Clariant-Fusion: Nach Scheitern drohen Kursrückschläge

Clariant-Hauptsitz in Pratteln BL: Wichtige Entscheidung für die Aktien des Chemieunternehmens. Foto: Reuters

Clariant-Hauptsitz in Pratteln BL: Aktien so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Foto: Reuters

Ich besitze 1500 Aktien der Clariant. Nun habe ich Artikel über die geplatzte Fusion von Clariant mit Huntsman gelesen. Soll ich meine Clariant-Aktien verkaufen? R.C.

Streitereien zwischen Aktionären und dem Verwaltungsrat von Unternehmen führen oft zumindest phasenweise zu einem höheren Aktienkurs. Auch im Falle von Clariant hatten sich die Differenzen zwischen der Grossaktionärin White Tale und der Clariant-Führung positiv auf die Aktie ausgewirkt. Kommt es allerdings bei der künftigen Strategiefindung zu weiteren Entwicklungen, die vom Markt nicht erwartet werden, kann es in den betroffenen Aktien zu Rückschlägen kommen. Dieses Risiko besteht auch künftig bei Clariant.

Nach der Bekanntgabe, dass der Zusammenschluss mit dem US-amerikanischen Spezialitätenchemieunternehmen Huntsman als gleichwertiger Partner gescheitert ist, sind die Aktien zeitweise eingebrochen, haben sich aber rasch wieder aufgefangen. Offenbar wurde den beiden heiratswilligen Partnern klar, dass die nötige Zweidrittelmehrheit bei Clariant nicht zu schaffen war.

Mit einem Umsatz von 13,2 Milliarden Dollar wäre die neue HuntsmanClariant hinter Evonik und gleichauf mit Covestro weltweit zur Nummer zwei der reinen Spezialitätenchemieunternehmen aufgestiegen. Zudem hätten Kostensynergien von über 400 Millionen Dollar pro Jahr realisiert werden sollen. Aus diesen Fusionsträumen wird nun nichts. Grossaktionär White Tale konnte die Fusion mit Huntsman erfolgreich verhindern.

White Tale ist überzeugt, dass ein grosser Teil der angestrebten Synergien sich auch ohne den Zusammenschluss erzielen lassen – etwa durch Kostensenkungen. So sei es nicht nötig gewesen, die Hälfte des Firmenwerts den Huntsman-Aktionären abzutreten. Noch während des Streites um die Huntsman-Fusion schlug White Tale vor, den Bereich Plastik und Beschichtungen zu verkaufen und die damit einkassierten Gelder einzusetzen, um die Spezialchemie-Aktivitäten auszubauen.

Der Verwaltungsrat muss nun Alternativen zur abgesagten Heirat mit Huntsman prüfen. Auch die Sparvorschläge von White Tale und mögliche Strukturanpassungen dürften in die Erwägungen einbezogen werden. Ob dies alles möglich sein wird, ist offen.

Dies beinhaltet ein beträchtliches Risiko für den Aktienkurs. Trotz des zeitweisen Rückschlages nach der Ankündigung, dass die Fusion nicht zustande kommt, notieren die Clariant-Aktien so hoch wie seit rund 15 Jahren nicht mehr. Daher sehe ich bei den Clariant-Papieren derzeit nicht mehr viel Raum für einen weiteren deutlichen Kursanstieg. Angesichts der hohen Bewertung stufe ich das Korrekturrisiko als beträchtlich ein. Falls Sie dieses Risiko nicht eingehen möchten, würde ich die Kursgewinne realisieren und die Titel verkaufen.

2 Kommentare zu «Clariant-Fusion: Nach Scheitern drohen Kursrückschläge»

  • Stephan Fehlmann sagt:

    Da Clariant ständig als Uebernahmekandidat gehandelt wird, erachte ich das Rückschlagspotential als eher begrenzt. Wenns kracht, dann kracht es eh überall. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich ein Gross-Investor, der ständig zwischen 22 und 26 Fr. Positionen aufbaut und erweitert, sich dann bei 20 Fr. wieder verabschiedet. Die Börsenregeln müssten in diesem Fall wohl neu geschrieben werden. Eher wartet er geduldig auf ein Angebot seiner Positionen bei mindestens 30 Fr. DasZiel dieses Ivestemts ist ja nicht mehr als die grosse Kohle.

  • Molnar sagt:

    Für die Mitarbeiter kommen harte Zeiten zu.

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