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Rekordpreis an US-AgrarmarktWegen Hurrikans und Krankheit: Orangensaft ist weltweit knapp

Eine der schlechtesten Ernten seit den 1940er-Jahren: In Florida, wo die Gelbe Drachenkrankheit grosse Teile der Plantagen absterben lässt, werden reife Orangen auf einen Transportwagen gepackt.

Seit Monaten steigt an den Rohstoffbörsen der Preis für Orangensaft. Auch diese Woche. Der Preis für ein Pfund respektive 450 Gramm Tiefkühl-Orangensaftkonzentrat lag am Donnerstag bei 3,34 US-Dollar: ein neuer Rekordwert. Bereits Ende Juli hatte er kurzzeitig 3,31 Dollar erreicht – so viel wie bis dahin noch nie. 

Der Verband der deutschen Fruchtsafthersteller warnte schon damals: «Wir befinden uns in der schwierigsten Situation seit mehr als fünfzig Jahren.» Zu den Ernteausfällen in den USA kämen «historisch niedrige Lagerbestände in Brasilien». Die Verfügbarkeit von Orangensaftkonzentrat sei «massiv eingeschränkt».

Maschine für frisch gepressten Saft steht still

Nun zeigen sich erste Auswirkungen in der Schweiz. In Alnatura-Filialen ist die Pressmaschine für Frischsaft ausgeschaltet. Die Bio-Saftorangen fehlten infolge extremer Wetterereignisse, steht auf einem Schild.

Wenn Orangen auf dem Weltmarkt knapp sind, sind solche in Bioqualität noch rarer. Normalerweise werde im Juni und im Juli von spanischer auf südafrikanische Ware gewechselt, erklärt eine Sprecherin der Migros-Genossenschaft Zürich, die mit Alnatura kooperiert. Auch Südafrika habe mit kleinen Erntemengen und Unwettern zu kämpfen. Zur Überbrückung sollen Orangen aus Griechenland dienen, doch diese sind laut der Sprecherin tendenziell teurer. Deshalb müsse bei Alnatura «voraussichtlich mit Preisanpassungen gerechnet werden».

Plantage in Florida: Bis zu 60 Prozent geringer soll die Orangenernte im US-Bundesstaat dieses Jahr ausfallen.

Orangensaft respektive Orangensaftkonzentrat als Standardqualität wird in den USA an der Börse gehandelt. Der europäische Markt orientiert sich an diesen Preisen. Rund 90 Prozent des Orangensafts und des Konzentrats für die Fruchtsaftindustrie kommen per Schiff aus Brasilien. Die Ware wird zum grössten Teil in Rotterdam umgeschlagen.

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Auch Schweizer Firmen, die Orangensaft verarbeiten, müssen mehr dafür bezahlen. Die Migros hat bislang die Preise an der Ladenkasse nicht erhöht. Sie gibt an, dass sie in den nächsten Wochen «wohl an den aktuellen Preisen festhalten kann». 

Bei Coop hingegen haben erste Produkte aufgeschlagen. Eine kleine Flasche Andros-Orangensaft kostet neu 2.40 statt 2.30 Franken. Bei den grösseren Flaschen Andros-Saft habe es keine Preiserhöhung gegeben, sagt Sprecherin Melanie Grüter. Grundsätzlich prüfe Coop Preisforderungen seitens der Lieferanten «sehr genau» und gebe diese nur weiter, «wenn es absolut unvermeidbar ist». 

Bei Andros-Orangensaft hat Coop die Preise erhöht. 

Dies mit gutem Grund: Neben Orangensaft gibt es in Supermärkten viele andere Fruchtsäfte. Zwar trinken Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt 5,92 Liter Orangensaft im Jahr. Doch sie dürften rasch auf Alternativen ausweichen, wenn ihnen der Orangensaft zu teuer wird.

Bei Preiserhöhungen im Detailhandel dürfe es aber nicht zu «Gierflation» kommen, sagt Oliver Classen von der Nichtregierungsorganisation Public Eye. «Erhöhen die Detailhändler die Preise, dürfen sie dies nicht ungerechtfertigt tun – also bloss um ihre eigene Marge zu verbessern.»

Schlechte Ernten in Brasilien und in den USA

Dass Orangen derzeit so knapp sind, liegt vor allem an den schlechten Ernten in Brasilien – weltweit der grösste Produzent von Orangensaftkonzentrat. Die Lager seien in den letzten Jahren immer weniger gut gefüllt gewesen, im Juni seien sie praktisch auf null gesunken, heisst es beim Verband der deutschen Fruchtsaftindustrie. Nun zeichne sich ab, dass auch die aktuelle Ernte schwach ausfallen werde. 

Für die USA, ebenfalls ein wichtiger Produzent von Orangen, gehen Experten von einem sehr grossen Ernteausfall aus – infolge von Hurrikans. Dazu kommt die Ausbreitung der Gelben Drachenkrankheit, die Wachstum und Fruchtbildung stark beeinflusst.

Betroffen ist insbesondere Florida. Die Behörde für Zitrusfrüchte hatte bereits mit einem Rückgang um 51 Prozent gerechnet. Nun heisst es, dass es in diesem Jahr wohl 60 Prozent weniger Orangen geben werde, schreibt die «Süddeutsche Zeitung».

Schweizer Firma unter den Grossen im Orangenhandel

In der Schweiz werden keine Orangen angebaut. Dennoch gehört das Land zu den bedeutenden globalen Handelsplätzen. Rund 15 Prozent des weltweiten Orangensaftgeschäftes läuft gemäss Public Eye über die Schweiz. Hier sitzt eine der drei wichtigsten Rohstofffirmen, die mit der Zitrusfrucht handeln: die Louis Dreyfus Company (LDC).

Gemäss Public Eye kontrolliert LDC zusammen mit zwei brasilianischen Firmen drei Viertel des globalen Orangenmarktes. Die Firma mit Sitz in Genf handelt nicht nur mit Orangensaft, sondern besitzt auch Orangenplantagen und Firmen, die den Saft herstellen.