Gastrokritik Mezze de Beirut – Ein Hauch Libanon in Bern

Falafel statt Käsekuchen: Am Eigerplatz hat das Mezze de Beirut das Kultlokal Calypso abgelöst.

Simone Klemenz

Publiziert: 01.05.2024, 06:24

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Vor ein paar Monaten wurde hier noch geraucht, es liefen die Hits längst vergangener Jahrzehnte und Schlager. Das Lokal war ein Sammelsurium an Möbeln und Menschen: Die Rede ist von der Kultbeiz Calypso am Eigerplatz.

Unterdessen ist das Calypso Geschichte, gegessen und getrunken wird an der Mühlemattstrasse 62 aber noch immer. Statt Schlager laufen nun orientalische Beats, statt auf Retro setzen die neuen Gastgeber auf eine moderne Einrichtung.

Das Mezze de Beirut hat im März das Calypso abgelöst und wird von jenem libanesischen Ehepaar geführt, das bisher das Allresto Beirut im City-West-Komplex betrieben hat.

Kulinarisch ist der Name Programm, die Betreiber versprechen auf der Website eine «authentisch libanesische Küche». Auf der Karte finden sich denn auch alle Klassiker: Hummus, Falafel, Schawarma, Tabouleh.

Es ist Dienstagabend, und die Einkehrerinnen trudeln gegen 21 Uhr im Lokal ein. Es teilt sich in zwei Bereiche, während der eine leer ist, herrscht im anderen reges Treiben. Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist die Ausstattung im Mezze de Beirut recht nüchtern gehalten, die petrolfarbenen Stühle verleihen dem Ganzen etwas Leben.

Da sich das Wetter an diesem Abend noch von seiner kalten Seite zeigte, hätte sich die Einkehrerin zur Vorspeise gerne eine Linsensuppe (9.50 Franken) gegönnt. Allerdings ist diese – wie auch die Karotten-Ingwer-Suppe – schon ausverkauft. Da als Hauptspeise ein vegetarischer Mezzeteller folgen soll, meint die Bedienung, dieser sei sowieso so gross, dass eine Suppe als Einstieg wohl zu viel wäre.

Wir folgen dem Rat und starten bescheiden mit einem Cüpli (9.50 Franken). Es sprudelt schön, könnte jedoch etwas kühler sein. Weiter führt die Karte auch eine Auswahl libanesischer Weine auf.

Der bald darauf servierte Mezzeteller besteht aus neun verschiedenen kalten und warmen Vorspeisen und eignet sich deshalb ganz gut, um sich einmal quer durch die Menükarte des neuen Lokals zu testen.

Vielversprechend sehen die beiden Falafel-Bällchen aus. Sie sind aus Kichererbsen und Bohnen gemacht und werden von einer Sesamsauce begleitet. Die knusprige Hülle umgibt ein Inneres, das – wie so oft bei Falafel – nicht unter Trockenheit leidet. Das Bild trügt also nicht, die inneren Werte stimmen.

Ebenfalls Gefallen findet die Testesserin am Baba Ghanoush, einem Auberginenmus, das schön cremig und leicht rauchig daherkommt. Auch die frittierten Kartoffelwürfel vermögen mit ihrer Schärfe zu überzeugen.

Etwas abfallen tun die mit Reis, Tomaten und Petersilie gefüllten Weinblätter. Sie schmecken zu säuerlich. Auch die mit Fetakäse gefüllten Teigrollen vermögen nicht zu überzeugen, kommen sie doch gar fad daher.

Die Begleitung entscheidet sich für einen Mezzeteller mit Fleisch. Hier kann ein Fleischspiess gewählt werden. Das Poulet stammt aus Brasilien, das Lamm aus Neuseeland, Kalb und Rind aus der Schweiz. So schreiben es die Gastgeber auf ihrer Karte. Den bestellten Rindsspiess bewertet die Begleitung als gut durch und auch vom Geschmack her überzeugend.

Ansonsten enthält die Fleischvariante des Mezzetellers einzig noch ein weiteres Mezze mit Fleisch. Alles andere deckt sich mit der vegetarischen Variante. Für einen echten Fleischliebhaber ist das Ensemble etwas knapp bemessen.

Die Bedienung sollte recht behalten, wir schaffen beide den Teller nicht ganz und nehmen die übrigen Speisen in einem Doggy Bag mit. Dass die Stunde bereits fortgeschritten ist, merken wir nicht nur an der Uhrzeit selbst, sondern auch daran, dass sich das Lokal langsam leert und es nach Putzmittel riecht.

Wir schliessen den Abend daher simpel mit einem Tee ab. Auf der Karte stünden aber auch hausgemachte Baklava (10.50 Franken) und andere für den Nahen Osten typische Dessertkreationen zur Auswahl.

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