Aktien abstossen – viele warten zu lange

Ölbohrkonzern Transocean: Dramatischer Kurszerfall. Foto: Deepwater
Ich habe vor zwei Jahren 2500 Transocean-Aktien zu 41.20 Franken gekauft. Nun musste ich miterleben, wie diese Aktien in den Keller sanken. Ich bin nun sehr geschockt über diesen grossen Verlust. Was kann ich machen in meiner Situation? Verkaufen oder halten? H.F.
Ihnen geht es ähnlich wie dem mächtigen Staatsfonds von Singapur GIC, der vor zehn Jahren zu Beginn der Finanzkrise im grossen Stil bei der UBS eingestiegen war und für die Papiere damals rund 48 Franken bezahlt hatte. Kürzlich hat der Staatsfonds 93 Millionen UBS-Aktien zu einem Preis von nur noch 16.10 Franken an institutionelle Investoren verkauft und damit einen immensen Buchverlust realisiert. Offensichtlich glauben die einflussreichen Vermögensverwalter aus dem asiatischen Stadtstaat nicht an eine rasche und deutliche Erholung bei der Schweizer Grossbank und gestehen sich somit ein, mit diesem Aktienkauf damals einen kolossalen Fehlgriff getätigt zu haben.
Auch Anleger wie Sie, die beim Ölbohrkonzern Transocean eingestiegen waren, erlebten einen dramatischen Kurszerfall. Seit der Kotierung von Transocean an der Schweizer Börse im Frühling 2010 mit einem Anfangskurs von 95.20 Franken zeigte der Kurs der Aktie fast ausschliesslich nur noch in eine Richtung: steil bachab.
Schon kurz nach der Kotierung in der Schweiz geriet die Ölbohrplattform Deepwater Horizon von Transocean in Brand. Elf Menschen starben, über hundert wurden verletzt. Weil aus dem Bohrloch im grossen Stil Öl ausfloss und der Konzern das Loch nicht rasch schliessen konnte, kam es zu einer schlimmen Ölkatastrophe mit riesigen Schäden im Golf von Mexiko. 2013 wurde der Konzern vom US-Justizministerium zu einer Milliardenzahlung verurteilt. Dies sowie der massive Rückgang des Ölpreises führten auch bei Transocean zu einem operativen Einbruch.
Die Anleger verloren das Vertrauen in das Unternehmen, und der Aktienkurs ging in den Keller. Seit mehr als einem Jahr wird Transocean nicht mehr an der Schweizer Börse gehandelt, sondern nur noch an der New Yorker Stock Exchange (NYSE). Heute wechseln die Titel noch zu etwas mehr als 10 Dollar je Stück die Hand. Ob sich die Papiere in Zukunft wieder von diesem tiefen Fall erholen werden, kann ich nicht sagen. Damit der Kurs stark und nachhaltig steigen würde, müsste wohl der Ölpreis steil in die Höhe klettern. Doch damit rechne ich auch nach der weiteren Förderbegrenzung durch die Ölförderstaaten OPEC in nächster Zeit nicht. Vielmehr ist mit Kursen zwischen 50 und 55 Dollar je Fass Öl zu rechnen.
Klare Treiber für eine deutliche Erholung der Transocean-Aktien sind für mich nicht ersichtlich. Angesichts der hohen Buchverluste könnten Sie den Betrag für sich abschreiben und darauf hoffen, dass es irgendwann doch noch zu einer Wende zum Guten kommt.
Reinen Tisch machen, statt auf ein Wunder zu hoffen
Leider muss man als Anleger oft die Erfahrung machen, dass eine Erholung auf die alten Höchstwerte nur noch sehr selten vorkommt, wenn ein Titel mal so tief gefallen ist. Im Falle von Transocean würde mich das mehr als erstaunen. Ich glaube nicht daran.
Viele Anleger indes hoffen bei hohen Buchverlusten mit Einzelaktien auf Wunder. Doch Wunder gibt es auch an der Börse mehr als selten. Investoren machen oft den Fehler, dass sie gute Aktien zu schnell abstossen, an schlechten Aktien indes viel zu lange festhalten und ihre Verluste so immer mehr ausweiten. So ist es Ihnen mit Transocean gegangen und ebenso den vielen Anlegern, die wie damals der Staatsfonds von Singapur bei der UBS eingestiegen waren und hohe Buchverluste erleiden mussten.
Was in Ihrem konkreten Fall der richtige Weg ist, weiss ich nicht. Obwohl ich die Chancen für eine nachhaltige Erholung der Transocean-Titel als klein einstufe, kann man eine solche nie ganz ausschliessen – ebenso aber auch einen noch weiteren Sinkflug.
Darum würde ich persönlich sehr schlechte Aktien wie Transocean lieber abstossen und reinen Tisch machen, statt ewig auf ein Wunder zu hoffen, das vielleicht nie eintrifft. Oder anders ausgedrückt: Mir ist bei Börsenflops letztlich ein Ende mit Schrecken lieber als ein Schrecken ohne Ende.
29 Kommentare zu «Aktien abstossen – viele warten zu lange»
Der Kleinanleger ist immer der Gelackmeierte. Geht das Geld nicht mit Kursverlusten wegen Haltens drauf, wird es mit wucherischen Courtagen der Baenkster fuer den Aktienhandel abgesogen. Aktien sind zwar die letzten Dukatenesel, Kursgewinne sind steuerfrei. Aber die Hackordnung ist klar: Zuerst sahen die Baenkster selber ab, denen der Eigenhandel verboten werden sollte. Dann wird fuer die Befriedigung der privaten Grosskunden gesorgt, die ansonsten global abspringen koennten. Pansionskassengelder werden auchmal en passant fuer die Sanierung maroder Industriekonzerne missbraucht. Und dem Kleinanleger wird der Schrott angedreht.
Die kapitalisierte Witwe zu ihrem Baenkster: „Was ist, alles weg?!“
„Nenein, gute Frau, nix ist weg, es ist jetzt nur auf Konten anderer Leute.“….
Sie irren gleich doppelt: 1) der Kursverlust von Transocean hat NICHT dazu geführt, dass jetzt Geld auf dem Konto von anderen Leuten ist. 2) Wie im Artikel als Beispiel zu lesen ist, machen auch Grossanleger (Staatsfonds Singapore) Verluste. Nicht nur die kleinen Anleger.
Vom Geld der Witwe wurde – was nicht von den Baenkstern als Courtage abgezockt wurde – der Rest als Kaufpreis fuer die Aktien – zum Kurs des Kauftages – ueberwiesen. Und befindet sich somit auf dem Konto des Verkeufers. Geld verdampft selten. Es akkumuliert sich auf den Konten der Courtageakrobaten und Kursmanipulatoren oder ihrer Komplizen oder Grosskunden.
Dass im Baenkstereigenintresse auch mal ein Grosskunde auf die Schnauze faellt oder gefaellt wird, bestaetigt nur die Regel. Ebner wurde von den Baenkstern in die Lombardfalle gelockt. Und dann die Aktienkurse ohne anderen Grund innert Tagen auf die Haelfte runtermanipuliert, und nachdem die Baenkster die Aktien zum Spottpreis gekrallt hatten, wiederum innert wenigen Tagen wieder auf das alte Nivo raufkatapultiert….
Geld in Aktien/Börse ist Spielgeld, am besten gleich abschreiben beim Investieren. Wer das nicht verkraftet, Finger weg.
Es braucht gute kontakte um kurzfristig den grossen Reibach zu machen
weil es sehr wohl Insider Wissen benötigt und schnelle Reaktion.
Intressant finde ich die Leute, die schon anfang Woche Wissen was Ende Woche passiert. Verboten, OK aber real das garantiere ich euch, da ich mit solchen Leuten zu tun hatte. Der kleine ist der Dumme der die Zeche bezahlt.
Mein Tipp Imo, bescheren Mieteinnahmen bei sehr kleinem Risiko. Das Schöne daran es kommt regelmässig und Monatlich.
Besitzt man genug, kann man in Frühpension gehen und das Leben geniessen die Quelle sprudelt unaufhörlich..
Immobilien? Ein Fehler, und Ihre Immobilie ist besetzt, oder Sie haben Mietnomaden, oder jemand klagt Sie wegen zu hoher Miete ein, oder …
Und dann kommen die Verwaltungskosten, die Gebäudesanierung, Heizung kaputt, das Trottoir muss erneuert werden, die Strasse verbreitert etc.
Ich bin mir nicht so sicher…
Also ich konnte mit Aktien in den letzten 5 Jahren wirklich gutes Geld erwirtschaften.
Auch div. Fondsparpläne haben in den letzten Jahren sehr gut zugelegt.
Wobei ich langfristig in solide werte anlege zu denen zu vertrauen habe, und nicht in irgendeine krisenfirma und auf ein Wunder hoffe…
Da spielt es auch keine Rolle wo der Kurs in einer Woche gerade ist
Martin Spieler und sebsternannte Experten vergessen gefliessentlich immer wieder, dass hohes Gewinnpotential auch hohes Verlustpotential ist. Solide Werte wie Geberit und Givaudan werden vergessen. Banken, Versicherungen und Internet-Ramsch wird hochgejubelt auch von Spieler und Co
Grundsätzlich geschieht jedem Techt, wenn er mit Grossbank- und Erdölaktien Geld verliert. Wer auf die grössten Umweltverschmutzer und Egoisten setzt, hat zumindest diese Strsfe verdient!
Es gibt genügend andere Firmen, deren Aktien man kaufen und halten kann.
Gerade Die Großbanken sind auf langfristige Sicht sehr interessant.
Spätestens wenn auch der letzte Kritiker das Potenzial erkennt schießen die Großbanken durch die Decke
Jetzt wird einem doch seit Jahr und Tag eingebläut, dass Aktien nur angelegt werden sollen wenn man das Geld mindestens die nächsten 10 Jahre nicht braucht, was soll also dieses Gejammere? Wer kurzfristig den grossen Reibach machen will muss halt spekulieren mit entsprechendem noch höherem Risiko, dafür macht’s Spass und man hat einen schönen Zeitvertreib.
Investitionen in AKWs, Erdölfirmen, Waffenlieferanten usw. sind nicht nur ethisch nicht veranwortbar und nicht nachhaltig sondern auch ein Risiko für die Anleger selbst. Viele Pensionkassen und andere institutionelle Anleger werden sich dessen bewusst und stossen problematisch Beteiligungen ab, was diese ebenfalls weiter entwertet. In nachhaltige Projekte investieren bring vielleicht nicht die höchste Rendite aber längerfristig mehr Sicherheit.
Was ist an einer „Ölfirma“ ethisch nicht zu verantworten? Alle brauchen Öl, und wie in jeder anderen Branche (z.B. Computer, Kleidung, …) gibt es auch hier schwarze Schafe. Es gilt, die richtigen Firmen herauszupicken.
Genau ?
Dann solltest du dich selbst auch fragen ob es ethisch verantwortbar ist mit fünfstelligen Beträgen am börsenspielplatz zu zocken, während es Kinder auf der Welt gibt die von einer Schale Reis am Tag leben müssen…
Bei Aktien gehts ums Geld und alles andere spielt keine Rolle!
Ich würde Transocean Aktien nicht veräussern. Schaut man sich die fundamentalen Daten, sind die Aktien eher günstig bewertet. Das Kurs / Buchwertverhältnis beträgt lediglich 0.2, das KGV 5 und EV / EBIT Verhältnis rund 8. Den Ölpreis zu prognostizieren ist äusserst schwierig es ist aber möglich, dass neue Förderanlagen nicht gebaut werden (aufgrund der tiefen Preise), was den Preis langfristig wieder anheben könnte.
Hier wurde offenbar der Fehler gemacht, das eine zu grosse Position erworben wurde. Ich würde empfehlen, höchstens 5% vom Vermögen in eine einzelne Aktie zu investieren. Bei mir liegt diese Grenze bei maximal 1-2%. In diesem Fall spielt es auch keine grosse Rolle, falls ein Titel einmal ganz auf Null geht.
? Bravo. Sachlich und kurz…
Das zeigt nur einmal mehr: Es macht keinen Sinn, als Privatanleger Einzelaktien zu kaufen. Niemand kann ein Unternehmen so gründlich analysieren wie die Profis — und selbst die greifen regelmässig daneben, wie das Staatsfondsbeipiel zeigt. Vor allem aber sollte man immer das Risiko streuen, statt sich von einzelnen Firmen abhängig zu machen. Das ist mit Index-ETFs heute einfach und preiswert zu machen. Kein Fondsmanager schlägt auf Dauer seinen Vergleichsindex (nach Gebühren).
Die Profis machen auch nicht viel mehr als der einfache Anleger.
der wirkliche Vorteil der namhaften Profis Liegt am direkten Einfluss auf die Aktionäre und damit auf das kursverhalten 😉
Wenn Warren Buffet morgen früh bei Transocean einsteigen würde und sagt das wird ein Goldesel, dann werden so viele Anleger Transocean Aktien kaufen dass Buffet schon am Abend mit satten gewinnen aussteigen könnte. die Anleger gucken dann natürlich erst einmal blöd aus der Wäsche …
Investitionen in AKWs, Erdölfirmen, Waffenlieferanten usw. sind nicht nur ethisch nicht veranwortbar und nicht nachhaltig sondern auch ein Risiko für die Anleger selbst. Viele Pensionkassen und andere institutionelle Anleger werden sich dessen zunehmen bewusst und stossen problematisch Beteiligungen ab, was diese ebenfalls weiter entwertet. In nachhaltige Projekte investieren bring vielleicht nicht die höchste Rendite aber längerfristig mehr Sicherheit. Der Staat sollte allerdings auch Rahmenbedingungen schaffen, die das Anlegen in nachhaltige Projekte attraktiv macht. Der Markt regelt nicht einfach alles selbst zum Guten, das sind neoliberale Wahnvorstellungen, die von der Realtät immer wieder widerlegt werden.
Welche Ethik? Ihre persönliche Ethik?
Übrigens, die Menschheit selber ist nicht nachhaltig. Da liegt das Problem.
Gut auf den Punkt gebracht Herr Piller.
Ich hoffe, Sie fahren nie ein Auto, benötigen nie Plastiktüten, trinken nicht aus PETFlaschen usw…..denn sonst sind Sie nicht glaubwürdig.
Was man mit einer Aktie tun soll, sollte nicht davon abhängen, wieviel man bereits gewonnen oder verloren hat. Wenn man jemandem rät, Transocean Aktien zu verkaufen, weil man schon viel Geld verloren hat, dann müsste man dem anderen, der keine Transocean Aktien besitzt, auch anraten, keine zu kaufen. Und wenn man rät, Aktien zu verkaufen, wenn man hat, und diese auch nicht zu kaufen, wenn man keine hat,, dann muss der Kurs der Aktien zu hoch sein, was bedeuten würde, dass der Markt nicht effizient ist und dass man der einzige ist, der diesen Umstand erkennt.
So ist es. Der Artikel argumentiert am Problem vorbei.
3/4 Verlust in 2 Jahren ist übel. Selbst mit einem Auto kann man das kaum verlieren.
Von wegen 2 Jahren. Der geannte Kurs ist mindestens 4 Jahre her. Ist das ein Recyling Bericht?
Gebe ich Ihnen vollkommen recht. Auch ich besitze Transocean Aktien habe gekauft und wieder verkauft aber mein Durchschnittskurs liegt auch bei ca 14.– Wie kann ein Experte wie er sich nennt (M.Spieler) nur schon auf die Anfrage antworten Transocean Kurs war bei ca 41.– Ich jedenfalls bleibe optimistisch (muss ja) siehe alle Empf. der sogenannten Analysten.
Menschen die ihr wenig Geld in einzelne Aktien anlegen und dieses Geld nicht verlieren können, sollten sich von jemanden beraten lassen, der, wenn er es besser könnte, Interviews gäbe, wie Buffet, und diese nicht selbst aufschreiben müsste.
Sie schreiben: „Klare Treiber für eine deutliche Erholung der Transocean-Aktien sind für mich nicht ersichtlich.“ Das tönt für mich wie ein Paradox. Der Markt ist ja der gleichen Meinung, sonst wären diese klare Treiber bereits im Aktienkurs enthalten.