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Kritik an UniversitätenForschende sind geradezu aufgerufen zum «politischen Aktivismus»

Hauptgebäude der Uni Bern mit Baugerüst. Die Akademien würden zu stark eingegrenzt, findet der emeritierte Professor Paul Messerli.

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Über 1000 Personen aus der Akademie wenden sich in einem offenen Brief an ihre Leitungsgremien und die Medien. Sie äussern darin ihre Sorge um die Forschungsfreiheit, die sie durch Druck aus der Öffentlichkeit auf Lehre und Forschung bedroht sehen.

Dabei appellieren sie an die Universitätsleitungen, auf Selbstzensur zu verzichten, und fordern die Medien auf, differenziert und aufklärend über Forschungsgebiete zu berichten, die sich kritisch mit Machtstrukturen, gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen und sozialen Ungleichheiten befassen.

Humanwissenschaften werfen Schuldfragen auf

In der aufgeheizten Situation der aktuellen Auseinandersetzungen um Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung von Minderheiten, die sich bis in die Schulen auswirken, stehen besonders die kritischen Humanwissenschaften im Fokus. Diese forschen zu den Gründen und Folgen sozialer Ungleichheit und zu allen Formen sozialer Diskriminierung, die im Widerspruch zur Würde aller Menschen stehen.

Dabei hinterfragen die Humanwissenschaften weitherum verbreitete Meinungen. Oft werfen die Ergebnisse solcher Forschung Fragen zur historischen und aktuellen Schuld auf, die es dann gesellschaftlich und politisch zu verarbeiten gilt, was nicht selten in Anfeindungen und Infragestellung der kritischen Humanwissenschaften mündet.

Vor dem Hintergrund einer Gesellschaft, die sich zunehmend einer faktenbasierten Wirklichkeitswahrnehmung verweigert und sich unter dem Einfluss der sozialen Medien in Meinungsgemeinschaften flüchtet, ist diese Entwicklung allerdings nicht besonders erstaunlich.

Wissenschaftsfreiheit muss verteidigt werden

Nach Art. 20 der Bundesverfassung gilt nun aber sehr klar die «Wissenschaftsfreiheit in Lehre und Forschung». Dieses Grundrecht gilt es zu verteidigen.

Wenn nun Forschungsthemen von aussen infrage gestellt oder kritisiert werden, sind zwei grundsätzliche Reaktionen möglich. Zum einen der Rückzug in den Elfenbeinturm, verbunden mit dem Hochziehen von Schutzwällen durch die akademischen Leitungsorgane.

Die kommunistische Organisation «Der Funke» an einer Protestveranstaltung gegen den Krieg in Gaza beim Uniareal Von Roll in Bern im vergangenen März.

Zum andern der Weg in die Offensive, wie es einer offenen Universität ansteht. Wissenschaft muss nach aussen klar kommunizieren, welchen Regeln und Massstäben der Wissenschaftsbetrieb folgt, und sie muss sich erklären, weil viele Forschungsthemen nicht verstanden werden.

Dies umso mehr, je näher der Forschungsgegenstand bei der politischen Auseinandersetzung liegt. Es darf aber nicht sein, dass aus Selbstzensur solche Forschungsthemen von der Agenda verschwinden, um die öffentliche Auseinandersetzung zu vermeiden.

Der «Bund» vom 4. April 2024 wirft die Frage auf, ob an den Universitäten noch «Wissenschaft oder schon Aktivismus» betrieben wird. Darauf ist differenziert zu antworten. Wem die Lehrbefähigung zuerkannt und die Lehrberechtigung zugesprochen wird, geht die Verpflichtung ein, die Vielfalt der Lehrmeinungen zu einem bestimmten Thema zu diskutieren, seine eigene Position der Kritik der andern zu exponieren und sie in diesem Licht zu begründen.

Raus aus dem Elfenbeinturm

Nur so lässt sich die Wissenschaftsfreiheit glaubwürdig verteidigen. Politische Agitation, also das Werben für weltanschauliche und politische Positionen, hat keinen Platz an der Universität, sehr wohl aber die kritische Beleuchtung dieser Positionen auf dem Hintergrund wissenschaftlicher Erkenntnisse.

Zum politischen Aktivismus, verstanden als persönlicher Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in Politik, Verwaltung und Gesellschaft, sind Vertreter und Vertreterinnen der Akademien geradezu aufgerufen.  Denn damit treten sie aus dem Elfenbeinturm, suchen den Dialog und stellen sich in den Dienst der Gesellschaft.

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