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Ortasee im PiemontGeheimtipp im Geniesser-Eldorado

Blick auf die kleine Isola San Giulio: Der Ortasee ist ein idealer Ort für Ruhesuchende, Naturliebhaber und Gourmets.

Etwas wehmütig wird man, wenn der Monte San Giorgio im Rückspiegel verschwindet. Die hügelige Landschaft rund um den Luganersee zählt zu den schönsten Regionen der Schweiz. Noch einmal hinunterschauen auf die imposante Szenerie und dann mit dem Auto weiterfahren in Richtung italienische Grenze. Aber als man etwas mehr als eine Stunde später den Ortasee in der Mittagssonne schimmern sieht, ist die Tessin-Sehnsucht verflogen. Auf schmalen Strassen gehts das Wasser entlang Richtung Orta San Giulio, dem Schmuckstück der Gegend am wenig besiedelten Ufer.

Die kleine Stadt mit der malerischen Piazza direkt am Hafen ist das touristische Herz am Ortasee, wenn man überhaupt von einem solchen sprechen kann. Verglichen mit dem nahen Lago Maggiore ist der Ortasee deutlich weniger erschlossen und von Touristen frequentiert. Für Leute aus der Deutschschweiz, die seit der Jugend die dicht besiedelten Seeufer im Tessin gewohnt sind, ist das bemerkenswert. So viel eindrückliche Natur und so wenig Leute.

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Aber wer hier Hotels betreibt, hätte gerne mehr Kundschaft. Zwei aus der Branche sind die Brüder Giancarlo und Matteo Primatesta, Architekten und Inhaber des kleinen Resorts La Darbia in den steilen Hängen oberhalb von Orta San Giulio. Beim Nachtessen im hoteleigenen Feinschmeckerrestaurant Cantina La Darbia kommt beim dritten Glas piemontesischem Nebbiolo die Rede auf dieses Thema. 

Einladend: Das Hotel La Darbia liegt etwas oberhalb von Orta San Giulio.

«Manchmal machen die Leute hier für ein paar Tage halt und sagen dann, sie reisten nun ins Piemont weiter», wundert sich Matteo. «Dabei sind wir hier längst im Piemont.» Irgendwie falle die Gegend am Fusse der Alpen, im nordöstlichen Teil des Piemonts, durch die touristischen Maschen. Zu Unrecht, wie sich sehr bald zeigen wird. 

Freier Tisch direkt am See 

Die fehlende Wahrnehmung heisst nicht, dass es in der Ortschaft am See keine Shops mit Souvenirs und Aperol Sprizz zur Happy Hour gäbe. Es ist nur so, dass solche Angebote hier nicht überhandnehmen, im Gegensatz etwa zu den Dörfern und Städtchen am Lago Maggiore, dem «grossen Bruder» des Ortasees. An einem warmen Samstag ausserhalb der Hochsaison bekommt man in der Abendsonne problemlos noch ein Tischchen direkt am See.

Malerisch: Anders als in den Orten am Lago Maggiore herrscht in Orta San Giulio kaum je Gedränge.

Auch auf dem Rundgang auf der kleinen bewohnten Isola San Giulio, die man mit dem Schiff erreicht, sind nur einzelne Spaziergänger unterwegs. Das hilft, den Rundgang durch die alten Gebäude im Sinne der Erfinder zu gestalten. Die Tour ist nämlich für Leute gedacht, die Ruhe und Meditation suchen. In der Mitte der Insel befindet sich ein Kloster, an den Ufern gibt es private Ferienhäuser. Darunter gar Domizile von Zürcher Zünftern. Nur zwei weltliche Personen haben auf dem Eiland einen festen Wohnsitz: eine walisische Lyrikerin und eine Einheimische. Daneben leben hier 75 Benediktinerinnen. 

Auf San Giulio findet man einen einzigen Souvenirshop und ein Restaurant, sonst herrscht hier Geruhsamkeit. Eine, die viel über die Insel weiss, ist die Kunsthistorikerin Cosetta. Sie führt durch die Basilika di San Giulio, ein bedeutender Bau für die Region Piemont. Cosetta weiss auch viel über die touristische Entwicklung der Region am Ortasee. Dass diese etwas verzögert sei, habe auch mit der Industriegeschichte zu tun. Am Seeufer rauchten einst mächtige Fabriken. Deren Abwässer hatten eine fatale Wirkung: Bis in die 60er-Jahre war der See fast ohne Leben. «Mittlerweile ist er so sauber wie jeder andere See», sagt Cosetta.

 Hohe kulinarische Ansprüche

Geniessen: Das Hotel La Darbia setzt auf hochwertige Produkte aus der Region.

Doch zurück zum Hotel La Darbia. Dort bereitet Manfredo Monfrinotti gerade das Nachtessen vor. Der junge Küchenchef hegt hohe Ambitionen für die hoteleigene Gastronomie. Das ist verständlich, denn die Ansprüche im weltweiten Food-Eldorado Piemont sind ungleich höher als etwa im Tessin. Monfrinotti kann auf hochwertige Produkte aus der Region zurückgreifen: Steinpilze gibts im nahe gelegenen Wald, die Butter stammt vom Hof im Ort, Rohschinken und Fische kommen ebenfalls aus der Gegend. Gemüse und Früchte wachsen im eigenen Garten, der zum bewaldeten Anwesen gehört.

Und natürlich die grossen Weine aus der Region Piemont, die im Restaurant auf der Karte stehen: Barolo, Barbera, Gattinara. Letztgenannter ist ein wenig bekannter Nebbiolo aus der gleichnamigen Ortschaft, etwas südlich des Ortasees, rund 30 Autominuten vom La Darbia entfernt. Hotelmitbesitzer und Architekt Giancarlo Primatesta hat dort das Weingut Nervi neu gebaut: ein beeindruckender, futuristisch anmutender repräsentativer Holzbau. Der hier gekelterte Nebbiolo ist selbst in schicken Restaurants in New York erhältlich.

Die Fahrt zum Weingut lohnt sich auch wegen des dazugehörigen Restaurants Cantina Nervi. Ein erstklassiges Degustationsmenü ist hier wie auch in der Cantina La Darbia zu einem erschwinglichen Preis erhältlich. In beiden Lokalen wird vorzügliches Panissa aufgetischt, ein reichhaltiger Reiseintopf mit Speck, Salami, Gemüse und Borlottibohnen. Die Speise ist typisch für die Gegend.

Ausspannen: Abendlicher Blick vom Hotelpool auf den See.

Und so fühlen sich diese Ferien sehr rasch nach Italien an. Nur wenn man am Abend auf der Terrasse oder am grossen Pool des La Darbia sitzt und der Sonne zuschaut, wie sie hinter dem See untergeht, spürt man eine gewisse Ähnlichkeit zum südlichen Schweizer Kanton, der gleich hinter den bewaldeten Hügeln liegt.

Die Reise wurde unterstützt vom Hotel La Darbia.