Schweizer Bahnen: Sicher, aber ohne Rendite

Die SBB werden vollumfänglich von der öffentlichen Hand finanziert. Als Privatanleger investieren kann man jedoch in die Südostbahn und die Rhätische Bahn. Foto: Keystone
Ich bin ein Eisenbahn-Fan und habe auch eine grosse Modelleisenbahnanlage. Als Inhaber eines GA fahre ich viel mit der Bahn. Dabei hatte ich folgende Idee: Wie kann ich mit meinem Ersparten in Bahnen investieren? Kann man auch Anleihen der SBB zeichnen? W. F.
Nein. Die SBB als Nummer eins im Schweizer Bahnverkehr werden vollumfänglich von der öffentlichen Hand finanziert. Auch die meisten anderen Bahnen in der Schweiz sind durch öffentliche Gelder getragen.
Zu den wenigen Bahnunternehmen hierzulande, in die man auch als Privatanleger investieren kann, gehören aber die Südostbahn sowie die Rhätische Bahn.
Letztere hatte vor zwei Jahren eine öffentliche Anleihe zur Finanzierung von neuem Rollmaterial herausgegeben, welche mit einer Solidarbürgschaft des Bundes ausgestattet ist. Damit profitieren Sie bei dieser Anleihe von höchster Sicherheit, denn der Bund verfügt über ein AAA-Rating.
Die Schweizerische Eidgenossenschaft ist denn auch mit 43,1 Prozent am Unternehmen beteiligt. 51,3 Prozent sind im Besitz des Kantons Graubünden.
Die Rhätische Bahn ist hauptsächlich im Kanton Graubünden tätig, wo sie Dienstleistungen im Personen- und Güterverkehr anbietet. International bekannt und auch bei uns beliebt ist die Rhätische Bahn auch wegen des Glacier-Express und des Bernina-Express. Ein Teil der Strecke gehört zum Unesco-Welterbe.
Holger Frisch von Bond-Research der Zürcher Kantonalbank stuft die Rhätische Bahn mit einem Rating AA– mit stabilem Outlook ein. In einer Studie weist er darauf hin, dass die Rhätische Bahn als Gebirgsbahn ihre Leistungen unter erschwerten Produktionsbedingungen erbringen muss. Er kommt zum Schluss: «Negativ wiegen die geringe Rentabilität, die schwache Cashflowgenerierung und die hohe Verschuldung.»
Erstmals mit einer öffentlichen Anleihe am Schweizer Kapitalmarkt in Erscheinung getreten ist in diesem Jahr auch die Schweizerische Südostbahn (SOB). Diese fokussiert mit 600 Mitarbeitenden auf Verkehrsdienstleistungen in der Ost- und Zentralschweiz. Mit dem Geld aus der Anleihe finanziert die SOB neues Rollmaterial.
ZKB-Bond-Research-Analyst Holger Frisch stuft die SOB mit einem Rating AA– mit stabilem Outlook ein. Gleichzeitig weist er darauf hin: «Da die Investitionen unserem Verständnis nach für die Erbringung abgeltungsberechtigter Leistungen vorgesehen sind und entsprechend von den Bestellern, das heisst Bund und Kantonen, genehmigt wurden, ist die begebene Anleihe mit einer Solidarbürgschaft des Bundes ausgestattet.»
Faktisch würde dann auch das AAA-Rating der Eidgenossenschaft gelten.
Mit beiden Anleihen werden Sie definitiv nicht reich, da die Renditen sehr tief und damit völlig uninteressant sind. Aufgrund der sehr hohen Sicherheit, welche die beiden Schuldner bieten, und der Solidarbürgschaft des Bundes sind Ihre Risiken aber ebenfalls sehr gering.
Als Bahn-Fan können Sie Ihr Geld sicher parkieren und müssen sich nicht davor fürchten, dass Ihre Finanzen aufgrund dieses Investments entgleisen.
2 Kommentare zu «Schweizer Bahnen: Sicher, aber ohne Rendite»
«Negativ wiegen die geringe Rentabilität, die schwache Cashflowgenerierung und die hohe Verschuldung.», müsste einem Sicherheit suchenden Anleger sagen: Finger weg. Aber zuvor heisst es: „.. mit einer Solidarbürgschaft des Bundes ausgestattet ist. Damit profitieren Sie bei dieser Anleihe von höchster Sicherheit, denn der Bund verfügt über ein AAA-Rating“. Dann ist ja Alles gut.
Hatten wir nicht mal Ähnliches? Die Schuldner der Subprime Hypos hatten „wenig Cash Flow und hohe Schulden“, aber das machte nichts, es gab eine Garantie von AIG (oder Fannie Mae / Fredy Mac), die hatten Toprating.
Ist der Renditeunterschied minimal, leihe ich mein Geld nicht einem klammen Schuldner, wegen einer (Solidar-)Bürgschaft eines reichen Onkels: Soll der ihm doch das Geld direkt leihen.
Ausserdem:
Als privater Anleger mit Steuerpflicht in der Schweiz sollte man keine Anleihen über Nominalwert kaufen: Deren Rendite ergibt sich aus Zinsen minus Kapitalverlust (bei Fälligkeit gibt es „nur“ noch 100% zurück: Die Zinsen müssen versteuert werden, der Kursverlust kann nicht abgezogen werden, es muss mehr versteuert werden als Rendite erzielt wurde.