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ForschungsprojektUnterhosen, um die Boden­qualität im Seeland zu überprüfen

Nach zwei Monaten in der Erde kann eine Unterhose aus Baumwolle so aussehen wie hier. Je mehr sie von Mikroorganismen gefressen wird, desto gesünder ist die Erde. (Archivbild)

Wenn Sie Unterwäsche aus 100 Prozent Baumwolle haben, ermutigt Sie das Bundesamt für Umwelt (BAFU) seit Anfang April dazu, diese in der Nähe Ihres Hauses oder in Ihrem Garten zu vergraben.

Damit soll über die Smartphone-App «Beweisstück Unterhose» die Qualität des Bodens ermittelt werden. Denn: Je mehr der vergrabene Slip nach zwei Monaten von den Bodenlebewesen abgebaut wurde, desto gesünder ist der Boden. Gleichzeitig wird den App-Nutzenden vermittelt, wie wichtig die Gesundheit der Böden ist.

Die Landwirte in der Region begrüssen die Initiative. «Wir denken, das Experiment lohnt sich», meint Martin Kohli, Präsident der Landwirtschaftskammer des Berner Juras (CAJB). Es mache einem bewusst, dass die Erde lebt und gepflegt werden muss.

Der Dachverband wird im September anlässlich des Agro-frei-Tages in Loveresse einen eigenen Slip-Wettbewerb veranstalten. «Das spricht die Bevölkerung mehr an als die Erwähnung all der wertvollen Kleinlebewesen, die unsere Böden fruchtbar machen», sagt Kohli.

Was den Zustand der landwirtschaftlichen Parzellen im Berner Jura betrifft, habe er wenig Bedenken, sagt der CAJB-Präsident. «Wir sind in den letzten Jahren im interkantonalen Ressourcenschutzprogramm Terres vivantes aktiv gewesen», erklärt er. «In diesem haben die beteiligten Wissenschaftler festgestellt, dass die Böden im Berner Jura recht gesund sind, vor allem im Vergleich zu Frankreich oder Deutschland.»

Eine Erklärung dafür sei unter anderem die Topografie der Region, die den Einsatz von sehr schweren Maschinen verhindert.

Bemühungen auf dem Vormarsch

Auch im Berner Mittelland wird die Aktion zur Sensibilisierung der Bevölkerung positiv aufgenommen. «Wir haben bereits Glück mit der Fruchtbarkeit unserer Schwarzerde. Das ist ein Grund mehr, ihr gut Sorge zu tragen», sagt Aurelia Marti, Geschäftsführerin von Pro Agricultura Seeland. «Wenn ein Slip dazu beiträgt, die aktuellen Herausforderungen mit der Erhaltung des Bodens besser zu verstehen, dann ist das eine ausgezeichnete Initiative.»

Im Juni 2019 wurden auf dem Areal der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope am Stadtrand von Zürich Baumwollunterhosen vergraben.

Innerhalb der Seeländer Vereinigung, die sich für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzt, werde die Thematik sehr ernst genommen. «Die Anbaufläche ist in den letzten Jahren stellenweise sehr stark gesunken, von 20 Prozent auf etwas über zehn Prozent», räumt die Expertin ein. Sie würden gemeinsam mit Landwirten konkrete Interventionen entwickeln, um diese Entwicklung langfristig um die zehn Prozent zu stabilisieren.

Mit dem Projekt «Bodenverbesserung Seeland (BOVE)» wird das Problem seit 2019 aktiv angegangen. Es soll die Böden in der Gemüsekammer der Schweiz verbessern. Pro Agricultura testet dabei bis 2027 auf fünf Flächen mögliche Lösungen mit gezielten Massnahmen wie der Zugabe bestimmter Mineralien.

Das Glück der Wissenschaftler

Das Citizen-Science-Projekt «Beweisstück Unterhose» – bei dem folglich freiwillige und hauptberufliche Forschende zusammenspannen – startet zwar gerade, ist aber dennoch nicht neu: Es wurde 2021 bereits einmal durchgeführt. Dank der Mithilfe von Menschen in der ganzen Schweiz haben Wissenschaftler 19 Bakterienarten und rund 6500 Pilze entdeckt.

Gemäss der «Beweisstück Unterhose»-App wurden im Kanton Bern schon einige Unterhosen vergraben.

Diese Daten sind wertvoll für Forscherinnen und Forscher. «Die Erlaubnis eines Landbesitzers einzuholen, um Analysen durchzuführen oder Proben von seinen Feldern zu nehmen, ist sehr zeitaufwendig.

Noch schwieriger ist es, Zugang zu den Gärten von Privatpersonen zu erhalten», sagt Adrien Mestrot, Leiter der Abteilung für Bodenkunde am Geografischen Institut der Universität Bern. Die Daten, welche die Teilnehmer liefern, könnten helfen, die Böden des Landes nach Gesundheitszustand zu kartografieren.

Adrien Mestrot spricht aber auch eine weniger erfreuliche Realität an: «Trotz sehr grosser Anstrengungen aller betroffenen Akteure verschlechtert sich die Qualität der Böden seit mehreren Jahren. Und die Tendenz geht zur Erschöpfung, auch durch die grosse Bautätigkeit.» Er betont, dass es «ohne die vielen kleinen Organismen, die den Boden bearbeiten, keine Erneuerung der Ressourcen» geben würde.

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