Hohe Gebühren sind ein Bumerang

Wer anlegt, muss auf Diversifikation und Gebühren der Fonds achten. Foto: Getty Images
Habe 80’000 Franken zum Anlegen aus einem Hausverkauf. Was würden Sie mir empfehlen? Meine Hausbank UBS schlägt mir sicher irgendwelche Fonds vor. Möchte das Geld zehn Jahre deponieren und ein wenig Gewinn machen. W. L.
Wenn Ihnen Ihre Bank Fonds vorschlägt, ist das nicht zwingend eine schlechte Empfehlung. Allerdings gibt es gute und schlechte Fonds, riskante und weniger riskante und vor allem günstige und sehr teure. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Sie aus der riesigen Zahl der angebotenen Anlagefonds die passenden Vehikel für sich finden.
Leider raten Banken ihren Kunden nicht selten zum Kauf jener Fonds, die für sie punkto Gebühren besonders einträglich sind. Oft schlagen die Institute der Kundschaft daher die hauseigenen Vehikel vor: Mit diesen verdienen sie gleich doppelt – einerseits dank den üblichen Handels- und Depotgebühren, anderseits über die Kommissionen, welche dem Fonds direkt belastet werden. Zudem haben Sie keine Garantie, dass diese Fonds für Sie auch anlagetechnisch die beste Wahl sind.
Vor diesem Hintergrund kann ich Ihre Skepsis nachvollziehen. Bevor Sie überhaupt mögliche Fonds auswählen, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, welche Strategie Sie mit Ihrem Investment verfolgen. Sie schreiben mir, dass Sie das Geld zehn Jahre liegen lassen und etwas Gewinn erzielen möchten. Das würde an sich dafür sprechen, dass Sie das Kapital in Aktien investieren können, welche auf längere Sicht in der Regel die besten Gewinnchancen versprechen.
Ob eine Anlage in Aktien und Aktienfonds für Sie passend ist, hängt aber von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft ab, die ich nicht kenne. Können Sie noch gut schlafen, wenn Ihre Fonds oder Aktien während einiger Zeit deutlich unter dem Einstandspreis notieren? Wie viel Risiken sind Sie bereit einzugehen, damit Sie etwas Gewinn erreichen? Wie präsentieren sich Ihre Lebensumstände und Ihre übrigen finanziellen Reserven? Diese und weitere Aspekte gilt es zu berücksichtigen, wenn Sie eine Strategie für die Anlage Ihres Sparbatzens festlegen.
Auf jeden Fall rate ich Ihnen, das Kapital breit diversifiziert zu investieren. Klumpenrisiken sollten Sie vermeiden. Bei einem Anlagebetrag von 80’000 Franken spricht das gegen den Erwerb von Einzelaktien, da Sie mit diesem Betrag keine optimale Diversifikation erreichen. Auch würde ich nicht nur einen einzelnen Fonds wählen, sondern auch da diversifizieren, da auch ein Fonds schlecht abschneiden kann. Je nach Ihrer Risikobereitschaft würde ich möglichst die verschiedenen Anlageklassen wie Aktien, Obligationen, Rohstoffe und Immobilien einbeziehen. Das ist mittels verschiedener Fonds möglich.
Allerdings sollten Sie bei der Wahl der Fonds nicht nur auf die bisherige Rendite des Vehikels achten, sondern auch auf das Volumen und vor allem auf die belasteten Gebühren, welche Ihre Rendite schmälern. Da gibt es grosse Unterschiede. Für Kleinanleger attraktiv sind daher auch kostengünstige Exchange Traded Funds (ETF) – Fonds, welche an einen Index gekoppelt sind.
Ich rate Ihnen, sich von Ihrer Bank einen Anlagevorschlag gemäss Ihren persönlichen Risikovorgaben auf der Basis von kostengünstigen Indexfonds ausarbeiten zu lassen. Zusätzlich können Sie bei einem oder zwei Konkurrenzinstituten einen Gegenvorschlag einholen. Dann können Sie vergleichen und sich für das Angebot entscheiden, welches am ehesten Ihren Bedürfnissen entspricht.
Ein Kommentar zu «Hohe Gebühren sind ein Bumerang»
„Für Kleinanleger attraktiv sind daher auch kostengünstige Exchange Traded Funds (ETF) – Fonds, welche an einen Index gekoppelt sind.“
Ich bin erstaunt, wieviel Verwirrung selbst bei vielen „Finanzexperten“ besteht, was ein ETF genau ist. ETF sind keineswegs zwingend an einen Index gekoppelt, ein ETF zeichnet sich lediglich dadurch aus, dass er vollumfänglich an der Börse gehandelt wird (im Gegensatz zum „klassischen“ Fonds, der eine tägliche Handelsfrequenz hat). Viele ETFs sind zwar Indexfonds, aber müssen dies keineswegs sein. Anders herum muss ein Indexfond kein ETF sein, es gibt durchaus auch „klassische“ Indexfonds. ETF und Indexfond haben somit keinerlei zwingenden Bezug zueinander, weshalb man nicht einen solchen Eindruck erwecken sollte.