Geköpft, geschmäht, verlassen: Meghan Markles Vorgängerinnen

Jane Grey bezahlte einen hohen Preis: «Die Hinrichtung der Lady Jane Grey», Paul Delaroche, 1833. Bild: National Gallery, London

Die  18-jährige Lady Jane Grey legte an einem Wintertag 1554 ihren Kopf laut betend aufs Schafott: «Miserere mei Deus», Gott, erbarme Dich meiner. Der Scharfrichter beendete ihr kurzes Leben schwungvoll mit dem Schwert. Die Protestantin büsste dafür, dass sie als Königin der Katholikin Maria I. – genannt «Bloody Mary» – vor der Sonne stand. Diese war bei Greys Tod bereits gekrönte Nachfolgerin.

Heute ist die Aufnahme in den feinen Kreis der Royals zwar keine Frage von Leben und Tod mehr. Ein historiografischer Blick auf die weiblichen Royals lohnt sich indes alleweil: Rund ein Dutzend Frauen – je nach zählweise – hatten in den letzten 1000 Jahren die britische Krone getragen oder wenigstens das höchste Amt inne. Neben wenigen Berühmtheiten, wie den Königinnen Viktoria und Elisabeth I., handelte es sich dabei oft um Frauen, die auf dem Kontinent nahezu unbekannt geblieben sind, wie eben Lady Jane Grey.

Ihr Beispiel ist erhellend: Sie kam am 10. Juli 1553 auf den Thron und blieb genau neun Tage im «Amt», ohne je gekrönt worden zu sein. Dann wurde sie nach einem Putsch aus ihren Wohnräumlichkeiten im Londoner Tower vertrieben. Sie landete im Verliess der Trutzburg, wo sie bis zu ihrem Ende ein halbes Jahr später darbte. Die tief religiöse Jane Grey war klug und ahnte schon vor ihren neun Tagen, was ihr dräute. Sie wehrte sich gegen die royalistische Würde, denn sie wusste, dass sie als Marionette im Machtspiel der Protestanten die «blutige Maria» verhindern sollte. Alles vergebens, Lady Jane Grey musste büssen.

Margarete mit der Liebe zur Gewalt

Die US-Amerikanerin Megan Markle wird sicher nie selbst auf den Thron kommen und nach menschlichem Ermessen kaum je mit einem König verheiratet sein, Prinz Harry steht an sechster Stelle der Thronfolge. Andere vor ihr haben aber den Sprung aus der zweiten Reihe auf den Thron mit Erfolg geschafft. Zum Beispiel die Französin Margarete von Anjou (1430–1482), die Gemahlin von König Heinrich VI., der bald nach der Hochzeit dem religiösen Wahn verfiel. Er liess sich wochenlang ins Kloster sperren, um für Frieden mit den Franzosen zu beten.

Margarete nutzte das Vakuum, um die politische Macht zu übernehmen, die dem Königshaus im 15. Jahrhundert noch zustand. Sie entwickelte geradezu eine Liebe zur Gewalt. Sie setzte sich in den Rosenkriegen gegen das rivalisierende Haus von York in Schlachten und Scharmützeln durch. Auch unterdrückte sie gewaltsam rebellierendes Volk: Der Landadel vertrieb die Bauern von ihrem Besitz, den er widerrechtlich übernahm und einzäunte. Kam es zu Aufständen, liess Margarete Soldaten zuschlagen. Die typischen englischen Heckenlandschaften zeugen bis heute von dieser Entwicklung. Margarete musste England am Ende dennoch verlassen, als das Haus York eine Weile wieder die Macht übernahm. Sie verstarb in ihrer Heimat.

Charlottes Vermächtnis

Eher durchzogen waren die Erfahrungen, die eine deutsche Adlige mit dem melodiösen Namen Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (1744–1818) als Queen Charlotte an der Seite von Georg III. machte. Sie war ihrem Mann zwar von Herzen zugetan und hatte 14 Kinder mit ihm. Aber auch er versank im Wahnsinn, eine heute heilbare Stoffwechselkrankheit trübte seine Sinne. Charlotte hatte mit politischen Fragen gar nichts am Hut und verstarb in Bitternis in ihrem Anwesen in Kew Gardens, dem heutigen Botanischen Garten Londons. Charlotte hat allerdings koloniale Spuren hinterlassen, zahlreiche Örtlichkeiten tragen ihren Namen, etwa die Queen-Charlotte-Inseln in Kanada.

Auf ähnlich viele Kinder brachte es König Karl II., nämlich je nach Quelle mindestens 11, höchstens 15. Aber keines stammte von seiner Angetrauten, der portugiesischen Infantin Katharina von Braganza (1638–1705). Das zeugt von einer gewissen Eigenwilligkeit des Monarchen; tatsächlich legte er sich eine Mätresse nach der andern zu. Katharina ertrug die Eskapaden mit Würde, wurde nach und nach zu einer politischen Vertrauten ihres Mannes, die beiden setzten auf eine Art Jobsharing.

Im Fall von Meghan Markle bleibt nun zu hoffen, dass ihr an der Seite von Prinz Harry die schlimmsten Erfahrungen ihrer Vorläuferinnen erspart bleiben. Zumindest was die politischen Herausforderungen angeht, ist das sicher, denn der Prinz könnte nicht unpolitischer sein. Und selbst wenn er es nicht wäre, hätte er nichts zu sagen.

16 Kommentare zu «Geköpft, geschmäht, verlassen: Meghan Markles Vorgängerinnen»

  • Michael sagt:

    Ich glaube nicht, das hier auch nur einer so wirklich versteht, warum die Engländer ihre Royals so lieben. Diese Massen an freudig winkenden Menschen sieht man doch sonst nur, wenn Putin oder Kim sich feiern lassen. Mit dem Unterschied, das sie in England alle freiwillig gekommen sind. Megahn und Harry hinterliessen einen äusserst charmanten Eindruck – die könnten viel Positives bewegen. Ich hoffe, sie tun es auch.

  • Jessas Neiau sagt:

    Keine einzige der genannten Frauen ist „Meghan Markles Vorgängerin“. Frau Markle ist nämlich bloss die Frau eines Prinzen, ohne reale Chance selbst einmal Kronprinzessin oder gar Königin zu werden. Da müsste sie erstmal Kronprinz Charles und dessen Erstgebornenen William samt bereits angeheirateter Kate aus dem Weg räumen. Wie schon oben steht – Markles Mann Prinz Harry steht in der Thronfolgeordnung auf Platz 6. Frau Markle hat also recht geringe Chancen, jemals geköpft zu werden und der ganze Artikel dient nur mal wieder dazu, die Lust nach Blut und Gewalt wenigstens mit ein paar uralten Kamellen zu befriedigen.

  • Monique Schweizer sagt:

    Geköpft wird Meghan vermutlich nicht mehr, nur in 5-7 Jahren sind die vermutlich wieder geschieden und dass Meghan dann so einen Kultstatus wie Diana erreichen wird, das dürfte doch bezweifelt werden.
    Meghan wird in ihrem goldenen Käfig mit ihrem vorlauten femininistischen Mundwerk definitiv nicht wirklich glücklich werden. Für Kate ist sie glaub heute schon einfach eine billige Parvenue – von der ehemaligen Kellnerin in Los Angeles zur Prinzessin. Der Weg zurück ist vermutlich schon vorgespurt, nicht gerade wieder als Kellnerin aber als Ex-Prinzessin kann sie dann durch amerikanische Talk-Shows tingeln und noch irgendwelche lukrative Enthüllungsbücher schreiben.

    • Petra Kaiser sagt:

      So bösartig….

      • Markus sagt:

        Aber genau so sehen es wahrscheinlich noch viele, ich persoenlich sehe die Markles als einen eiskalten berechneten Taschenrechner oder anders rum gesagt, auf der einen oder anderen Seite, es hat sich fuer Meghan bereits gerechnet! Auch finde ich das Harry irgendwie gar nicht Happy dreinsieht, hoffe ich teusche mich…

    • Susanna sagt:

      Also ich bin auch der Meinung, dass das ganze von Seiten Markle ein berechneter Aufstieg auf der Karriereleiter ist, bis sie es nicht mehr „benötigt“ – sie hat allerdings die Uni abgeschlossen, d.h. sie ist nicht einfach „nur“ Kellnerin (bitte nicht missverstehen, ich weiss, wie hart der Beruf ist) – offengestanden ist mir Kate genauso wenig sympathisch, sie hat einfach nicht so ein loses Mundwerk, aber berechnend schätze ich die genauso ein.

  • Rolf Hefti sagt:

    Könnte man diesen alten Zopf nicht endlich abschaffen ? Nur schon um die Steuerbelastung zu senken !

    • Margrit Ryssel sagt:

      Es sind nicht unsere Steuern, die da verbraten werden, sondern die der Engländer.

      Ich persönlich fände eine Monarchie in der Schweiz nach englischem Muster irgendwie noch so witzig. Es würde die hiesige Cervelat-Prominenz allgemein doch sehr aufwerten.

      Man könnte vielleicht bei Frau Martullo-Blocher nachfragen, ob sie sich für das Amt als Monarchin zur Verfügung stellen würde. Das nötige Kleingeld wäre da schon mal vorhanden, sie wäre folglich steuertechnisch gesehen eine günstige Königin. Und ihre Antwort auf eine entsprechende Anfrage würde sicher lauten: „Wenn das Schweizer Volk mich braucht………….. „.

      • Margrit Ryssel sagt:

        PS Als Amtsitz der/des noch zu wählenden Schweizer Monarchin/Monarchen würde ich übrigens das Schloss Laupen empfehlen. Seit der Reorganisation des Gericht- und Statthalterwesens im Kanton Bern ist das Schloss doch ziemlich verwaist. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Stiftung Schloss Laupen mit einer entsprechenden Dauernutzung des Schlosses gegen entsprechende Miet- und Pachtzinszahlungen einverstanden wäre.

      • Markus sagt:

        Bei Cervelat Prominenz kommt mir sofort die „Schauspielerin“ Melanie Winiger und ihr Bachelor ein oder die Rinderknecht und ihr „Model“ – ja weis ich bin boese….

    • Monique Schweizer sagt:

      Hefti: Wieso ist doch ein Business – die Hochzeit soll um 32 Mio £ kosten, aber Umsätze für Devotalien aller Art von über 120 Mio £ bringen.
      Und gerade in Zeiten des Brexits müssen die Royals wohl fürs UK dann in der Welt rumtingeln und gute Stimmung verbreiten. Hätten sich die Briten gegen den Brexit entschieden, dann wären die Royals nicht mehr ganz so nötig und nur noch eine Touristenattraktion.

    • Katharina I sagt:

      Also, ich würde mich auch zur Verfügung stellen, wenn das Schweizer Volk mich braucht. Den passenden Namen hätte ich schon. Und ich verspreche natürlich allen alles, wenn sie mich wählen. Das Schloss Laupen würde mir gefallen! Und ich würde Frau Ryssel anstellen, als Hofdame zum Beispiel. Und die Frau Schweizer vielleicht als Aussenministerin. 🙂

  • Dieter Jann sagt:

    Dass an königlichen Höfen seit Jahrtausenden der Macht wegen gemordet wurde, stimmt wohl schon. Ansonsten ist der Blog ziemlich oberflächlich. Die Heckenlandschaften müssen dazu auch noch herhalten. Vielleicht haben die doch etwas mit dem realen Wind zu tun. Und die Zäune mit dem Vieh.

  • Susanna sagt:

    Mir hat dieser Artikel gefallen, wieder Mal von den alten Desastern zu hören (die ich offengestanden alle kannte), SEHR blutrünstig die alte Schiene. Was in den letzten 40 Jahren so über die Royals in England zu lesen war, war zwar nicht so blutrünstig, aber ebenfalls zum Abgewöhnen. Ich hoffe immer, der tapferen Queen, die so eisern versucht, Wahrung zu behalten, werden weitere Skandale erspart. Und ich bin beileibe nicht Anhängerin der Royals, aber die Frau ist ein herziges Erinnerungsstück aus „alten“ Zeiten, und die Briten hängen nun mal an ihrer Monarchie. Ich frag mich grad, wie das wird, wenn ein dunkelhäutiges Baby mit roten Haaren geboren wird – missverstehen sie mich nicht, für mich ist das absolut perfekt! – aber ob die Queen sich je so was hätte träumen lassen?

  • Ursel sagt:

    Und wieder einmal täuscht ein Titel der BaZ die Leser, denn der Titel sagt eindeutig aus, dass Prinz Harry’s ehemalige Freundinnen geköpft, geschmäht und verlassen wurden – denn das wären die Vorgängerinnen von Meghan Markle gewesen!

  • Richard Keller sagt:

    Es gibt soviel Elend auf dieser Welt, aber ausgerechnet um die Royals sich Sorgen zu machen, deutet auf wenig Sensibilität des Schreiberlings hin

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