So planen Sie Ihre Frühpensionierung

Wer vorzeitig in Pension gehen will, braucht viel Geld und eine sorgfältige Vorsorge- und Pensionsplanung.

Planen statt träumen: Spätestens mit 50 sollte man sich Gedanken zur Frühpensionierung machen. Foto: Getty Images

Mein Ziel ist eine frühzeitige Pensionierung. Haben Sie mir dazu einige Tipps? O.D.

Eine vorzeitige Pensionierung ist das Ziel von vielen – längst nicht alle können diesen Traum allerdings realisieren. Denn eine Frühpensionierung ist teuer. Man muss sie sich leisten können – oder aber bereit sein, bei seinem Lebensstandard im Alter deutliche Abstriche zu machen. Ohnehin verfügt man nach der Pensionierung nicht mehr über die gleich hohen Einkünfte wie noch im Erwerbsleben.

Laut Artikel 113 der Bundesverfassung soll die Berufliche Vorsorge zusammen mit der AHV/IV die Fortführung der gewohnten Lebensweise in angemessener Weise ermöglichen. Das Leistungsziel, dass man mit all seinen Renten und Vorsorgen rund 80 Prozent des bisherigen Brutto-Einkommens abdecken kann, entspricht längst nicht immer der Realität. In der Praxis sind es heute oft 60 Prozent des früheren Einkommens, weil die Renten aufgrund der Senkung des Umwandlungssatzes gesunken sind und wohl noch weiter sinken werden.

Eine vorzeitige Pensionierung muss langfristig geplant werden. Möglichst schon ab 50 Jahren oder früher sollte man sich eine genaue Auslegeordnung machen und sich in Hinblick auf eine Frühpensionierung beraten lassen.

Meist hat man nämlich Lücken in der Altersvorsorge. Diese lassen sich dann während dem Erwerbsleben allenfalls durch freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse und durch Maximalzahlungen in die steuerbegünstige Säule 3a und der Anlage des 3. Säule-Geldes noch füllen. Wer erst gegen Ende 50 langsam an eine Frühpensionierung denkt und zuvor keine finanziellen Vorkehrungen getroffen hat, muss sich seine diesbezüglichen Träume in der Regel abschminken.

Ein erster Schritt ist somit eine Vorsorge- und Pensionsplanung wie sie die meisten Banken, Versicherungen und weitere Finanzfirmen anbieten. Dabei wird unter anderem ein Budget über die bestehenden und künftigen Kosten aufgestellt. Indem man die Kosten mit den erwarteten Einnahmen nach der Pensionierung oder im Rahmen einer Frühpensionierung abgleicht, sieht man rasch wie realistisch ein solches Ziel ist.

Über die reinen Finanzen hinaus sollten Sie eine Frühpensionierung auch inhaltlich planen.

Genau prüfen muss man auch seine Verpflichtungen nach einer Frühpensionierung: Besteht eine Hypothek für Wohneigentum, für die Zinsen fällig sind? Sind die Hypothek und deren Tragbarkeit auch nach einer vorzeitigen Pensionierung gesichert? Nicht unterschätzen sollte man die Steuern: Diese nehmen nicht zwingend ab, da man nach einer Frühpensionierung viele Abzüge – etwa Berufsauslagen – nicht mehr steuerlich absetzen kann, alle Renteneinnahmen aber weiterhin voll versteuern muss.

Zudem bleibt man bis zum ordentlichen Rentenalter AHV-pflichtig und muss zumindest einen Minimalbetrag an die AHV entrichten. Bei hohem Vermögen kann das auch ins Geld gehen. Auch da lohnt sich eine Vorabklärung bei der AHV.

Zweiter Schritt ist, dass man die Reglemente seiner Pensionskasse studiert und prüft, welche Möglichkeiten man bei seiner Kasse bezüglich eine Frühpensionierung hat und wie sich dies genau auf die PK-Rente und AHV-Rente auswirkt. Beide Renten werden bei einer vorzeitigen Pensionierung gekürzt. Die detaillierten Angaben dazu erhalten Sie von Ihrer Pensionskasse sowie von Ihrer AHV-Ausgleichskasse, wo Sie mit einer Rentenvorausberechnung auch abklären können, ob Sie tatsächlich die volle Rente erhalten oder nicht und welche Konsequenzen ein vorzeitiger Rentenbezug für Sie hätte.

Wenn sich anhand all dieser Vorabklärungen das Ziel als grundsätzlich machbar erweist, muss die Finanzierung der vorzeitigen Pensionierung systematisch umgesetzt werden. Ihren zusätzlichen Angaben entnehme ich, dass Sie einerseits die Säule 3a bereits voll nutzen und auch freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse leisten. Das hat neben den Steuervorteilen den Pluspunkt, dass Sie Ihre Altersvorsorge stärken und so eine Frühpensionierung eher möglich wird.

Ebenso wichtig ist die Anlage der Gelder. Indem Sie das 3. Säule-Geld renditewirksam investieren, haben Sie später mehr Geld auf der hohen Kante. Der Zinseszinseffekt macht über die zehn oder mehr Jahr, während denen das Geld noch liegen bleibt, einiges aus. Achten sollten Sie dabei auf die Gebühren, denn diese fressen Ihnen die Rendite weg. Inzwischen gibt es aber auch in der 3. Säule digitale Lösungen mit denen man seine Säule 3a-Geld kostengünstig und einfach anlegen kann.

Über die reinen Finanzen hinaus sollten Sie eine Frühpensionierung auch inhaltlich planen: Was wird nach der Aufgabe des Berufes Ihres Lebensaufgabe sein? Welche Aktivitäten wollen Sie pflegen und welche Träume allenfalls realisieren? Diese Aspekte sind auch für die Finanzplanung wichtig. Denn oft braucht man für Reisen oder andere Aktivitäten nach einer Frühpensionierung deutlich mehr Geld. Auch dieser Budgetposten muss realistisch eingeplant sein, sonst wird es nach der Pensionierung finanziell plötzlich eng.

Im Rahmen einer professionellen Finanzplanung, zu der ich Ihnen angesichts Ihres Ziels rate, würde ich auch Fragen rund um das Todesfallrisiko und die Nachlassplanung einbeziehen. Wir können zwar alle schöne Pläne machen – leider geht das Leben oft aber unerwartet andere Wege.

11 Kommentare zu «So planen Sie Ihre Frühpensionierung»

  • Andy Z. sagt:

    Die Helvetia Versicherung bietet in den Generalagenturen insividuelle Pensionsplanungen und Analysen an – ich empfehle jeder Familie und Single ab 40 J. eine solche Anslyse durchzuführen.

    • Rolf Rothacher sagt:

      Ab 40 J. ???
      Das macht keinen Sinn, weil innerhalb von 20 bis 25 Jahren sich sehr Vieles noch ändert. Es macht Sinn, jedes Jahr in die 3. Säule einzuzahlen. Und wenn die Pensionskasse finanziell sehr gut dasteht, kann man dort auch noch Lücken füllen (aber nur dann, weil sonst verliert man eventuell zu viel). Aber eine Pensionsplanung mit 40 macht wirklich keinerlei Sinn, ausser Sie sind Beamter, der irgendwo sitzt und keinerlei berufliche Entwicklung mehr anstrebt.

  • Panja Flöte sagt:

    Frühpensionierung heisst immer: Vor der Pensionierung Geld sparen, damit es auch nach der Pensionierung reicht. Oder: Ausgaben vor und nach der Pensionierung zurückfahren.

    Unbedingt sich in die einschlägige Literatur einlesen. Der Beobachter hat einige lesenswerte Bücher zum Thema:
    — Frühpensionierung planen
    — Glücklich pensioniert, so geht’s
    — Vorsorge, aber sicher!

  • Moritz Losinger sagt:

    Warum ein Helm, als Pensionär und wieso ein blauer?

  • Hans Meier sagt:

    @ Moritz Losinger: Ich bin mir fast sicher, ihre Fragestellung hilft O.D. bezüglich Planung seiner frühzeitigen Pensionierung weiter 🙂

  • Bruno Fellmann sagt:

    Sehr geehrter Herr Spieller. Ich habe dieses Jahr circa 16% auf meinen Investitionen verdient. Jetzt hat sich einiges auf meinem Konto akkumulieret. Das alles im Dollar Bereich. Wo würden sie zur Zeit dieses geld investieren.

  • Bruno Fellmann sagt:

    Meine Investitionen in diesem Jahr betragen circa 17% und dies vorallem wegen amerikanische n Aktien. Jetzt weiss ich nicht wo ich dieses geld weiter investieren soll

  • Anton German sagt:

    Bei der Säule 3a sollte man unbedingt berücksichtigen, in welchem Kanton man wohnt.
    Zieht man die Säule 3a, so fallen Kapitalsteuern an, die von Kanton zu Kanton mehr oder weniger ins Geld gehen können! „Raubritter“ sitzen zum Beispiel im Kanton ZH. Auch sind bei Frühpensionierung die Abzüge bei der AHV sehr hoch. Pro Jahr werden 6,8% der Pension gestrichen. Da ist es meist besser, man lebt von der Säule 3a und den Ersparnissen (wenn vorhanden)?

    • Renata Rubina Rolischo sagt:

      Das ist richtig, dass die Steuersätze vom Wohnkanton abhängig sind, aber hier weniger relevant. Denn egal ob Frühpensionierung oder „normal“, die Steuern fallen an, wenn man 3a hat. Und einen Kantonswechsel machen deshalb die wenigsten.
      Was aber sicher wichtig ist: Sie schreiben, man soll während der Frühpensionierung von Ersparnissen leben (3a versteuert eingerechnet). Und das zeigt, was viele nicht wahrhaben wollen: eine Frühpensionierung ist vor allem mal TEUER. Wenn ich zwei Jahreseinkünfte, die ich dann gerne hätte, nicht auf der Seite habe, kann ich’s eigentlich vergessen. Welchen Kanal (PK, AHV, vorzeitige Renten oder nicht…) ich nutze, ist nicht so relevant – Geld muss ich haben. Und wissen, wie wenig Einkommen mir auch bei ordentlicher Pensionieurung eigentlich bleibt…

      • Anton German sagt:

        Da stimme ich ich Ihnen zu, eine Frühpensionierung muss man sich leisten können. So oder so. Um so mehr, je weiter man von der ordentlichen Pensionierung entfernt ist. Steuern fallen immer an, aber das die Kapitalsteuer gering sei, wie immer in den Broschüren der Anbieter geschrieben wird, ist eine Mär. Je nach Kanton und Bezugssumme ist die Steuer massiv unterschiedlich. Zusammen mit dem Bezug der 2. Säule lohnt es sich schon den Wohnkanton zu wechseln! Viele tun das auch. Weiterhin kann man auch die Schweiz verlassen bevor man die Säulen bezieht. Dann ist es sinnvoll, die 3A und 2 in einen niedrig Steuerkanton zu parkieren, da dann die Adresse der Bank wirksam wird. Früh- oder ordentliche Pensionierung erfordern vorausschauendes Denken und Handeln, ein wichtiger Lebensabschnitt!

  • Haiko Reuter sagt:

    Für uns Arbeitnehmer in der Schweiz aus dem Ausland zahlt uns Niemand in der Schweiz was (KTG,VSAO, KV,…) und niemand in der EU, weil im Ausland im Sinne Schwexit, wenn Invalide und Familie im Ausland Beistände für die Schweiz sein müssen. Auch wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Sozialversicherung drei Jahre eingezahlt haben und auch bei Unfällen als Verursacher der Arbeitsunfähigkeit.

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