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«Kürbisse kamen kiloweise weg»In Bern machen Diebe Hobbygärtnern das Leben schwer

Das Familiengartenareal Bottigenmoos in Bümpliz: Eines von mehreren Berner Arealen, wo es zu Gemüsediebstählen kam.

Jäten, aussäen, pflanzen – nach dem zwischenzeitlichen Winter-Comeback ist die Gartensaison in Berns Schrebergärten nun definitiv eingeläutet. Der Frost der letzten Wochen dürfte zwar vorbei sein, nicht aber der Frust der vergangenen Erntesaison.

«Im letzten Jahr wurde in unseren Familiengärten so viel gestohlen wie noch nie», meldet Stadtgrün Bern. Das Amt verpachtet auf 28 Stadtberner Arealen insgesamt 2000 Familiengarten-Parzellen. Diese sind so gefragt, dass aktuell 500 Personen auf der Warteliste für ein freies Gärtchen stehen. Nur eben: Offenbar sind auch deren Erzeugnisse begehrt.

Diebstähle machen «organisierten Eindruck»

Dass vereinzelt Gemüse wegkomme, habe es zwar immer schon gegeben, sagt Angela Losert, bei Stadtgrün verantwortlich für die Stadtgärten. «Aber zuletzt haben einige der Diebstähle einen organisierten Eindruck gemacht.»

Losert spricht von komplett abgepflückten Beerensträuchern, von teilweise leer geräumten Beeten. Vor allem auf einfach zu erntende Sorten wie Zucchini, Bohnen, Tomaten oder Gurken hätten es die Langfinger abgesehen. «Auch Kürbisse kamen kiloweise weg.»

Die Diebe haben es vor allem auf einfach zu erntende Sorten wie Zucchini, Bohnen, Tomaten oder Gurken abgesehen. Im Bild das Familiengartenareal Kleine Allmend.

Im Vergleich zu früheren Jahren hätten sich die Diebstähle nicht nur auf einige wenige Areale beschränkt, sondern seien praktisch überall vorgekommen. «Viele Pächter sind enttäuscht», sagt Losert. Im anfänglichen Frust hätten einige sogar angekündigt, ihre Gartenparzelle aufzugeben.

Georg Huber ist Präsident des Vereins für Familiengärten Sektion Bümpliz. Er hat auf dem Areal Bottigenmoos eine Gartenparzelle und bestätigt das Problem: «Leider bedienen sich vermehrt Leute in den Gärten.»

Selber sei er um keine Ernten betrogen worden. Als Präsident habe er aber mehrere Reklamationen von betroffenen Pächtern erhalten. «Ihnen wurden vor allem Zwiebeln, Tomaten und Gurken gestohlen.»

Viele Einbrüche in Gartenhäuschen

Die Gemüse-Diebstähle sind allerdings nicht das einzige Problem. Vermehrt wird auch in die Gartenhäuschen innerhalb der Schrebergärten eingebrochen. Alleine auf dem Schlossgutareal beim Schloss Holligen wurde über die Ostertage in fast ein Dutzend Gartenhäuschen eingebrochen, wie der dortige Pächter Christian Palm erzählt.

Christian Palm, Pächter auf dem Familiengartenareal Schlossgut, hat Anzeige erstattet, weil in sein Gartenhaus eingebrochen wurde.

«Bei mir haben sie eine Flasche Vieille Prune und einen Radio gestohlen», sagt er. Die zerschlagenen Scheiben hat er inzwischen ersetzt, allgemein sei der Schaden verkraftbar. Dennoch hat er Anzeige erstattet.

In der Vergangenheit hätten sich auf dem Areal zwar auch schon vereinzelt Leute – meist Obdachlose – Zugang zu Häuschen verschafft. «Die Einbrüche jetzt waren aber um einiges heftiger», sagt er. Die Kantonspolizei Bern bestätigt die Einbruchserie, es seien deswegen «mehrere Anzeigen» eingegangen.

Pächter fordern höhere Zäune

Über die Gemüse-Diebstähle führt Stadtgrün keine Statistik. Den eingegangenen Meldungen durch betroffene Pächterinnen und Pächter zufolge habe die Situation aber «einen neuen Grad erreicht», heisst es beim Amt. «Es wirft für uns Fragen auf», sagt Angela Losert.

Was die mögliche Täterschaft betrifft, tappt die Stadt im Dunkeln. Doch wie können solche Raubzüge künftig verhindert werden? Angela Losert spricht von einer gewissen Ratlosigkeit. Seitens einiger Pächter seien zwar schon Massnahmen wie höhere Zäune gefordert worden. Eine hermetische Abriegelung der Parzellen widerstrebe aber der Natur der Familiengärten. «Diese Areale sind öffentlich zugänglich und sollen das auch bleiben.»

Die Familiengärten – hier das Areal Kleine Allmend – sind meist nur einfach eingezäunt. Nun fordern einige Pächter wegen der Diebstähle höhere Zäune.

Georg Huber von den Familiengärten in Bümpliz glaubt derweil, dass Überwachungskameras helfen könnten. «Das hätte womöglich eine abschreckende Wirkung», sagt er.

Angela Losert von Stadtgrün stellt jedoch klar: «Wir sind nicht befugt, Überwachungskameras zu installieren.» Die Familiengartenareale als Ganzes seien der Öffentlichkeit zugänglich, auf den einzelnen Parzellen bestehe hingegen das Hausrecht der Pächterinnen und Pächter. «Es wäre daher an ihnen, eine Videoüberwachung auf ihren jeweiligen Parzellen umzusetzen.» Dies jedoch unter Einhaltung des Datenschutzgesetzes.

Kontraproduktives Übernachtungsverbot?

Losert appelliert an die Pächterinnen und Pächter, ihre Parzellen noch aktiver zu besuchen. «Je mehr Leute sich in den Gärten aufhalten, desto höher ist die soziale Kontrolle.» Auch dann sei man jedoch nicht vor Diebstählen gefeit, zumal sich diese meist nachts abspielten, wenn die Gartenareale verwaist sind. Denn: In Berns Schrebergärten darf nicht übernachtet werden.

Müsste man dieses Verbot allenfalls überdenken? Angela Losert verneint auch hier. «Das Verbot gibt es aus sicherheitstechnischen Gründen.» So habe es in der Vergangenheit einen Fall einer übernachtenden Person gegeben, die einem Brand zum Opfer gefallen sei.

In Bümpliz fände man es keine gute Idee, wegen der Diebstähle künftig das Übernachten auf den Arealen zu erlauben – aus Angst vor Partys.

Auch Garten-Pächter Georg Huber aus Bümpliz fände es keine gute Idee, wenn künftig auf den Arealen übernachtet werden dürfte. Das würde seiner Meinung nach bloss neue Konflikte schaffen. «In den Gärten würden dann noch mehr Partys gefeiert werden.»

Nicht immer kriminelle Energie im Spiel

Auch wenn das Problem mit dem geklauten Gemüse vorerst ungelöst bleibt: Nicht immer steckt hinter den dreisten Diebstählen auch tatsächlich kriminelle Energie. Das zeigt das Beispiel von Natascha Volgger.

Sie präsidiert die Familiengarten-Genossenschaft Thormannmätteli bei der Tiefenau an der Aare. Rotkohl, Sellerie, Randen: «Letztes Jahr kamen bei mir ganze Gemüseernten weg», erzählt sie. Am Ende stellte sich jedoch heraus: «Es war der Biber.»

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