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Analyse zur Video-KI SoraDiktiert bald die Maschine, was wir in Filmen und Serien sehen?

Ein Standbild aus einem fiktiven Filmtrailer, KI-generiert allein anhand einer kurzen Beschreibung.

«Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden», erkannte Science-Fiction-Schriftsteller Arthur C. Clarke. Was Sora tut, ist Magie im wörtlichen Sinn: Die neue Software von Open AI erzeugt bewegte Videos von bis zu sechzig Sekunden. Sie braucht dafür nur einige Instruktionen in Textform: Wie ein Zauberspruch, der aus dem Nichts eine detailreiche, farbenprächtige und bewegende Vision erschafft.

Das ist faszinierend und macht gleichzeitig Angst. Filmemacher fürchten Sora als Konkurrenz, der sie weder bei den Kosten noch der Produktionsgeschwindigkeit gewachsen sind. Manche Filmschaffende, wie die Schauspielerin Justine Bateman, sieht bereits die «KI-Apokalypse» aufziehen. Die werde «die Branche aushöhlen und Menschen arbeitslos machen», prophezeite sie im Magazin «Politico».

Was kommt da auf uns zu?

Auch manchen von uns Zuschauerinnen und Zuschauern ist die Sache nicht geheuer: Wie wird Sora das Angebot an Filmen und Serien verändern? Werden wir bald nur noch Produktionen aus dem Computer zu sehen bekommen, während sich Studios und Streamingplattformen über das gigantische Sparpotenzial freuen? Wer sich noch an die handgemachten Zeichentrickfilme erinnert, der sieht in den billigen, vom Computer animierten Serien aus dem Kinderfernsehen ein unheilvolles Präjudiz.

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Ohne Zweifel werden die künstlichen Videosequenzen schon bald zu unserem Alltag gehören. In den sozialen Medien werden wir uns nicht vor ihnen retten können. Sora wird auch bei Film- und Fernsehproduktionen zum Einsatz kommen. Aber – und davon bin ich überzeugt – nicht als kreative Leiterin, sondern als Handlanger. Sora wird zu einem hervorragenden Brainstorming-Instrument werden und beim Entwickeln der Szenen helfen.

Hundefilme für Katzenliebhaber

Es wird sicherlich neue Anläufe für interaktive Produktionen geben, bei denen das Publikum die Handlung beeinflussen kann. Und ich würde mich nicht wundern, wenn Varianten für bestimmte Zuschauergruppen entstehen werden: «Sie mögen Hunde nicht? Dann sehen Sie sich ‹101 Dalmatiner› in der Variante für Katzenliebhaber an!»

An die KI als Ersatz für Regisseurin, Filmschauspieler, Kostümbildnerinnen und Bühnenbildner glaube ich nicht. Ein Indiz dafür sehe ich in der Übersättigung, die nach einem Jahr mit KI-Bildern bereits einsetzt. Oliver Reichenstein hat sie vor ein paar Tagen in einem Blogpost auf den Punkt gebracht: Die «KI-Bilder seien die neuen Stockfotos», sagt der Schweizer Designer, der mit viel Gespür für die Alltagstauglichkeit Software entwickelt: Die künstlich generierten Werke seien Dutzendware. Wir erkennen sie leicht wieder, weil sie sich allesamt ähneln, Emotionen vermissen lassen und in die Welt hinausrufen: «Ich bin ein Klischee!»

Links das Bild, das die KI zum Stichwort «Body Snatcher» erzeugt hat, und rechts ein Standbild aus dem Science-Fiction-Film «The Body Snatchers» («Die Körperfresser kommen»). Die künstliche Variante ist noch nicht einmal lustig, meint der Design-Experte.

Ein gutes Bild erzählt eine Geschichte, davon ist Reichenstein überzeugt; und genau das muss jede Fernsehserie und jeder Kinofilm tun, denn ein paar visuell eindrückliche Sequenzen aneinanderzureihen, ist nicht abendfüllend.

Der innere KI-Detektor

Wir kommen nicht umhin, unser Auge und unser Gespür für die falschen Bilder und Videos zu schulen. Wir brauchen die Fähigkeit, das Echte vom Unechten unterscheiden zu können, um uns gegen Fake-Bilder und Fake-Videos zu wappnen. Das ist ein grosses Problem von Sora, selbst wenn Open AI Massnahmen gegen derlei Missbrauch versprochen hat. Dieser innere KI-Detektor ist auch unverzichtbar, damit wir unsere Zeit nicht mit einem von Chat-GPT verfassten E-Book vertrödeln und versehentlich eine Retorten-Serie streamen.

Wer weiss, was Sora sonst noch mit sich bringt. Vielleicht ein neuer Frühling fürs Theater? Mich würde nicht wundern, wenn sich manche Menschen bei all der künstlichen Bildgewalt wieder nach dem Puderduft und Schauspielerschweiss einer Kleinkunstbühne sehnen.