Warum der Euro schwach bleiben wird

Abwertstrend: Die flaue Konjunktur verunmöglicht es der EZB, die Zinsen zu erhöhen. (Foto: Reuters)
Ich plane eine grössere Anschaffung in Euro und mache mir viele Gedanken wegen der Euro-Entwicklung. Rechnen Sie damit, dass der Euro in nächster Zeit zum Franken deutlich stärker werden könnte? E.I.
Nein. Zwar sind Währungsprognosen extrem schwierig, weil sie von einer Vielzahl von Faktoren abhängen und allzu oft falsch sind. Persönlich rechne ich derzeit aber nicht mit einer deutlichen Erstarkung des Euro zum Franken.
Gegen einen starken Euro sprechen meines Erachtens drei Faktoren: Erstens die Abschwächung der Konjunktur, zweitens die hohe Verschuldung im Euroraum und drittens die tiefen Zinsen. Dass der Wirtschaftsmotor in Europa an Dynamik verliert, ist inzwischen bereits eine Tatsache.
Glaubt man den wichtigsten Stimmungsindikatoren, zeigt der Trend allerdings noch weiter nach unten. Jedenfalls hat sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft im April überraschend deutlich verschlechtert. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel laut den neusten Daten des Münchner IFO-Instituts auf 99,2 Punkte von 99,7 Zählern. Erwartet wurde indes ein Anstieg auf 99,9 Punkte.
Damit wurde offensichtlich, dass die deutsche Wirtschaft weiter an Schub verliert, wobei vor allem die Industrie schwächelt. Die enttäuschenden Daten aus Deutschland sind auch ein schlechtes Signal für den Rest Europas, da Deutschland die Lokomotive für den Aufschwung war.
Gegen eine Erstarkung des Euro spricht auch die zunehmende Verschuldung der Euroländer. Lediglich in acht von 19 Euromitgliedsländern bewegt sich die Staatsverschuldung gemessen am Bruttoinlandprodukt unter 60 Prozent. Das bedeutet, dass die meisten Eurostaaten die Grundregeln der Währungsunion verletzen. Besorgniserregend ist die Staatsverschuldung nicht nur in Griechenland, sondern vor allem auch in Italien. Aber auch Portugal, Spanien, Zypern, Belgien und Frankreich schieben riesige Schuldenberge vor sich her, die sie wohl kaum jemals abtragen werden.
Die sich abschwächende Konjunktur und die Schuldenlage in Italien und weiteren Eurostaaten verunmöglichen es der Europäischen Zentralbank, die Zinsen in diesem Jahr zu erhöhen. Diese werden wohl noch weit ins nächste Jahr extrem tief bleiben – vielleicht sogar noch länger. Angesichts dieser Entwicklung sehe ich keinen Anhaltspunkt, der für eine deutliche Euroerstarkung spricht. Vorderhand erwarte ich eher eine Seitswärtsbewegung des Euro zum Franken.
Sollten sich Konjunktur und Schuldenlage im Euroraum weiter verschlimmern, was möglich ist, müsste eher mit einer erneuten Fluchtbewegung in den Schweizer Franken gerechnet werden. Die Schweizerische Nationalbank dürfte dann erneut versuchen, gegen eine Erstarkung des Frankens zu kämpfen. Auch das ist ein Argument, dass wir vorderhand eher eine Seitwärtsbewegung der europäischen Einheitswährung zum Franken sehen dürften.
Ein Kommentar zu «Warum der Euro schwach bleiben wird»
Selbstverständlich errechnen sich die Herren Macron und andere eine Lösung für die Staatsverschuldung:
Das Problem mit der Staatsverschuldung wird über die Beschlagnahmung von Vermögen gelöst. Man nennt das dann „Reichensteuer“ oder „Solidaritätsbeitrag“ oder „Aufbauhilfe“. Das ist auch der Grund, warum das Bankgeheimnis der Schweizer Banken abgeschafft werden musste. Nur so haben die Eurostaaten den Überblick und können ungehindert zugreifen.