Braucht es jetzt eine Reiseversicherung?

Was, wenn die Ferien wegen Corona ins Wasser fallen? Unser Experte sagt, warum Reisende mehr als nur eine Annullationsversicherung benötigen.

Eine zweite Coronawelle ist nicht auszuschliessen: Der Abschluss einer Annullations- und Reiseversicherung sei empfohlen. Foto: Getty Images

Wir wollen im September trotz Corona ans Meer fliegen. Sollen wir eine Annullationsversicherung machen? Wer haftet überhaupt, wenn die Reise dann doch wieder abgesagt wird oder wir Bedenken haben? W.P.

Wenn Ihr Reiseveranstalter die Reise absagt, haftet er. Dann muss er die bereits bezahlten Kosten zurückerstatten oder aber für einen geeigneten Ersatz sorgen und Ihnen eine Alternativreise anbieten, die Sie aber auch ablehnen können. Das Gleiche gilt für Flugtickets. Wenn die Airline den Flug nicht durchführen kann, muss sie die Möglichkeit bieten, dass der Flug auf später verschoben werden kann oder den Gegenwert zurückbezahlen.

Heikel ist es, wenn eine Reise, die Hotel- oder Ferienwohnungsbuchung nicht abgesagt wurden, man aber wegen den nach wie vor bestehenden Coronarisiken Angst hat, die Reise anzutreten. Wenn die Einreise in ein Land so wie jetzt in Europa grundsätzlich möglich ist, es keine Reisewarnungen mehr gibt und das Hotel oder die Ferienwohnungsvermieter ihre Leistungen wie in der Buchung vereinbart erbringen, können Sie in der Regel nicht einfach ohne Kostenfolgen absagen – ausser es wurde Ihnen bereits bei der Buchung ein meist zeitlich befristetes Annullationsrecht gewährt.

Bedenken oder Angst sind keine Absagegründe, die Sie vor finanziellen Konsequenzen schützen.

Falls Sie aus Angst Ihre Reise annullieren, nützt Ihnen auch eine Annullationskostenpolice nichts. Denn Bedenken oder Angst sind keine Absagegründe, die Sie vor finanziellen Konsequenzen schützen. In einer solchen Situation rate ich, vor der Absage zuerst mit dem Veranstalter, Hotelier, Ferienwohnungsvermieter und falls eine Police besteht mit der Versicherung Rücksprache zu nehmen und Ihre Optionen abzuklären. Möglicherweise lässt sich die Buchung verschieben, ohne dass Sie einen Schaden haben.

Dennoch würde ich bei geplanten Reisen ins Ausland eine Annullationsversicherung und eine Reise- und Assistanceversicherung abschliessen. Annullationspolicen schützen Sie nur vor der Reise. Reiseversicherungen hingegen bieten auch Hilfe, wenn während der Reise etwas schief geht.

Allerdings würde ich die Annullationsversicherung nicht beim Reiseveranstalter abschliessen. Solche Policen kann man kombiniert mit einer Reise- und Assistanceversicherung für wenig Geld im Internet direkt bei den Versicherern kaufen und ist dann nicht nur für die einzelne Reise, sondern auch für ein ganzes Jahr und damit auch für weitere Reisen im In- und Ausland sowie bei Ausflügen versichert. Gedeckt sind meist auch Saisonkarten, Abos und Konzerttickets sowie das Konkursrisiko bei Airlines.

Reiseversicherungen schliessen Ereignisse wie die Coronapandemie, die beim Abschluss der Versicherung bereits eingetreten sind, aus. Nachdem die Reisewarnung des Bundesrates und die Einreisesperren in den europäischen Ländern aufgehoben wurden, gilt das Coronavirus aber nicht mehr als vorbestehendes Ereignis.

Bei der Helvetia heisst es dazu: «Wenn Sie ab diesem Zeitpunkt eine Reiseversicherung abschliessen und eine Reise buchen, die Sie aufgrund einer möglichen zweiten Welle plötzlich nicht mehr antreten können, sind die Annullierungskosten versichert».

Die Tatsache, dass wir eine zweite Coronawelle nicht ausschliessen können, spricht für mich ebenfalls für den Kauf einer Annullations- und Reiseversicherung. Wichtig: Beim Abschluss sollten Sie auf ein jährliches Kündigungsrecht achten, damit Sie auch wieder einfach aus dem Vertrag aussteigen können, falls Sie die Police nicht mehr brauchen.

13 Kommentare zu «Braucht es jetzt eine Reiseversicherung?»

  • Esther sagt:

    TCS Reiseversicherung ist gut.

    • Martin s sagt:

      Kann ich nicht bestätigen. Haben mich im April hängen lassen

      • Thomas S. sagt:

        Kann ich auch nicht bestätigen. Tochter von Freunden in Neuseeland im Sprachaufenthalt. Sie musste infolge Corona und Grenzschliessung halsüberkopf das Land verlassen. TCS Assistance war nicht in der Lage zu helfen und riet, am Flughafen Auckland auf eigene Faust mit den Airlines zu sprechen. Am Ende sind Rückflugkosten von Fr. 5‘830 (Economy Ticket) entstanden, die TCS Assistance nicht übernehmen wollte.

  • Anh Toàn sagt:

    So eine Ferienreise ist ja eigentlich Luxus, auch wenn eine gewisse Menge Luxus zu einem anständigen Leben gehört, erscheint es mir widersinnig, Luxus zu versichern: Tritt man eine Ferienreise nicht an, hat man wahrscheinlich nach der Urlaubszeit mehr Geld auf dem Konto, als wenn man die Reise angetreten hätte, man hätte selbst bei einem all inkl. Arrangement mehr zusätzlich ausgegeben, als das Leben zu Hause ohne Festkosten kostet. Man ist also nach der Absage der Ferien materiell reicher, als wenn man die nicht abgesagt hätte, also wozu braucht man dann eine Versicherung? Ist es nicht viel mehr die Versicherung, welche Prämienzahler braucht?

    • Esther sagt:

      @Anh Toan : die Versicheung erlaubt die Repatiierung nach Hause im Falle eines Unglücks oder so. Ist immer gut eine Versicherung zu haben, man weiss nie (wie man so sagt bei uns in der Schweiz) und es ist richtig.
      Sie kommen von einem anderern Land wo dinge vielleicht mit einer anderen philosophie genommen werden. Aber bei uns vorsorgt man lieber den sonst kann es sehr viel geld kosten.

      • Kurt Seiler sagt:

        Nein braucht es nicht.
        Notfälle sind mindestens zum Teil durch die KK abgedeckt.
        Ich werde nie verstehen warum die reichen Schweizer ohne ihre mindestens ein Dutzend Versicherungen nicht überleben können.
        Haben Sie mal ausgerechnet wieviel Prämien so im Laufe eines Lebens zusammenkommen?

    • Peter Rohner sagt:

      Ich hatte noch nie eine Reiseversicherung und bin dabei gut gefahren. Vor Jahren konnte ich eine Reise mit meiner Freundin nicht antreten, weil die Beziehung kurz davor in die Brüche ging, einmal konnte ich nicht auf Reisen wegen des Todes meines Schwiegervaters. Vermutlich hätte die Versicherung in beiden Fällen nicht bezahlt.

  • Bernhard Strässle sagt:

    Nachfrage: Wenn das Gastland (wie etwa Thailand) eine bedingungslose 10-tägige Quarantäne verfügt, muss ich dies als zumutbar hinnehmen, oder kommt da die Annullationsversicherung zum Tragen?

    • Hämpu Schneeberger sagt:

      @Ảnh Toàn: In VN kann man noch etwas Luxus für noch wenig Geld erleben. Bisher genügte mir die Grundversicherung. Die Herzlichkeit der Menschen und die Natur ist einzigartig. Ich freue mich auf die nächste Reise.

    • Panja Flöte sagt:

      Die Regeln sind klar: Quarantäne zusammen mit einem Thai-Girl ist ok, sonst nicht ?

  • Esther sagt:

    @Bernhard : also dieser Corona ist etwas so neues und unerwartetes dass ich ihnen nicht antworten kann. Falls es sich um ein Land handelt welches sowieso hier in der Schweiz als Risikoland gilt, würde die Versicherung bestimmt nicht zahlen. Frangen Sie montag einer Versicherung wie es darum steht.
    Gerade gestern morgen sah ich eine MARTI Reisebus de angahalten hatte in meiner Stadt. Ich fragte wo sie dann hingegen ? Costa Brava sagte man mir.
    Ich war überrascht denn Spanien hat wieder viel mehr angesteckte als z.B. im März und sogar England stoppt die Reisen nach Spanien per Flugzeug.
    MARTI ist jedoch eine ausgezeichnete Firma.

    Ich persönlich gehe diesen Sommer ganz sicher nicht weg, habe alles schon anfangs März annuliert.

    Ein schlimmes Jahr für alle die vom tourismus leben.

  • marsel sagt:

    Einfach nur buchen, was man problemlos stornieren kann. Nicht zum Voraus zahlen.

  • Leo Schmidli sagt:

    Blödsinn! Versicherungen sollen vor Kosten schützen, die man nicht einfach so tragen kann (Krankenversicherung, Haftpflicht, Gebäude, Motorfahrzeug; je nach Familiensituation Lebensversicherung). Alles andere ist in der Regel unnötig.

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