Schmolz+Bickenbach bietet fast 6 Prozent Zins

Viele Unsicherheitsfaktoren: Die Stahlfirma Schmolz+Bickenbach ist nichts für sicherheitsbedachte Investoren. Foto: iStock
Die Stahlfirma Schmolz+Bickenbach hat gerade eine Obligation mit vier Jahren Laufzeit und hohen 5,625 Prozent Zins herausgegeben. Das bekommt man sonst fast nirgendwo bei einer Anleihe. Wo liegt da das Haar in der Suppe? O.V.
Die Anleihe, die der Stahlproduzent Schmolz+Bickenbach kürzlich platzierte, verfügt über eine Laufzeit bis am 15. Juli 2022. Das Volumen beträgt 150 Millionen Euro.
Damit wird klar, dass Sie ein Investment in Euro tätigen und damit auch das Zinsniveau nicht mit demjenigen von Schweizerfrankenanleihen vergleichen sollten. Sie tragen auch ein Währungsrisiko.
Doch selbst für Euro-Anleihen ist der Coupon von 5,625 Prozent interessant. Bei der Obligation handelt es sich um eine Aufstockung der bereits im April 2017 begebenen Anleihe über 200 Millionen Euro.
Der hohe Coupon lässt sich schnell erklären: Schmolz+Bickenbach wird von der Ratingagentur Moody’s lediglich mit einem B2-Rating mit stabilem Ausblick eingestuft. Bei Standard & Poors lautet das Rating B+ mit negativem Ausblick.
Das Rating zeigt, dass Sie mit dem Kauf der Anleihe von Schmolz+Bickenbach erhöhte Risiken eingehen und einen Kreditausfall nicht ausschliessen sollten, obwohl der Stahlhersteller operativ Fortschritte macht.
Im ersten Quartal dieses Jahres konnten die Verkäufe deutlich gesteigert werden, wobei sich auch die Übernahme von Teilen von Asco Industries beim Umsatz positiv auswirkte. Der Umsatz nahm in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast 20 Prozent auf 828,9 Millionen Euro zu.
Auch das Betriebsergebnis bewegte sich deutlich über dem Vorjahreswert und der Gewinn erhöhte sich von 16,5 auf 59 Millionen Euro. Im ganzen Jahr 2018 rechnet das Management von Schmolz+Bickenbach weiterhin mit einem Wachstum bei den Verkäufen und dem Gewinn.
Die Übernahme von Teilen der Asco Industries birgt meines Erachtens aber weitere Risiken. Auch unterliegt die Stahlnachfrage starken Schwankungen – selbst wenn man den internationalen Handelsstreit zwischen den USA, Europa und China ausklammert.
Letzterer stellt für Schmolz+Bickenbach ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor dar. Allerdings sind die direkten Folgen der US-Strafzölle für Schmolz+Bickenbach bis jetzt gering, zumal nur rund drei Prozent der Verkäufe in die USA exportiert werden.
Gelindert werden könnte der Negativeffekt zusätzlich, wenn die höheren Zölle an die Kunden weitergegeben werden können, was laut dem Management möglich ist.
Ein weiterer Risikofaktor ist die Beteiligung von Victor Vekselberg am Stahlproduzenten, der unter US-Sanktionen leidet. Immerhin wurde der Aktionärsbindungsvertrag zwischen der Vekselberg-Firma Renova und der Schmolz+Bickenbach Beteiligungs GmbH aufgelöst.
Angesichts der vielen Unwägbarkeiten und des Kreditratings kommt die Anleihe von Schmolz+Bickenbach meines Erachtens nur für Privatanleger infrage, die erhöhte Risiken tragen können und wollen.
Sie sollten sich nicht nur vom Coupon von 5,625 Prozent leiten lassen, sondern sich auch die mit der Anleihe verbundenen erhöhten Risiken vor Augen führen.
Wer höchste Sicherheit sucht, sollte die Anleihe meiden, denn dies kann Schmolz+Bickenbach weiterhin nicht bieten.
2 Kommentare zu «Schmolz+Bickenbach bietet fast 6 Prozent Zins»
Ein denkbar ungeschickt gewähltes Stock-Foto.
Da wird irgend ein Buntmetall gegossen, aber sicher nicht Stahl.
Mit Anlagen in Stahlunternehmen halte ich mich momentan sehr zurück. Der amerikanische Präsident möchte scheinbar unbedingt hohe Zölle auf Stahlimporte durchsetzen. Insofern wäre das aktuell ähnlich riskant wie ein Spiel im Online Casino. Wobei man dort auch gewinnen kann, jedoch sollte man sein Geld schon vorher abgeschrieben haben.
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