Richemont-Aktien werden unterschätzt

Teure Uhren verkaufen sich gut – auch die von Richemont. Foto: Getty Images
In den vergangenen vier Wochen gehörten die Aktien von Richemont zu den Verlierern. Dabei hat sich an den Aussichten des Uhren- und Schmuckherstellers nichts verändert. Belastet wurden die Titel durch den Dividendenabgang von 2 Franken je Titel sowie eine Herabstufung der UBS. Die Analystin der Grossbank empfiehlt, Richemont-Aktien zu verkaufen. Sie sieht Anzeichen, dass chinesische Konsumenten sich von Richemonts Vorzeigemarke Cartier abwenden. Interessant ist ihre Begründung: nämlich die abgeschwächte Entwicklung von Likes, die Social-Media-Einträge zu dieser Marke generieren. Auch für mich sind solche weichen Daten ein wichtiger Wegweiser. Ich würde mich jedoch nie nur darauf abstützen. Gerade die teuren Uhren – ein Segment, in dem Richemont gut vertreten ist – verkaufen sich gut, und die Auswirkungen der Proteste in Hongkong haben bisher geringere Folgen als befürchtet. Ich gehe deshalb davon aus, dass Richemont am 8. November mit den Halbjahreszahlen positiv überraschen wird. Über 80 Franken dürfte die Luft wieder deutlich dünner werden. Kurzfristig kaufen
Das aktuelle Hin und Her ist nicht relevant
Die Grossbank Credit Suisse war die ganze Woche in den Schlagzeilen. Sie haben es sicher gelesen: Es geht um die Überwachung von Iqbal Khan, der bis vor kurzem das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft der Grossbank leitete und nun zur Konkurrentin UBS wechselt. Ich muss ehrlich sein: Das Hin und Her, wer was getan haben soll, interessiert mich eigentlich nicht. Vielmehr will ich wissen, was ich von der Aktie halten soll. Ich komme zu folgendem Schluss: Langfristig ist das nicht relevant. Den gravierendsten Einfluss hätte es, wenn CEO Tidjane Thiam die Bank verlassen müsste. Immerhin hat er die Bank restrukturiert und in ruhigere Fahrwasser geführt. Die Reorganisation ist abgeschlossen, die Abhängigkeit von Thiam also nicht mehr so gross. Es könnte auch jemand anderes übernehmen. Für die Aktien spricht immerhin eine attraktive Bewertung. Das genügt mir aber nicht, denn der Fall lastet auf der Bank. Aufgrund dieser Unsicherheiten drängt sich ein Kauf nicht auf. Halten
Etablierung nicht in Sicht
Wer Bitcoin hält, der musste wieder starke Nerven zeigen. Die Kryptowährung hat diese Woche knapp 20 Prozent verloren – der Preis sank zeitweise unter 8000 Dollar. Das ist ein Dreimonatstief. Die Preisentwicklung verändert sich stossweise und sorgt damit immer wieder für neue Überraschungen. Bis April dieses Jahres dümpelte die Währung bei unter 4000 Dollar. Um ehrlich zu sein, hatte ich schon die Hoffnung, dass man von Bitcoin nichts mehr hören würde. In wenigen Monaten verdreifachte sich dann der Preis. Ohne dass es irgendwelche relevanten Neuigkeiten gab. Aber auch wenn es News gibt, ist der Kauf von Bitcoin keine sinnvolle Anlage. Denn es fehlen jegliche Anzeichen, dass sich Bitcoin als Zahlungsmittel oder als Instrument der Wertaufbewahrung etabliert. Damit ist der Kauf reine Spekulation. Ich habe ausserdem den Verdacht, dass grosse Player den Preis kurzfristig nach oben getrieben haben, um spekulative Käufe der kleinen Anleger anzufachen. Anleihen und Aktien mögen momentan teuer bewertet sein – aber bei Bitcoin droht der Totalverlust. Meiden
Das Potenzial ist da, aber…
Ebenfalls spekulativ ist das Biotech-Start-up Molecular Partners, das der Kommerzialisierung eines Medikaments gegen das Augenleiden neovaskuläre altersbedingte Makuladegeneration näherkommt. Lizenzpartner Allergan hat Zulassungsanträge eingereicht. Mitte 2020 sollte in den USA der Entscheid fallen, wenig später in der EU. Sind sie positiv, sind hohe Meilensteinzahlungen fällig. Das sollte dem Aktienkurs Auftrieb geben. Er notiert nur leicht über dem Mitte Jahr erreichten Tiefst. Molecular bieten eine zusätzliche Fantasie. Das Unternehmen klärt mit Gilead ab, ob seine Darpins genannten Wirkstoffe an definierten Zielzellen andocken können. Gelingt das, winkt den Schweizern ein weiterer lukrativer Vertrag. Denn die US-Amerikaner erhoffen sich einen neuen Zugang zu den mit Viren befallenen Zellen, um diese bisher unerreichbaren Ziele dann mit eigenen Molekülen zu bekämpfen. Biotech-Aktien bieten viel Aufwärtspotenzial, sind aber riskant. Diversifikation lohnt sich. Für mich bieten sich Fonds an oder der Kauf mehrerer Titel. Wer in der Schweiz investieren will, sollte sich auch Santhera, Ob-seva und Basilea genauer ansehen. Spekulativ kaufen
Tiefe Bewertung birgt Chancen
Als solide erachte ich das US-Unternehmen Corteva. Es besteht aus den ehemaligen Pflanzenschutz-und-Saatgut-Aktivitäten von DuPont und Dow Chemical und wurde im Frühling verselbstständigt. Mit einem Umsatz von etwa 14 Milliarden Dollar gehört es neben Bayer und Syngenta zu den grossen Playern. Der Börsenwert der schuldenfreien Corteva beträgt derzeit rund 21 Milliarden Dollar – was wenig ist, wenn man bedenkt, dass Syngenta, die weniger Umsatz auf die Waage bringt als Corteva, vor zwei Jahren zum Preis von rund 43 Milliarden Dollar an den chinesischen Staatskonzern Chemchina ging. Die niedrige Bewertung ist darauf zurückzuführen, dass die US-Landwirtschaft wegen der tiefen Preise für Mais, Soja und Weizen sowie wegen des Handelsdisputs mit China in der Krise steckt. Doch das schafft Chancen: Die Margenschwäche und die Branchenrezession sind vorübergehend. Ich bin ziemlich sicher: Wer jetzt Corteva kauft, sollte in drei bis fünf Jahren deutliche Kursgewinne verbuchen können. Kaufen
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