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Schweizer NationalteamWarum jetzt mit Murat Yakin alles wieder gut werden soll

«Der Trainer trainiert. Und der Direktor ist Direktor»: Pierluigi Tami (r.) zur Zusammenarbeit mit Murat Yakin.

So schnell geht es also. Vor dem Heimspiel gegen Kosovo hat Pierluigi Tami Angst, dass die Schweizer Fussballer die Europameisterschaft 2024 verpassen könnten.

Der Direktor der Nationalmannschaften sieht, dass bei den Spielern «Kopf, Beine und Herz» nicht im Einklang sind. Er stellt fest, dass «Energie» fehlt und «die letzte Überzeugung». Er fürchtet sich vor einer «Negativspirale».

Die Eindrücke sind so stark, dass Tami selbst nach erreichter Qualifikation offenlässt, ob die Schweiz mit Nationaltrainer Murat Yakin an die Endrunde in Deutschland reisen wird.

Viele Fragen bleiben offen

Dann kommt es ein paar Tage später zum Gespräch mit Yakin. Und plötzlich ist Tami überzeugt, dass der bisherige Trainer weiterhin der richtige ist. Warum? Das versucht Tami eine Woche nach dem Ende der Qualifikationskampagne zu erklären. Er nimmt sich viel Zeit – und doch bleiben viele Fragen offen.

Weil er zwar immer wieder betont: «Wir müssen etwas verbessern.» Aber dann keinen einzigen Punkt nennen mag, der konkret umgesetzt wird. Vielleicht wird Assistenztrainer Vincent Cavin ausgetauscht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht kommt ein weiterer Assistenztrainer dazu, vielleicht ein Teammanager.

Das Kader soll verjüngt werden. Aber wohl nur auf den Positionen Nummer 19 bis 25, die laut Tami an grossen Turnieren sowieso nie spielen. Yakin habe «klare Ideen» präsentiert, erzählt Tami: «Aber die will ich nicht öffentlich besprechen. Das müssen wir erst intern kommunizieren.»

Yakin gibt plötzlich Probleme zu

Am Ende scheinen drei Punkte den Ausschlag für Yakin gegeben zu haben. Der wichtigste: Der 49-Jährige hat Tami gegenüber das getan, was er in der Öffentlichkeit stets vermieden hat. Er hat das Offenkundige anerkannt: dass es Probleme gibt in dieser Nationalmannschaft. Weil er das zugegeben hat, vertraut Tami darauf, dass er sie auch lösen kann. Und dass Yakin nicht selber das Problem ist.

Zweitens hält sich der Schweizerische Fussballverband daran fest, dass sein Trainer alle festgelegten Ziele erreicht hat: WM-Qualifikation, WM-Achtelfinal, Klassenerhalt in der Nations League, EM-Qualifikation. «Der Verband ist ein seriöses Unternehmen», sagt Tami, «der Trainer hat die Vorgaben erfüllt. Wir lassen nicht einen Mitarbeiter zu Hause, nur weil es im Moment Dinge gibt, die wir verbessern müssen.»

Und schliesslich hat für Yakin auch gesprochen, dass niemand eine Garantie abgeben kann, dass es mit einem anderen Trainer besser würde.

Kein Wort hat Tami mit den Spielern geredet

Gar keinen Einfluss sollen die Spieler gehabt haben. Mit keinem einzigen will Tami geredet haben vor der Entscheidung, ob die Schweiz mit Yakin an die EM reist. Was Aussenstehende überraschen mag, ist für Tami logisch: «Spieler entscheiden nicht, ob der Trainer bleibt oder geht. Spieler spielen. Der Trainer trainiert. Und der Direktor macht den Direktor.»

Das ist seine Sicht, wie das Nationalteam funktionieren soll. Und wenn Spieler zu ihm kommen, um sich über sportliche Dinge zu unterhalten, wie das immer wieder geschieht, dann sagt er: «Darüber musst du nicht mit mir reden. Geh zu Murat, der hat ein offenes Ohr.»

Ob das der richtige Umgang ist mit einer Mannschaft, aus der es Signale gibt, dass das Verhältnis zwischen Trainer und Führungsspielern immer wieder von Irritationen geprägt ist?

Für Tami schon. Er sagt: «Wir haben eine sehr einfache Mannschaft, überhaupt nicht kompliziert.» Oder: «Ein Team, das nicht hinter dem Trainer steht, spielt nicht so dominant wie wir.»

Tami sieht keine Probleme zwischen Yakin und Xhaka

Zum Verhältnis zwischen Yakin und Granit Xhaka erzählt er, wie er die Situation nach dem 2:2 in Pristina erlebt hat. Am Tag nach Xhakas Fundamentalkritik («im Training war kein Rhythmus, wir haben gespielt wie in einem Park») sei er mit Trainer und Captain zehn Minuten an einen Tisch gesessen.

Erst habe er Xhaka gesagt, die öffentliche Kritik sei ein Fehler gewesen. Dann Yakin, er müsse entscheiden, ob er zusammen mit Xhaka ins Andorra-Spiel gehen könne. Schliesslich hätten die beiden ohne ihn geredet. Nach 30 bis 45 Minuten habe er die Rückmeldung erhalten, dass alles ausdiskutiert sei: «Seither habe ich nie mehr von einem Problem gehört.»

Wenn Spieler sich also über sportliche Dinge mit Tami unterhalten wollen, schickt er sie zum Trainer. Und wenn dieser Trainer dann von Tami gefragt wird, ob er alles im Griff habe, sagt er Ja. Woraus folgt, dass eigentlich alles in Ordnung ist.

Ausser dass natürlich nicht alles in Ordnung sein kann, wenn man in einer Gruppe mit den Weltnummern 43, 75, 95, 101 und 163 um die EM-Qualifikation zittert.

Aber Tami ist offenbar überzeugt, dass Yakin jetzt besser reagieren wird als auf die Turbulenzen nach dem 1:6 gegen Portugal im WM-Achtelfinal, die der Trainer einfach negiert hat. Und besser auch als auf die Negativspirale in der EM-Qualifikation, von der Yakin bis vor ein paar Tagen ebenfalls nichts wissen wollte.

Der erste Realitätscheck folgt im März, wenn die Vorbereitungsspiele für die EM anstehen. Vorher aber reist die Schweizer Delegation nach Hamburg, wo am Samstag die Gruppen ausgelost werden. Wunschgegner hat Tami keine: «Ich bin einfach froh, sind wir überhaupt in Hamburg dabei.»

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