Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Der Weg zum KI-Sommerhit (1/6)Tag 1: Liebe KI, gib uns die Formel für den musikalischen Erfolg!

Strandfeeling, Ukulele und Kate Bush: So stellt sich die künstliche Intelligenz einen Sommerhit vor.

Die Musikwelt ist gerade furchtbar in Aufregung: Musikerinnen und Musiker befürchten, dass bald Schluss sein wird mit Künstlertum und Tantiemen. Weil nämlich das immer bekannter werdende unbekannte Ding namens künstliche Intelligenz in absehbarer Zeit den Musikbetrieb übernehmen und die Tonspur des Lebens mitschreiben werde. 

Die Nervosität wird angestachelt von offenbar KI-generierten Liedern im Stil von Weltstars wie Drake oder The Weeknd, von denen erste Fans behaupten, dass sie besser klingen als vieles, was diese beiden jemals mit ihrer eigenen Intelligenz erschaffen haben. Und so ist in der Branche der tonalen Kunst gerade nichts mehr, wie es einmal war. So viel können wir vorwegnehmen: Es wird tatsächlich auch künftig nichts mehr so sein, wie es einmal war. 

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Grund genug, einmal zu testen, was diese künstliche Intelligenz musikalisch momentan wirklich so draufhat. In dieser kleinen Serie machen wir uns daran – man will sich ja hohe Ziele setzen –, den Sommerhit 2023 zu produzieren. Oder besser gesagt: Wir weisen die künstliche Intelligenz an, dies für uns zu tun, und protokollieren das Geschehen in einer Art Tagebuch. 

Die KI spricht, wenig überraschend, von «einprägsamen Melodien» und rät zum Einsatz von apartem Instrumentarium.

Der erste Schritt dazu ist folgerichtig, dass wir uns bei der viel gerühmten KI erkundigen, wie so ein Sommerhit denn überhaupt zu klingen hat. Und die künstliche Intelligenz hat da ziemlich klare Vorstellungen: Chat-GPT spricht, wenig überraschend, von «einprägsamen Melodien» und rät zum Einsatz von apartem Instrumentarium, «wie zum Beispiel Gitarren, Ukulelen, Steeldrums, Trommeln oder anderen exotischen Instrumenten». Die künstliche Intelligenz verspricht sich dadurch eine «sommerliche Atmosphäre». 

Noch sachdienlicher ist die KI-Websuche auf Bing. Ihr Rat: Man halte sich idealerweise an die Machenschaften lateinamerikanischer Popstars wie J Balvin oder Bad Bunny, man bedenke, dass Trap im Moment der angesagteste Musikstil der Welt sei, man halte den Song kurz, flechte «einen Sommersound» wie Meeresrauschen oder Vogelgezwitscher hinzu – und man solle doch eine Sommerhit-2022-Playlist zurate ziehen, um zu sehen, was so funktioniere. 

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Mein Computersachkenner Steff, der für dieses Experiment als Beistand engagiert worden ist, rümpft die Nase. In seinem schlecht belüfteten Musik- und Computerkeller forscht er im richtigen Leben eher im Gebiet der elektronischen Trance-Musik als an lateinamerikanischem Sommer-Liedgut. Aber er ist willig, der KI zu gehorchen. Zum Beweis setzt er zu einem spontanen Vortrag an der studioeigenen Tafel an. Bald kritzelt er Kurven, Formeln und Netzwerke auf das Board, referiert über Vektoren und neuronale Netzwerke und versucht mir dergestalt den Unterschied zwischen künstlicher Intelligenz und Algorithmen zu erklären. Viel verstanden habe ich von seiner Ansprache zwar nicht, doch er wollte noch einmal unterstreichen, dass unsere Bemühungen dahin gehen sollten, die KI möglichst selbstständig musizieren zu lassen. 

Leicht mulmig zumute

Steff ist einer, der schon Computer bedienen konnte, als sich mit diesen nur ziemlich unnütze Dinge anstellen liessen, wie zum Beispiel das Abhören von irgendwelchen Sendeanlagen oder das Spielen sehr eindimensionaler Games. Nun sitzt er in einem Studio voller blinkender Gerätschaften, verbringt seine Ferien ganz gern in der virtuellen Welt und verkörpert in diesem Experiment den Part des uneingeschränkten Fortschrittgläubigers. 

Und doch kommt auch ihm dieser momentane KI-Schub ein kleines bisschen unheimlich vor: «Wofür brauchen wir künftig überhaupt noch Bundesräte, wenn diese künstliche Intelligenz bald in allen Dossiers kundiger ist und für jedes Problem bessere Lösungen hat?», sinniert er in einer Studiopause und schaut drein wie einer, dem ob seiner eigenen Frage gerade leicht mulmig wird. 

Sklaven der höheren Intelligenz: Ane Hebeisen und Stefan Fuhrer lassen die KI für sich musizieren. 

Pause vorbei. Und wir machen uns auf, dieser höheren Intelligenz bedingungslos zu folgen. Also ziehen wir, wie befohlen, die Liste der meistgestreamten Songs des Sommers 2022 zurate und stossen dort auf Kate Bushs «Running Up That Hill», das neben einem ganzen Konglomerat von Reggaeton-Sonnenschlagern des Streaming-Weltmeisters Bad Bunny aus Puerto Rico auf den obersten Positionen thront. Es scheint also etwas dran zu sein, am Rat, auf die Latinos zu schielen. 

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Und so bringt uns die KI zu folgender hübschen Sommerhit-Rezeptur: Wir brauchen einen knackigen Reggaeton-Beat mit Trap-Einschlag, dem wir künstlich erzeugtes Meeresrauschen beifügen. Irgendwo muss eine Ukulele zu hören sein, und das Ganze sollte eine leicht melancholische Kate-Busheske 80er-Jahre-Note enthalten. 

Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Auf uns wartet eine Prüfung, die uns noch allerhand musikalischen Kummer bereiten wird.

Folge zwei: Die künstliche Intelligenz erleidet einen Hirnschlag