Schwer wie Beton

LafargeHolcim: Hohe Dividende, aber wenig Aussicht auf einen steigenden Aktienkurs. Foto: PD
Gerne hätte ich Ihre Meinung über die künftige Entwicklung der LafargeHolcim-Aktie vernommen. Es gibt Gerüchte über eine Abwertung der Aktie von bis zu 25 Prozent. Ich habe diese Aktie zum Durchschnittspreis von 47.50 Franken erworben und möchte in den Genuss der Dividendenauszahlung kommen. Wäre ein sofortiger Verkauf doch klüger? M. D.
Ob ein sofortiger Verkauf klug wäre, weiss ich nicht. Auch kann ich Ihnen die künftige Entwicklung der LafargeHolcim-Aktien nicht voraussagen. Schwer einschätzbar sind auch die von Ihnen erwähnten Gerüchte, dass die Aktie weitere 25 Prozent verlieren könnte. Persönlich würde mich dies überraschen, zumal die Aktie bis im Februar stark getaucht ist, sich inzwischen aber gut aufgefangen hat. Allerdings ist ein Rückschlag jederzeit möglich. Etwa dann, wenn es zu überraschenden negativen Unternehmensnachrichten käme.
Die Firma selbst weckt indes Hoffnungen. Eric Olsen, der Chef von LafargeHolcim, hat gerade kürzlich in der «Finanz und Wirtschaft» erklärt, dass er sein Unternehmen voll auf Kurs sieht, die in puncto Devestitionen, Schuldenabbau und Synergien gesteckten Ziele zu erreichen. Auch der Betriebsgewinn soll bis 2018 deutlich gesteigert werden. Wörtlich sagte er: «Das laufende Jahr wird einen guten Fortschritt auf dem Weg zu diesem Ziel zeigen.» Mittels Devestitionen will LafargeHolcim die Schulden deutlich senken. Für diesen Zeitpunkt stellt Olsen im Interview in Aussicht: «Danach wird das Potenzial für Ausschüttungen überschüssiger Mittel an die Aktionäre grösser.» Dies kann man so interpretieren, dass er damit indirekt eine höhere Dividendenausschüttung ab 2017 in Aussicht stellt.
Das alles ist für Sie keine Garantie, dass der Kurs nicht doch noch stark taucht. Einen Taucher sehen werden Sie ganz sicher nach dem Dividendenabgang im Mai. Dafür erhalten Sie aber die attraktive Dividende. Im letzten Oktober schrieb ich in der SonntagsZeitung auf eine Leserfrage zu diesen Papieren: «Der fusionierte Baustoffkonzern LafargeHolcim verspricht seinen Aktionären viel. Innert 500 Tagen will das Management die Konzerne integriert haben und spätestens nach 1000 Tagen das angepeilte Synergiepotenzial von 1,4 Milliarden Euro ausschöpfen. Bei den Aktionären ist diese ambitionierte Botschaft noch nicht angekommen. Wegen der Krise in den Schwellenländern klebt der Titel schwer wie Beton am Boden. Dennoch rate ich, die Titel zu behalten. Obschon Milliardenfusionen hohe Risiken beinhalten, sehe ich gute Chancen, dass LafargeHolcim seine starke Position als weltweiter Marktführer im Baustoffsektor klug nutzt und sich die Aktien mittelfristig erholen.»
Ich teile diese Meinung nach wie vor. Sie müssen sich bei diesen Papieren aber auf weitere starke Schwankungen einstellen. Ob sich die Fusion wirklich auszahlt, ist keineswegs sicher. Zudem dürfte die Krise in den Schwellenländern noch einige Zeit auf der Aktie lasten. Dafür wird man aber mit einer interessanten Dividende entschädigt.
Nur garantierte Leistungen vergleichen
Ich habe freie Mittel auf meinem Bankkonto. In die Säule 3a zahle ich das Maximum ein und einen Betrag auch in die Pensionskasse. Für 50’000 Franken habe ich ein Angebot von der Axa-Winterthur für ihr Produkt Protect Star erhalten. Wie beurteilen Sie diese Anlagemöglichkeit? H. B.
Beim Produkt Protect Star handelt es sich um eine gemischte Lebensversicherung. Es gibt Ihnen einerseits die Möglichkeit, Geld im Rahmen der freien Vorsorge, der Säule 3b, anzulegen, anderseits sich gegen das Todesfall-Risiko abzusichern. Sie müssen sich zunächst fragen, ob Sie überhaupt eine Todesfall-Risikoversicherung benötigen. Denn diese gibt es nicht gratis, obschon sie fix in das Finanzvehikel integriert wird. Letztlich geht der zusätzliche Todesfallschutz, der durchaus sinnvoll sein kann, von Ihrer Rendite weg.
Positiv ist, dass Ihnen die Axa eine Kapitalgarantie gibt. Zusätzlich haben Sie die Chance, an der Entwicklung der internationalen Finanzmärkte zu partizipieren. Ob für Sie die Rechnung dabei aufgeht, ist allerdings offen, denn ein Überschuss wird nicht garantiert. Auch der Kapitalschutz gilt nur bedingt: Falls Sie die gemischte Lebensversicherung nicht bis zum Ablauf behalten, sondern bis zum 7. Jahr aussteigen, erhalten Sie nur mindestens den garantierten Rückkaufwert ausbezahlt. Erst ab dem 8. Jahr bekommen Sie mindestens das garantierte Erlebensfallkapital. Sie sind nicht flexibel und ihr Kapital ist faktisch während 15 Jahren gebunden.
Dafür ist das investierte Geld von der Einkommenssteuer befreit. Voraussetzung dafür ist, dass die Police im Rahmen der freien Vorsorge 3b bis zum 66. Geburtstag abgeschlossen wird – was bei Ihnen der Fall wäre, die Auszahlung nach dem vollendeten 60. Altersjahr erfolgt und die effektive Laufzeit mindestens fünf Jahre beträgt. Renditemässig gäbe es andere Anlagemöglichkeiten, die nach Abzug aller Gebühren klar mehr versprechen. Doch auch bei diesen haben Sie in der Regel keine Garantie, dafür höhere Risiken.
Der grosse Vorteil des Produktes liegt in der Sicherheit: Falls Sie die Police wirklich während 15 Jahren behalten, ist Ihr Geld sicher angelegt und Sie profitieren zusätzlich vom Todesfallschutz. Wenn Sie für Ihr Kapital eine sehr hohe Sicherheit suchen, die beschränkte Flexibilität in Kauf nehmen möchten und einen Todesfallschutz benötigen, kann ein Abschluss Sinn machen, auch wenn am Schluss nur eine bescheidene Rendite resultiert. Ich empfehle Ihnen, zusätzlich Offerten von anderen Versicherern einzuholen. Lassen Sie sich dabei allerdings nicht von Renditen blenden: Diese sind in der Regel nicht garantiert. Vergleichen Sie nur Leistungen, die garantiert sind.
Teure Ratschläge der Bank
Die UBS, bei der ich seit Jahrzehnten einen Teil meines Ersparten in verschiedenen Anlageprodukten habe, schlägt mir neu die drei Möglichkeiten UBS Manage Advanced, UBS Advice oder Advice Light vor. Was ist von einem solchen Vorgehen zu halten, bei dem ich meine persönlichen Anlageentscheide aus der Hand gebe. Was für Alternativen gibt es? C. M.
Ich verstehe, dass es Ihnen Mühe macht, bei all diesen neuen Modellen die Übersicht zu behalten und eine Entscheidung zu treffen, die wirklich Ihren Bedürfnissen entspricht. Die vorgeschlagenen Pakete unterscheiden sich stark: UBS Manage ist ein Vermögensverwaltungsmandat. Das kann Sinn machen, wenn Sie Ihr Erspartes künftig nicht mehr selbst anlegen möchten. Denn im Rahmen dieses Mandates geben Sie nur die Ziele vor, die Umsetzung der Strategie delegieren Sie indes an die Bank.
Die Bank verspricht, Ihre Anlagen laufend zu optimieren und zu überwachen mit dem Ziel, dass Sie eine bessere Rendite erreichen und Sie mehr Sicherheit haben. Sie geben die Anlage also aus der Hand und müssen sich nicht mehr darum kümmern. Dafür bezahlen Sie je nach gewählter Strategie zwischen 1,05 und 2 Prozent der Anlagesumme pro Jahr. Wenn Sie 100’000 Franken so investieren, bezahlen Sie somit mindestens 1050 bis 2000 Franken pro Jahr. Darin inbegriffen sind die Vermögensverwaltung, Depotführung, Effektenhandel, Geldmarkt- und Treuhandtransaktionen, Käufe von Anlagefonds im Primärmarkt, die Kontoführung, der Postversand und ein Schweizer Steuerauszug. Bei knapp 500’000 Franken würde die Gebühr allerdings zwischen 5250 und 10’000 Franken ausmachen, denn der Pauschalpreis ist von der Grösse des verwalteten Portfolios sowie von der angewandten Anlagestrategie abhängig.
Teilweise noch teurer ist die Variante UBS Advice. Hier geben Sie die Verwaltung Ihres Ersparten nicht aus der Hand, sondern treffen die Investment-Entscheidungen selbst. Aber Sie haben den Vorteil, dass Ihr Depot regelmässig überwacht wird und Sie laut Bank über Risiken im Portfolio aktiv und zeitnah informiert werden und man Ihnen Verbesserungsvorschläge im Rahmen der vorgängig festgelegten Anlagestrategie unterbreitet.
Bei UBS Advice können Sie eine Pauschal- oder eine Einzelpreis-Variante (die von Ihnen erwähnte Light-Variante) wählen. Bei der Pauschallösung ab Mindestanlagebetrag 250’000 Franken bezahlen Sie mindestens 2750 Franken für eine festverzinsliche Strategie und 4500 Franken jährlich bei einer Aktienstrategie. Je nach Anlagevermögen sinken die Gebühren prozentual, steigen in Franken aber effektiv an. Auch da profitieren Sie u. a. von Beratungsleistungen, einer wöchentlichen Überwachung der Portfoliorisiken und Kontaktaufnahme im Bedarfsfall, inbegriffener Depot- und Kontoführung, Zugang zu Anlageklassen ohne Vertriebsentschädigungen, Markt- und Anlageanalysen und einem Steuerauszug.
Bei der Light-Variante stehen Ihnen etwas weniger Dienstleistungen zur Verfügung, dafür zahlen Sie für alle Anlagestrategien nur pauschal 1 Prozent bis zum Anlagewert von 500’000 Franken. Auf die Höhe der Gebühren der verschiedenen Modelle angesprochen erklärt UBS-Sprecher Igor Moser auf meine Anfrage hin: «Wichtig scheint uns in dieser Sache, dass der Blick einzig auf die Gebühren wenig aussagekräftig ist. Die Dienstleistungen und Angebote unterscheiden sich bei den einzelnen Anbietern doch erheblich.» Dem kann ich zustimmen. Im Klartext heisst dies allerdings: Dass es für die Kunden oft sehr schwierig und mühsam ist, die unterschiedlichen Angebote zu vergleichen und die Gebühren im Konkurrenzvergleich intransparent werden.
Schauen Sie doch einfach mal nach, wie viel Sie Ihrer Bank bis anhin an Gebühren bezahlt haben, indem Sie die einzelnen Beträge zusammenzählen und dann mit den neuen Mindestgebühren bei Ihrer Bank vergleichen. Nicht nur bei der UBS, auch bei vielen anderen Instituten ist ein Trend zu beobachten, die Kundschaft in Rahmen von Pauschalangeboten zu betreuen. Für die Bank hat dies den Vorteil, dass sie einerseits Dienstleistungen, welche in der Vergangenheit kostenlos erbracht wurden, verrechnen kann, anderseits kann sie mit dem Dienstleistungspaket die Kundschaft enger binden und die Gebühreneinnahmen für sich konstant und voraussehbar gestalten. Für viele Kunden dürften damit die Gebühren unter dem Strich steigen.
Das Prinzip ist immer das Gleiche: Die Kunden haben im Rahmen der unterschiedlichen Pakete Zugriff auf eine Vielzahl von Dienstleistungen. Um die Gebühren im Griff zu behalten, sollte man sich daher genau überlegen, welche Dienstleistungen man tatsächlich braucht und welche nicht. Ansonsten läuft man Gefahr, dass man ein Luxuspaket wählt und fürstlich dafür zahlt, welches man möglicherweise zu wenig in Anspruch nehmen kann oder will. Bevor Sie entscheiden, sollten Sie sich Klarheit darüber verschaffen, wie Ihre Strategie und Risikobereitschaft aussieht.
Wenn Sie aktiv handeln oder die Verwaltung delegieren möchten, können solche Anlage- und Beratungspakete trotz der beträchtlichen Gebühren sinnvoll sein. Falls Sie aber eine sehr einfache Strategie verfolgen, ihre Wertpapiere langfristig halten, gar keine Überwachung wünschen und keine grossen Veränderungen anstreben, würde ich von solchen Paketlösungen abraten. Da fahren Sie gebührenmässig mit den effektiven Gebühren für Konto- und Depotführung, wie sie viele kleinere Retail- und Kantonalbanken oder Onlineanbieter nach wie vor verrechnen, deutlich günstiger.
Ein Kommentar zu «Schwer wie Beton»
Ich würde die Aktie verkaufen!! Was Eric Olsen sagt,ist das was die Banken und Analysten hören wollen. Ich habe sehr , sehr lange zeit in dieser Firma gearbeitet und intern sieht die Welt seit der Fusion ganz anders aus. Das ist nicht mehr Holcim.