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  • Interessante Installation aus Beton beim Klösterlistutz. Was sie wohl symbolisiert?

  • Aufwändiges Holzobjekt im Bärengraben.

  • Um die Subtilität dieser Installation zu verstehen, sollte man recht clever sein.

  • Favela auf dem Münsterplatz.

  • Wird wohl mal für teures Geld verkauft: Kunstwerk aus Beton.

  • Über diese Steine müsste man mal in Ruhe nachdenken.

  • Der Velo-Klassiker schlechthin.

«Mir sind mit em Velo da»

Weder Kunst, noch Spielplatz: In Bern stehen zurzeit komische Bauten für Velofahrer. Wenn das mal nicht die militanten Automobilbesitzer auf den Plan ruft.

Freunde und Freundinnen der bildenden Kunst dürften zurzeit etwas verwundert durch Berns Strassen wandern. An den Standorten Münsterplatz- und Plattform, Klösterlistutz und Bärengraben stehen höchst seltsame Installationen aus Holz und Stein. Aber bitte versuchen Sie jetzt nicht diesen Objekten einen tieferen Sinn zu entlocken. Wenn Sie glauben, die Absichten des Schaffers – vermutlich eine freche Gesellschaftskritik – erraten zu haben, so sollten Sie ihre Schlussfolgerungen wohl lieber für sich behalten. Und wenn Sie sogar Parallelen zu Grössen der Kunstgeschichte erkennen, sind sie definitiv auf dem Holzweg. Auf den Objekten wird ganz einfach Velo gefahren, was wahrscheinlich viel einfacher klingt, als es ist. Die vermeintlichen Kunstwerke, die auch gut als Spielplatz für Kinder von verantwortungslosen Eltern durchgehen könnten, sind Teil des grossen Berner Velowochenendes.

In Bern werden an diesem Wochenende gleich zwei Europameisterschaften ausgetragen. Zum einen messen sich in der Innenstadt und am Gurten die Mountainbiker und in der Lorraine fahren die Velokuriere gegen die Zeit. Velofanatiker aus dem ganzen Kontinent sind in Bern zu Besuch. Gute Gelegenheit also für die frisch gekürte Perle Europas, sich von der besten Seite zu zeigen. Wenn man nun aber etwas gar kritisch sein will, könnte man der Stadt das Timing der Aufhebung der Veloabstellplätze am Bollwerk als nicht gerade gastfreundlich vorhalten. Um diesem Punkt in eine internationale Relation zu setzen: Da protestiert die Fussballnation Brasilien gegen die Fussball-WM und bemängelt, dass zu viel Geld in die dafür nötige Infrastruktur fliesst. Und was macht Bern? Krallt sich gleich zwei Europameisterschaften und baut dann Infrastruktur ab. Was würde bloss Sepp Blatter denken!

Doch wenigstens blieb es bisher aus jener Ecke ruhig, aus der es eigentlich Kritik hätte hageln müssen gegen die Veloevents, zumindest gegen den Wettbewerb der Velokuriere. Die Rede ist natürlich von den militanten Autofahrer. Als natürliche Feinde des Zweirads können sie sich immer wieder zutiefst über die kundenorientierte Fahrweise der Velokuriere empören, die stets den schnellsten Weg wählt. Dieser führt manchmal auch über Rot, was bei überzeugten Fahrzeuglenkern für rote Köpfe sorgt. Daher überrascht es doch etwas, dass vom militanten Kern der Automobilisten noch keine Stellungnahme eingetroffen ist. Vielleicht kommt es aber doch noch zu einem spontanen Hupkonzert oder einer SUV-Blockade.

Dabei sind doch Velokuriere im Schnitt ganz umgängliche Menschen, die wahrscheinlich selbst die sportliche Herausforderung einer Europameisterschaft nicht davon abhalten wird, in Bern ordentlich zu feiern. Was einem dabei als Outsider am meisten interessiert: Werden auf Velokurierpartys eigentlich auch andere Lieder gespielt, als Peter Hinnens ewige Fahrrad-Hymne «Mir sind mit em Velo da»? (An dieser Stelle sollte natürlich auf den Kultsong verlinkt werden, doch das Lied ist im Internet tatsächlich unauffindbar! Aber um doch noch mit etwas Kunst abzuschliessen, steht das wunderschöne Plattencover in der Bildstrecke bereit.)

Martin Erdmann

Martin Erdmann


Publiziert am 21. Juni 2013

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