verführungskünste“ wirklich nicht vorstellen. Was wäre das gewesen, „50 shades of Brown“? „the shitty sequel“?

  • Peter Waldner sagt:

    Alle Zuhörer (und Wähler) werden offenbar in dieser „wissenschaftlichen“ Untersuchung in einen einzigen Topf geworfen.
    Dabei frage ich mich – haben denn die Reden nicht etwa die „Oberschicht“, die Meinungsmacher, die „Vorbilder“ überzeugt? Hatten nicht Adel und Wirtschaft – womöglich auch unter dem Druck der von den Kommunisten angestrebten Revolution – zur NSDAP gewechselt?
    Zwar wird – im Nebensatz – erwähnt (Zitat): „…die starke Ablehnung demokratischer Prinzipien in breiten Bevölkerungsschichten, der scharfe, oft blutige Kampf zwischen Linken und Rechten…“. Gerade diese beiden Tatsachen weisen doch darauf hin, dass (der noch immer anerkannte) Adel und die Arbeitgeber überzeugt werden mussten – und (mir scheint) – das hat Hitler nicht zuletzt mit seinen Reden geschafft.

  • Peter Stutz sagt:

    Es ist nie gut, eine Datenanalyse ohne Zusammenhang zu machen.
    Wenn Hitler und seine Partei die Kommunikation mit der Masse mit den alten gedruckten Massenmedien Zeitung, Broschüren und Flugblatt, und den neuen Massmedien Radio, Film und Wochenschau wie niemand vor ihnen auf die Spitze getrieben haben, sollte man eben nicht auf die Wirkung einer Rede vor Ort schauen. Die Berichte über Veranstaltungen wurden mit den Massenmedien sehr gezielt im ganzen Land verbreitet, und hatten logischerweise im ganzen Land eine Wirkung. Genau wie heute. Darum ist eine Datenanalyse der Wirkung vor Ort im Vergleich zur Wirkung im Rest des Landes schon von Beginn weg der falsche Ansatz. Ihr Resultat bestätigt dann einfach den falsch gewählten Ansatz.

    • Markus Ackermann sagt:

      Nun, Herr Stutz
      1. Medien sind nicht ein Mittel der Opposition, welche sich bottom-up an die Macht entwickeln würde. Sondern es funktioniert vor allem umgekehrt, also top-down: sehr schön erklärt von Orwell in seinem Buch „1984“
      -> Newspeak, Big Brother
      -> Peace, Love, Plenty, Truth
      2. VOR der Machtergreifung war die NSDAP quasi bankrott. Die damaligen Medien-Konzerne waren Sprachrohr der Konservativen, nicht der NSDAP
      Es gab damals den Hugenberg-Konzern, der aus dem Scherl-Verlag und der Telegraphen-Union entstand (und später die UFA kaufte.)
      -> Hugenberg war nicht in der NSDAP sondern gründete die Deutsche Nationale Volkspartei (DNVP), zuvor war er im Krupp-Konzern
      3. Erst NACH der Machtergreifung 1933 zog Goebbels das Propaganda-Ministerium hoch

      • Claudio Hammer sagt:

        Ackermann: Nun 193031/32 nach den Bankenzusammenbrüchen und der Massenarbeitslosigkeit von über 5.6 Mio war die Weimarer Republik auch nahe am bankrott.
        Sollte es in nächster Zeit zu einer grossen Wirtschaftskrise in D kommen, was in den nächsten Jahren durchaus möglich ist, da das globale Gefüge auch auf eher wackligen Füssen steht, dann könnte es durchaus sein, dass auch eine AFD dann mal über 30% bekommt und dann kommt definitv keiner mehr an denen vorbei.

      • Markus Ackermann sagt:

        Ja, Herr Hammer
        1. Die AfD hat programmatisch wenig „drauf“. Die Funktion der AfD ist ein Sammelbecken der Unzufriedenen
        2. Das Parteien-System in D ist shaky
        -> Nur ~1% der WählerINNEN sind überhaupt in Parteien organisiert. Aber diese Parteien besetzen de facto quasi ALLE Posten in Politik, Medien, Universitäten, staatsnahen Betrieben mit Partei-MitgliederINNEN und „Nahestehenden“
        -> Diese Parteien hielten bisher den Deckel drauf. Dies geht immer weniger (soziale Netze, „Grosse Koalition“ mit <50%; Wahlen in Bayern und Sachsen)
        3. … und jetzt stellen wir uns vor:
        eine Parallel-Währung in Italien und die Sistierung der ital. Schulden oder
        die Abschreibung der non performing loans der Banken oder
        eine Krise der Emerging Markets
        … so dass D zahlen muss zL Bevölkerung

      • Claudio Hammer sagt:

        Ackermann: Wieso braucht es denn ein politisches Programm solange es genügend starke Feindbilder gibt. Die Nazis hatten die Juden, die Kommunisten und als Sahnehäubchen die Dolchstosslegende.
        Und die AfD La Merkel, die Flüchtlinge und wenn Italien hopps gehen würde dann auch noch die Italiener.
        Dann werden einfach auch noch Pizzarias abgefackelt. Hauptsache man kann seine Wut und sein eigenes Unvermögen an irgend jemandem auslassen.
        Solange es Feindbilder gibt ist die Welt für die Populisten in Ordnung.

      • Markus Ackermann sagt:

        von wg. „Wieso braucht es denn ein politisches Programm“
        Nun, Herr Hammer.
        In D gibt es ein Parteien-Regime:
        ??
        Nur ~1% der WählerINNEN sind in D überhaupt in Parteien organisiert: PRÄZIS DIESE Parteien versagen seit >30 Jahren.
        Warum?
        Die Parteien werden top-down gemanaged: durch Merkel / Schroeder als Partei-PräsidentIN & zugleich BundeskanzlerIN
        … also können die WählerINNEN auch nicht via Parteien bottom-up die politische Agenda bestimmen
        In D wird Politik als sozial-pädagogische Aufgabe top-down verstanden
        … also PRÄZIS DAS GEGENTEIL von Demokratie.
        Die Wahlen sind KEINE demokratischen Wahlen (kein Panaschieren, Kumulieren möglich), sondern die BLOSSE BESTÄTIGUNG EINER VORAUSWAHL
        … durch die Parteien
        => KEINE unabhängigen Abgeordneten im Parlament: Fraktionszwang

      • Markus Ackermann sagt:

        von wg „Unvermögen“
        WählerINNEN in D sind nicht dümmer als SIE, Herr Hammer. Und sie sind auch nicht dümmer, als die paar RentnerINNEN, die noch ein SPD-Parteibuch halten.
        Da Regierungs-Parteien de facto fast ALLE Posten
        im Staat
        in staatsnahen Betrieben
        Universitäten
        Gemeindeverwaltungen
        Staatssendern
        Zeitungs-Konglomeraten etc verteilen
        … finden sich in Parteien diejenigen, die einen Posten jagen. In den Medien finden sich auch noch reichlich „Nahestehende“
        Das Ergebnis ist ein umfängliches Versagen der politischen Prozesse:
        „Willkommenskultur“
        „Problem-Verweigerung“
        „Lügenpresse“ und
        „Haut ab!“
        in Richtung PolitikerINNEN.
        „Politik-Versagen“ meint: Die ~1% schaffen es nicht mehr, den Deckel drauf zu halten
        D.h.:
        Es fehlt die demokratische Legitimation

      • Anh Toàn sagt:

        Die Gestalten welche brüllen „wir sind das Volk“ und „Volksverräter“ sind demokratisch legitimiert: Die sind das Volk, nämlig! (Die Merkel wurde nämlich wie damals die NSDAP in die Opposition gewählt: Das iwssen Ackermann und der Somm zu Merkel auch, aber beide wissen nicht, oder schreiben zumindest nicht, wer denn als Regierung gewählt wurde, vom Volk, demokratisch legitimiert ist zu regieren, wenn es nicht Merkel heute oder damals Hitler war.

      • Markus Ackermann sagt:

        Nun, Herr Hammer
        Schauen Sie sich die Tagesthemen vom 3.9.2018 an (ab 15.17 min).
        Wagenknecht startet einen Aufruf aufstehen.de, der am 4.9.2018 offiziell lanciert wird. Schon am 3.9. hat diese Bewegung schon mehr, die sich einreihen, als die Linke MitgliederINNEN hat: >95’000 Menschen.
        Parteien wollen das nicht: die ~1% fürchten darum, weiterhin den Deckel draufhalten zu können und die Posten zu verteilen.
        Bref:
        Parteien fürchten Konkurrenz am Säulitrog, sie wollen am Parteien-Regime festhalten.
        Mir gefällt, was Sahra Wagenknecht ab 18.30 min im Interview sagt (echte Demokratie) und mir gefällt der Weg bottom-up. Ich sehe diese Nachfrage durch die Bevölkerung als Bestätigung des Versagens von Parteien und als Bestätigung des damaligen SPD-Partei-Austritts von Lafontaine

    • Anh Toàn sagt:

      @Peter Stutz

      „Dabei ist ihnen wichtig zu betonen, dass sie keinerlei Schlüsse über die generelle Effektivität der Nazipropaganda ziehen wollen.“

      Die Untersuchungen sollten aufzeigen, wie gut Hitler in Persona live vor einem Publikum als Redner war.

      Man müsste nun eine ähnliche Untersuchung machen, z.B. zu Churchill, Kennedy, Ghandy. Bei diesen drei, und auch Obama, würde ich andere Ergebnisse erwarten als bei Hitler.

  • Markus Schwyter sagt:

    Früher: „Es spricht: Dr. Josef Goebbels“; heute: „Es spricht: Dr. Alice Weidel“. Immerhin eine Frau und bekennende Lesbe. Zeigt, dass auch die Rechte „mit der Zeit“ geht.
    Ganz am Schluss des Artikels von Robert Probst: „Und ob der Aufsatz als «schlechte Nachricht für populistische Maulhelden von heute» gelten muss, wie es bei der Hertie School hiess, darf bezweifelt werden.“
    Es ist sicher klug, das zu bezweifeln. Gerade die Rhetorik von Weidel halte ich für brandgefährlich; sie hat gewiss schon viele Deutsche ins rechte Lager geführt.

    • Rolf Zach sagt:

      Glauben Sie wirklich die AFD sei so brandgefährlich, wie die NSDAP ab 1930? Es ist ein Ammenmärchen, dass Völker ihre autoritären Führer von sich aus berufen. Auch in Demokratien werden die Leute durch die Eliten in ihrem Abstimmungsverhalten gesteuert.
      Die Eliten in Deutschland wollten Revanche für die Niederlage von 1918 und dies blieb immer ihr Ziel.
      Die Elite des Militär, der Bürokratie, des Adels, des Grundbesitzes konnte mit der Wirtschaftskrise, die zögernde Elite der Industrie auf den Kurs der Revanche bringen. Schlussendlich entschieden sich die Eliten in Deutschland für den gewalttätigen Demagogen Hitler und seinen Methoden, die nach ihnen der diplomatischen Geschmeidigkeit von Stresemann und auch denen von Brünig vorzuziehen war, der die Krise für diese Zwecke benutzte.

      • Rolf Zach sagt:

        Die AFD ist eine neoliberale Partei, wie die Tories in Großbritannien, die nur eine lose Freihandelszone für Europa wollen, nämlich so etwas wie die gute alte EFTA. Auf den gleichen Pfaden bewegt sich die SVP. Aber die Mehrheit der europäischen Eliten wollen dies nicht und wenn sie gegen ein solches Europa sind, wie gegenwärtig Italien und Ungarn, wollen sie nur mehr Geld von den anderen Mitglieder, aber nicht den Austritt. Niemand verzichtet in Italien oder Griechenland auf den Euro.
        Die AFD wäre mit ihrem Konzept eine kleine Partei geblieben und da kam ab 2015 ihr Geschenk des Himmels mit der illegalen Einwanderung von 2 Millionen Moslems nach Deutschland, die eine völlig andere Zivilisation pflegen.

      • Anh Toàn sagt:

        Die AfD war mal eine neoliberale Partei, als Henkel noch die entscheidende Figur war. da hatte sie 1-3% Wähleranteil. Dann erfolgte der Rechtsrutsch der AfD, sie übernahmen die Wähler der Republikaner und anderer ultrarechten Parteien.

        Aus einer Neoliberalen Partei wäre der Barbara „der vor 10 Jahren nachts als Frau noch allein aus der Disco nach Hause konnte“ Höcke längst ausgeschlossen worden.

  • Markus Ackermann sagt:

    Sehr guter Artikel, weil der Fokus stimmt:
    „Bei der Reichstagswahl 1928 gab es magere 2,6 Prozent und zwölf Mandate, im November 1932 satte 33,1 Prozent und die grösste Reichstagsfraktion mit 196 Abgeordneten.“
    Die WählerINNEN wählten die NSDAP in die OPPOSITION, nicht in die Regierung.
    Die spätere Wahl, nach den Ermächtigungsgesetzen, war schon nicht mehr frei.
    Hitler wurde nicht vom Volk, sondern vom Parlament, präziser: von der Zentrumspartei und von der Kamarrilla um Hindenburg zum Reichskanzler gemacht.
    Zur fehlenden „Einordnung in die Weimarer Zeit“ findet sich auf wikipedia eine gute Darstellung:
    „Chronologie der nationalsozialistischen Machtergreifung“
    https://de.wikipedia.org/wiki/Chronologie_der_nationalsozialistischen_Machtergreifung
    mit weiteren Verweisen

    • Urs Wyder sagt:

      Selbst die Kommunisten haben Hitler indirekt geholfen, da auch sie gegen die Demokratie waren, anstatt die SPD zu stützen, welche als einzige Partei für den Erhalt der Republik kämpfte.

      • Markus Ackermann sagt:

        Nun, Herr Wyder
        Es ging sehr schnell (eigentlich nur 3 Wochen) vom 30. Januar bis zum 22. Februar, dann war die Sache schon entschieden:
        Am 22. Februar wurden 50’000 SS- und SA-Mitglieder zu bewaffneten „Hilfspolizisten“ ernannt. Eine Woche später wurden per Verordnung! der Regierung! die Grundrechte der Verfassung zur Makulatur.
        Und danach kam es am 5. März zu Neu-„Wahlen“.
        Die sog. „Hilfspolizisten“ von SS und SA hatten damals ihre Gegner bereits abgeräumt, auch die Kommunisten.
        Trotzdem hatten die Nazis vom Volk zwar NOCH NICHT die Mehrheit erhalten (jedoch mit der DNVP schon!),
        … aber die Sitze der gewählten Kommunisten wurden ihnen aberkannt
        … und Konservative (DNVP, Hugenberg: Anti-jüdisch, pro Kaiser, deutsch-national) paktierten auch weiterhin mit den Nazis

    • Anh Toàn sagt:

      „Die WählerINNEN wählten die NSDAP in die OPPOSITION, nicht in die Regierung.“

      Die WählerInnen machten die NSDAP zur klar stärksten Fraktion im Parlament.

      • Anh Toàn sagt:

        Wen wählten die denn in die Regierung, wenn sie die NSDAP in die Opposition wählten?

      • Anh Toàn sagt:

        In Italien wurde also die Lega und die 5stelle in die Opposition gewählt, aber jetzt sind die Regierung, genau wie damals, das Volk kann nichts dazu, hat die ja nicht in die Regierung gewählt, sondern in die Opposition.

  • Claude Fontana sagt:

    Nicht marginal waren die IBM Registrierungsnummern. auf jüdischen Armen. Oder die General Motors Motoren, die den Opel Blitz antrieben. Dann nach dem Krieg die grossen reparationszahlungen an die USA, und die Europäische Marktöffnung für deren Produkte das einzige land, wo keiner eine Bombe hinwarf, während russland dank 24 mio Toten Männern kaum noch genug Arbeitskräfte hatten, um der Aufrüstung im folgenden Kalten Krieg nachzukommen. Fair, oder?

    • Daniel Meier sagt:

      Herr Fontana, merkwürdig nur das die Sowjets stets die grössere Armee mit bedeutend mehr Panzern und Artillerie hatten wie die US-Streitkräfte, dass sie waffentechnologisch auch stets auf etwa gleichem Level wenn nicht besser waren (U-Boote, ZAR-Bombe usw.), die erste Rakete ins All schossen und den ersten Astronauten hatten. Sie vergessen auch die enorme Zahl dt. Kriegsgefangener bis 1955/56, welche fest Arbeiten mussten und die Tatsache, dass sie massivst Gerätschaften und Technik in der ehemaligen DDR an sich nahmen als Reparation. Die sowj. Verluste haben Stalin übrigens kein bisschen interessiert, denken sie nur an seinen Spruch mit der Million Toten und der Statistik…

      • Claude Fontana sagt:

        Wer musste nach dem Krieg nicht fest arbeiten? so Viel wie kaputt ging in Deutschland, Und an den Sovjets war eines gar nicht merkwürdig, sie taten was nötig war. davon viel. aber sie Überentwickelten nie wie die Deutschen und die Amis. was ihre Entwicklungskosten relativ moderat hielt. Dafür hatte ihr Kriegsgerät klare einsatzzwecke. Der Soldat, das muss man aber schon sehen, war eher sekundär, Gute Piloten, oder Gute Panzerteams bekamen gutes gerät.(is3, oder Ijushin 2) Die anderen mussten im T-34 oder der I-153 überleben. Die Russen hatten halt dafür keine nennenswerte Kriegsmarine. verglichen mit Deutschland, England oder den USA. Kutter zur Spionage umrüsten war vergleichsweise Spottbillig zu Kreuzer oder gar Schlachtschiffen.
        Tiger Panzer wären viel zu aufwändig für Sie gewesen.

    • juerg sagt:

      Auf die USA wurden sehr wohl Bomben geworfen. Noch nie von Pearl Harbour gehört? Das war ein US-Stützpunkt und de facto US-Gebiet. 2. Die Ballonbomben siehe: http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/70747529

      • Claude Fontana sagt:

        Pearl Harbor ist Festland ? Wurde wegen des Hafens die ganze Stadt Bombardiert? Wie kann man von einem Land erwarten , das einem Offiziell den Krieg erklärt, dass man mit der gesamten Flotte vor der Haustüre aufmarschiert, und dann nicht angegriffen wird? Dann wahrscheinlich auch noch überrascht tun?Militärische Stützpunkte sind Legitime Ziele. Sich am ende des Krieges, mit 2 Atombomben auf Zivilisten zu revanchieren,ist das NICHT. Und das, obwohl der Japanische Kaiser schon seit Wochen über das Schwedische Königshaus versucht kontakt aufzunehmen weil er der Kapitulation zustimmt.Es ist ja nicht so, dass Tokio nicht per Brandbomben mehr oder weniger eingeäschert wurde. (sarkasmus) Wieviel „Revanche“ darf es denn sein?

    • Rolf Zach sagt:

      Es wird viel erzählt von der Zusammenarbeit der US-Wirtschaft mit den Nazis, der heimtückischen US-Regierung im Umgang mit Stalin und den 24 Mio. Toten, die Sowjet-Russland als Opfer für die Alliierten brachte. In vielem wird überhaupt nicht nach den wirklichen Interessen der damals Mächtigen logisch nachgefragt.
      Die US Konzerne waren durch die strenge Devisen-Kontrolle der Nazis in Deutschland gefangen, am liebsten hätten sie ihre Töchter verkauft, aber es gab keine Käufer. Auch die IG Farben hätte nie vor 1940 ihre US-Tochter gegen GM Opel getauscht!
      Roosevelt sprach vor US-Soldaten in Teheran, dabei machte er klar, dass es im Kampf gegen Deutschland nicht Millionen von US-Opfer geben darf, ähnlich wie im 1. Weltkrieg. Dies war die erste Prämisse der US-Politik gegenüber Stalin.

      • Claude Fontana sagt:

        Das mit den Töchtern verkaufen, nahmen die Töchter ganz anders in Die Hand. Ist ihnen der Begriff „Allottment Annies“ bekannt?

      • Daniel Meier sagt:

        Herr Fontana, Pearl Harbor war an sich ein durchaus legitimes Ziel, aber ohne vorgängige Kriegserklärung eben nicht… Und die kam erst nachher. Natürlich haben die USA wohl irgendwann mit einem Angriff gerechnet, und dass man Admiral Kimmel dann über die Klinge springen liess war äusserst unschön. Zu Ihrer Antwort auf meinen ersten Post: Dt. hat definitiv durch den Wahnsinn Dölfchens völlig überkomplizierte Rüstungsgüter beschafft, welche zwar gut aber viel zu aufwendig waren. Die Kriegsmarine an sich war aber ebenfalls nicht wirklich gross, wenn man die U-Boot-Flotte ab ca. 1942 ausnimmt. Es mussten alle fest Arbeiten, dass ist klar, aber die Sowjets hatten noch die Kriegsgefangenen dazu, welche man gratis und franko auch die gefährlichsten Dinge machen lassen konnte.

Die Redaktion behält sich vor, Kommentare nicht zu publizieren. Dies gilt insbesondere für ehrverletzende, rassistische, unsachliche, themenfremde Kommentare oder solche in Mundart oder Fremdsprachen. Kommentare mit Fantasienamen oder mit ganz offensichtlich falschen Namen werden ebenfalls nicht veröffentlicht. Über die Entscheide der Redaktion wird keine Korrespondenz geführt.