
Der gute Kumpel als Gefahrenherd
Eine Studie des Berner Inselspital zeigt es: Auf Rolltreppen kann man sich schon einmal schwerere Verletzungen zuziehen. Müssen wir nun besorgt sein?
Bis anhin war sie der loyale Kumpel, der einem gemütlich irgendwo hinauf oder runter brachte. Doch eine Studie des Inselspitals bringt den guten Ruf der Rolltreppe ordentlich ins Wanken: Es kann schon einmal vorkommen, dass man nach einer Rolltreppenfahrt im Spital landet. Was ist die Rolltreppe denn nun? Treuer Transporter oder Todesfalle?
Wer vom Fach ist, weiss: Nicht alle Rolltreppen sind gleich. Was sie hauptsächlich unterscheidet, ist die Geschwindigkeit. Diese wird nicht etwa nach beliebigem Ermessen festgelegt, sondern von der EU genormt. Die Bummler-Rolltreppen werden meist in Kaufhäuser eingesetzt und fahren entweder 1,8 km/h oder 2,34 km/h. Die Speedfreaks kommen an Bahnhöfen und an Flughäfen auf ihre Kosten. Dort fahren die Rolltreppen schneller, man ist schliesslich in Eile. Ihre Geschwindigkeit liegt bei, halten Sie sich fest, 2,7 km/h. Das sind 0,75 Meter pro Sekunde.
Wir beginnen vorsichtig. Die Rolltreppe im Loeb dürfte nicht allzu schnell sein. Zudem wurden gelbe Fussabdrücke auf die Treppentritte gemalt, damit man auch weiss, wo man zu stehen hat und nicht in allfälligen Folgestudien des Inselspitals landet. Damit alles gut geht, sollten die Instruktionen am Treppenanfang beachtet werden. Kinderwägen sind verboten und die Füsse sollten nicht an den Treppenrand gedrückt werden. Das klingt einfach. Die Fahrt stellt sich dann auch als dementsprechend harmlos heraus. Wer seine Füsse fest auf die gelben Fussabdrücke presst, dürfte den Loeb ohne bleibende Schäden wieder verlassen.
Eine Stufe schwieriger ist es dann im Ryfflihof. Es gelten zwar dieselben Regeln, doch gibt es keine gelben Fussabdrücke. Daher stellt sich das Betreten der Treppe als etwas grössere Herausforderung dar. Zum Glück fährt diese nur mit 2,34 km/h und nicht mit den etwas extremen 2,7 km/h. Deshalb sollte es mit etwas Übung möglich sein, eine Stelle zu erwischen, die beim Anstieg nicht gespaltet wird. Wurde das gemeistert, wird man seinem Schicksal überlassen. Die Fahrt lässt genug Zeit, um sich im Klaren darüber zu werden, dass die fiesen Rillen an den Stufen einem locker das Schienbein zerfetzen können.
Am Bahnhof gilt es ernst. Hier geht es am Tempolimit auf und ab. Natürlich erfordert das strengere Sicherheitsmassnahmen als die laschen Regeln in den Kaufhäusern. Die roten Kästen an den Treppenanfängen machen den Ernst der Lage klar. Werden die Henkel an ihnen gezogen, werden die Treppen notgehalten. Doch es wird alles daran gesetzt, dass es nicht soweit kommt. Lichtsignale zeigen an, wo man auf die Treppen aufsteigen darf und wo nicht. Experten sind darauf natürlich nicht angewiesen und erkennen die geeignete Treppe an der Laufrichtung an.
Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Die Studie des Inselspitals wirkt gewiss angsteinflössend, doch nach einigen Rolltreppenfahrten stellen wir fest, dass eine Rolltreppenfahrt durchaus überstanden werden kann. Diese Erkenntnis ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Denn laut dem Inselspital verunglückten viele der in der Studie erwähnten Personen in betrunkenem Zustand. Unser Feldversuch wurde jedoch überaus nüchtern durchgeführt.
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