Wie krisenresistent ist Ihr Depot?

Noch hält die Goldgräberstimmung an, aber wie lange noch? Der DAX hat im Oktober 13’000 Punkte überschritten. Foto: Keystone

Meine Frau und ich haben bisher eine grössere Summe bei der VZ Bank in einem ETF-Konto angelegt. Das zu unserer vollen Zufriedenheit. Da ich im Januar in Pension gehe und wir das Pensionskassengeld auszahlen lassen, fällt erneut eine grössere Summe an, die wir anlegen möchten. Und zwar wieder beim VZ. Jetzt stellt sich die Frage, ob dies ratsam ist? Wie stufen Sie das Risiko ein? P.N.

Das grösste Risiko, welches Sie eingehen, wenn Sie auch das Pensionskassengeld beim VZ investieren, ist das Marktrisiko. Bisher sind Sie mit ihrer gewählten Anlagestrategie gut gefahren und erreichten auf Ihrem Geld eine ansprechende Rendite.

Nur müssen Sie sich bewusst sein, dass die Rahmenbedingungen an den Märkten sehr positiv sind. Bildlich gesprochen herrscht viel Sonnenschein an den Börsen. Doch wie Sie selbst wissen, bleibt dies nicht immer so. Früher oder später werden die Märkte wieder durch weniger erfreuliche Phasen gehen. Und auch eine heftige Korrektur ist jederzeit möglich.

Zwar leben wir derzeit aus Anlegersicht fast in der besten aller Welten: Die Konjunktur in den USA und in Europa sowie auch in den Schwellenländern hat sich deutlich aufgehellt, die Gewinne der meisten Unternehmen sprudeln und die Zinsen sind trotz der eingeleiteten Normalisierung in den USA weiterhin sehr tief. Doch immer dann, wenn man als Anleger das Gefühl hat, in der besten aller Welten zu leben, sollte man etwas vorsichtiger werden. Es braucht wenig und die Vorzeichnen an den Märkten trüben sich ein. Auslöser könnte zum Beispiel ein geopolitisches Ereignis sein, welches derzeit schwer abschätzbar ist.

Nun haben Sie beim VZ den Pluspunkt, dass der Anlageansatz auf zahlreichen Exchange Traded Funds (ETF) basiert und so eine grösstmögliche Diversifikation nach Anlagegruppen, Märkten, Regionen usw. gewährleistet werden kann. Ich rate Ihnen aber, zu prüfen, inwiefern Ihre auf ETF basierte Strategie auch krisenresistent ist. Konkret: Mit welchen Ausschlägen und Entwicklungen müssen Sie bei den gewählten Parametern rechnen, falls es an den internationalen Aktienmärkten zu einer stärkeren Korrektur kommt.

Bevor Sie den Entscheid fällen, ob Sie auch das Pensionskassengeld nach der gleichen Strategie und vom gleichen Anbieter verwalten lassen, würde ich eine Sturmwetter-Simulation für das Depot vornehmen und erst aufgrund dieser Resultate entscheiden. Denn zusätzlich zum Marktrisiko, dem Sie bei jedem Anbieter je nach gewählter Risikofähigkeit mehr oder weniger ausgesetzt sind, tragen Sie ein zusätzliches Klumpenrisiko, wenn Sie das gesamte Geld nur von einem einzigen Vermögensverwalter anlegen lassen.

Grundsätzlich rate ich, nicht nur bei den eigentlichen Anlagen, sondern nach Möglichkeit auch bei den Banken und den Vermögensverwaltern etwas zu diversifizieren.

In Ihrem Fall scheint es so, dass Sie mit Ihrem bisherigen Verwalter sehr zufrieden sind und ein enges Vertrauensverhältnis besteht. Das ist eine gute Voraussetzung für die Zukunft. Umso wichtiger ist dann aber, dass auch die im Rahmen der Anlagestrategie gewählten Risikoparameter entsprechend Ihren persönlichen Lebensumständen und Zielen optimal ausgerichtet sind. Für den Fall, dass sich die Marktperspektiven künftig verschlechtern.

Gerade bei der Anlage des Pensionskassengeldes würde ich tendenziell weniger Risiken eingehen und mich so absichern, dass Sie selbst dann, wenn das Börsenwetter schlecht ist, wegen des Geldes nicht unter schlaflosen Nächten leiden.

3 Kommentare zu «Wie krisenresistent ist Ihr Depot?»

  • Urs brand sagt:

    bleibt die frage wie ein SturmWetter Szenario simuliert wird für das bestehende Portfolio.

    • Karl Knapp sagt:

      Spielen Sie einfach ein paar Variablen durch: SMI 5000, DJ 15000, Euro 2CHF, Zinsen 5%. Am besten, wenn es draussen regnet.

  • R. Wenger sagt:

    Um ein Klumpenrisiko zu vermeiden würde ich auf zwei Beinen stehen. Einmal das bestehende ETF-Konto und daneben die Rente. Weil ich meine Rente seit 30 Jahren beziehe, habe ich schon wesentlich mehr bekommen, als wenn ich mit das Kaptal hätte auszahlen lassen.

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