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Reiseplattform Get Your Guide Schweizer Start-up investiert Millionen in TV-Spots in USA

Will die Welt erobern: Gründer von Get Your Guide Johannes Reck.

Vor fünfzehn Jahren hat der Deutsche Johannes Reck mit drei Kommilitonen der ETH in Zürich die Firma Get Your Guide gegründet. Eine Onlineplattform, auf der Touristen Ausflüge, Führungen und Eintrittskarten für Museen und Sehenswürdigkeiten buchen können. Nach eigenen Angaben können Kunden mittlerweile aus mehr als 140’000 Angeboten in 150 Ländern wählen.

Das Unternehmen ist seit dem zweiten Halbjahr 2023 in Europa profitabel. Get Your Guide hat seinen operativen Sitz heute in Berlin, der Firmenhauptsitz liegt weiter in der Schweiz. In Deutschland gilt es als eines der wenigen «Einhörner» – als Start-up also, dessen Wert vor einem Börsengang auf mindestens eine Milliarde US-Dollar geschätzt wird.

Das Gründungsteam von Get Your Guide im Jahr 2008 in Zürich: Pascal Mathis, Jochen Mattes, Tobias Rein, Johannes Reck.

In Europa ist Get Your Guide Marktführer, nun will das Unternehmen auch die Nummer eins in den USA werden, trotz harter Konkurrenz grosser Mitbewerber wie Google oder Tripadvisor. «Ich denke, als europäische Firma kann man auch mal ein bisschen grössere Ambitionen haben», sagt der 39-jährige Reck.

Um in Amerika zu wachsen, investiert er gerade Millionen in Fernsehwerbung und lässt landesweit Spots zur besten Sendezeit laufen, etwa bei wichtigen Sportereignissen und der Oscarverleihung. Der amerikanische Markt sei deshalb so interessant, weil US-Amerikaner sehr konsumfreudig seien, viel reisen – besonders gern nach Europa – und in ihren Urlauben etwas erleben wollen würden.

Börsenexperten sind eigentlich davon ausgegangen, dass Get Your Guide 2024 an die Börse drängen würde. Doch hier vertröstet Reck. Langfristig sei dies der logische Schritt für seine Firma, doch nicht in naher Zukunft. «Ich denke, für Wachstumsunternehmen ist es momentan nach wie vor kein geeignetes Marktumfeld.»

Das Start-up ist inzwischen rund viermal so gross wie vor der Pandemie: 800 Menschen arbeiten für das Unternehmen. Sie kommen aus der ganzen Welt, in den Entwicklungszentren in Berlin und Zürich wird fast ausschliesslich Englisch gesprochen.

Zu Beginn der Corona-Pandemie war das Geschäft von einem Tag auf den anderen komplett weg – für mehr als ein Jahr. «Das war eine absolute Grenzerfahrung», sagt Reck rückblickend. Er ist heute stolz darauf, dass er trotz des Drucks von Investoren genug Mitarbeiter halten konnte, um sein Produkt auch während der schwierigen Jahre weiterzuentwickeln.

100’000 Euro Startkapital von den Eltern

Der Erfolg von Get Your Guide liegt zum einen daran, dass viele in Zeiten von Corona gemerkt haben, welch hohen Wert Ferien und Ausflüge haben, das berichten auch andere aus der Tourismusbranche.

Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Euromonitor werden Menschen weltweit in diesem Jahr etwa 375 Milliarden Dollar für Reiseerlebnisse ausgeben und 1,7 Billionen Dollar für Freizeitaktivitäten insgesamt.

Durch die Pandemie waren viele Museen und Veranstalter gezwungen, ihre Onlinebuchungssysteme auszubauen oder überhaupt welche einzuführen. So konnte Get Your Guide sein Angebot massiv ausweiten.

Als Reck Get Your Guide gründete, bat er seine Eltern um 100’000 Euro Startkapital. Diese hätten ihrem einzigen Kind das Geld ohne grosse Nachfrage gegeben und dafür sogar ihr Haus beleihen müssen. «Zur damaligen Zeit ist mir das irgendwie gar nicht als so eine grosse Sache vorgekommen», sagt er. «Das war schon irre.»

Mittlerweile weiss Reck, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit mit seinem Start-up hätte scheitern können – und das Geld niemals hätte zurückzahlen können. «Heute bin ich ganz demütig gegenüber der Grosszügigkeit meiner Eltern, ohne die hätte es nicht geklappt», sagt er. Anders als klassische Geldgeber wollen die beiden ihr Investment jedoch nicht zurück.

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