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Ukraine-BlogHeftige Angriffe auf Odessa – darum hat es Putin auf die Hafen­stadt abgesehen

Bei einem Angriff am Montag wurde das Gebäude einer Rechtsfakultät in Odessa in Brand gesetzt.

Erneut wurde Odessa Ziel eines grossen russischen Angriffs: Am Mittwoch trafen mehrere russische Raketen die ukrainische Hafenstadt. Bei der Attacke ging ein Postdepot in Flammen auf. Rettungskräfte kämpften stundenlang gegen den verursachten Grossbrand, wie Videoaufnahmen zeigen. Mindestens 14 Personen wurden dabei verletzt.

Aktuell gibt es fast täglich russische Angriffe auf Odessa. Am Montagabend wurden bei einer Attacke auf den Hafen mindestens 6 Menschen getötet, mindestens 30 Personen wurden verletzt – darunter eine schwangere Frau und zwei Kinder. Bilder des Angriffs zeigen leblose Körper, die entlang der Uferpromenade liegen.

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Die Ukraine wirft Russland vor, bei der Attacke vom Montag Streumunition verwendet zu haben. «Die Russen feuerten eine ballistische Rakete mit Streumunition auf einen der beliebtesten Orte der Einwohner und Besucher von Odessa ab, wo die Menschen mit ihren Kindern und Hunden spazieren gingen und Sport trieben», sagte Oleh Kiper, der Leiter der Militärverwaltung in der Region, auf Telegram.

Geächtete Waffe

Der Einsatz des Sprengkörpers wird von Menschenrechtsorganisationen scharf verurteilt: Bei der Explosion zerspringt das Geschoss in Dutzende kleinere Sprengkörper. Zurück bleibt ein Minenfeld mit Blindgängern, das insbesondere für Zivilisten und Zivilistinnen eine grosse Gefahr darstellt.

Der ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Kostin sagte, die russischen Militärs hätten aus nur einem Grund diese Waffe eingesetzt: «Um so viele ukrainische Zivilisten wie möglich zu töten.»

Ob tatsächlich Streumunition eingesetzt wurde, konnte nicht unabhängig geprüft werden. Konrad Muzyka, Militäranalyst bei Rochan Consulting in Polen, sagte gegenüber der US-amerikanischen Zeitschrift «The New York Times», die Explosionen seien offenbar durch Streumunition verursacht worden. An der Front wird die Waffe von beiden Seiten eingesetzt. Der Entscheid von US-Präsident Joe Biden, der Ukraine die geächtete Waffe zu überlassen, hatte vergangenen Juli grosse Kontroversen ausgelöst.

Wieso steht Odessa im Fokus Russlands?

Für die Ukraine ist die Hafenstadt wirtschaftlich wichtig. Odessa besitzt den grössten Güterhafen des Landes. Dieser war vor dem Krieg der Hauptumschlagplatz für Import- und Exportwaren, die über das Schwarze Meer transportiert wurden. Etwa 70 Prozent der gesamten Ein- und Ausfuhren wurden auf dem Seeweg abgewickelt, davon 65 Prozent über den Hafen von Odessa.

Der Grossteil des Getreides, das die Ukraine ins Ausland verschifft, wird über den Hafen im Süden des Landes abgewickelt. «Dank mutiger Geschäftsleute halten wir den täglichen Export aufrecht», sagte die stellvertretende Infrastrukturministerin der Ukraine, Oleksandra Azakhina, Ende März gegenüber der «Deutschen Verkehrs-Zeitung». Russland kenne die Wichtigkeit dieser Transportkorridore und greife darum «quasi täglich» an, so Azakhina.

Enge Verknüpfung zu Russland

Odessa, die drittgrösste Stadt der Ukraine, hat historisch eine wichtige Bedeutung für Russland. Sie wurde 1794 unter der Herrschaft der russischen Zarin Katharina der Grossen gegründet. Im 19. Jahrhundert erlebte Odessa eine Blütezeit und entwickelte sich zu einer kulturellen und wirtschaftlich bedeutenden Hafenstadt.

Die Stadt wurde schliesslich am 24. August 1991 Teil der unabhängigen Ukraine, als die Ukraine ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion erklärte. Viele Bewohner und Bewohnerinnen identifizieren sich mit der europäisch-gerichteten Politik der Ukraine: Als Russland etwa 2014 die Halbinsel Krim annektierte, solidarisierte sich ein Teil der Bevölkerung mit der proeuropäischen Maidan-Bewegung.

Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen prorussischen Protestlern und Anhängern der proeuropäischen Maidan-Bewegung starben am 2. Mai 2014 in Odessa 48 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt.

Odessa steht «für das expandierende Zarenreich»

Für Präsident Wladimir Putin, der Russland nach eigenen Worten zu alter Stärke zurückführen will, sei Odessa von Bedeutung, sagte Guido Hausmann, Arbeitsbereichsleiter Geschichte am Regensburger Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), gegenüber dem Radiosender Deutsche Welle.

Gemäss Hausmann steht die Stadt nämlich «für das expandierende Zarenreich, für das Russland, das zu einer Grossmacht wird und auf das Schwarze Meer und den östlichen Mittelmeerraum ausgreift».

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