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BYD wird Ausrüster der Euro 24Warum eine chinesische Automarke die deutsche Fussball-EM sponsert

Soll bald auch vermehrt auf Europas Straßen rollen: ein Modell der Firma BYD während der Auto Shanghai 2023.

Kleine Preisfrage: Wann findet die nächste Fussball-Europameisterschaft statt, und wo? Knappe fünf Monate vor dem Anpfiff in München laufen nicht nur die meisten Vorbereitungen für dieses Turnier unter dem öffentlichen Radar ab, auch für die sonst schäumende Vorfreude in Deutschland, das Fussballfieber, gilt: Fehlanzeige.

Das Veranstalterland ist so intensiv mit sich selbst beschäftigt, dass das zweitwichtigste Event des Weltfussballs bisher noch kein öffentlich verhandeltes, gesellschaftlich wahrnehmbares Thema ist. Eine Ahnung, die nun auch die Europäische Fussball-Union Uefa erreicht hat. In der Führungsetage sind sie regelrecht «schockiert», wie es heisst, über das ungewohnte Desinteresse – das sich besonders gut an der Schlüsselindustrie des Ausrichterlandes ablesen lässt.

Soeben hat die Uefa ihren offiziellen Fahrzeug-Ausrüster für diese Euro 2024 bekannt gegeben. Der gesamte offizielle EM-Tross wird zwischen München und Berlin, zwischen den Trainings- und Eventstätten, auf den Werbeflächen und über Millionen Bildschirme nicht mit Automobilen der deutschen Vorzeigebranche umherkurven, nicht in Modellen von VW, Mercedes, BMW oder Audi – sondern mit Fahrzeugen von BYD. Was das ist? Ein Auto aus China. Die Marke steht für «Build Your Dreams». Bau deine Träume.

BYD hatte leichtes Spiel

Der Konzern aus Shenzhen ist nach Absatzzahlen bereits der grösste Elektroauto-Hersteller der Welt, grösser als Tesla. Nun will er Europas Märkte aufrollen; er will speziell auch in Deutschland Fuss fassen, wo 2023 gerade mal gut 4000 BYD-Autos abgesetzt wurden. Und klar, das ist Marktwirtschaft.

Merkwürdig nur: Die Chinesen mussten für diesen Grossangriff auf den europäischen Fahrzeugmarkt gar kein Kampfangebot abgeben, also besonders viel Geld auf den Tisch legen. Im Gegenteil, aus der Uefa ist zu hören, dass die Asiaten nicht mal der EM-Sponsor mit dem höchsten Einsatz seien. Wenn also China just in einem Land, in dem die Autoproduktion so wichtig ist, eine so bequeme Einstiegsluke geöffnet wird, wirft das Fragen auf.

Uefa-Vertreter bestätigen, dass ihre Agentur «CAA Eleven» die deutschen Autokonzerne durchaus kontaktiert habe. Alle hätten ihr Desinteresse an diesem EM-Sponsoring im eigenen Land bekundet, und zwar so kategorisch, dass es nicht einmal konkrete Preisverhandlungen gegeben habe. Demnach hatten die Quereinsteiger aus Fernost leichtes Spiel.

Das erstaunt. Zumal bis vor Kurzem alles anders war. Noch bei der jüngsten Europameisterschaft 2020, die über zwölf Länder Europas verteilt worden war, zuckelte vor dem Eröffnungsspiel im Stadio Olimpico zu Rom ein Miniatur-Elektroauto des Turniersponsors Volkswagen in den Anspielkreis, er transportierte den Spielball im offenen Verdeck. Am 14. Juni in der Münchner Arena, beim Eröffnungsspiel der deutschen Auswahl gegen Schottland, könnte das nun ein Auto aus China erledigen – dessen Logo auch von allen Stadionbanden strahlen wird.

Aus sportlicher Sicht ist es ziemlich egal, welcher Sponsor aus welchem Weltenwinkel kommt. Aber im Falle eines chinesischen Autopartners für das grösste Europa-Turnier, im Kernland der westlichen Autoindustrie?

In der Uefa, wo sie fest mit einem deutschen Autopartner gerechnet hatten, wird der Vorgang als «blamabel» eingeschätzt. Nun ist die Uefa natürlich Partei – und daran interessiert, möglichst teure Sponsoring-Pakete zu verkaufen. Wenn aber die komplette deutsche Vorzeigebranche von vornherein abwinkt: Liegt das dann nur am harten Sparkurs in einem Land mit schrumpfender Wirtschaft – VW etwa setzt gerade ein Milliarden-Sparprogramm um? Oder gibt es auch andere Motive?

Zu gefährlich für das Image?

Wer sich in der Branche umhört, stellt fest: Diese EM birgt speziell unter dem Aspekt der Imagewerbung offenbar Risikofaktoren. Die wiederum zur ungewöhnlichen Leisetreterei rund um das Turnier und dessen Vorbereitung beitragen. Das zeigt ein kurzer Blick ins Veranstalterland.

Der Deutsche Fussball-Bund unter dem oft überfordert wirkenden Ex-SPD-Politiker Bernd Neuendorf ringt mit Altlasten der Vergangenheit; der Verband hat die Strafjustiz an den Fersen und Finanzlücken vor der Brust. Der DFB sei an den Bemühungen nicht beteiligt gewesen, heisst es bei der Uefa. Sportpolitisch gelten die Deutschen international schon länger als abgeschrieben. Man wird das im Mai überprüfen können, beim nächsten Kongress des Weltverbandes Fifa: Dass dieser die Frauen-WM 2027 überallhin, nur nicht nach Deutschland vergeben wird, gilt in Fachkreisen als besiegelt; es hat sich nur noch nicht in die DFB-Zentrale nach Frankfurt herumgesprochen.

Und der Sport? Der deutsche Fußball dümpelt im Nirgendwo. Die Fangemeinde traut der DFB-Auswahl, die als EM-Gastgeber automatisch qualifiziert ist, Umfragen zufolge eher das nächste Ausscheiden in der Gruppenphase zu als den Einzug ins EM-Finale daheim. All das sind Themen, die Wirtschaftsleute und Werbetreibende wohl nicht so einfach ausblenden können.

Dem DFB übrigens bleibt das Thema Auto-Sponsoring nach der EM erhalten. Auch hier heisst der Partner noch VW, nach dem Turnier läuft der 2019 besiegelte Vertrag aus. Dass dann die bisher so üppigen Konditionen – kolportiert mehr als 25 Millionen Euro im Jahr – so weiter bestehen werden, ist höchst unwahrscheinlich. Sieht also gar nicht so schlecht aus. Für Schnäppchenjäger wie die aus China.

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