
«Welcome to Hell» – reloaded
Es ist amtlich: Die Vorhölle befindet sich im Kanton Bern
Flüchtlinge sollen künftig schneller im Arbeitsmarkt Fuss fassen. Dazu startete der Kanton Bern ein neues Integrationsprogramm. Das gefällt den Integrationsexperten, das gefällt Bundesrätin Sommaruga. Der Name des Programms: «In Limbo». Wer dabei an den Tanz karibischer Herkunft denkt, der irrt. In Rücklage unter einer Stange durchtanzen würde denn auch weniger die Arbeitsintegration fördern als Wirbelsäulenspezialisten Arbeit verschaffen.
Höllische Fähigkeiten
Doch worauf zielt der Name «In Limbo» dann ab? Der Kanton schreibt in seiner Medienmitteilung, die Flüchtlinge könnten in den Asylunterkünften die «ungewisse Zeit der Schwebe (Latein: ‹in limbo›) nutzen, um sich wertvolle Fähigkeiten anzueignen». Tönt nett. Stimmt aber nur halb
In Latein ist Limbo der Ablativ von Limbus. Der Limbus wiederum, nun ja, ist die Vorhölle. Nicht heiss wie das Fegefeuer zwar, aber trotzdem Teil davon. Hier landet, wer zu wenig christlich für den Himmel, aber zu gut für die Hölle war. Im Schwebezustand – und dies für alle Ewigkeit. Zumindest aber bis 2007: Damals wurde die Vorhölle vom Papst offiziell abgeschafft. Dachte man zumindest.
Dank nach Rom
Nun scheinen bernische Asylzentren bei all den Berichten über Bettwanzen und fehlendes Tageslicht zwar ziemlich unwirtlich. Dass der Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) findet, der Missstand habe biblisches Ausmass angenommen, würde trotzdem erstaunen. Sagte er doch einmal, die Schweiz sei für Flüchtlinge das «Schlaraffenland». Der Name «In Limbo» ist also schlicht ungeschickt gewählt. Das zeigt aber, das Käser selbst nicht gänzlich sattelfest ist bezüglich der «christlich-abendländische» Kultur, an die sich Zuwanderer gemäss ihm anzupassen haben. Immerhin läuft man mit solchen theologischen Bildungslücken seit 2007 nicht mehr Gefahr, im Limbus zu landen.
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