Finanzberatung: Eine Garantie gibt es nie

Wohin mit dem Ersparten? Vergessen Sie nicht, dass Bankberater nicht nur Ihre, sondern auch eigene Interessen verfolgen. Foto: Shutterstock
Ich habe auf meinem Konto fast 30’000 Franken gespart. Nun hat mich die Bank zum Gespräch eingeladen. Ich bin skeptisch. Was kann ich vom Berater erwarten? L.R.
Sie können davon ausgehen, dass Ihnen Ihr Bankberater vorschlägt, einen Teil Ihres Ersparten in Fonds anzulegen, da Sie damit höhere Renditechancen haben, als wenn Sie den Sparbatzen auf dem Sparkonto mit null Zins parkiert lassen. Geld, das man während längerer Zeit nicht braucht, sollte man arbeiten lassen. Auf dem Konto tut es dies nicht – sie erhalten nicht nur praktisch keinen Zins, sondern verlieren nach Gebühren meist sogar Geld. Daher würde ich das Gesprächsangebot Ihres Bankmitarbeiters nicht von vornherein ablehnen.
Sie dürfen erwarten, dass der Berater zunächst abklärt, welche Bedürfnisse Sie haben. Bevor Sie sich nur schon Gedanken über eine mögliche Anlage machen, muss Ihre Lebenssituation ausgeleuchtet werden. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Geld? Brauchen Sie es in der nächsten Zeit und welche Verpflichtungen kommen auf Sie zu? Wie steht es um Ihre Risikobereitschaft? Und wie haben Sie für Ihr Alter vorgesorgt?
Das sind nur einige von vielen Fragen, die in einem seriösen Beratungsgespräch auf den Tisch kommen. Egal, wie Sie sich nach dem Treffen entscheiden, ist es gut, wenn Sie sich über Ihre Finanzen Gedanken machen. Nur schon das spricht dafür, dem Bankmitarbeiter mal zuzuhören und zu schauen, was er Ihnen vielleicht vorschlägt.
Besonders wichtig finde ich bei der Auslegeordnung die Altersvorsorge. Man sollte möglichst frühzeitig damit beginnen, Geld für den dritten Lebensabschnitt auf die Seite zu legen. AHV und Pensionskasse decken nach der Pensionierung nur einen Teil des bisherigen Lebensstandards ab. Meist sind es lediglich 60 Prozent. Umso relevanter ist es, dass man noch Reserven hat. Erst recht jetzt, wo nach der Ablehnung der Rentenreform 2020 durch das Volk im letzten Herbst unklar ist, wie es bei der ersten Säule, der AHV und der zweiten Säule, den Pensionskassen, langfristig um die finanzielle Stabilität steht.
Dazu kommt, dass man Einzahlungen in die Säule 3a bei den Steuern vom Einkommen abziehen kann. Wenn Sie jünger sind, halte ich es für empfehlenswert, wenn Sie einen Teil Ihres Vorsorgegeldes in kostengünstige Vorsorgefonds mit einem Aktienanteil investieren. Wie hoch Letzterer sein soll, hängt von Ihrer Risikobereitschaft ab.
Von der Altersvorsorge abgesehen wird Ihnen Ihr Bankberater auch für weitere Teile Ihres Ersparten Fondsanlagen vorschlagen. Dies ist allerdings nur empfehlenswert, wenn Sie das Geld längere Zeit – sprich mehrere Jahre – nicht brauchen und damit leben können, falls sich Ihre Fondsanteile über längere Phasen negativ entwickeln. Selbst wenn Ihr Bankberater noch so verständnisvoll und hilfsbereit ist, dürfen Sie etwas auf keinen Fall erwarten: Garantien. Er wird Ihnen nicht garantieren, dass Sie die in Aussicht gestellte höhere Rendite als auf dem Sparkonto wirklich erreichen und er wird Ihnen auch nicht garantieren, dass Sie keine Verluste machen.
Noch etwas sollten Sie sich bewusst sein: Der Bankberater möchte Ihre Vertrauensperson sein. Bei allem Respekt dürfen Sie aber nie naiv sein: Trotz Vertrauensverhältnis ist der Bankmitarbeiter in einem Interessenkonflikt, der schwer lösbar ist. Auf der einen Seite soll und will er Sie möglichst optimal beraten. Auf der anderen Seite muss er für sein Institut Geld verdienen und möglichst viel Umsatz machen.
Das macht er nicht, indem er Ihnen sagt, dass Sie Ihr Geld einfach auf dem Konto liegen lassen, sondern indem er Ihnen Finanzprodukte verkauft – und zwar Vehikel, bei denen seine Bank am besten verdient. Und das sind meist hauseigene Fonds. Darum sollten Sie bei Interesse an Anlagen über die möglichen Risiken hinaus immer auch nachfragen, was die Produkte kosten und welche weiteren Gebühren, etwa für den Kauf und die Aufbewahrung der Fonds, damit verbunden sind.
Natürlich gibt es unter Beratern grosse Unterschiede. Generell rate ich Ihnen aber, sich beim Gespräch zu nichts drängen zu lassen. Im Gegenteil: Nehmen Sie sich Zeit, um ein vergleichbares Gespräch auch bei einem oder zwei Konkurrenten zu führen. Dabei lernen Sie selbst einiges und sind dann noch besser in der Lage, zu entscheiden, welcher Weg für Sie der Passende ist.
Ein Kommentar zu «Finanzberatung: Eine Garantie gibt es nie»
Bin 80 Jahre alt und werde in Kürze das Elternhaus verkaufen
Erlös wird ca. 750’000.- bis 850’000.- sein.
Soll ich den ganzen Betrag einer Privatbank anvertrauen ?
Habe heute keine finanzielle Problem, bin also nicht
auf den Erlös angewiesen
Danke für Ihre Beratung