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Instagrammerin Alison RomanDer Kochstar der Millennials

Maismehlkuchen mit zerdrückten Brombeeren, die Finger lackiert: Ein typisches Alison-Roman-Bild.

Es geht schon um Rezepte. Und ein bisschen darum, wie über den unglamourösen Kochalltag ein Sepiafilter zu legen wäre. Alison Roman, eine ehemalige «New York Times»-Kolumnistin, kann das gut. 

Sie hat mehrere Kochbücher geschrieben. Was sie natürlich noch nicht auszeichnet. Dass ihre Küche manchmal so aussieht, als ob Pandemie herrschen würde (und es keine Rolle spielt, ob sie heute oder morgen Ordnung schaffen wird), schon. Alison Roman ist sehr 2022 und unverkrampfter als alle anderen Food-Influencerinnen. Denn das ist sie, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Dramatik der Bilder lässt erahnen, dass es um viel mehr als Rezepte geht.

Sie beeinflusst in ihrer natürlichen Schlampigkeit die Art, Essen zu betrachten, und nimmt dem Kochen die Ernsthaftigkeit, mit der alles so gern gewürzt wird dieser Tage. Kochen sei kein Wettkampf, keine Show, sagt sie, Kochen sei etwas, das man gern tue oder nicht, und manchmal würden Freunde vorbeikommen und lobten das Essen. 

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Glam umgibt Alison Roman, die tatsächlich aus Los Angeles stammt, aber doch immer ein wenig. In ihrer neusten Rezeptsammlung sind Bilder von Gerichten zu sehen, die von Menschen mit schön lackierten Fingernägeln mithilfe von schönem Besteck gegessen werden. Das Ganze erinnert an eines dieser Siebzigerjahre-Movies, die an Swimmingpools spielen, die Farben sind einen Tick zu kräftig, und alles ist ein bisschen «too much», wenn da nicht dann und wann ein schmutziger Küchentisch als Untergrund diente.

Die Dramatik der Bilder lässt einen aber erahnen, dass es in diesem Buch um viel mehr als diese Rezepte geht. Um Geschichten, um den Alltag, um das Glas Wein, das sie gern trinkt, oder die Stromrechnung, auf die sie erste Ideen für dieses Buch gekritzelt hat.

Alison Roman beschreibt Lebensmittel («Endivie ist eine Art Radicchio für Einsteiger»), wälzt Foodtheorien («Eier auf Crackern zu zerdrücken, hört sich vielleicht mehr nach Frühstück an, und da liegt ihr nicht falsch – ich esse das häufig zum Frühstück») und verrät ihre Vorlieben («Radieschen und Butter, die weltbeste Kombination überhaupt»). Doch genau wie der Titel «Nothing fancy» schwierig zu übersetzen ist – «fancy» bedeutet so etwas wie chic, aber eben nicht ganz –, so ist es auch unmöglich, das Kochbuch in eine Schublade zu stecken. 

Stets an der Grenze zu «too much», aber total glam: Alison Roman.

Also lieber etwas daraus zubereiten. Grüne Goddess-Butter zum Beispiel (125 g weiche Butter, Petersilie, Estragon, Schnittlauch, alles fein zerhackt, 1 Knoblauchzehe, 2 EL Weissweinessig, grobes Salz, frisch gemahlener Pfeffer – alles zerstampfen oder mixen). Dann die Lauchstangen, die die Autorin mit Harissa und Olivenöl massiert (das sagt sie wirklich) und dann im Ofen rösten lässt und noch Zitrone und grobkörniges Salz darüber gibt. Vielleicht hat während des ganzen Winters nichts köstlicher geschmeckt.

«Es geht hier nicht um Ehrgeiz, sondern um das echte Leben», schreibt Alison Roman im Vorwort. Sie wurde wegen ihrer Unbekümmertheit beim Aussuchen der Zutaten schon «Nigella Lawson der Millennials» genannt. 

Der Vergleich ist okay, hinkt aber trotzdem.

Roman kommt einen Touch echter rüber, um beim Alltagsvokabular zu bleiben, vor allem in ihren Videos. Da bäckt sie Delicious Brown Butter Apple Cake – weil sie Äpfel hat, die sie aufbrauchen muss. Dazu holt sie einen Armvoll Zutaten aus einem winzigen Vorratsschrank in ihrer Küche und sagt: «Das ist peinlich. Hier siehts aus wie im Wilden Westen.» Sie kokettiert nicht. Dafür präsentiert sich ihre Küche einfach zu normal. Nicht unordentlich, aber eben auch nicht blitzblank, und «fancy» schon gar nicht. 

Alison Roman. Nothing Fancy. Entspannt kochen für Freunde. 320 Seiten, Dorling Kindersley, ca. 41 Franken

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