Bankensoftware-Lieferant Temenos mit Weitblick

Temenos: Das Genfer Unternehmen will nicht nur zyklisch wachsen, sondern auf Dauer. Foto: Martial Trezzini/Keystone

Temenos will sein Image des Zyk­likers ändern. Der Lieferant von Bankensoftware glaubt, nicht nur über die nächsten drei bis fünf Jahre wachsen zu können, sondern auf Dauer. Tatsächlich könnte das Genfer Unternehmen aus meiner Sicht von einem zunehmenden Problem der Banken profitieren: Viele Altsysteme in den Finanz­instituten sind den Anforderungen der Digitalisierung nicht gewachsen. Temenos, das auf standardisierte Front- und Backoffice-Prozesse der Banken spezialisiert ist, will bei den Trends eine tragende Rolle spielen. Zudem setzt das Technologieunternehmen wie viele auf die Möglichkeiten der Cloud, also auf das Geschäft mit den eigenen Rechenzentren. Das Umsatzwachstum hier betrage im Schnitt 35 Prozent jährlich – und das langfristig. Das soll die Basis legen, ­damit das Unternehmen auch über den erweiterten Zeithorizont 10 bis 15 Prozent wächst. Damit würde sich ein Engagement in den Aktien auch nach dem Kursplus von 40 Prozent seit Anfang Jahr und trotz der mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 50 für 2019 sehr hohen Bewertung langfristig auszahlen. Mit Weitblick kaufen

Dominante Stellung

Apropos Trends: Von der Entwicklung hin zu Digitalisierung, Energieeffizienz und erneuerbaren Energien profitiert auch Lem. In der Marktnische für hochpräzise Komponenten zur Messung elektrischer Spannung und anderer Parameter hat das Unternehmen eine dominante Stellung. Angesichts der grossen Abhängigkeit vom chinesischen Markt kam Lem bis anhin glimpflich davon. Dort erwirtschaftet die Firma jeden dritten Franken. Ab Mitte 2018 sei man im Handel zwischen China und den USA zwar von Zöllen betroffen gewesen, sagte Lem-Chef Frank Rehfeld anlässlich der Präsentation der Geschäftszahlen für 2018/19. Doch die höheren Kosten habe man an die Kunden weitergeben können. Trotz der idealen Positionierung und der erstaunlichen Resilienz häufen sich Anzeichen einer nachlassenden Dynamik. Um weiterzuwachsen, investiert Lem deshalb auch künftig 8 bis 10 Prozent des Umsatzes in die Forschung. Das kommt an der Börse gut an. Mittlerweile sind die Aktien zwar schon hoch bewertet, aber ich denke, dass sich das Unternehmen auch künftig gut schlagen wird. Dosiert kaufen

Delle im laufenden Geschäftsjahr

Auch Ypsomed ist in einem attraktiven Markt positioniert. Vor allem Patienten, die an Diabetes leiden, an einem Mangel an Insulin beziehungsweise einem erhöhten Blutzuckerspiegel, verwenden die Pumpen und Pen-Nadeln des Burgdorfer Unternehmens. Solche Erkrankungen haben sich gemäss der Weltgesundheitsorganisation seit 1980 mehr als vervierfacht. Das bietet Ypsomed gute Perspektiven. Derzeit hat die Gesellschaft allerdings zu kämpfen. Seit Juli 2018 muss sie ohne einen lukrativen Kooperationsvertrag mit dem US-Unternehmen Insulet auskommen. Nun muss das Unternehmen den Verlust von einem Drittel des Umsatzes und der Hälfte des Betriebsgewinns mit eigenen Produkten kompensieren. Das gelingt bislang gut, doch im laufenden Geschäftsjahr ist eine Delle nicht zu vermeiden. Verkraften müssen die Aktionäre auch eine erhebliche Kürzung der Dividende, weil der frühere US-Partner bislang nur einen Bruchteil der Kompensation geleistet hat. Jetzt entscheiden die Gerichte. Das sind etwas gar viele Unwägbarkeiten. Ein Einstieg in die hoch bewerteten Aktien ist derzeit nicht opportun. Meiden

Schwungvoller Start

Eine turbulente Zeit hat Sika hinter sich. Seit bald einem Jahr ist das Unternehmen eine echte Publikumsgesellschaft mit einer Einheitsnamenaktie, ohne bestimmenden Aktionär, ohne Vinkulierung und Opting-out. 2019 hat schwungvoll begonnen: Im ersten Quartal ist Sika fast 6 Prozent gewachsen. Nun ist auch die Übernahme von Parex unter Dach und Fach. Angekündigt hatte der Konzern die grösste Transaktion seiner Geschichte im Januar. Der Deal lässt das sehr profitable Mörtel­geschäft um mehr als das Doppelte anwachsen. Damit soll der Umsatz 2019 auf 8 Milliarden Franken steigen – ein Plus von rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig erwarte ich ein Gewinnwachstum von 15 Prozent auf 5.40 Franken je Aktie. Die Papiere sind damit mit einem vorausschauenden Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29 mittlerweile hoch bewertet. Sika verfügt zwar über sehr gute Perspektiven, und die Aktien bieten viel Anlagequalität, dennoch sollten Anleger Kursrückgänge berücksichtigen. Abwarten

Wie ein Paar Frankfurter Würste

Am Donnerstag veranstaltete die Deutsche Bank ihre Generalversammlung in der Festhalle Frankfurt. Nur 2,5 Kilometer entfernt stürzte die Aktie des grössten deutschen Geldhauses an der Börse auf ein historisches Tief. Der Koloss ist für knapp 6.50 Euro zu haben – dafür gibt es in der deutschen Finanzmetropole gerade mal ein Paar Frankfurter Würste. Das mag günstig scheinen, doch sind die Aktien immer noch teurer bewertet als die erfolgreicheren US-Konkurrenten und die beiden Schweizer Grossbanken. Der Grund: Die Deutsche Bank steckt seit einer gefühlten Ewigkeit tief in der Krise. Die Aktionäre zählten an der Generalversammlung die Verfehlungen des Instituts unter dem Management von Präsident Paul Achleitner und Konzernchef Christian Sewing auf. Rechtsfälle am Laufmeter, heikle Geschäftsbeziehungen zu US-Präsident Trump, die gescheiterte Fusion mit der Commerzbank und zu alledem noch ein Gewinnproblem. Nach drei Verlustjahren gab es 2018 einen Miniüberschuss. ­Sewing versprach jetzt zwar harte Einschnitte im Investmentbanking, die Zukunft der Deutschen Bank sieht deswegen kaum rosiger aus. Meiden

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