Wertschriften brauchen einen langen Anlagehorizont

Der Anlagehorizont beeinflusst die Entscheidung: Je nach Risikoprofil kann man bei der Bank Valiant aus vier Anlagestrategien auswählen. Foto: Keystone
Mir flossen aus einer Erbschaft 600’000 Franken zu. Die Bank Valiant rät mir, im Rahmen eines Vermögensverwaltungsmandates den Betrag in Valiant helvétique konservativ und helvétique ausgewogen zu investieren. Ist das sinnvoll? , Oder soll ich kaufen? Mein Anlagehorizont ist kurz- bis mittelfristig. Wir überlegen, unsere Wohnung zu verkaufen und als Ersatzobjekt eine altersgerechtere Wohnung zu suchen. Ich denke, dass dann ein Teil des Geldes wieder benötigt wird. R.H.
Mit dem von Ihrer Bank vorgeschlagenen Modell Valiant helvétique erteilen Sie dem Institut ein Vermögensverwaltungsmandat und delegieren die Verwaltung Ihres Geldes somit an die Bank. Dabei wird Ihr Geld breit diversifiziert in erster Linie in verschiedene Anlagefonds investiert. Zusätzlich wird Ihr Portefeuille gegen Währungsrisiken abgesichert, womit eine Risikoquelle reduziert wird.
Je nach Ihrem Risikoprofil können Sie aus vier Anlagestrategien auswählen. Die Ihnen von der Bank empfohlenen Strategien «konservativ» und «ausgewogen» unterscheiden sich im Wesentlichen durch die Gewichtung der einzelnen Anlageklassen. Bei der Strategie konservativ fliessen 70 Prozent des Geldes in Obligationen, 25 Prozent in Aktien und fünf Prozent in liquide Mittel. Bei der Strategie ausgewogen wird der Aktienanteil auf 45 Prozent erhöht und der Obligationenanteil auf 50 Prozent gesenkt.
Gratis gibt es diese Vermögensverwaltung allerdings nicht. Für die Strategie konservativ fallen Gebühren von 1,15 Prozent an, und für die ausgewogene Strategie Kosten von 1,35 Prozent der Summe. Wenn Sie das Kapital je hälftig auf die zwei Strategien verteilen würden, müssten Sie bei einem Anlagebetrag von 600’000 Franken mit Gebühren von gesamthaft 7500 Franken pro Jahr rechnen, wobei über die Vermögensverwaltung hinaus auch Depotgebühren, Courtagen, Ausgabekommissionen, Optionsausübungen, quartalsweise Vermögensausweise und ein Steuerverzeichnis eingeschlossen sind.
Wichtig für Sie ist aber: Sie müssen sich bewusst sein, dass Sie auch mit diesem Vermögensverwaltungsmandat keine Kapital- oder Renditegarantie haben. Im positiven Fall erreichen Sie eine erfreuliche Rendite, im negativen Fall aber kann es sein, dass Sie auf Buchverlusten sitzen. Das Anlagerisiko liegt also voll bei Ihnen.
Sinnvoll ist eine solche Mandatserteilung und Strategie nur, wenn Sie einen längeren Anlagehorizont haben. Auch die Bank Valiant selbst rät: «In der Vermögensverwaltung ist ein Anlagehorizont von mindestens 5 bis 10 Jahren empfehlenswert.»
Allerdings schreiben Sie mir, dass Sie nur einen kurz- und mittelfristigen Anlagehorizont haben, zumal Sie in Erwägung ziehen, eine neue Wohnung zu kaufen, und dann zumindest auf einen Teil des Kapitals angewiesen sind. Vor diesem Hintergrund erstaunt mich, dass Ihnen die Bank dennoch zu diesem Mandat rät.
Ich würde Ihnen angesichts Ihres kurzen Anlagehorizonts von einer solchen Strategie abraten. Wenn Sie jetzt alles investieren und dann tatsächlich eine neue Wohnung erwerben möchten und das Geld brauchen, besteht eine grosse Gefahr, dass Sie zumindest einen Teil der dann genutzten Fonds und anderen Wertschriften mit einem Verlust abstossen müssen. Insbesondere bei der Anlageklasse Aktien, aber selbst bei Anleihen müssen Sie immer Kursschwankungen in Kauf nehmen.
Ich empfehle Ihnen, sich zuerst Klarheit über Ihre eigenen Ziele zu verschaffen. Investieren sollten Sie aus meiner Sicht nur das Kapital, bei dem Sie wirklich sicher sind, dass sie es in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht brauchen.
Das Gleiche gilt übrigens auch für das in Ihrer Frage ebenfalls angesprochene Gold: Auch hier kommt es regelmässig zu erheblichen Preisschwankungen, was einen langen Anlagehorizont voraussetzt.
28 Kommentare zu «Wertschriften brauchen einen langen Anlagehorizont»
Ein Vermögensverwaltungsmandat ist vor Allem eine Goldgrube für die Bank selbst…
Da haben Sie absolut recht.
Gelder nicht bei einer Wald-und Wiesenbank anlegen, sondern bei einem professionellen Vermögensverwalter wie zum Beispiel die Privatbank J.Bär.
@Haag; … bei einer sog. „Feld-Wald-Wiesen“ Bank ist die gleiche Performance oft sogar noch etwas billiger als bei den grossen Instituten.
Sorry, aber die Kommissionen bei kleinen Vermögen sind gerade bei Grossbanken am höchsten.
Bei aktiv verwalteten Vermögen zwischen 0.5 und 2.5 Mio sind’s rund 2%. Dann gehts recht zögerlich runter bis auf minimal rund 0.1 – 0.3% – das gilt dann aber für Vermögen ab einstelligem Milliardenbereich.
Bleiben wir aber auf dem Teppich und bei kleineren Vermögen 😉
In den vergangenen 20 Jahren hat der SMI, ganz grob gesehen, rund 50% zugelegt, abzüglich Mandatskosten verbleiben 30%.
Dann hatten wir rund 10% Teuerung, zwar wenig, zeitweise negativ, aber trotzdem.
Also bleiben 20%, resp. rund 1% p.a.
Das macht keinen Sinn.
@ Tanner: Blödsinn, Kommissionen sind verhandelbar. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Vermögensverwaltung der Bank Bär gemacht.
Keine andere Bank hat annährend diese Performance über einen längeren Anlagehorizont erreicht. Im übrigen gäbe es da noch die kostengünstige passive Vermögensverwaltung.
Sorry, aber wer investiert in den SMI, im S&P 500 in den USA spielt die Musik.
Nice try 😉
@Ruedi Tanner
SMI heisst Klumpenrisiko (er besteht zu über 53% aus Nestlé, Roche und Novartis ) und Homeland Bias (nur Schweizer Aktien, die SIX ist im Vergleich mit den US-Börsen ein verschwindend kleiner Börsenplatz. Die Amazon-Aktie allein generiert etwa soviel Umsatz wie die ganze Schweizer Börse). Ausserdem beihaltet der SMI als Kursindex auch keine Dividendenrenditen. Aus all diesen Gründen ist er als Referenzindex absolut ungeeignet.
Mit einer einfachen regelbasierten Trendfolgestrategie mit dem Fokus auf hochkapitalisierte US-Aktien mit geringer Volatilität und hoher Gewinnrendite liess sich in den letzten 20 Jahren eine jährliche Durchschnittsrendite von ca. 14% (nach Gebühren bei ausländischem Broker) erreichen. Dies mit geringem Aufwand (Depotumschichtung alle 3 Monate) und verhältnismässig moderatem Risiko (max. Drawdown ca. 28%). Im Vergleich dazu der S&P 500 TR (Total Return, d.h. inkl. Dividenden) mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von 7.2% und einem max. Drawdown von über 55%. Man muss sich halt selbst ein wenig mit der Materie befassen und sich nicht von Bankberatern ihre Fonds aufschwatzen lassen und dafür erst noch exorbitante Gebühren bezahlen.
Robo-Advisors, ETFS, Indices… die Spirale wird fast unaufhaltsam in Gang gesetzt. Alle Medien und alle Fachleute reden seit Wochen alles schlecht. Wer jetzt schon wie ich zB seit Wochen überlegt, ob er zB dem Rat dieses Blog folgen soll oder endlich auch mal als einer der Ersten dem Trend folgend soll, hat bereits alle Gewinn der letzten 12-15 Monate eingebüsst – und dies auf konservativen Werten. Die Titelauswahl spielt zZ keine Rolle. Dei 3 grossen im SMI werden bald und schnell dem Trend folgen. Investiere nicht gegen den Trend ist guter und kein teuerer Ratschlag in der heutigen Investorenwelt. Die Transparenz hat trotz oder wegen Informationsflut abgenommen.
@Anton Schneider
Wenn die letzten Zögerer auch noch auf den Trend aufspringen wollen, ist dies ein guter Indikator dafür, die Aktien glatt zu stellen und Shorpostitionen aufzubauen (Milchmädchen-Hausse).
Einen kleineren Teil (25-35%) direkt in Aktien investieren, den Rest in einem Umfeld von Tiefstzinsen mit Tendenz zu Zinserhöhung in Cash halten. Obligationen bringen Kursverluste wenn die Zinsen steigen. Der Cash Teil kann dann zum Kauf der Alterswohnung dienen, für den Aktienanteil haben Sie durchaus einen langen Anlagehorizont.
Betreffend Aktienanteil: Insbesondere in Zeiten tendenziell sinkender Aktienkurse zeitlich gestaffelt investieren.
Den Crash abwarten und dann sukzessive Mitte 2019
in Schweizer Blue Chips investieren.
Richtig! Das Pulver trocken halten und die Titel später mit Rabatt kaufen. Geduld und Nerven behalten sind das A und O!
Wenn ich wüsste, dass es vor Mitte 2019 einen Crash gibt, würde ich Puts kaufen. Und wenn ich dann noch wüsste, wann der Crash zu Ende ist, die Kurse die Tiefst erreicht haben, würde ich danach nicht Blue Chips, sondern Wachstumswerte kaufen. Aber leider weiss ich nicht so viel wie Sie Herr Tom Sokolov, sondern nur, aber immerhin, dass die Zukunft ungewiss ist.
Bei defensiver Anlage geht es nicht um wissen, was wann in der Zukunft kommt, sondern um sinnvollen Umgang mit der Ungewissheit der Zukunft. Und selbst bauernschlaue wissen, nicht alle Eier in einen Korb legen ist defensiv. Vergessen geht dabei oft, dass dies halt auch zeitlich gilt.
Statt einzelne Aktien zu kaufen, kann der Fragesteller auch ETF’s auf Aktienindizes kaufen.
@ Anh Toan: Mann kann seine Aktienpositionen auch jetzt schon mit Put Optionen absichern ohne Prophet zu sein:-)
@Laura Sivers: Aber wenn man Aktien langfristig hält und diese gleichzeitig immer mit Puts absichert, gibts keinen Gewinn, sondern garantiert Verluste:
„There is no such thing as a free lunch“
@ Anh Toan: Wer bitte hält in diesem Börsenumfeld schon langfristig Aktien?
Stop-Loss und Stop Limit Aufträge um sich vor sinkenden Kursen zu schüzen, ist doch kein Problem.
Im übrigen sind Puts seit Oktober sensationell gelaufen, die richtige Kombination macht es aus.
@Mustafa Raki
Wer langfristig Aktien hält, hält diese eben unabhängig vom kurzfristigen Börsenumfeld.
Es gibt durchaus intelligente Stimmen, die heute sagen, bis Ende Jahr, spätestens bis Ende Januar stehen die Aktienindices 10% höher.
@ Anh Toan: Sind das die gleichen „intelligenten“ Stimmen, welche schon seit Jahren steigende Hypothekarzinsen voraussagen?
Mandate bringen dem Anleger ausschliesslich in Hammerlagen, wie sie vielleicht alle zehn Jahre eintreffen, einen Gewinn. In durchschnittlich durchwachsenen Marktlagen bringts, wie Tinu Berger schreibt, ausschliesslich der Bank etwas.
Unsere Eltern hatten sich anfangs der 00er Jahre ein Mandat in ähnlichem Rahmen aufschwatzen lassen.
Die Totalkosten die Hr Spieler nennt, waren nach m. E. noch höher.
So ging also alles aufwärts, bis es Ende 08 knallte. Noch Anfang 09 wäre Zeit geblieben, das Mandat zumindest zu grossen Teilen zu verkaufen (Kündigungsfristen!) und den Schaden einzugrenzen. Darauf hat CS nicht hingewiesen.
Als wir verkauften, war der Zugewinn von 350kchf weg. Rund 80kchf Spesen (Depot, Mandat, Courtagen, etc.) – über die ganze Zeit gerechnet – waren trotzdem stets fällig.
Es ist doch nicht zuviel Verlangt für sein eigenes Vermögen ein paar Stunden recherche zu betreiben wie man das Geld selber Anlegt. Mit passiven ETFs die praktisch nichts kosten und dennoch die Mehrheit der aktiven Fondsmanager outperformen, ist dies einfacher den je.
Absolut Ihrer Meinung Herr Mollet.
Wenn man sich mit der Finanzwirtschaft und den Mechanismen nicht beschäftigen will, soll ruhig exorbitante Kosten für ein Vermögensverwaltungsmandat bezahlen.
Aber warum soll ich mein hart verdientes Geld einem Bankberater oder auch Fondsmanager anvertrauen?
Ein gutes Dividenden Portfolio mit diversen ETF’s finde ich aus meiner Sicht jetzt nicht schwer aufzubauen.
Man muss auch nicht gleich bei jeder Korrektur Angst haben und alles verkaufen , sondern den mächtigen Zinseszins wirken lassen.
Ausserdem beschäftigt man sich dadurch automatisch mit Finanzen, Börse und Wirtschaft und man kann sich als Mensch weiterentwickeln und immer neues dazu lernen.
Aktien als Altersvorsorge sollte aus meiner Sicht viel mehr beworben werden.
Bei dieser Gebührenhöhe ist der Verlust garantiert. Die Obligationen geben weniger Rendite als die Gebühren und beim den Aktien ist der Zeitpunkt ungünstig. Wenn man das Geld bald braucht, dann lässt man es am besten auf dem Konto liegen. Die einzige Alternative ist ein gestaffelter Einstieg in Dividendentitel. Aber dazu müsste man sich einarbeiten. Gestaffelt heisst für mich innerhalb 2 bis 3Jahre.
Eine Bank empfiehlt vor allem das, was sich für die Bank lohnt, und das sind hauptsächlich die eigenen Fonds. Obligationen rentieren auch kaum und fressen erst noch die Gebühren weg. Etwas gestaffelt in Schweizer Grossfirmen zu investieren, die 4-6% Dividende ausschütten, fände ich doch noch das Vernünftigste. Im Moment gibt es die meisten CH-Aktien 20-50 % billiger als vor einem Jahr. Nein, natürlich werden in diesem desaströsen Umfeld keine Aktien empfohlen, sie werden erst wieder von den Banken zum Kauf empfohlen, wenn sie wieder 50% mehr kosten. So läuft übrigens das Spiel……alles klar!!!
@Stephan Fehlmann
Der SPI als Gesamtindex für den Schweizer Aktienmarkt ist seit einem Jahr um 3.3% gefallen. Auch nach Abzug von 2% Dividendenrendite sind wir erst bei -5.3%. Auch wenn einige Titel 20-30% und einzelne sogar 50% verloren haben heisst dies nun nicht, dass diese jetzt zwingend günstig sein müssen und wieder steigen werden, vielleicht waren sie auch vorher einfach überbewertet gewesen. Ich erinnere an die UBS: Nachdem sie 2007 von 75 auf 60 CHF gefallen war, wurde sie zum Kauf empfohlen, dann wieder bei 50, bei 30 und zuletzt bei 25 CHF, weil ja früher überhaupt kaum je günstiger. Seit 10 Jahren dümpelt sie inzwischen zwischen 10 und 20 CHF… Kommt dann die Eurokrise in ihr finales Stadium, wird sie gegen 0 tendieren.
Nach allem, was hier geschrieben wurde, kann man sich die Frage stellen:
WELCHE CHARAKTEREIGENSCHAFT veranlasst uns, ganz selbstverständlich auf leistungsloses Einkommen durch wundersame Geldvermehrung im Casinogewerbe zu hoffen? Schlimmer als das von Linken kolportierte bedingungslose Gruneinkommen….
Könnte es GIER sein?
Warum ein teures VV-Mandat?
Einmal entscheiden dass man zB 40% Aktien will. Diese 40% über einen Discountbroker in spesengünstige ETF investieren, die restlichen 60% in Bar behalten. Bei den aktuellen Zinsen macht das auch keinen Unterschied mehr. Und wem ETFs nicht gefallen weil sie auch den offensichtlichen Müll enthalten kann auch einen Teil der Aktienquote in Blue Chips investieren.
Und Ende Jahr, unterm Weihnachtsbaum, schaut man wie das Verhältnis jetzt ist und passt es gegebenenfalls an.