Vermögensverwaltung: Niemals drängen lassen!

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl: Bei der Anlageberatung muss es auch menschlich passen. Foto: pd

Mitte Dezember 2017 hatte ich eine Besprechung bei der ZKB. Ich verfüge über ein Vermögen von 500’000 Franken. Nach der Erfassung meiner Daten eröffnete man mir, dass ich eindeutig eine Kandidatin für die Vermögensverwaltung sei. Mangels Alternative und überrumpelt von den anwesenden Beraterpersonen, habe ich der Vermögensverwaltung zugestimmt. Eine freie Wahl hatte ich nicht wirklich. Ich fühle mich nicht sehr wohl. Soll ich die Bank wechseln? M. J.

Meines Erachtens sollte man nie gleich im Rahmen eines Gesprächs einen Vertrag für ein Vermögensverwaltungsmandat unterschreiben, sondern die erhaltenen Informationen zuerst verarbeiten und darüber schlafen und erst zustimmen, wenn man wirklich von der angebotenen Dienstleistung überzeugt ist. Immerhin stimmt man nicht nur einer Vermögensverwaltung zu, sondern tätigt faktisch auch einen Dienstleistungskauf, der im Jahr je nach Vermögensgrösse und Gebührenansätzen mehrere Tausend Franken kostet.

Auf keinen Fall sollten sich Anleger zum Abschluss von Verträgen drängen lassen – dies gilt sowohl bei Versicherungen als auch bei Banken. Selbst wenn die Berater, die selbst unter einem Umsatzdruck stehen, noch so gute Argumente vorbringen. Gerade bei einem Abschluss eines Vermögensverwaltungsmandats ist das Vertrauen in die Bank und die Berater eine wichtige Voraussetzung.

Für Sie muss möglichst alles stimmen – ansonsten würde ich ein solches Mandat nicht erteilen. Genau da scheint es in Ihrem Fall ein Problem zu geben: Sie fühlen sich überrumpelt und haben das Gefühl, ein Mandat erteilt zu haben, obwohl Sie im Nachhinein zweifeln, ob das für Sie wirklich die passende Lösung ist.

Statt die Bank zu wechseln, rate ich Ihnen, erneut das Gespräch mit Ihrer Kundenberaterin zu suchen. Dabei sollten Sie Klartext reden und Ihre Vorbehalte zum Ausdruck bringen. Sie haben durchaus Alternativen.

Denn im Rahmen der neuen Anlagewelt der ZKB können Kunden je nach Bedürfnis zwischen Vermögensverwaltungsmandaten und Beratungsmandaten oder einer reinen «Execution Only»-Variante wählen und bekommen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Anlagelösungen mit vorgängig festgelegten Leistungen und Gebühren.

Selbst wenn Sie nicht ein Vermögensverwaltungsmandat, sondern ein Beratungsmandat nutzen, profitieren Sie von der Anlagekompetenz von Chief Investment Officer Christoph Schenk und seinem Team von Anlageexperten. Auch ohne Vermögensverwaltungsmandat erhalten Sie im Rahmen eines Beratungsmandats Anlagevorschläge auf Basis Ihres Risikoprofils und können darauf vertrauen, dass Ihr Depot regelmässig überwacht wird. Sie hätten somit durchaus eine Alternative.

Aus der Ferne habe ich den Eindruck, dass beim Gespräch mit Ihrer Bank in Sachen Kommunikation einiges schiefgegangen ist. Darum ist es wichtig, dass Sie jetzt nicht die Faust im Sack machen oder einfach die Bank wechseln, sondern Ihre Bedürfnisse gegenüber Ihrer Kundenberaterin eindeutig zum Ausdruck bringen. So wie Sie es auch mir schreiben.

Wenn Sie ein schlechtes Gefühl haben, würde ich das Vermögensverwaltungsmandat kündigen und stattdessen das Beratungsmandat wählen. Das Anlagerisiko tragen Sie ohnehin immer. Sie müssen davon überzeugt sein, ob Sie alle Anlageentscheide vollumfänglich delegieren möchten oder ob Sie die Entscheidungskompetenz weiter selbst behalten möchten.

Lassen Sie sich zu gar nichts drängen. Egal, was eine Beraterin sagt: Sie als Kundin müssen diesen Grundsatzentscheid fällen und klar äussern – denn die Konsequenzen für Ihr Vermögen und auch die Kosten tragen letztlich nur Sie allein.

19 Kommentare zu «Vermögensverwaltung: Niemals drängen lassen!»

  • Karl Knapp sagt:

    Mit 500000 CHF wird man vermutlich einer der 4-5 Anlegerklassen zugeteilt, welche durch pfannenfertige Fonds abgebildet werden. Kann man auch als Amateur selber.

  • Silvia Fröhlich sagt:

    Sind Sie dermassen gut situiert, dass keine Alternative zur (Fonds/Aktien/ETFs) Spekulationsanlage besteht?
    gut-sicher-komfortabel finanzierte selbstbewohnte Immo wohl vorhanden.
    3. Säule jeweils voll ausgeschöpft.
    Wie wäre es mit einer zusätzlichen rentenbildenden Vorsorge (Basis privat-versichertes Alterssparen, mit/ohne Versicherungsleistungen, steuerbegünstigt, ca. Säule 3b-Produkte)?
    Spenden an sinnvolle Institutionen (=verschenken mit Steuer-trösterli)
    Seien Sie nicht verwundert, wenn Ihr Vermögen (-smandat) in den nächsten 18 Monaten evtl. noch 80% des Startkapitals beträgt. (negativer Spekulationserfolg ist steuerlich nicht abzugsfähig und Wertschriftertrag im Sinne Dividenden usw. ist steuerpflichtig).

  • Johannes Fischer sagt:

    Jeder Anlageberater kämpft um seine Stelle. Er gibt vor, seinen Kunden zu dienen, aber letztlich geht es um seine Stelle. Das ist von oben so organisiert.

    Es gibt heute freie Anlageberater, die im Stundenlohn ihre Dienste anbieten. Sie arbeiten in der Regel mit Banken oder bankähnlichen Institutionen zusammen, die günstigste Zinskonditionen offerieren und deren Spesen und Kommissionen einen Bruchteil der offiziellen Bankspesen und -kommissionen ausmachen.

  • Mark Reist sagt:

    Und dass bei diesem Thema zwingend eine Frau abgebildet werden muss, versteht sich von selbst.

    • Heraklit sagt:

      Ja, weil es in diesem spezifischen Fall um eine Kundin geht. Erst den Text lesen, dann meckern.

    • sepp z. sagt:

      @reist, es geht ja darum, dass sich jemand als opfer fühlt. das ist schliesslich den frauen vorbehalten. männer dürfen nicht. männer sind täter.

  • AnneInside sagt:

    Hier geht es nicht um Mann oder Frau, sondern darum dass Bankberater gerne Druck ausüben um Kunden zu etwas zu überreden.
    Bei mir nicht, da lache ich nur. Ich habe mit eigenen, nur kleinen Investments, in die richtigen Indexfonds, in den letzten Jahren gute Renditen erzielt.

  • MPG sagt:

    Ich habe genau diese Geschichte mit der ZKB auch erlebt. Ich fühlte mich unwohl und überrumpelt. Bis heute habe ich aber nichts unterschrieben, obwohl die Berater drängen.
    Das alles hinterlässt einen schalen Nachgeschmack beim Kunden und ist überhaupt nicht kundenfreundlich. Schade ZKB.

  • R. Wenger sagt:

    Nie würde ich einem Dritten die Verwaltung des Vermögens überlassen. Der Kundenberater ist eine Mogelpackung. Er will nicht einen Kunden beraten, sondern ihm das andrehen, an dem die Bank, und indirekt er, am meisten verdient. Eine Rendite werfen gegenwärtig nur Immobilien und Aktien ab. Eine Kombination sind Aktien von soliden Immobiliengesellschaften. Ein Klumpenrisiko sollte man tunlichst vermeiden. Ich investiere fast nur in Einzelaktien, nicht in Fonds, denn ich will die Erträge nicht mit einem Fondsmanager teilen.

  • Meier Gabriel sagt:

    Wer wirklich (auch bei einem Vermögen von CHF 500’000) einen guten Service und entsprechend individuelle sowie gute Lösungen im Anlagebereich sucht, sollte eine Privatbank aufsuchen.

    • Paul Kellenberger sagt:

      Kann dazu auch die kostenlosen Workshops zu Geldanlage vom VZ Finanzportal empfehlen.
      Auch zeichnet sich VZ Vermögenszentrum durch tiefe Gebühren aus und verkaufen keine eigenen Produkte.
      Dies im Gegensatz zur ZKB, wo darauf geachtet wird, möglichst viel eigene (Swisscanto) Produkte zu verkaufen.

    • Bruno sagt:

      Das ist richtig, Herr Kellenberger. Das VZ verkauft keine eigenen Produkte – sondern diejenigen, bei welchen sie die höchsten Retrozessionen erhalten. Auch da arbeiten keine Wohltäter, sondern das VZ will Geld verdienen. Soviel wie möglich.

      Es gibt unabhängige Vermögensverwalter, welche gänzlich auf Retrozessionen von Banken und Fondsgesellschaften verzichten. Aber diese haben meistens eine etwas höhere Verwaltungsgebühr, geben dafür Rabatte an den Kunden weiter. Schwierig zu sagen, ob der Kunde so günstiger fährt als bei einer Bank. Sicher aber unabhängiger!

  • Richard sagt:

    Diesen Prozess kenne ich ebenfalls. Nach einem tablettgeführten professionell geführten Interview wird automatisch das Risikoprofil ermittelt. Danach folgt nahtlos die Aufforderung das vorgeschlagene Mandat abzuschließen. Obwohl ich auf die Interessenlage des Beraters vorbereitet war, hatte ich ein richtig schlechtes Gewissen, vorerst auf den Service zu verzichten und mir die Sache nochmals in Ruhe, unter Einholung einer Drittmeinung zu überdenken.
    Es lohnt sich Alternativen anzusehen und sich selber gründlich mit der Materie zu befassen. Siehe z.B. KGeld, Cash, Fintool.ch etc.

  • Peter Meyer sagt:

    wer direkt so Dinge unterschreibt ist genau so selber Schuld, wie jener, der herumziehenden Handwerkern spontan Aufträge erteilt, wenn diese an der Türe klingen und eine Dachreinigung offerieren…
    Was ist schon dabei zu sagen, „darüber möchte ich gerne schlafen, mit jemandem externen besprechen und mir ein Konkurrenzangebot einholen“?

  • Peter Wermelinger sagt:

    Wäre dies bei der CS oder UBS passiert, würde Herr Spieler sicher anders sprechen und raten, die Bank zu wechseln.
    Vermögensverwaltungen sind meines Erachtens immer zu teuer, da selten besser als Benchmark. Auch mit wenigen Kenntnissen kann man mit einfachen Produkten wie ETFs und Funds sein Risikoprofil abdecken, und 1 x im Jahr das mit dem, der BeraterIn anschauen.

  • Paul Kellenberger sagt:

    Aus aktuellem Anlass kann ich Ihnen nur raten: Hören Sie auf Ihre Bauchgefühl und gehen Sie kein Vermögensverwaltungs Mandat bei der ZKB ein. Im Internet und auf Hochglanzprospekten wirbt die ZKB für ihre neue Anlagewelt. Ein aktuelles Beispiel aus meinem privaten Umfeld: Bei einem Vermögen von gut 1 Mio CHF per Ende 2016 hat per Ende 2017 nur ein Vermögenszuwachs von knapp CHF 4’000 resultiert. Die Vermögensverwaltung hat CHF 16’000 gekostet, was mehr als dem Bruttoertrag sämtlicher Anlagen entspricht.
    Es gab im 2017 Total 121 Transaktionen (Kauf und Verkauf) mit einem Gesamtbetrag an Transaktionen von über 1.8 Mio Franken ! Diese Transaktionsflut hat dazu geführt, dass ein Minderertrag von CHF 45’000 Franken resultierte im Vergleich zu eine Strategie Kaufen-Halten.

  • Kein Banker sagt:

    Wozu vermögensverwaltung? Das kann jedes kind
    1. Aktienanteil bestimmen. Bis zu 50% verlust möglich auf aktien, wie viel will ich riskieren? Bei einem anlagehorizont über 10 jahre sagen wir mal 50% Aktien?
    2. Konto bei cash.ch oder postfinance machen (viel günstiger wie zkb).
    3. Aktienanteil zu 25% in spi 25% in emergin markets etf und 50% in msci world etfs.
    4. Dann noch ca. 10% in immofonds.
    5. Keine bonds besser auf konto halten.
    6. Zauber ist fertig.

    Sie sparen tausende pro jahr und dies ist mindestens so gut wie die hokuspokus „vermögensverwaltung“.

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