Ausländische Leerverkäufer spielen auf Zeit

Investoren wetten mit Leerverkäufen auf sinkende Kurse von Swatch Group. Foto: Pascal Lauener/Reuters
Anders als die Börsenbetreiber in New York führt die Schweizer Börse SIX keine öffentlich zugängliche Statistik für leer verkaufte Aktien. Ausländische Beratungsunternehmen wie Markit füllen diese Informationslücke, abgeleitet von der Wertpapierleihe. Denn wer Aktien leer verkaufen will, muss sich diese bei uns zuerst von jemandem borgen. Allerdings müssen Grossinvestoren tief für diese Informationen in die Tasche greifen. Interessante Einsichten in das Gebaren ausländischer Leerverkäufer liefert jetzt eine im Aktienhandel der MainFirst Bank erstellte Statistik. Letzterer lässt sich beispielsweise entnehmen, dass die Leerverkäufer ihren Einsatz bei AMS, Kühne + Nagel, Lindt & Sprüngli und Schindler im letzten Monat kräftig erhöht haben. Allem Anschein nach laufen die grössten Wetten noch immer gegen die Swatch Group (27 Prozent der ausstehenden Inhaberaktien), gefolgt von AMS (14 Prozent), Aryzta (12,5 Prozent), Dufry (11,2 Prozent) und Swisscom (10,4 Prozent). Ein Trost bleibt den Aktionären dieser Unternehmen: Irgendwann werden die Leerverkäufer ihre Wetten nämlich wieder schliessen und den jeweiligen Aktien dann zu fast jedem Kurs hinterherrennen müssen. Mutige kaufen die genannten Aktien
Mehr Swisscom-Aktien im Markt als ausgegeben?
Bleiben wir bei der Statistik aus dem Hause MainFirst Bank: Manchmal lohnt es sich, auch zwischen den Zeilen zu lesen. Wie wir bereits wissen, wird bei Swisscom mit 10,4 Prozent der ausstehenden Aktien auf rückläufige Kursnotierungen spekuliert. Das wiederum entspricht der Statistik zufolge 20,3 Prozent aller über die Wertpapierleihe verfügbaren Titel. Demnach müssten insgesamt 51,2 Prozent der ausstehenden Aktien verfügbar sein. Weil sich aber nur rund 48,8 Prozent im Publikum befinden, lässt sich schlussfolgern, dass auch die Schweizerische Eidgenossenschaft Teile ihres Beteiligungspakets für ein paar Franken an Zusatzertrag zur Leihe anbietet. Das wäre an Brisanz kaum zu überbieten, ermöglicht die Wertpapierleihe den Leerverkäufern doch überhaupt erst, gegen die Swisscom und ihre Aktie zu wetten. Es ist das allerdings eine rein mathematische Vermutung. Wie zuverlässig die vorliegende Statistik ist und ob es sich bei der Anzahl verfügbarer Titel nicht bloss um eine Hochrechnung handelt, darüber lässt sich nämlich nur spekulieren. Aktie halten
Technischer Kurszerfall
Die Aktie von Nestlé fiel in den letzten Tagen zulasten des europäischen Nahrungsmittelsektors gehenden Branchenrotationen zum Opfer. Unternehmensspezifische Gründe gibt es hingegen keine für den jüngsten Kurszerfall, weshalb dieser im Hinblick auf die Rochade an der Konzernspitze als Kaufgelegenheit verstanden werden kann. Aktie kaufen
Opfer der US-Präsidentschaftswahlen
Den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen hatte man sich bei Kühne + Nagel vermutlich anders vorgestellt. Nur so lässt sich erklären, weshalb sich einer oder mehrere Verwaltungsräte in den Wochen zuvor für nicht weniger als 20 Millionen Franken mit eigenen Aktien eingedeckt hatten. Seit diesem Mittwoch bekäme man diese nämlich ein paar Franken günstiger. Die Schuld daran tragen Pläne des zukünftigen Präsidenten, die heimische Firmenwelt gegebenenfalls mit Handelsbarrieren vor Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen. Unnötig zu sagen, dass solche Barrieren auf die Handelsströme drücken und deshalb auch das Innerschweizer Transportunternehmen treffen könnten. Allerdings lässt der Umfang der jüngsten Titelkäufe einen nur so von Zuversicht strotzenden Verwaltungsrat erahnen. Kommt dazu, dass die Aktie von Kühne + Nagel eine attraktiv hohe Dividendenrendite von knapp 4 Prozent aufweist. Jetzt einsteigen
Halbherziges Bekenntnis eines Analysten
In einem mir zugespielten Kommentar über die Credit Suisse bezeichnet der für Kepler Cheuvreux tätige Autor den im Anschluss an die Quartalsergebnispräsentation beobachteten Kurseinbruch als übertrieben. Um seiner Meinung gebührend Nachdruck zu verleihen, rechnet er im laufenden Jahr «nur» noch mit einem Fehlbetrag von gut 700 Millionen Franken – halb so viel wie bisher. Der Bankenanalyst nimmt den Kommentar auch gleich zum Anlass, um sowohl seine Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 15.30 Franken für die Aktie der Schweizer Grossbank zu bekräftigen. Allerdings handelt es sich dabei um ein halbherziges Bekenntnis, wie ein Blick auf seine Beliebtheitsskala für hiesige Finanzwerte verrät. Von 18 Unternehmen aus diesem Wirtschaftszweig, welche der Experte mitverfolgt, ist die CS auf dem drittletzten Rang zu finden. Selbst die mit Reduce und einem Kursziel von 37.50 Franken zum Verkauf empfohlene Julius Bär schneidet in der Beliebtheitsskala von Kepler Cheuvreux besser ab. Überzeugung sieht anders aus. Beide Aktien unverändert meiden
3 Kommentare zu «Ausländische Leerverkäufer spielen auf Zeit»
Ziemlicher mieser Kommentar: Leerverkäufer sind keine bösen Spekulanten, sie sind bloss ihrer Zeit voraus. Und wenn 27% der Inhaber-Aktionäre der Swatch Group ihre Aktien ausleihen, damit sie jemand leer verkaufen kann, zeigt das doch nur, wie wenig die Aktionäre tatsächlich an Swatch glauben. Sie haben die Aktien im Portfolio, weil sie den SMI kaufen, wissen gleichzeitig, dass Swatch im industriellen Sektor seit fast 25 Jahren NICHTS neues geleistet hat, sondern bloss von ihrem Marketing lebt. Und diese Marketing-Strategie kann jederzeit kläglich abbrechen. Wenn man den Lageraufbau von Swatch sieht und gleichzeitig die mehr als Verdoppelung der Eventualverpflichtungen in nur einem Jahr, dann weiss man, wie schlecht es um Swatch tatsächlich steht.
Wenn man auf steigende Kurse setzen darf, muss dies auch für sinkende möglich sein. Das wären dann Short-Verkäufe. Ich glaube der schreibende Herr ist nicht mehr Vermögensverwalter, weil er in diesem Beruf nicht sehr erfolgreich war.
Leerverkäufe auf Aktien demotivieren seriöse Anleger