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Kommentar zur GewalteskalationDie toxische Männlichkeit des Brian K.

Zurück auf Feld eins: Brian Keller bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis 2023.

Brian Keller ist wieder in Haft, zumindest in Untersuchungshaft. Er soll, so der Vorwurf, einem Tiktoker namens Skorp808 mit mehreren Faustschlägen dreifach das Jochbein gebrochen haben. Skorp808, der den Angriff und die Folgen in mehreren Videos teilweise in Echtzeit zur Schau stellte, wurde am Samstag ebenfalls verhaftet.

Schon vor dieser Eskalation waren die beiden Ex-Häftlinge nicht gut aufeinander zu sprechen. In den sozialen Medien deckten sie sich gegenseitig mit wüsten Drohungen ein, Keller filmte sich mit einem Messer und tauchte anschliessend an der Wohnadresse seines Widersachers auf. Die Behörden mussten ein erstes Mal einschreiten.

Das Gehabe erinnerte an einen schlechten Film über rivalisierende Gangs in der Bronx und an längst vergangene, überwunden geglaubte Zeiten: Die Streithähne zeigten ihre nackten Oberkörper, drohten mit Gewalt, posierten mit Waffen und wollten ihre angeblich verletzte Ehre wiederherstellen.

Frauen mit Vergewaltigung gedroht

Es ist Männlichkeit in ihrer gefährlichsten Form, die da verkörpert wird. Aber ausgerechnet jenen, die seit Jahren überall «toxische Männlichkeit» wittern, fällt das bei Keller nicht auf. Sie richten ihr Augenmerk lieber auf alte weisse Männer, die falsche Pronomen benutzen. Denn toxische Männlichkeit ist nicht in jedem Fall toxisch. Sondern nur dann, wenn sie ins Denkmuster der neuen Lesart passt, in der die Welt aus Opfern und Tätern besteht.

Keller drohte bereits während seiner Haft damit, die Gefängnismitarbeiter zu «massakrieren», weil «Menschen abstechen geil» und er «ein Killer» sei. Zudem drohte er mit der ältesten und männlichsten Form von Gewalt überhaupt, nämlich damit, die Frauen der Gefängnismitarbeiter zu «vergewaltigen». Diese Aussagen sind der Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft vom April 2023 zu entnehmen.

Seine Unterstützerinnen und Verteidiger liessen das gerne unerwähnt. Lieber pflegten sie das Bild von Keller als Opfer, dem von Medien, dem Rechtsstaat, den Behörden, der Justiz Unrecht widerfahren sei. Gefängnismitarbeiter (und offenbar auch deren Frauen) gelten entsprechend dieser Sichtweise als Teil des Systems, und damit als Täter. Man mochte sich daher über seine Vergewaltigungs­drohungen nicht entrüsten, weil diese gegenüber «Täterinnen» anscheinend vernachlässigbar sind.

Jüdinnen haben kein Mitgefühl verdient

Dieselbe schreckliche Logik zeigte sich nach dem 7. Oktober. Jene Kreise, die «Patriarchat!» schreien, wenn irgendwo nicht korrekt gegendert wird, blieben auffallend still, als Jüdinnen während des Massakers der Hamas systematisch vergewaltigt wurden. Weil Juden gemäss der neuen Lesart als «Kolonialisten» und «weisse Unterdrücker» gelten, wurden die Vergewaltigungen gar als eine legitime Form von Widerstand gerechtfertigt («rape is resistance»). Jüdinnen haben als «Unterdrückerinnen» offenbar das Recht auf die Opferrolle und auf jegliche Empathie verwirkt.

Diese Haltung zeigt sich auch bei den aktuellen Protesten für die Hamas. Angebliche Kämpfer für eine bessere Welt solidarisieren sich mit einer Terrororganisation, die im gleichen Boot mit dem Iran sitzt. Das Land, in dem Frauen verschleppt, misshandelt oder getötet werden, weil ein Haar unter ihrem Kopftuch hervorlugt oder sie wagen, es abzulegen. In dem Männer, die die Frauen unterstützen – wie der populäre Rapper Toomaj Salehi – zum Tode verurteilt werden.

Es ist eine Ideologie, die Mitgefühl an Bedingungen knüpft – selbst wenn die Taten noch so grauenhaft sind.

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